Ravels Klaviermusik - Siglind Bruhn

Ravels Klaviermusik

(Autor)

Buch | Softcover
260 Seiten
2020
Edition Gorz (Verlag)
978-3-938095-28-7 (ISBN)
30,00 inkl. MwSt
Das vorliegende Buch, Band I einer Trilogie zum Gesamtwerk von Maurice Ravel (1875-1937), widmet sich in chronologischer Reihenfolge dessen größeren Klavierwerken. Im Zentrum der Darstellungen stehen die fünf bedeutenden Zyklen – Miroirs, Gaspard de la nuit, Ma mère l’oye, Valses nobles et sentimentales und Le tombeau de Couperin – sowie die zwei späten Klavierkonzerte. Gerahmt werden diese Hauptwerke von fünf beachtenswerten Frühwerken sowie zwei amüsanten Auftragskompositionen. 163 Notenbeispiele, zehn meist farbige Abbildungen, drei Gedichte und sechs literarische Exzerpte illustrieren die Kapitel.
Vorwort

Maurice Ravel wurde am 7. März 1875 in Ciboure im französischen Baskenland geboren, verbrachte sein ganzes Leben in und bei Paris und starb dort am 28. Dezember 1937 an den Spätfolgen einer ihn seit den 20er Jahren beeinträchtigenden, schleichenden aber nie eindeutig diagnostizierten Krankheit und einem am 8. Oktober 1932 erlittenen Autounfall.
Wie nicht allzu lange vor ihm Claude Debussy begann auch Ravel seine Karriere als hoffnungsvoller Pianist. Am 4. November 1889 waren der damals 14-Jährige und sein gleichaltriger Freund, der seit 1887 in Paris lebende katalanische Pianist Ricardo Viñes, zwei der 46 Bewerber um die begehrten Studienplätze am Conservatoire de Musique. Zwölf der jungen Klavierspieler – unter ihnen Viñes – wurden direkt in eine der fortgeschrittenen Klassen aufgenommen, sieben weitere – unter ihnen Ravel – einer zweijährigen Vorbereitungsklasse zugeteilt. In den Abschlussprüfungen dieser beiden Studienjahre erzielte Ravel gute Erfolge: 1890 erhielt er für seinen Vortrag einer Polonaise von Chopin und des Finale des Mendelssohn-Klavierkonzertes einen “zweiten Preis”, ein Jahr später für Schumanns g-Moll-Sonate sowie eine Hummel-Sonate sogar einen “ersten Preis”. Daraufhin stieg er zum Herbst 1891 in Charles de Bériots Klasse der Fortgeschrittenen auf, in der auch Viñes studierte. Mit diesem Erfolg endete allerdings sein Eifer beim täglichen Üben. Bériot konstatierte schon wenig später, dieser Schüler könne wohl vorzüglich spielen, wenn er übte, aber wenn er es, wie es häufig geschah, nicht tat . . .
Aufgrund dieser Nachlässigkeit wurde der 20-jährige Ravel, der in den Folgejahren keine weiteren Jahrespreise gewonnen hatte, 1895 aus der Klasse ausgeschlossen. Schockiert von diesem eigentlich vorhersehbaren Misserfolg verließ er das Conservatoire ganz und gar und beschränkte sich zunächst auf ein privates Klavierstudium, kehrte aber im Januar 1898 unter geänderten Vorzeichen an das Institut zurück, um – diesmal in Gabriel Faurés Kompositionsklasse und der von André Gedalge geleiteten Klasse für Kontrapunkt und Orchestrierung – seine Ausbildung abzuschließen. Schon kurz nach seiner 1893 erfolgten Zuteilung zum Harmonielehrekurs von Émile Pessard hatte Ravel begonnen, selbst zu komponieren, vor allem kleine Klavierstücke und Klavierlieder. Aus dieser Zeit gibt es ein aufschlussreiches Porträt aus der Feder des später weltberühmten Pianisten Alfred Cortot:

Seine ersten Kompositionsversuche für Klavier gehen auf die Studienzeit im Konservatorium zurück. Seine Mitstudenten, zu denen auch ich gehörte, entdeckten bald Anzeichen für eine einzigartige musikalische Persönlichkeit bei dem sich gern spöttisch gebenden, intelligenten und etwas distanzierten jungen Mann, der Mallarmé las und mit Erik Satie verkehrte. Wenn wir auch einige Bedenken hinsichtlich seiner pianistischen Virtuosität hatten, so war es für uns doch immer ein großer Spaß, uns zwischen zwei Unterrichtsstunden ein paar außergewöhnlich kühne Takte vorzuspielen, wobei wir uns stets darüber einig waren, dass sie aus der jeweils letzten Komposition Ravels stammen mussten.

Ravels Klavierwerk entfaltete sich in einer schöpferischen Phase von 38 Jahren, zwischen 1893 und 1931. Im Zentrum stehen die vier großen zyklischen Werke: Miroirs (1904-1905), Gaspard de la nuit (1908), Valses nobles et sentimentales (1911) und Le tombeau de Couperin (1914-1917). Diesen Hauptwerken gehen neben der mehrsätzigen Sonatine (1903-1905) vier einzeln stehende Stücke aus den ersten anderthalb Jahrzehnten seiner Schaffenszeit voraus: Sérénade grotesque (1893), Menuet antique (1895), Pavane pour une infante défunte (1899) und Jeux d’eau (1901); später entstand als Auftragswerk noch das Menuet sur le nom d’Haydn (1909).
Etwa parallel zu diesen Werken für Klavier solo komponierte Ravel drei Werke für mehrere Pianisten: das Diptychon Sites auriculaires für zwei Klaviere (1895-1897), den fünfsätzigen Märchenzyklus Ma mère l’oye für Klavier zu 4 Händen (1908-1910) sowie eine Miniatur in ungewöhnlicher Besetzung, Frontispice für zwei Klaviere zu 5 Händen (1918). Nach einem Hiatus von gut zehn Jahren, in denen er ausschließlich Vokal- und Instrumentalmusik schrieb, folgten in den Jahren 1929-1931 die zwei Klavierkonzerte. Mit dem heiteren Klavierkonzert in G-Dur hatte Ravel gehofft, seine Karriere als Pianist zu krönen, doch verhinderte dies am Ende seine fortschreitende Krankheit.
Die Kapitel bieten neben kurzen Hintergrundinformationen zu den Werken vor allem Analysen der Melodik, Rhythmik, Harmonik, Textur und Struktur. Übersetzungen, sofern nicht anders vermerkt, sind von mir.

Siglind Bruhn, Konzertpianistin und Musikwissenschaftlerin, forscht seit 1993 als Life Research Associate am Institute for the Humanities der University of Michigan. In zahlreichen Veröffentlichungen widmet sie sich der Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, besonders in ihren Beziehungen zu Literatur, Kunst und Religion. 2001 wurde sie in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt; 2008 verlieh ihr die Linnaeus-Universität in Schweden die Ehrendoktorwürde.

Vorwort
Einleitung
Bedeutende frühe Werke (Sérénade grotesque, Menuet antique, Sites auriculaires, Pavane pour une infante défunte
Jeux d’eau
Sonatine
Miroirs
Gaspard de la nuit
Ma mère l’oye für Klavier zu 4 Händen
Valses nobles et sentimentales
Le tombeau de Couperin
Konzert für die linke Hand
Klavierkonzert G-Dur
Epilog: Kryptogramm und Zahlenspiel (Menuet sur le nom d’Haydn, Frontispiece für zwei Klaviere zu 5 Händen
Ravels Klavierwerke im Überblick
Transkriptionen erster Hand
Liste der Illustrationen
Bibliografie
Index
Über die Autorin

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Ravel-Trilogie ; I
Zusatzinfo 163 Notenbeispiele, 10 größtenteils farbige Abbildungen, 3 Gedichte und 6 literarische Exzerpte
Verlagsort Waldkirch
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 400 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Musiktheorie / Musiklehre
Schlagworte Aloysius Bertrand • Emmanuel Chabrier • E.T.A. Hoffmann • Francois Couperin • Franz Liszt • Joseph Haydn • ricardo vines • Ricciotto Canudo • Robert Schumann
ISBN-10 3-938095-28-8 / 3938095288
ISBN-13 978-3-938095-28-7 / 9783938095287
Zustand Neuware
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