Clije. Cli-je. gedruckt, gelesen und gedreht

zu den Wörtern von Marcel Broodthaers
Buch | Softcover
168 Seiten
2022
Sonderzahl (Verlag)
978-3-85449-610-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Clije. Cli-je. gedruckt, gelesen und gedreht - Hannah Bruckmüller
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Marcel Broodthaers (1924–1976) gilt als einer der bedeutendsten Konzeptkünstler der europäischen Nachkriegsavantgarde: ein aus der Literatur kommender »Künstler-Künstler«, zentraler Mitbegründer der Institutionenkritik, der den gesellschaftlichen Status des Museums ebenso hinterfragte wie die Rolle der Kunst selbst. Das Werk des Belgiers, der zunächst als Dichter tätig war, ist geprägt von Buchstaben, von Wörtern, von Schrift. Broodthaers entwendet sie, setzt sie in komplexe Verweisstrukturen ein, schichtet sie um, macht sie lesbar und unlesbar zugleich. Nicht zuletzt durch seine ausgeprägte Referenzaffinität hat er sich einen Namen gemacht, der für die Kunst ebenso fruchtbar ist wie für theoretische Auseinandersetzungen. Seine Arbeit ist durchdrungen von vielfältigen sprachlichen Formen: von Annotationen und Notizen, literarischen Bezugnahmen, rückwärts gelesenen Begriffen, Tippfehlern, Übersetzungen und Vorlagen, die zum Weiterlesen anregen.Die gedruckten, die gelesenen und die gedrehten Wörter von Marcel Broodthaers aus den 1960er und 1970er Jahren sind Dreh- und Angelpunkt des vorliegenden Buches: Es eröffnet eine neue, randzonenaffine Lesart, die die Grenzbereiche von Kunstgeschichte, Literatur, Geschichtsschreibung und Kunst erkundet und das etablierte Dichter-Künstler-Narrativ um eine feministische Perspektive erweitert.Als etymologisch prägende Instanz des Klischeebegriffs wird der Typografie eine zentrale Rolle zugewiesen: vom Zischen und Klicken aufprallender Bleimatrizen zum Cli-je. Vermittels dekonstruktiv geprägter Begriffsarbeit und der Einbeziehung von Marginalien, Querverweisen und Drucksorten werden Selbstporträts und ihre Klischees, in denen sich das »künstlerische Ich« widerspiegelt, kritisch in den Blick genommen. Aus dem Fundament, der Arbeit im Archiv, entwickelt sich unter semantisch-onomatopoetischer Sensibilität eine Lesart, die das Kanonisierte feministisch entgrenzt, das Klischee historischer Erzählungen destabilisiert und dadurch zu einer Diversifizierung der Historie beiträgt.

Wie lernt man Lesen mit Marcel Broodthaers? Diese Frage führt zurück in das Schulzimmer: in jenen Raum, in dem das Alphabet gelernt wird. In jenen Raum des Papageien, in dem die Verständnislosen zu Leserinnen werden, in dem sich die Bedeutung der Schrift entfaltet: durch das Wiederkehren, die beständige Wiederholung, die gebetsmühlenartige Repetition des A-B-C wird das Lesen und das Schreiben gelernt. Schon wieder ein Klischee: A-B-C. Gelesen, kopiert, und gedreht. Man könnte auch einmal anders beginnen.Man beginnt das Klischee im K zu sehen, kehrtzumachen, das K im Klischee zu hören. Cliché, clicher, clije: von dichtenden Künstlern und bildenden Dichtern. Die Buchstaben werden gedreht, in gewendeten Briefen gelesen, in Lettern gedruckt. Es wiederholt sich. Gedruckt, gelesen und gedreht. Um die eigene Achse, rechts der Hand und links der Augen. Im Wörterhaus Sprache, in der Welt hinter der Welt und was sich dort finden lässt. Kehrt gewendet, quergelesen, übersetzt. Cli-je.

Erscheinungsdatum
Verlagsort Wien
Sprache deutsch
Maße 155 x 235 mm
Gewicht 415 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Kunst / Musik / Theater
Schlagworte Avatgarde • Dekonstruktion • Diversifizierung • Feminismus • Klischee • Nachkriegsavantgarde • Typografie
ISBN-10 3-85449-610-9 / 3854496109
ISBN-13 978-3-85449-610-6 / 9783854496106
Zustand Neuware
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