Wolf Wonder. Über das Emotionale in der Kunst (eBook)

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2020 | 1. Auflage
482 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7519-6660-3 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wolf Wonder. Über das Emotionale in der Kunst -  Susanne Ursula Meyer
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In dem Buch, Wolf Wonder - Über das Emotionale in der Kunst, dokumentiert Susanne Ursula Meyer das Leben und das künstlerische Werk Wolf Wonders. In Form von Interviews und Bildanalysen entsteht ein lebendiges und eindrucksvolles Porträt des Künstlers und seiner Position in der zeitgenössischen Kunst. Dabei werden Themen wie Quantenphysik, Humanpsychologie und Gesellschaftspolitik berührt. Mit 99 farbigen Abbildungen.

Susanne Meyer wurde 1961 in Hamburg geboren. Sie studierte Kunstgeschichte bei Horst Bredekamp an der Universität Hamburg. 1989 traf sie Wolf Wonder und es begann eine Zusammenarbeit im Schaffen, Forschen und Dokumentieren der künstlerischen Arbeit. Sie betrieben zusammen die Produzentengalerie STUDIO MW in Hamburg, 2001 zog das Team nach Berlin und kuratierte hier unter dem Label coloroffberlin zwei Galerien in Berlin Mitte. Seit 2009 lebt und arbeitet das Team in Gransee / Brandenburg.

1. Das Bild ist immer das Ziel


Eine Standortbestimmung


Die Entstehung dieses Buches fällt in die Zeit eines Wechsels von einem Lebensabschnitt in eine neue Zeit des Aufbruchs für uns.

2009 hatten wir, auch aufgrund der Finanz- und Bankenkrise, Berlin verlassen. Viele unserer Sammler kauften keine Bilder mehr und unsere Galerie war nicht in der Lage, neue Kunden zu erschließen. Wir zogen uns ins Oberhavelland zurück, wo wir sechs Jahre lang in einem Herrenhaus lebten, bis November 2015. Seit einem halben Jahr wohnen wir in einem alten Bürgerhaus in der Kleinstadt Gransee, direkt am Bahnhof.

Ich habe gerade dieses Buch fertiggestellt und frage Wolf nach einer Standortbestimmung.

Ich hatte, da kommt vielleicht die Historikerin in mir durch, daran gedacht, unsere Lebensstationen anzuschauen unter dem Gesichtspunkt, dass wir unser Zuhause suchen und noch nicht gefunden haben, aber Wolf sah dies ganz anders; zu retrospektiv, und stellte heraus, dass wir schon Zuhause sind - denn die Kunst ist unser Zuhause und wir haben es immer gelebt. Das folgende Gespräch führten wir am 20.6.2016.

W: Das Bild ist immer das Ziel.

Nicht die Kunst, sondern das Bild.

Das kann man auch daran sehen…, an den Bildern, die hier [in Gransee] entstanden sind.

Das war auch in Berlin so.

In Berlin war nicht der Verkauf das Ziel, die Galerie, sondern das Bild war das Ziel.

Zum Beispiel Me Father Home [aus 2001, Abb. S. ].

Wherever I lay my hat… Zuhause ist im Grunde genommen ein Zustand.

Für mich in meiner Entwicklung, das ist jetzt wichtig, ist immer…

Es müsste eigentlich der Verkauf, die Galerie, müsste mein Ziel sein. Wie bei jedem normalen durchschnittlichen Akademiker.

Die Galerie ist das Ziel, seiner Kunst. Und dafür muss er irgendwelche Produkte schaffen, sonst kommt er ja gar nicht in eine Galerie rein. Und seien es nur irgendwelche Handschuhe und Acrylpullover an den Wänden, oder…, weiß ich nicht, irgendwelche Schrauben auf dem Fußboden.

Aber das ist ja gar nicht mein Ziel. Das hätte ich ja auch machen können.

Da ich aber so nicht gestrickt bin, ist für mich die Kunst…, weil ich die Kunst ja liebe…, ist für mich das Bild das Ziel.

Weil ich Bilder bewundere, weil ich sie als Kind schon bewundert habe.

Für mich war das Ziel in Paris..., war die Kirche von Auvers [von Vincent van Gogh].

Aber ich hatte ja nicht das Bedürfnis, dann nach Auvers zu fahren und mir die Kirche anzukucken.

Für mich ist das Ziel das Bild.

Also eigentlich möchte man das ultimative Bild malen.

S: Mmh.

W: So wie ein Künstler, ein Musiker den ultimativen Song schreiben möchte.

S: Ja.

W: Wie Reinhard Mey Über den Wolken.

S: Also eine Standortbestimmung, also ‚Home‘ zu finden, ist für dich…, wie du sagst, where I lay my hat is my home…

W: Ja, der Platz, an dem ich arbeite und schaffe und das vollbringe und mir das gelingt.

S: Also, es ist nicht klar, wo es uns hinträgt...; muss ich dem Gedanken nochmal

Es geht darum, dass man da landet, wo man nie gewesen ist.


nachgehen, dass wir kein Zuhause suchen, oder soll ich das abhaken?

W: Ich würde das abhaken. Weil sonst wird es verschwommen und diffus, weil das ist ja auch…, verstehst du, im Grunde genommen ist es sonst wie eine Projektion in die Zukunft, aber es geht doch um das Hier und Jetzt.

S: Ja. Also geht es gar nicht um Home, Home, Home…

W: Es geht um Coming Home. Das ist, dass man da landet, wo man nie gewesen ist.

S: Ja.

W: Dass du nach Hause kommst. Sonst denken die Leute nachher, ich bin auf der Suche nach einer Heimat, oder nach einem Heimatgefühl. Oder nach einer Zugehörigkeit.

Das ist doch absurd, das Einzige, was ich suche, bin ich selbst. Also ich möchte nicht suchen, ich möchte mich finden.

Ich bin ein Findling.

S: Mmh.

W: Du bist die Rastlose, du bist diejenige, die immer wieder aufbricht, du bist nach Costa Rica..., wolltest dort Zuhause sein, ich hab das gar nicht. Das mit dem Aufbruch, mit dem Finden, das hat doch was mit dem Vater zu tun. Ich hab doch gar keinen Vater.

Ich bin ganz anders. Ganz anders.

Das hat bestimmt was damit zu tun, dass du deinen Vater immer gesucht hast und ihn dir immer projiziert hast, und ich…, mein…, ich hab ihn mir ja nicht mal vorstellen können, das ist eine ganz andere Situation, aber vielleicht hat es auch nur bedingt was damit zu tun.

Es hat aber was damit zu tun, mit..., ich weiß nicht…, mit einer tiefen ... ja Standortverankerung.

Also, es ist ja nun mal so, dass das ‚Hier und Jetzt‘ nicht nur ein Spruch ist, sondern das Hier und Jetzt ist.

Und ich war immer flüchtig. Weil ich weg musste immer.

Das war immer…, hab ich in der Primärtherapie…, weg, weg, weg [atmet tief] und das war für mich unheimlich oft die Lösung, aber als ich dann mit dem Moped unten in Italien ankam, da hatte ich nur einen Gedanken, ‚Ich möchte nachhause‘.

Und da wusste ich, wo Zuhause ist. Das ist doch immer meine These, ich kann doch nur … [in die Ferne gehen] das kann man nur, wenn man ein Zuhause hat. Das ist ja auch unsere Maxime gewesen, dass wir…, in Segeberg, als wir das dort als ‚Zuhause‘ abgeschlossen hatten, es war also alles erledigt, da konnten wir nach Berlin aufbrechen. Vorher ging das gar nicht.

Und da Kunst für mich mehr oder weniger zeitlos ist, also sie ist gültig, ich meine jetzt nicht Contemporary Art, die ist nicht gültig, das sagt ja schon der Name, dass das ungültig ist.

Ja, ist ja ein Schimpfwort im Grunde genommen, ne Beleidigung. Ich möchte ja kein ‚Contemporary‘ machen.

S: Ne.

W: Aber ganz subjektiv ist es so, und das ist etwas, was wir nicht so sehr wahrnehmen, ist..., das kommt auch durch das Buch jetzt erst… wird es deutlich…, kommt mehr raus, auch historisch rückblickend gesehen, wie sehr wir dort in dieser Materie [in der Sache] leben.

S: Mmh.

W: Und ich kann nicht Kunst sagen, weil dann denkt man, ich meine ‚Kunst‘.

Aber ich meine Malerei. Ich meine die Bilder. Ich meine das Bild. Nicht die Bilder. Ich meine das Bild.

Und ich möchte wirklich an einem Bild gemessen werden.

Das war immer bei mir so.

Und ich wusste, dass die ‚Agenda 2010‘ der Untergang war, dass das keine Reformen waren, sondern dass das die Überführung der Bevölkerung in die Armut ist.

Und das finde ich nicht gut. Das habe ich nie gut gefunden.

Und das hat sich zugespitzt.

Es ist wie beim Spargel, wenn der durchkommt, da sieht man die Köpfe.

Jetzt sieht man das auf einmal.

S: Welche Köpfe sieht man denn, die der Banker oder die der leidenden Menschen?

W: Beide. Beides. Und der Faschisten. Kommt doch mit hoch. Auch der Bodensatz kommt doch mit hoch. Das Braune.

Das ist doch nicht so ungewöhnlich, das wusste ich doch schon…, das hab ich ja gemalt.13

Das ist doch das typisch deutsche Wesen.

Du kannst doch nicht eine Austeritätspolitik betreiben, wie Brüning, die zu Adolf Hitler geführt hat, und dann hoffen, dass es heute anders wird.

Das Einzige, was anders ist, damals wollte Hitler ganz Europa besitzen, als Deutschland, und jetzt…, dass Europa ganz Deutschland besitzt.

Dass es überall gemacht wird.

Das ist ja jetzt nicht so schwer zu verstehen.

S: Und du meinst, ich wache jetzt erst auf? Ich bin meines Erachtens schon viel länger aufgewacht.

W: Nein, wenn ich über die politische Lage gesprochen hab,…, es ist doch so, die Einschätzung in Berlin, das ist ja schon längere Zeit her…

S: Ja.

W: …damit war ich alleine.

Ich hab mir ein T-Shirt gedruckt, das Bier hab ich gestern getrunken14, das schmeckt überhaupt nicht, ‚Ich hasse Schröder‘.

Und da hat K. L. gesagt, ‚Wolf, du hasst ihn??‘

Ich hab Schröder als die vier apokalyptischen Reiter dargestellt, weil er das bringt: Armut, Unglück und Tod und Untergang. Und nicht symbolisch, sondern real.

Und dann war die Verheißung, dass dieser Mann beseitigt wird.

Und das ist oft so, dass das, was dann kam, tausend Mal…

S: …schlimmer war.

W: …schlimmer ist. Ja.

Aber in der Kumpanei mit den Nachfolgern von Schröder, die auch jetzt ihr Schäfchen ins Trockene bringen, und auch die Grünen jetzt.

Waffen liefern…, Deutschland ist der drittgrößte Waffenexporteur gewesen…, Heckler & Koch.

Womit schießen die denn da unten?!

Und das Einzige, worauf ich mich ausruhen kann, ist…, kann ich sagen, ‚Damals war ich ganz alleine‘ und…, ich kann mich ja auch irren, kann ja den Weltuntergang..., wie heißt der da, dieser Italiener...

S: Der in Amerika? Celente.15

W: Ist ja gar nichts gekommen davon. Das war ja klar, wusste...

Erscheint lt. Verlag 24.7.2020
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte Bildende Kunst • Kunst • Künstlerbiografie • Malerei • Neoexpressionismus
ISBN-10 3-7519-6660-9 / 3751966609
ISBN-13 978-3-7519-6660-3 / 9783751966603
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