Poesie der Destruktion
In den über 30 Jahre andauernden Gesprächen mit dem Filmemacher Michael Kluth entstehen seine Selbstzeugnisse über das Leiden, aber auch über die Annäherung an eine Harmonie, die er dem Scheitern der Menschheit entgegensetzt.
Günther Uecker, geb. 1930, ist einer der bekanntesten deutschen Maler und Objektkünstler. Er studierte Malerei in Wismar und an der Kunstakademie in Berlin-Weißensee. 1953 siedelte er nach West-Berlin über und setzte 1955 sein Studium an der Kunstakademie Düsseldorf fort. 1956/1957 entstanden erstmals die für ihn typischen reliefartigen Nagelbilder. Seit den 1980er Jahren nimmt er in seinen Werken zu politischen Fragen Stellung: So reagierte er etwa auf die Katastrophe von Tschernobyl mit dem Zyklus »Aschebilder«. Michael Kluth, geb. 1939 in Zeitz, ist Filmautor und Filmproduzent. Er studierte Slawistik, Philosophie, Kunstgeschichte und Theaterwissenschaften in Hamburg und Wien. Seit den 1990er Jahren begleitet er mit der Kamera den Künstler Günther Uecker sowohl in seinem Düsseldorfer Atelier wie auch auf seinen Reisen ins Ausland. Dabei entstanden mehrere Dokumentationen für die ARD, das ZDF und ARTE. Zuletzt entstanden verschiedene Filmprojekte mit Günther Uecker, u. a. »Huldigung an Hafez«.
Ein Schlüsselmoment für meine Nagelbilder gibt es, auch wenn ich mir das erst viel später eingestanden habe. Kurz vor Kriegsende wurde mein Vater auf einen Stützpunkt nach Ostpommern verlegt. Ich war also alleine mit meiner Mutter und meinen Schwestern, als die Russen kamen. Die sahen wirklich geschunden aus, man sah, dass sie Schreckliches erlebt hatten. Ich hatte Mitgefühl mit ihnen. Aber dann gingen sie manchmal in Gruppen in Häuser, und es waren ja fast nur Frauen und Kinder da. Männer gab es ja keine, ich war mit vierzehn Jahren der Mann. Das war alles sehr dramatisch, viele Frauen haben sich umgebracht, sind ins Meer gegangen. Ich habe mir überlegt, wie ich meine Mutter und meine Schwestern schützen könnte. Und so habe ich in unserem Haus von innen Holzplatten vor alle Fenster und Türen gemacht und alles festgenagelt. So habe ich mit der Nagelei begonnen.
Erscheinungsdatum | 06.09.2018 |
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Reihe/Serie | Ateliergespräche |
Zusatzinfo | Farbabbildungen |
Verlagsort | Halle (Saale) |
Sprache | deutsch |
Maße | 165 x 240 mm |
Themenwelt | Literatur ► Biografien / Erfahrungsberichte |
Kunst / Musik / Theater | |
Schlagworte | Abstrakte Kunst • Begegnungen • Gespräche • Heinz Mack • Interview • Kunstwissenschaft • Moderne Kunst • Nagelbilder • Otto Piene • Plastik • Portrait • Porträt • Prägedruck • Skulptur |
ISBN-10 | 3-96311-038-4 / 3963110384 |
ISBN-13 | 978-3-96311-038-2 / 9783963110382 |
Zustand | Neuware |
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