Wortwunde

Gedichte. Mit sechzehn Zeichnungen von Kaja Grabowicz

(Autor)

Traian Pop (Herausgeber)

Buch | Softcover
156 Seiten
2018
Pop, Traian (Verlag)
978-3-86356-165-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wortwunde - Christian W. Schenk
16,50 inkl. MwSt
„Der Übergang zwischen Kulturen“

Der Dichter Christian W. Schenk, aus Boppard am Rhein (geboren in Kronstadt Rumänien) hat viele Gedichtbände verfasst, deutsche und rumänische, doch endgültig hat er sich mit den letzten beiden – „Testament und Elegien“ und die „Kreuzigung des letzten Wortes“ – durchgesetzt. Es folgten veröffentlichte Gedichte, Essays und Erinnerungen (unter anderem über sein Treffen mit dem rumänischen Dichter Tudor Arghezi oder mit den berühmten Maler Salvador Dali). Interviews in der Presse, Fernsehen und Rundfunk, sowie kritische Äußerungen von namhaften Kritikern vervollständigen sein Künstlerbild. Für ihn ist die Lyrik oberstes Gebot, und das Wort mit seinen vielen Valenzen die süße Qual auf der unendlichen Suche nach neuen Bildern und Wahrheiten. Seine Gedichte sind wie ein Beben unserer historischen Existenz, die die immerwährende Vielfalt des Humanismus mit neuen Attributen und Wahrheiten ergänzt. Die Gedichte sind gut ausgewogen, elegisch, mit metaphysischen Akzenten versehen, um besser das Schicksal unseres Jahrhunderts zu erfassen. Schenk verweigert, als Stil-
figur, den Lärm und die Grausamkeit in dieser Welt, um sie so besser und bissiger zu beschreiben:

Schicksal ist dein Versprechen
Hoffnung ist mein Vertrauen,
Wenn draußen vielen Flächen
Des Seins in uns abbauen.

Der Tag der heute endet
Beginnt erneut im Morgen
Und großzügig uns spendet
Immer die gleichen Sorgen... -

Also, der vielen Fragen
Mein Leben ist schon satt,
Denn gleich platzt mir der Kragen
Und wendet sich das Blatt...

oder plastischer:

[...] - Es ist nicht schön, es ist nicht zart;
Das ist der faulige Gestank
Des Bösen in der Welt erstarrt
Gehässig, modernd, blass und krank... [...]

Die Gedichte des zweisprachigen Autors Christian W. Schenk, der bereits mehrere Gedichtbände sowohl in rumänischer als auch in deutscher Sprache (nebst zahlreichen Übersetzungen) verfasst hat und mehrere Literaturpreise erhielt, bestechen durch ihre plastisch schildernde Metaphorik. Der Leser gerät unweigerlich in den Sog der düsteren und emotionsgeladenen Atmosphäre und begibt sich auf eine imaginäre Reise durch die lyrische Ideenwelt des Dichters. Gerade zu obsessiv wirkt darin die intensive Auseinandersetzung mit Tod und Meta-
physik. Gleichermaßen werden aktuelle Themen wie Ökologie, Rechtsradikalismus und Kosmopolitmus angesprochen, die den Gedichten eine realitätsbezogene Komponente verleihen und den Leser zum nachdenken anregen.

[...] Der Übergang zwischen Kulturen
Ist Chaos, Mühsal, Anarchie
Wo kleine Geister und Obskuren
Gaukeln der Welten Harmonie. [...]
Wenn Christian W. Schenk über die Wortphantasmen spricht, vergisst er keineswegs, dass das Gedicht, in seinem Kern, die tiefe Meditation über das Sein und das Seiende in der Welt ist. Seine Sprachfeinheiten führen uns in unweigerlich zu Heidegger. Der Dichter fühlt sich als ein Herrscher des Raums, obwohl sein Glaube tief in der Mathematik der Worte verwurzelt ist. Selten trifft man noch in der heutigen Lyrik die Sparsamkeit der Laute, das Introvertierte und die Zügelung der Emotionen wie in seiner Dichtung:

Mondsüchtige Wellen
treiben
die Schifferboote
in die Klippen.

Die Sterne
schmelzen
sinkend
rauscherfüllt.

Wortschwarze Euter
warten
auf den Hirten.

Die besondere Begabung für Symbole und Metaphern, haben eine Ehrlichkeit im Ausdruck, die es dem Leser leicht macht ihm zu folgen. Diese Gedichte, unter dem Einfluss der deutschen Lyrik geschrieben, umschließen eine Ehrlichkeit, ohne übertrieben rhetorisch zu akzentuieren, eine Ehrlichkeit, wozu noch wenige den Mut aufbringen. Die Gedichte strahlen eher eine kontemplative bescheidene Einsamkeit aus, die perspektivisch die ganze Gesellschaft beleuchten!

Jemand, ich weiß nicht wer, fällt auf dem Boden
Blut überströmt, halb tot... ach, Straßenschlägerei -
Und wieso oft in alten Episoden
Die Masse stürzt sich auf das Opfer mit Geschrei...

Schenk ist von dem Glanz der Metapher besessen. Wie ich schon früher einmal über seine Dichtung sagte, gerinnt die Metamorphose des Wortes, jenseits jeder Konnotation, letztendlich zu Bildern und provoziert das in uns allen Unausgesprochene. Die bittere Ironie durchläuft ein feinmaschiges Netz, was typisch für das moderne Gedicht ist.
Er ist einer der Autoren, die wissen, dass für den Dichter die Beziehung zu den Dingen aus zwei wichtigen Komponenten besteht: die Entdeckung und der Abschied!
Christian W. Schenk ist anzusiedeln an der Wasserscheide zweier Kulturbereiche. Dass er eine wichtige Präsenz im literarisch-lyrischen Bereich darstellt, wird mit der Unterschrift von vielen bedeutenden Kritikern bezeugt: Eugen Simion, Ovid S. Crohmălniceanu, Marin Mincu, Dumitru Micu, Gheorghe Bulgăr, Emil Manu, Klaus Heitman, Claudia Schiffer oder letztendlich Joachim Witstock. Als Elegiendichter hat er sein Handwerk von den großen Meistern dieses Jahrhunderts gründlich gelernt, und es ist ihm gelungen, die Lyrik mit seiner eigenen Note zu versehen.
Gefühlvoll und gleichzeitig sachlich beben in Schenk die tiefen Dramen der so genannten zivilisierten Welt, herüber gebracht aus den Zeiten der menschlichen Anfänge. Es existiert auch hier eine erdrückende Atmosphäre, ein Universum des Welkens, denn es gibt einen Phoenix und einen Pegasus, damit – metaphorisch – beide wie ein Leitmotiv in seinen Gedichten erscheinen und den ständig lauernden Gefahren entgegengesetzt wirken sollen.

Alptraumgedankenschüsse
trauern

bleizerkaute Nächte
strömen nackt
auf Nacken

die Ewigkeit
hat breite Schultern.

Christian W. Schenk ist ein Autor, für den die Mallarmé’sche Chimäre in einem Buch Platz findet, einem Buch, das nicht nur lebendig ist, sondern dessen Dasein auch durch das Prestige und die wundervolle Kraft der Wörter berechtigt ist.
Warum ist die Präsenz des Dichters, über den wir sprechen, in der Literatur so wichtig? Weil er die Gabe des wahren Dichters besitzt, weil er ein Heideggerianer ist und weil seine Lyrik einen besonderen ästhetischen Wert aufweist:

Verschlagen in die Wüste
meiner Wurzeln
streife den Sand
und zähle sanft die Körner

ich bin der Stein
auf den die Dünen bauen
die ruhelosen
neue Kathedralen

Katharina Kunze

Christian W. Schenk, * 1951 in Brașov/Rumänien ist ein rumäniendeutscher Lyriker, Essayist, Übersetzer und Verleger. Er wurde dreisprachig (deutsch, ungarisch und rumänisch) erzogen. Sein Vater ist Deutscher, seine Mutter Ungarin. 1976 wanderte er nach Deutschland aus. Hier studierte er Zahnmedizin. Heute lebt er in Boppard. 1986 protestierte Schenk als Chefredakteur der viersprachigen Zeitschrift „Rumänische Konvergenzen“ gegen die als „Urbanisierungspläne“ bezeichneten Demolierungen ganzer Städte und Kulturobjekte unter dem Diktator Nicolae Ceaușescu. Daraufhin wurde er in Rumänien zur „persona non grata“ erklärt, verbunden mit dem lebenslänglichen Verbot, das Land zu betreten. Nach 1989 wurde er rehabilitiert und erhielt verschiedene Auszeichnungen, beispielsweise die Präsidentialurkunde. Durch seine Mitgliedschaften im Verband deutscher Schriftsteller, im Rumänischen Schriftstellerverband, in der Union Mondiale des Écrivains Médecins, der American Romanian Academy of Arts and Sciences (ARA), im Rumänischen Schriftstellerverband der Ärzte, an der Akademie der Wissenschaften, Literatur und Kultur im Bihor, in der Hesperus-Gesellschaft, im Balkanromanisten-Verband und in der Süd-Ost-Europa-Gesellschaft bemüht sich Schenk seit Jahrzehnten, die Ost-West-Kulturbeziehungen zu vertiefen. Dieser Aufgabe widmet sich auch der von ihm gegründete Dionysos Literatur- und Theaterverlag (Kastellaun). Für besondere Verdienste um die Ost-West-Kulturbeziehungen und für das eigene Schaffen wurde Schenk im Jahr 2000 von der Universitätsstadt Cluj-Napoca (Klausenburg) als Ehrenbürger und 2006 als „Ritter des danubischen Ordens“ in Galați an der Donau vorgeschlagen. Zahlreiche Veröffentlichungen.

Kaja Grabowicz, *1968 in Gryfów Śląski (Greifenberg, Niederschlesien), Malerin, Grafikerin, Designerin. Absolventin der Pädagogischen Hochschule in Zielona Góra (Grünberg) in den Fächern Musik, Kunster-ziehung und Sologesang. Beschäftigt als Pädagogin in einer Sonderschule für be-hinderte Kinder sowie als Kantorin im sakralen Bereich. Künstlerische Arbeiten in der Aquarellmalerei, Grafik und Zeichnen, Dekorationen für Theater, Märchenfiguren (Marionetten), Plakate, Gebrauchsgrafik. Expositionen verschiedener Art im kulturellen Bereich in der niederschlesischen Region sowie im Freistaat Sachsen. Teilnahme an den internationalen Poesie- und Kunsttagen in Polen.

Erscheinungsdatum
Reihe/Serie Lyrik
Illustrationen Kaja Grabowicz
Zusatzinfo sechzehn Zeichnungen von Kaja Grabowicz
Verlagsort Ludwigsburg
Sprache deutsch
Maße 145 x 200 mm
Themenwelt Literatur Lyrik / Dramatik Lyrik / Gedichte
Literatur Romane / Erzählungen
Kunst / Musik / Theater Malerei / Plastik
Schlagworte Leipziger Buchmesse 2018 - Gastland Rumänien krons • Leipziger Buchmesse 2018 - Gastland Rumänien kronstadt • Leipziger Buchmesse 2018 • Gastland Rumänien kronstadt • Lyrik • rumäniendeutsche Literatur
ISBN-10 3-86356-165-1 / 3863561651
ISBN-13 978-3-86356-165-9 / 9783863561659
Zustand Neuware
Haben Sie eine Frage zum Produkt?
Mehr entdecken
aus dem Bereich
Deutsche Gedichte aus zwölf Jahrhunderten

von Dirk von Petersdorff

Buch | Hardcover (2023)
C.H.Beck (Verlag)
28,00
Texte über Menschlichkeit

von Leah Weigand

Buch | Hardcover (2024)
Knaur HC (Verlag)
18,00
Heitere Verse

von Eugen Roth

Buch | Hardcover (2022)
Hanser, Carl (Verlag)
12,00