Steinguss-Bildwerk -  Arthur Fontaine

Steinguss-Bildwerk (eBook)

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2018 | 1. Auflage
108 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7481-5441-9 (ISBN)
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Das reich bebilderte Buch bietet allen Interessierten einen Einblick in den Bereich des künstlerischen Steingusses, bei dem Skulpturen und Reliefs entstehen. Es gibt jedoch keine praktische Anleitung für diese Formtechnik. Im historischen Teil wird das Formgebungsverfahren für den Steinguss von seinen Anfängen an dargestellt. Zahlreiche Abbildungen spiegeln den heutigen Stand der künstlerischen Leistung mit Steinguss wider.

1 Das künstlerische Steinguss-Objekt


1.1 Grundlegendes


Neben der Bearbeitung von Naturmaterialien, wie Stein, Holz, Metall, Ton u. a., bietet sich Steinguss als weitere Möglichkeit künstlerischen Ausdrucks in der Bildhauerei an. Dabei ist eine alte Tradition zu verzeichnen, wie im späteren Kapitel zur Entwicklungsgeschichte des Steingusses dargestellt wird.

Mit ihrer stofflichen Substanz gehören Steinguss-Objekte zu den-sogenannten »Kunststeinen«. Damit wird einerseits der grundlegende Unterschied zu Naturstein, mit dem Steinguss oft verglichen wird, aufgezeigt, nämlich seine künstliche Herstellung, andererseits die Gemeinsamkeit benannt, dass er im Kern aus der mineralischen Substanz Stein besteht. Dies begründet gemeinsame und unterschiedliche Eigenschaften.

Das Wesentliche der Herstellung von Steinguss besteht in der selbsttätigen Verfestigung (Erhärtung) einer Mischung aus mehr oder weniger kleinteiligem Steinmaterial, einem mineralischen Bindemittel, heute meist Zement, und Wasser in einer spezifischen chemisch-physikalischen Reaktion. Geschieht dies in einer Negativform als Abformung eines künstlerisch gestalteten Modells, entsteht die – positive – Steinguss-Skulptur.

Es ist bemerkenswert, dass der mineralisch gebundene Steinguss im Konglomeratgestein seine natürliche Entsprechung findet (siehe S. ). Der Steinguss kann demnach als Nachahmung des natürlichen Vorbildes betrachten werden, womit sich seine »Künstlichkeit« relativiert. Statt von Steinguss spricht man auch von Zement- und Betonguss. Alle drei Begriffe sind kritisch zu betrachten (siehe Abschnitt 1.2).

Der künstlerische Steinguss ist nur ein vergleichsweise kleiner Bereich der Anwendungen zementgebundenen Kunststeins. Sein weitaus umfangreicheres Anwendungsfeld ist das Bauwesen (Bausteine, Treppenstufen, Bodenbeläge, Architekturelemente u.v.a.).2

Weiterhin wird der zementgebundene Kunststein in Liebhaberkreisen für Wohnmöbel (Tische, Bänke, Behältnisse usw.), Geschirr (Teller, Tassen u.a.) sowie Dekorationsartikel eingesetzt.3 Im künstlerischen Raum findet man nicht selten einfach geformte, meist geometrische Steingussteile als Elemente von Plastiken, Installationen und Assemblagen. Es handelt sich dann um Blöcke, Platten, Stelen, Stützen, Umhüllungen u.v. a.m. Die Gussformen sind dann häufig einfache Holzschalungen oder vorhandene Behältnisse (z.B. Eimer, Flaschen, Schuhe und andere Gebrauchsgegenstände). Auch Fertigerzeugnisse aus laufender Produktion, wie Zementrohre, Bausteine u.ä., werden Objekte oder Teile von Kunstwerken verschiedenster Stilrichtungen.4

Abb. 1 : Wohnmöbel (hier Sideboard) und Geschirr aus Stein-/Betonguss, © betonfreunde Kulturhof Wünsdorf

Abb. 2: »Ruhender Verkehr«, einbetonierter PKW von Wolf Vostell in Köln am Hohenzollernring, 1969

Abb. 3: »Giant Pool Balls«, Kugelplastik in Stahlbeton von Claes Oldenburg am Aasee in Münster, 1977

Außer dem Steinguss gibt es weitere Kunststeinarten, z. B. die Keramik, die bekanntlich aus tonigem oder tonhaltigem Material besteht und ihre Festigkeit und Dauerhaftigkeit durch Erhitzen (Brennen) erhält. Deshalb kann »Kunststein« auch kein Synonym schlechthin für Steinguss sein.

Gelegentlich wird dargestellt, dass zu Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts als Material für Steinguss-Bildwerke sogenannter »Coade-Stein« gedient habe (z.B. in Hartmanns großem Kunstlexikon, unter den Stichwörtern »Steinguss« und »Coade-Stein«). In solchen Fällen wird fälschlicherweise nicht zwischen verschiedenen Kunststeinarten unterschieden, denn der englische Coade-Stein war kein mineralisch gebundenes, sondern ein keramisches Material (Feinsteinzeug). Es wurde allerdings zu den gleichen Objekten verwendet wie der Steinguss.

Als Bindemittel für körniges Steinmaterial kommen auch verschiedene Harze in Frage (Epoxid-, Polyurethanharze – Resin genannt – u.a.). Der auf diese Weise entstehende Werkstoff heißt polymerer Steinguss (auch Mineralguss, Polymerbeton und Reaktionsharzbeton). Er wird hauptsächlich im Maschinen- und Anlagenbau sowie im Bauwesen eingesetzt. Auch bei der Herstellung skulpturaler Objekte wird polymerer Steinguss (meist auf Resin-Basis) von einzelnen Künstlern verwendet.5

Die Arbeit des Steinbildhauers und Holzschnitzers an seinem Materialrohling führt unmittelbar zum (Kunst-)Werk. Im Unterschied zu diesem »einstufigen« Gestaltgebungsverfahren erfordert, wie schon angeklungen, das Steinguss-Bildwerk ein »zweistufiges« Vorgehen, bei dem das Kunstwerk mittelbar entsteht. Dies bedeute in den meisten Fällen lediglich einen höheren Arbeitsaufwand, schmälert aber das Ergebnis künstlerischer Arbeit keineswegs. Dieses zweistufige Verfahren hat Steinguss mit allen gießfähigen Materialien gemeinsam, wenn plastische Objekte aus ihnen hergestellt werden. Die Zweistufigkeit stellt sich im Einzelnen folgendermaßen dar:

  1. Stufe: Modellentwicklung und -gestaltung. Die Künstlerin/der Künstler hält seine Modellidee in einer Skizze oder Zeichnung fest und modelliert danach bei herkömmlichem Verfahren aus geeignetem plastifizierbarem Material, z. B. Ton oder Wachs, das Urbild des gedachten Werkes im Maßstab 1:1.

    Statt des manuellen Modellierens lässt sich mit einem geeigneten 3D-Computerprogramm das Urbild auch als virtuelles Modell am Bildschirm modellieren sowie auf andere Dimensionen umrechnen. Manuelles und digitales Modellieren sind miteinander kombinierbar. 3D-Modellierprogramme können auch Gewicht, Volumen, Schwerpunkt und Oberfläche des Modells berechnen. Mit den dann vorliegenden digitalen Daten kann z.B. ein Fräsautomat ein Modell (aus Styropor) in gewünschter Größe herstellen. Digitales Entwerfen und virtuelles Modellieren sind aus künstlerischer Sicht diskutierenswert.

    Abb. 4: Gestalten eines Tonmodells, modelliert von Kirsten Schulte de Castro

    Abb. 5: Modellieren eines virtuellen Modells am Bildschirm, ©Yves Netzhammer

    Abb. 6: Kopfmodell nach digitalen Daten aus Styropor gefräst, © Axel Hanimann

  2. Stufe: Reproduktion des Urbildes in Steinguss unter Verwendung technischer Hilfsmittel. Dieser Vorgang erfolgt in drei Schritten: Formenbau, Gießvorgang, Nacharbeit.
    • Der herkömmliche Formenbau für skulpturale Objekte besteht in der Abformung des Urbildes mit geeignetem Material (Gips, Silikonkautschuk u.a.). Dadurch entsteht eine negative Form (Hohlform, Matrize, Model) des positiven Modells (siehe S. ). Der herkömmliche Formenbau kann durch digitale Technik ersetzt werden (siehe S. ).
    • Die Steinguss-Masse wird in die Negativform eingebracht, wo sie sich verfestigt (erhärtet). Nachdem ausreichende Festigkeit erreicht ist, wird die Form von dem so entstandenen Steinguss-Positiv abgenommen (siehe S.).
    • Die folgenden Nacharbeiten dienen der Beseitigung von Gießmängeln, Gestalten oder/und Konservieren der Werkstückoberfläche (siehe S.).

1.2 Begriffe


Der Begriff Steinguss erklärt sich nur unzulänglich zutreffend aus sich selbst. Wegen der gleichartigen Wortkonstruktion wird er bei unreflektierter Benutzung in eine Reihe mit den Begriffen Metall-, Gips-, Keramik- und Kunststoffguss gestellt, die das Material benennen, das verflüssigt und mit Hilfe des Gießverfahrens (neu) geformt wird.

Beim Steinguss dagegen wird nicht Stein zur Neuformung verflüssigt. Vielmehr ist zum richtigen Verständnis deutlich zu machen – wie geschehen – dass Steinkörner mit einem Bindemittel und Wasser vermischt in einen formbaren Zustand gebracht werden müssen.

Die Modalitäten dieser Mischung können hinsichtlich Art der Komponenten und deren Mengen in Grenzen variiert werden. So kann auch die Konsistenz der Mischung (von fließfähig bis erdfeucht) die Verwendung des Begriffs »Guss« in Frage stellen, wenn die Mischung eher erdfeucht verarbeitet wird, also in die Negativform nicht gegossen werden kann, sondern eingefüllt oder eingeformt werden muss.

Bei den alternativen Begriffen »Zementguss« und »Betonguss« weiß man im Allgemeinen, ebenso wie bei »Steinguss«, zwar grob was gemeint ist, einer kritischen Begriffsanalyse halten aber auch sie nicht Stand, schon wegen des Wortbestandteils »Guss«. Hierzu gilt, was oben im Zusammenhang mit Steinguss schon ausgeführt worden ist.

Am weitesten von der Wirklichkeit weg führt die Bezeichnung »Zementguss«, denn das Bindemittel Zement ist zwar ebenso wichtig wie die übrigen Anteile der Mischung, tritt aber gegenüber dem Stein an Volumenanteil weit zurück: Das Endprodukt besteht praktisch aus Steingranulat.

Sieht man vom Teilbegriff Guss ab, wäre »Betonguss« eine recht zutreffende Allgemeinbezeichnung,...

Erscheint lt. Verlag 21.11.2018
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
ISBN-10 3-7481-5441-0 / 3748154410
ISBN-13 978-3-7481-5441-9 / 9783748154419
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