Simone Decker. Implantate. Magnificatio.

Wir haben Kulturen, gesellschaftliche Zusammenhänge, geschichtliche Vorbestimmungen, aktuelle Einflüsse, unsere eigenen Vorurteile, technische Möglichkeiten, Vorlieben, Gegenstände, Moden, die Natur – eine Melange daraus und aus noch unendlich viel mehr könnte man sich bildhaft als ein „Grundrauschen der menschlichen Existenz“ vorstellen. Dieses Rauschen ist aber an jedem Ort ein anderes. Es hat, sagen wir, eine eigene Färbung. Die versteckten Bedingungen zu finden, die diese Färbung erzeugen, diesem Ort gleichsam eigen sind, ist Simone Deckers große detektorische Fähigkeit. Sie kann unsichtbare thematische und emotionale Tätowierungen einer Umgebung, eines Ortes finden und sichtbar machen. Entnahmestationen sind bei diesen beiden Projekten eine Polizeistation (Implantate) und ein Laborgebäude (Magnificatio). Beide Male werden vorhandene Objekte aus ihrer für uns im Allgemeinen nicht bekannten und nicht zugänglichen Umgebung entnommen. Durch einen technischen Prozess geschickt werden sie in übersetzter Form wieder sichtbar. Es wird in beiden Fällen eine Art Membran aufgezogen, an der sich das „Detektierte“ zeigt. Bei Implantate durchschneidet sie als Wandoberfläche die Objekte, bei Magnificatio ist es eine Projektionsfläche für Bilder.

Text: Christian Pantzer, Josée Hansen.