Variationen (eBook)

für Opernliebhaber und Musikfreunde
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
199 Seiten
tolino media (Verlag)
978-3-7546-0564-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Variationen -  Hans J. Gaida
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Vier Beschreibungen von selten gesehenen Opern: Der Rosenkavalier, La Fanciulla del West, Turandot, L'Africaine und ein Versuch, die Meistersinger von Nürnberg zu verstehen: Wagners Sachs - ein Populist? Im Mittelpunkt stehen Richard Wagner ('... und das liebe Geld') und Giuseppe Verdi ('...mein Leben war Musik'). Die Variationen des Themas zeigen viel mehr Gemeinsames in ihrem Denken als vermutet, und weniger Trennendes im Empfinden als unterstellt. Außerdem zwei Traktate 'Warum Künstler reisen?' und 'Was ist das wirkliche Genie?', sowie Impressionen von 25 Konzerten in Deutschlands größtem klassischen Konzertsaal.

Mein Lebensweg ist ein echt deutsch-deutscher: im Krieg geboren, von Ost nach West. Studium der Publizistik, VWL und Neueren Geschichte mit Promotion zum Dr. phil. an der Freien Universität Berlin. Gut 50 Jahre tätig im Veranstaltungsmanagement. Nebenbei 25 Jahre Lehrbeauftragter über Kulturmanagement an Hochschulen in Deutschland, Österreich und Shanghai. Beruflich viel auf Reisen. Mitgebracht habe ich großen Respekt vor den Leistungen und Kulturen anderer Völker und Nationen.

Mein Lebensweg ist ein echt deutsch-deutscher: im Krieg geboren, von Ost nach West. Studium der Publizistik, VWL und Neueren Geschichte mit Promotion zum Dr. phil. an der Freien Universität Berlin. Gut 50 Jahre tätig im Veranstaltungsmanagement. Nebenbei 25 Jahre Lehrbeauftragter über Kulturmanagement an Hochschulen in Deutschland, Österreich und Shanghai. Beruflich viel auf Reisen. Mitgebracht habe ich großen Respekt vor den Leistungen und Kulturen anderer Völker und Nationen.

Zweiter Auftritt


Wagners Sachs – ein Populist?

Ein Versuch, Richard Wagners

Die Meistersinger von Nürnberg

zu verstehen

„Die ‚Meistersinger’ sind in den dunklen Jahren zwischen 1933 und 1945 als ein theatralisches Aushängeschild für die oberflächlichsten nationalistischen Belange mißbraucht worden. Sie von diesem Makel zu reinigen und als echtes Meisterwerk des großen nationalen Kulturerbes neu zu erkennen, ist die Aufgabe unserer Zeit.“

Hermann Heyer, Leipzig, Herbst 1952

Mit diesem Appell schließt die kundige Einführung zu Die Meistersinger von Nürnberg* in einer Textausgabe des Reclam-Verlages.

Man kann nicht sagen, dass in den vergangenen 70 Jahren die Aufforderung Hermann Heyers nachdrücklich Gehör gefunden hat. Den Meistersingern blieb der nationalistische Makel haften, nur bekam er eine zeitgemäße Färbung.

Eine Oper ist ein Kunstwerk für Ohr (Musik), Auge (Bühnenbild / Inszenierung) und Verstand (Inhalt und seine Handlung). Wagner hat es als Gesamtkunstwerk verstanden. Ob das Geschehen, das auf der Bühne abläuft, tatsächlich die Oper

* Personennamen des Stückes und Textzitate sind hier kursiv wiedergegeben, ebenso Zitate aus Wagners Schriften und G.G. Gervinus: Geschichte der deutschen Dichtung.

Die zahlreichen Original-Regieanweisungen (!) Wagners, die zum besseren Verständnis dazugehören, sind kursiv zitiert.

ist, die auf dem Spielplan angekündigt wurde, und für die man die Eintrittskarte gekauft hat, erkennt man als Besucher häufig nur an der Musik und am Besetzungszettel, der die zutreffenden Rollen und ihre Interpreten vermerkt. Ohne Musik geht’s nicht, aber was wird manchmal nicht alles aufgeboten, damit auch das Auge nicht leer ausgeht, denn der Verstand wird überrumpelt. Regietheater wird das euphemistisch genannt.

Besonders verwirrend zeigen das Die Meistersinger von Nürnberg, die wegen ihres nationalsozialistischen Missbrauchs als Spiegelbild der Deutschen und ihrer Geschichte umgedeutet werden.

Die Inszenierungen werden heute danach beurteilt, wie dieser Makel interpretiert wird. Mit Eifer immer wieder, und meist in Déjà-vu- Manier mit zackigen Marschschritten, Uniformen, Hakenkreuzfahnen und sonstigem Zubehör aus der Requisite. Wagner, selber sturer Nationalist, hat es doch deutlich herausgestellt: so sind die Deutschen, auch heute noch, und das muss ihnen richtig gezeigt werden, damit es der Uneinsichtigste, auch unter den Opernbesuchern, begreift. Wenn die Regie es vermieden hat, die verdächtigte Deutschtümelei zu dick aufzutragen, wird sie als konventionell, zu wenig politisch, reaktionär verdächtigt.

Die Legitimation dafür gründet sich vor allem auf die letzten Zeilen von Hans Sachs:

Verachtet mir die Meister nicht

. . .

Habt acht! Uns dräuen üble Streich’: –

Zerfällt erst deutsches Volk und Reich,

in falscher welscher Majestät

kein Fürst bald mehr sein Volk versteht;

und welschen Dunst mit welschem Tand

sie pflanzen uns in deutsches Land.

Was deutsch und echt, wüßt’ keiner mehr,

lebt’s nicht in deutscher Meister Ehr’.

Drum sag ich Euch:

Ehrt eure deutschen Meister:

Dann bannt Ihr gute Geister!

Und gebt Ihr ihrem Wirken Gunst,

zerging’ in Dunst

das Heil’ge Röm`sche Reich,

uns bliebe gleich

die heil’ge deutsche Kunst!

Bei der einseitigen Fokussierung auf diese letzten deutsch-betonten Zeilen wird der erste Teil des Monologs von Sachs völlig außer Acht gelassen, der aber den zweiten Teil verständlich macht, wie es überhaupt dazu gekommen ist:

Verachtet mir die Meister nicht

Und ehrt mir ihre Kunst!

Was ihnen hoch zum Lobe spricht,

fiel reichlich Euch zur Gunst!

Nicht Euren Ahnen, noch so wert,

nicht Eurem Wappen, Speer noch Schwert,

daß Ihr ein Dichter seid,

ein Meister Euch gefreit,

dem dankt Ihr heut Eu’r höchstes Glück.

Drum denkt mit Dank Ihr dran zurück,

wie kann die Kunst wohl unwert sein,

die solche Preise schließet ein? –

Daß unsre Meister sie gepflegt,

grad’ recht nach ihrer Art,

nach ihrem Sinne treu gehegt,

das hat sie echt bewahrt;

blieb sie nicht adlig wie zur Zeit,

wo Höf’ und Fürsten sie geweiht

im Drang der schlimmen Jahr’

blieb sie doch deutsch und wahr;

und wär’ sie anders nicht geglückt,

als wie, wo alles drängt und drückt’

Ihr seht, wie hoch sie blieb in Ehr’!

Was wollt Ihr von den Meistern mehr?

Richard Wagner wusste immer genau, was er wollte und tat auch was er danach sollte. Und mit den Meistersingern soll er sich die Mühe gemacht haben, eine rührende Liebesgeschichte (Evchen kriegt zum Schluss doch ihren Walther) und viel Drumherum um Könner (Sachs) und Dilettanten (Beckmesser) in der Dichtung und Sangeskunst zu schreiben, vier Stunden dazu Musik zu machen, nur um in den letzten zwanzig Minuten einem deutschen Nationaldrang zu huldigen (eine moderne Regie würde es passend so bringen: … die nationalistische Sau rauszulassen)? Weil er in seinen anderen Opern dazu nicht gekommen ist?

Ist das plakative Beharren auf dem nationalistischen Makel historische Verblendung? Naive Agitation? Ideologische Verklemmung? Politischer Mainstream? Theatralische Demonstration zeitgemäßer „oberflächlichster Belange“?

Vielleicht ist es einfach nur ein Missverständnis?

Es haben sich viele kluge Köpfe darüber Gedanken gemacht, auch unter Einbeziehung von Wagners sonstigem Gedankengut und Lebenslauf.

Hier wird versucht, es mit dem einfachen Gemüt eines Opernliebhabers zu erklären. Da Musik schwerlich in Worte gekleidet werden kann (Worte in Musik schon eher), erfolgt die

Spurensuche

vor allem im von Richard Wagner selbstverfassten Text.

Spur 1

Ich beginne mit einem Geständnis. Die Meistersinger von Nürnberg gehören nicht zu meinen Lieblingsopern, und das will was heißen, denn ich habe viele. Schuld daran ist meine Mutter, der ich sonst die Liebe zur Musik zu verdanken habe. Sie hatte in unserer Heimatstadt Gleiwitz eine Aufführung der Meistersinger erlebt mit dem Ergebnis: zu laut, zu lang, zu langweilig. Das blieb nicht ohne Eindruck auf mich und so machte ich lange Jahre einen Bogen um alle Wagneropern.

Erst Der fliegende Holländer in der Deutschen Oper Berlin ließ mich regelrecht aufhorchen. Und die Meistersinger mit Dietrich Fischer-Dieskau als Sachs in der umjubelten Inszenierung von Peter Beauvais machten mich zum Wagner-Fan.

Es gab dann noch einige Meistersinger - Besuche in verschiedenen Opernhäusern, die letzten in Bayreuth nach der Regie von Wolfgang Wagner.

Die Vorgeschichte kurz erklärt:

Der 32jährige Wagner war mit seiner Ehefrau Minna im Sommer 1845 zur Kur im noblen Marienbad in Böhmen. Dabei konnte er die fliegenden Gedanken um Lohengrin, ein Stoff, den er auch zu vertonen gedachte, nur schwer bändigen. Da der Badearzt aber auch mentale Ruhe verordnet hatte, griff er ersatzweise zur im Reisegepäck mitgebrachten Lektüre, „Georg Gottfried Gervinus: Geschichte der deutschen Dichtung“, die wenige Jahre zuvor in mehreren Bänden erschienen war. Wie er selbst in Mein Leben über die damaligen Vorgänge schrieb, glaubte er wegen der ärztlichen Mahnung ein energisches Mittel der sonderbarsten Art anwenden zu sollen.

Was auf den ersten Blick wie eine trockene, also Ruhe vermittelnde Materie erschien, erwies sich allerdings bei einem kreativen Kopf wie Wagner als Kontraindikation. Er fing sofort Feuer beim Kapitel im Zweiten Band, das detailliert die Abläufe und Zusammenhänge des Meistergesangs beschreibt.

Auf einem Spaziergang bekam er die Idee zu einer drolligen Szene. Die heitere Stimmung ließ ihn nicht mehr los. Eine Meistersingerkomödie sollte es werden, und so hielt er es für erlaubt, diesen weniger aufregenden Gegenstand trotz des ärztlichen Verbots zu Papier zu bringen.

Es wurde tatsächlich ein in allen wesentlichen Punkten mit der späteren Endfassung 1861/62 übereinstimmender Entwurf.

Das Verständnis für die Ideenwelt, in der sich Wagner bewegte, bietet der Text von Gervinus, der ihn animiert hat, und aus dem er viele Bestandteile nahezu detailgetreu in die Oper übernommen hat, zum Beispiel den Merker, die zwölf Meister im Preisgericht, aber auch die historische und künstlerische und deshalb zu ehren werte Bedeutung der Meistersinger-Kunst. Im Hinblick auf die Urteile über Wagner, kann Gervinus, der 1837 zu den sieben Göttinger Protest-Professoren zählte, auch als Zeuge gegen plumpen Nationalismus gelten.

Hier einige Ausschnitte:

...

Erscheint lt. Verlag 17.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik
Schlagworte Führer • Interpretationen • Konzertimpressionen • Musical • Musik • Oper • Operette • Werkbeschreibungen
ISBN-10 3-7546-0564-X / 375460564X
ISBN-13 978-3-7546-0564-6 / 9783754605646
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