MTViva liebt dich! (eBook)
528 Seiten
Ullstein (Verlag)
978-3-8437-3051-8 (ISBN)
Markus Kavka, geboren 1967 in Ingolstadt, ist Journalist und Moderator. Nach Stationen beim Print und Radio startete er seine Musik-TV-Laufbahn 1995 bei VIVA. 1997 wechselte er zu VIVA ZWEI, von 2000-2009 war er Moderator und Producer bei MTV Germany. Nach weiteren Formaten bei Kabel Eins, ZDFkultur und Nitro ist er seit 2015 bei Deluxe Music zu sehen. Darüber hinaus ist er Radiomoderator, Buchautor, Podcaster und DJ.
Markus Kavka, geboren 1967 in Ingolstadt, ist Journalist und Moderator. Nach Stationen beim Print und Radio startete er seine Musik-TV-Laufbahn 1995 bei VIVA. 1997 wechselte er zu VIVA ZWEI, von 2000-2009 war er Moderator und Producer bei MTV Germany. Nach weiteren Formaten bei Kabel Eins, ZDFkultur und Nitro ist er seit 2015 bei Deluxe Music zu sehen. Darüber hinaus ist er Radiomoderator, Buchautor, Podcaster und DJ.
Kapitel 2
»We wish you luck« – Die Gründung von VIVA 1987 bis 1993
VIVA wie »Videoverwertungsanstalt«
– die Entstehung eines neuen Senders
Die Geschichte der VIVA-Gründung wurde noch nie wirklich erzählt. Dabei ist es eine spannende Geschichte.
Allgemein bekannt ist, dass die großen Plattenfirmen, also die Musikindustrie involviert und Dieter Gorny einer der Gründer war. Das ist auch richtig, wobei die eigentliche Initiative von anderen ausging und Dieter erst etwas später dazukam.
Es ist, wie so oft bei erfolgreichen Gründungen, eine Geschichte von gutem Timing, Hartnäckigkeit, glücklichen Begebenheiten, Rückschlägen, Zufällen und viel Arbeit. Eine klassische und immer wieder in der Musikindustrie begonnene und beendete Start-up-Story, würde man heute sagen.
Die Erzählungen der Protagonisten divergieren an der ein oder anderen Stelle. Aber gut, es ist über 30 Jahre her, und die Wahrheit liegt ja immer auch im Auge des Betrachters. Allein aus diesen Erzählungen hätten wir ein Buch machen können.
Also, wie kam es zur VIVA-Gründung, und wer waren die Gründer?
Hier die Antworten, in Kurzform erzählt von den drei wesentlichen Protagonisten der Gründung 1993:
Dieter Gorny: Geschäftsführer der Musikmesse Popkomm, Leiter des Rockbüros NRW, damals 40 Jahre alt.
Christoph Post: Gemeinsam mit Jörg Hoppe, Mitinhaber der TV Produktionsfirma Me, Myself & Eye, kurz MME, damals 28 Jahre alt.
Hannes Rossacher: Als Co-Partner von Rudi Dolezal, Inhaber der DoRo GmbH, der damals renommiertesten Videoclip-Schmiede im deutschsprachigen Raum, damals 41 Jahre alt.
Hannes Rossacher: In den Achtzigern haben wir schon Clips für Falco, Queen, Rolling Stones und andere gemacht. In dem Zuge habe ich Jörg Hoppe kennengelernt. Er war Anfang der Achtzigerjahre Manager von Extrabreit. 1987 hat mir Jörg ein Fax geschickt: »Wollen wir uns nicht einmal zusammensetzen und schauen, ob man etwas machen kann, um ein deutsches Musikfernsehen auf die Beine zu stellen?« Daraufhin haben wir uns in Berlin getroffen. Das ist praktisch die Initialzündung gewesen.
Nach dem Treffen hat es dann noch eine Weile gedauert. Zu der Zeit ist ja gerade erst MTV Europa in London entstanden. Wir kannten aber einige MTV-Leute, und so kam es zu einem Meeting mit den MTV-Chefs Brent Hansen und Bill Roedy.
Wir haben denen gesagt: »Passt auf, ihr geht davon aus, dass der europäische Markt mit dem amerikanischen vergleichbar ist. Das ist aber nicht so. In Europa hast du riesige Sprachzonen, die eigene Märkte sind. Du hast in Deutschland zum Beispiel einen Herbert Grönemeyer oder einen Marius Müller-Westernhagen, die verkaufen über eine Million Platten, wenn sie ein Album veröffentlichen. Damit wären sie sogar in Amerika in den Top 10 der Billboard-Charts. Die werden aber bei MTV in England nicht gespielt, weil das in Frankreich, Italien oder sonst wo niemanden interessiert. Umgekehrt gibt es auch in Frankreich enorm erfolgreiche Künstler, die in Deutschland niemanden interessieren. Undundund … Ihr müsst also regionale Signale ausstrahlen«, haben wir gesagt. »Ihr müsst MTV Deutschland machen, MTV Frankreich und so weiter.« Zum Ende des Meetings haben wir dann gefragt: »Wie ist das jetzt, würdet ihr das machen?« Und die beiden meinten nur: »No, thanks. We wish you luck!«
Nach dem MTV-Meeting hat sich dann die Interessengruppe aus MME und uns, den DoRos, formiert. Wir waren die Original-Founder.
Dieter Gorny: Die Popkomm war ja immer wieder ein Riesending, auch international. Zehntausend Fachteilnehmer auf der Messe und Hunderttausende beim gleichzeitig stattfindenden Ringfest.
Ab 1991 war auch MTV auf der Popkomm vertreten. Wir waren total stolz, dass die rüberkamen, und es gab auch regelmäßig Kontakt.
Aber schon damals wurde darüber diskutiert, warum MTV eigentlich nicht auf Deutsch sendet. In Deutschland gab es ja nichts Vergleichbares. MTV sendete zu diesem Zeitpunkt ein paneuropäisches Programm aus London, in dem deutsche Künstler so gut wie gar nicht auftauchten. In dem Zusammenhang entstanden dann erste Ideen. Wenn MTV nichts Deutsches macht, warum macht man so was nicht selber? Damals war die Musikindustrie ja schon maßlos stolz darauf, wenn sie einen deutschen Topstar wie Westernhagen irgendwie auf der MTV-Playlist untergebracht haben.
Die ersten Gespräche über deutsches Musikfernsehen waren so ein bisschen wie die Reformation. Man schlägt die Thesen an die Tür, aber um Gottes willen – das ist ja Blasphemie – achtet darauf, dass MTV das nicht hört.
Christoph Post: Die eigentliche Initialzündung für VIVA? Wir waren mit unserer Company MME in Hamburg und wollten zu der Zeit eine Musikstrecke für den Lokalsender Hamburg 1 machen. In diesem Umfeld tauchte auf einmal Tom McGrath, der Head of International bei Time Warner in New York, auf. Er hatte auf der ganzen Welt alles Mögliche für Time Warner eingekauft, wollte in Hamburg 1 investieren. Deshalb waren wir mal mit ihm abendessen.
Bei dem Meeting haben wir auch über Spartenkanäle gesprochen. Er meinte dann – und das war meiner Meinung nach der initiale Punkt –, ein Musikprogramm bei Hamburg 1 fände er super, aber warum machen wir das nicht gleich in ganz Deutschland? Weil, Time Warner war auch an Musiksendern interessiert.
Und ich weiß noch, dass mein MME-Partner Jörg Hoppe und ich nach Hause gefahren sind und wir vollkommen flambiert waren: Der hat ja total recht! Wir haben mal wieder viel zu klein gedacht.
Bei dem Abendessen hat Tom uns auch erzählt, dass die großen Plattenfirmen, die Majors, zu denen auch Warner gehörte, wahnsinnig schlecht auf MTV zu sprechen waren, weil dort so eine »verkehrte Welt« stattfand. MTV hatte es ja sensationell hinbekommen, dass deren Hauptprogramm, also die Musikvideos, weder von ihnen bezahlt werden musste, noch beauftragt, noch hatten sie Lizenzen zu zahlen. Im Gegenteil: Die größten Stars, die bei den größten Musiklabels unter Vertrag waren, haben die besten Songs, mit den besten Videoclip-Regisseuren, auf ihr Risiko hin produziert – für MTV. Damals wurden jede Woche 40, 50 neue Videos produziert, die dann bei MTV in die Musiksitzung kamen. Und Tom meinte: »You know, we spend millions and millions to send these new superstar clips over to MTV and there’s an intern and throws it in the basket.« Da sind die alle ausgeflippt.
Die Plattenfirmen hatten damals auch alle Höhenflüge. Mit der Einführung der CD haben sich deren Umsätze noch mal verdreifacht. Einfach so. Die hatten also viel Geld, ein dickes Ego, aber keinen Einfluss, auf diese beknackte MTV-Playlist zu kommen. Die Clips waren ja das Vehikel, um die Leute dazu zu bringen, das eigentliche Produkt zu kaufen. Und woanders liefen keine Clips. Also das war eine irre Welt für MTV, die bei der VIVA-Gründung eine große Rolle gespielt hat.
Das Treffen mit Tom war Ende 91, und das war the very beginning. 1992 war dann auch ein hartes Jahr für uns: Wir wären mit der MME fast pleitegegangen, weil wir uns so auf VIVA konzentriert hatten. Das hing immer wie eine Karotte im Raum, einen Sender zu machen. Wir dachten uns: Alter, wenn das durchkommt, dann haben wir die Rente.
Tom McGrath war dann regelmäßig in Hamburg. Zu der Zeit haben wir auch schon Aufgaben von Tom gekriegt, ohne dass wir irgendwelches Geld bekommen hätten. Aber es wurde konkreter.
Damals kam dann auch das erste Mal der Begriff VIVA auf – als Abkürzung für »Videoverwertungsanstalt«. Das war Jörg Hoppes Idee. Wir brauchten einen catchy Namen, weil »deutsches Musikfernsehen«, das klingt ja total scheiße. Da investiert doch keiner.
VIVA war als Name aber eigentlich ziemlich schlecht, weil es eine Frauenzeitschrift mit dem Namen gab und einen Schokoriegel. Also das war irgendwie – iiihh. Da haben wir immer gesagt: Ja, komm, das ist jetzt erst mal ein Zwischenname. Wenn aus dem Sender was wird und wir Investoren finden, dann werden sowieso fünf Agenturen angeheuert, die geile Namen erfinden. Aber die Amerikaner, vor allem Tom, meinten: »No, that’s great! That’s good! Isn’t it Latin? It sounds European. I really like VIVA, so save it. Please make sure, that we can use it.«
Es wurde also konkreter, und Jörg und ich haben echt Schiss gekriegt. Nicht nur überhaupt einen Sender hochzuziehen, sondern auch: Oh Gott, wie geht das? Es ging ja vor allem auch gegen MTV. Wie wollen wir gegen diesen Sender ankommen? Da haben wir gesagt: »Okay, wir müssen Kräfte bündeln, nur wir beide geht nicht. Wir haben ja auch noch unsere eigene Company, die MME, um die wir uns kümmern müssen. Lass uns mal Rudi und Hannes ansprechen. Der Kuchen ist so groß – wir brauchen die.«
Die DoRos haben wie wir Videoclips produziert und fischten im gleichen Teich. Bei unserem ersten Treffen fragte Rudi Dolezal: »So, wie weit seid ihr denn?« – »Aha, so weit. Ja, dann machen wir schon mit.«
Hannes Rossacher: Bei einem...
Erscheint lt. Verlag | 26.10.2023 |
---|---|
Verlagsort | Berlin |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Pop / Rock |
Schlagworte | 80er Jahre • 90er Jahre • Fernsehen • Generation • Hiphop • Klassiker • Markus Kavka • Moderator:innen • MTV • Musik • Musiker:innen • Oral History • Popkultur • Popmusik • Videos • VIVA |
ISBN-10 | 3-8437-3051-2 / 3843730512 |
ISBN-13 | 978-3-8437-3051-8 / 9783843730518 |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
Größe: 10,2 MB
DRM: Digitales Wasserzeichen
Dieses eBook enthält ein digitales Wasserzeichen und ist damit für Sie personalisiert. Bei einer missbräuchlichen Weitergabe des eBooks an Dritte ist eine Rückverfolgung an die Quelle möglich.
Dateiformat: EPUB (Electronic Publication)
EPUB ist ein offener Standard für eBooks und eignet sich besonders zur Darstellung von Belletristik und Sachbüchern. Der Fließtext wird dynamisch an die Display- und Schriftgröße angepasst. Auch für mobile Lesegeräte ist EPUB daher gut geeignet.
Systemvoraussetzungen:
PC/Mac: Mit einem PC oder Mac können Sie dieses eBook lesen. Sie benötigen dafür die kostenlose Software Adobe Digital Editions.
eReader: Dieses eBook kann mit (fast) allen eBook-Readern gelesen werden. Mit dem amazon-Kindle ist es aber nicht kompatibel.
Smartphone/Tablet: Egal ob Apple oder Android, dieses eBook können Sie lesen. Sie benötigen dafür eine kostenlose App.
Geräteliste und zusätzliche Hinweise
Buying eBooks from abroad
For tax law reasons we can sell eBooks just within Germany and Switzerland. Regrettably we cannot fulfill eBook-orders from other countries.
aus dem Bereich