Bilder, die ins Vergessen führen - Matthias Drescher

Bilder, die ins Vergessen führen

Wenn China uns folgt, geht das Erinnern verloren
Buch
60 Seiten
2022
PalmArtPress (Verlag)
978-3-96258-120-6 (ISBN)
18,00 inkl. MwSt
Wer die unbändige Dynamik der westlichen Zivilisation verstehen will, sollte ihre Bilder mit jenen Chinas vergleichen. Dabei wird deutlich, dass unsere Kunst von Hoffnung geprägt wurde und dass sie deshalb so gebannt nach vorne schaut. Inzwischen hat der Zukunftsdrang die ganze Welt erfasst und damit auch China. Hier allerdings stößt er auf tiefsitzenden Widerstand, der uns noch überraschen dürfte.

Matthias Drescher, aufgewachsen in Varese (Italien), lebt seit 1991 in Berlin, wo er als Autor und Unternehmensberater arbeitet. Studium der BWL, Philosophie und Geschichte in Oestrich-Winkel und in München. Beruflich war er bis 2014 im Bankgeschäft tätig; sein Essay von 2018 Die Zukunft unserer Moral: Wie die Nächstenliebe entstanden ist und wieso sie den Glauben überlebt wurde u.a. in der FAZ vorgestellt.

Ich vermute auch im Kern der Drescher'schen Sicht die Zuversicht, dass uns die chinesische Usurpation unserer westlichen Allmachtsphantasien dazu anleiten wird, dass im Beharren die Kraft liegt und nicht im läppischen Überbietungswettbewerb nichtssagender Neuheiten.
– Aus dem Vorwort von Bazon Brock, Professor (em.) für Ästhetik und Kulturvermittlung, Universität Wuppertal

Die Unrast Die abendländische Malerei hatte nie innegehalten. Sie war durch Seelenangst entstanden, vorangetrieben, ihr entkommen und noch immer rastlos. Erst wollte sie nah bei Gott sein, dann an der Natur oder am idealen Leben – also im Einklang mit Höherem, auch wenn es profan war. Neu war der offene Horizont; jeder Schritt führte weiter, über Porträts und Landschaften hinaus, weil alles malbar schien. Nicht mehr das Ziel wirkte überwältigend, dafür die unerschöpflich vielen Sujets. Allerdings paßte deren Überfülle zum bisherigen Malen, das immer zu Gott hin gestrebt hatte, ihn aber nie erfassen konnte und von dieser Anspannung geprägt war. Man hatte eingeübt, darzustellen, was möglich war, um aber mehr damit zu sagen. Alle Heiligenbilder und die biblischen Geschichten, auch in ihren Details, verwiesen letztlich auf Gott, den keiner wirklich malen konnte. Nichts war nur so gemeint wie abgebildet, weil alles für die Hoffnung auf ewiges Leben stand. Malen hieß somit, auf Höheres zu zeigen, und auch das Publikum wollte dort hingeführt werden. Der hohe Anspruch hielt an. Selbst Weltliches verwies oft auf Gott; weniger klar als biblische Szenen, aber bedeutsam und voller Symbole, so wie im ersten Landschaftsbild *. Zwar verblaßte die Religion allmählich und machte anderen Ordnungen Platz. Aber die Essenz des mittelalterlichen Kunstschaffens blieb erhalten: die Unrast, weil alles etwas bedeuten sollte. *Vgl. Dagmar Schmidt: Der Freskenzyklus von Ambrogio Lorenzetti über die gute und die schlechte Regierung. Eine danteske Vision im Palazzo Pubblico von Siena. Universität St. Gallen 2003, S.115 ff.

Erscheinungsdatum
Vorwort Bazon Brock
Verlagsort Berlin
Sprache deutsch
Maße 125 x 180 mm
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Design / Innenarchitektur / Mode
Schlagworte Abendland • Ai Weiwei • China • Christianisierung • Duccio • Giotto • Gleichmut • Jan van Eyck • Ju Lian • Rinascimento • Westliche Zivilisation • zhao mengfu • Zukunftsdrang
ISBN-10 3-96258-120-0 / 3962581200
ISBN-13 978-3-96258-120-6 / 9783962581206
Zustand Neuware
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