Musikwissenschaft studieren -

Musikwissenschaft studieren (eBook)

Arbeitstechnische und methodische Grundlagen
eBook Download: EPUB
2021 | 1. Auflage
310 Seiten
Utz Verlag
978-3-8316-7425-1 (ISBN)
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Website zum Buch: www.musikwissenschaftstudieren.de Am Studienbeginn stehen viele Fragen offen: Was genau ist Musikwissenschaft eigentlich? Wie läuft eine musikwissenschaftliche Recherche ab? Was wird von einem Referat verlangt, wie schreibe ich eine gute Hausarbeit? Arbeitstechnische und methodische Grundlagen müssen erarbeitet, erlernt und angewendet werden. Dieses Buch ist Ihr Begleiter durch die ersten Semester Musikwissenschaft: Es verschafft einen Überblick über die drei Teilbereiche Historische Musikwissenschaft, Systematische Musikwissenschaft und Ethnomusikologie, mit einem Schwerpunkt auf den neuen Informationstechnologien, die bedeutende Herausforderungen an Studierende stellen. Weiterhin finden Sie hier: Tipps zu Berufschancen, Perspektiven und Herausforderungen nach dem Studium mit Gastkommentaren aus der Praxis Übungsaufgaben zu allen Facetten musikwissenschaftlichen Arbeitens zahlreiche Literaturhinweise und Links.

Das Studium der Musikwissenschaft

Die Trias Historische Musikwissenschaft, Systematische Musikwissenschaft und Ethnomusikologie prägt trotz immer wiederkehrender Kritik und sichtbarer Grenzüberschreitungen nach wie vor die Lehrstuhlprofile der einzelnen Institute und die musikwissenschaftlichen Studienordnungen im deutschsprachigen Raum – abweichende, ergänzende resp. spezifizierende Bezeichnungen wie etwa »Musiksoziologie / Historische Anthropologie der Musik«, »Kulturgeschichte der Musik« oder »Sound Studies« dürfen als die Ausnahmen gelten, welche die Regel bestätigen.

Nicht in jedem Institut ist jedoch Systematische Musikwissenschaft und Ethnomusikologie zu finden, während die der Historischen Musikwissenschaft zuzurechnenden Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler mit Abstand die große Mehrheit darstellen. Dieser Sachverhalt ist bei der Wahl des Studienortes nicht zu unterschätzen. Bei einem ausgeprägten Interesse für Musikpsychologie oder Psychoakustik sollte man beispielsweise bedenken, dass man nur an einem Institut mit mindestens einer Vertreterin oder einem Vertreter des Faches der Systematischen Musikwissenschaft eine qualifizierte Betreuung in diesem Bereich bekommen kann. Auch innerhalb der offiziellen Sparten gibt es Akzentverschiebungen in der Lehre und Forschung, und ein Blick in die älteren und neuen Onlinevorlesungsverzeichnisse der über fünfzig Institute für Musikwissenschaft an deutschsprachigen Universitäten2 kann sich als hilfreich erweisen. Damit ist nicht gesagt, dass das ideale Institut dasjenige ist, in welchem dem eigenen Lieblingskomponisten mehrere Lehrveranstaltungen gewidmet werden, aber wichtig wäre es zu wissen, ob ein bestimmtes Gebiet an dem entsprechenden Institut überhaupt erforscht oder gelehrt wird. Bei einem spezifischen Interesse für die Musik des Mittelalters und der Renaissance wäre es frustrierend an einem Institut zu studieren, in dem nur einmal pro Jahr eine einzige Vorlesung über Musik vor 1600 angeboten wird. Ähnliches gilt für den Bereich Popularmusik, der immer noch in nur wenigen musikwissenschaftlichen Instituten Gegenstand regelmäßiger Lehrveranstaltungen ist.

Unabhängig von den Gegenständen und den Ausrichtungen bleibt die Musikwissenschaft eine wissenschaftliche, also vorwiegend schriftlich und verbal vermittelte Beschäftigung mit Musik und ist auf keinen Fall als musikpraktisches Studienfach zu verstehen. D. h., das Studium der Musikwissenschaft wird nicht dafür sorgen, dass Studierende Kenntnisse und Fähigkeiten erlangen, um Beet­hovens Klaviersonaten op. 27 zu spielen, an einer Castingshow teilzunehmen oder Filmmusik komponieren zu können, sondern es wird den Studierenden ermöglicht, sich zu diesen Phänomenen innerhalb eines wissenschaftlichen Diskurses mündlich und schriftlich zu äußern, indem sie beispielsweise die spezifischen kompositorischen Aspekte von Beethovens op. 27 in Bezug auf die Gattungstradition der Klaviersonate untersuchen, die Beziehung zwischen Stimme und körperlicher Selbstinszenierung bei den erfolgreichen Teilnehmerinnen und Teilnehmern von Castingshows analysieren oder die Leitmotivtechnik in Howard Shores Filmmusik für Der Herr der Ringe interpretieren.

Auch unterscheidet sich das universitäre Studium der Musikwissenschaft von den zumeist an Musikhochschulen angesiedelten musikpädagogischen Studiengängen, die Musiklehrerinnen und -lehrer ausbilden. Ein Musikstudium für das Lehramt, bei dem auch die Absolvierung musikwissenschaftlicher Kurse vorgesehen ist, konzentriert sich primär auf praktische und pädagogische Kompetenzen – was nicht ausschließt, dass Mischformen in den Studienplänen entstehen können, besonders an jenen Universitäten, die in Kooperation mit einer Musikhochschule musikwissenschaftliche und musikpädagogische Studien anbieten.

Dass auch das Studium der Musikwissenschaft eine solide Kenntnis der Elementaren Musiklehre und auch ein Körnchen musikpraktischer Fähigkeiten vor­aussetzt, ist eine Selbstverständlichkeit, die leider selten thematisiert wird. In den meisten musikwissenschaftlichen Bachelor-Studienplänen sind nur wenige musiktheoretische Pflichtkurse vorgesehen (Tonsatz, Analyse, Formenlehre etc.). Da das Studium jedoch oft keine Zugangsbeschränkung vorsieht und Eingangstests in diesem Fach die Ausnahme bilden, kommt es häufig vor, dass einige Studienanfängerinnen und -anfänger mitunter gravierende Kenntnislücken im Bereich der Elementaren Musiklehre aufweisen und sogar Schwierigkeiten beim Notenlesen zeigen. Hier gilt es, vor dem Studium die eigenen Kenntnisse zu testen und gegebenenfalls zu verbessern – was auch für diejenigen gelten kann, die bereits ein Instrument spielen oder intensiven Musikunterricht in der Schule bekommen haben. Idealerweise sollten Studierende über Grundkenntnisse der Akustik, Instrumentenkunde, Musiktheorie (einschließlich Harmonie- und Formenlehre) und Musikgeschichte sowie über eine gute Basis in Gehörbildung vor dem Studienbeginn verfügen.3 Solide Kenntnisse in musiktheoretischen Fächern, besonders wenn sie vor dem Studium und in den ersten Semestern erworben worden sind, können die Studierenden von jenen unzähligen Hürden befreien, mit denen sie sich sonst später, etwa beim Abfassen musikanalytischer Seminararbeiten, auseinandersetzen müssen.

Auf alle Fälle ist es ratsam – falls es nicht bereits in der Studienordnung vorgesehen ist – alle Basiskurse (z. B. musiktheoretische Übungen, methodische bzw. arbeitstechnische Einführungen, Grundkurse in Akustik, Transkriptionsübungen, Einführung in die Analyse) in den ersten Semestern zu belegen, um sich erst später intensiver mit Einzelthemen zu beschäftigen. Bei sehr lückenhaften Kenntnissen in der Musiktheorie und mangelnden Erfahrungen in der wissenschaftlichen Arbeitstechnik ergibt es beispielsweise wenig Sinn, bereits im ersten Semester ein Proseminar über Gustav Mahlers Symphonien zu besuchen, in dessen Rahmen ein analytisches Referat gehalten und anschließend eine wissenschaftliche Arbeit verfasst werden muss.

Ein weiterer Aspekt der Kompetenzen von Studierenden betrifft die Kenntnis von Fremdsprachen. Die englischsprachigen Musikwissenschaftlerinnen und Musikwissenschaftler stellen heute ohne Zweifel die größte Gruppe in der scientific community dar und liefern einen beachtlichen Forschungsoutput. Da im deutschsprachigen Raum gute Englischkenntnisse prinzipiell vorausgesetzt werden, werden auch wichtige Bücher aus den USA und Großbritannien nur sehr selten ins Deutsche übersetzt. Studierende sollen sich also bereits in den ersten Semestern daran gewöhnen, auch englischsprachige Literatur zu studieren. Was die anderen Sprachen betrifft, hängt hier die Entscheidung von den eigenen Interessen ab, wobei man bedenken soll, dass Fremdsprachenkenntnisse bei der Abschlussarbeit die Wahl des eigenen Forschungsgegenstandes bedingen können. Eine seriöse Masterarbeit über Verdis Opern ohne (zumindest passive) Beherrschung der italienischen Sprache oder das Verfassen einer Studie über Fado-Musik ohne Kenntnis des Portugiesischen wäre in der Tat ein mühsames, wenn nicht aussichtsloses Unterfangen.

Eine ähnlich wichtige Rolle für das Studium der Musikwissenschaft können auch die Nebenfächer bzw. die ergänzenden Module spielen, falls diese im Sinne eines inter- bzw. transdisziplinären Konzeptes gewählt werden. Kurse aus der Philosophie können etwa eine solide Grundlage für eine Beschäftigung mit musikästhetischen Fragen bilden, während sich Kultur- bzw. Sozialanthropologie als ideale Erweiterung bei ausgeprägten ethnomusikologischen Interessen erweisen kann. Andere Fächer können eventuell dabei helfen, spezielle Expertisen zu gewinnen, die im musikwissenschaftlichen Studium nicht ausreichend entwickelt wurden. Akustik- bzw. Psychologie-Lehrgänge aus anderen Instituten können ein unter Umständen geringes Angebot an musiksystematischen Veranstaltungen vorteilhaft ergänzen, und wenn der Eindruck entsteht, das Werkzeug der historischen Forschung werde im Studium nicht ausreichend vermittelt, können die Kurse der historischen Hilfswissenschaften ohne Zweifel diese Lücke füllen.

Ein weiterer Aspekt ist das Studium im Ausland im Rahmen internationaler Austauschprogramme. Es kann nicht oft genug wiederholt werden, dass ein bzw. zwei Semester an einer anderen Universität, jenseits der ohnehin tiefgreifenden Auswirkungen auf die eigene Biographie, eine zentrale Rolle in der Entwicklung der persönlichen Fachkompetenzen einnimmt. Unabhängig von der eventuellen Perfektionierung der Fremdsprachen – die in einem Auslandsstudium im deutschsprachigen Raum nicht gegeben wäre – werden Studierende mit einer anderen Universitätskultur, anderen didaktischen Konzepten und anderen Forschungsschwerpunkten konfrontiert, die für den persönlichen (Aus-)Bildungsprozess von zentraler Bedeutung sein können. Es kommt in der Tat nicht selten vor, dass es Studierende eines Austauschprogrammes an der Gastuniversität mit davor nicht gekannten fachmethodischen Fragestellungen oder mit einer ganz ungewohnten Art der Betreuung zu tun haben. Außerdem kann der Aufenthalt im Ausland eine strategische Funktion im Rahmen der Masterarbeit annehmen – zum Beispiel durch die Ermöglichung des wissenschaftlichen Austausches mit einschlägigen Spezialistinnen oder Spezialisten an der Gastuniversität oder bei der Präsenz wichtiger Quellen an der dortigen Bibliothek.

Darüber hinaus gibt es kein Patentrezept für die Gliederung des Studiums, zumal die im Rahmen des Bologna-Prozesses...

Erscheint lt. Verlag 12.8.2021
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik
ISBN-10 3-8316-7425-6 / 3831674256
ISBN-13 978-3-8316-7425-1 / 9783831674251
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