Vom Kunstwerden und Kunstsein. Wandlungsprozesse von Kunstverständnis und Kunstrezeption - Heide Marie Herstad

Vom Kunstwerden und Kunstsein. Wandlungsprozesse von Kunstverständnis und Kunstrezeption

Buch | Softcover
180 Seiten
2017
Diplomica (Verlag)
978-3-96146-513-2 (ISBN)
39,99 inkl. MwSt
Kunst ist eine Interaktion zwischen dem Menschen in seinem individuellen Sein, einem manifesten, flüchtigen und/oder eingebildeten Gegenstand und den Fremdeinwirkungen und Manipulationen der Umwelt. Dieses Thema behandelt die Autorin in vier Artikeln:
Erstens diskutiert sie das Ineinander-Filzen von Kunst als Identität, als ästhetischem und musikalischem Ausdruck sowie als Marktinteresse und Politik. Zweitens diskutiert sie die Kunst im politischen Kontext. Kunst kann als strukturelles, visuelles, rhythmisches und akustisches Erlebnis zur Verführung, Manipulation und Hypnose der Menschen ge- und missbraucht werden. Drittens betrachtet sie Kunst im Kontext von Wirklichkeitswandlungen. Dieser Artikel konzentriert sich auf die theoretische Kunstdebatte und auf die Vermarktung der Kunst. Denn wenn Kunst nach dem Börsenwert definiert wird, wird die gesamte Kunstdebatte null und nichtig. Auf dem Markt kann alles über einen Leisten geschlagen werden. Hier gibt es keine Abgrenzungen zwischen dem Schönen, Banalen, Absurden, Grotesken, Phantastischen und der Fiktion. Kunst als reiner Marktwert wird in sich selber absurd. Das ist das Ende der Kunst. Ist das das Ende der Kunst? Kunst wurde im Laufe der Jahrtausende immer wieder zu Grabe getragen. Kunst als Teil des Lebens und einer Lebensvorstellung ist immer noch lebendig. Das ist das Thema des vierten Artikels.

Heide Marie Herstad, geboren 1943, erwarb 1968 am Abendgymnasium der Stadt Dortmund das Abitur auf dem zweiten Bildungsweg. Es folgten 1973 der Magister Artium in Theaterwissenschaft und Germanistik an der Freien Universität Berlin, 1990 der Bachelor in Französisch und 1991 das pädagogische Staatsexamen für die Fächer Deutsch und Französisch als Fremdsprache an der NTNU, der Universität in Trondheim, Norwegen. 2001 erwarb die Autorin den Dr. phil. in Dramapädagogik an der philosophischen Fakultät der Universität in Jyväskylä, Finnland. 2006 erwarb sie den Master Degree in Tanzwissenschaft an der NTNU in Trondheim in Zusammenarbeit mit der Universität in Stockholm, Schweden und der Universität in Kopenhagen, Dänemark. Die Autorin hat an mehreren norwegischen Gymnasien Deutsch und Französisch als Fremdsprache unterrichtet. Außerdem unterrichtete sie an der Hochschule in Alta Drama.

Textprobe:
Kapitel I.8 Die ethnische Identität:
Eine ethnische Identifikation ist nach Ashcroft, Griffiths und Tiffin eine positive Identifikation mit einer Gruppe. (Vgl. Ashcroft, Griffiths, Tiffin, 2003: 81f.) Die ethnische Zugehörigkeit ist eine relative Größe, abhängig von Zeit und Raum. "Ethnie" vom griechischen "Volk, Stamm" (Duden, 1971) wurde umdefiniert als kulturelle und/oder genetische Zugehörigkeit. (Vgl. Hylland Eriksen, 2003: 12f.) Die Zugehörigkeit zu ethnischen Gruppen signalisiert eine Form von individueller Machtlosigkeit, die innerhalb der Gruppe politischen oder sozialen Einfluss oder Macht absichert. Wichtige Elemente zur Gruppenbildung sind nach Ashcroft, Griffiths und Tiffin: "kinship patterns, physical contiguity, religious affiliation, language or dialect forms, tribal affiliation, nationality, physical features, cultural values, and cultural practices such as art, literature and music." (Ashcroft, Griffiths, Tiffin, 2003: 84) Bei der ethnischen Identität handelt es sich also um ein menschliches Kollektiv, das sich durch seinen Glauben charakterisiert. In der Regel berufen sich die Mitglieder auf eine gemeinsame Vorgeschichte und gemeinsame Ahnen. Die Größe der Gruppe ist unterschiedlich, die Grenzen und Abgrenzungen sind schwankend.
Thede weist speziell auf das Problem der Absteckung der Grenzen hin. (Vgl. Thede, 2000: 296ff.) Die ethnische Identität sei innerhalb der Gruppe, wenn die Mitglieder der Gruppe unter sich sind, stärker als zur Randzone hin. Demgegenüber gäbe es andere Theorien, wonach die ethnische Identität stärker wäre in Kontakt mit anderen. (Vgl. Thede, 2000: 296ff.). Dann gäbe es wieder Theorien, wonach die Grenzen der Identität sich ändern, abhängig vom Zeitpunkt, von der Situation und der Veränderung des Selbst. Thede fragt, ob diese Grenze konzeptualisiert werden kann als einen Ort der Aufteilung oder eine Einteilung in Sektionen am Grenzpunkt der Unterschiede, die durch die Grenze Bedeutung erlangt? (Vgl. Thede, 2000: 297) Derart konzeptualisiert ist die Grenze der ethnischen Front das ausschlaggebende Gewicht und das Resultat eines symbolischen Sich-Verschließens. Das gibt die Dynamik der Grenzen zwischen den Gruppen, innerhalb dessen der Staat eine Schlüsselrolle spielt (Vgl. Thede, 2000: 298; Hylland Eriksen, 2003: 127, 142ff).
Die Tatsache der Rassenmischung ist hierbei wichtig, da sich historisch gesehen alle menschlichen Gruppen in einem Prozess der Vermischung konstituieren. Es gibt von hierher gesehen keine ethnisch reinen Gruppen. (Vgl. Hylland Eriksen, 2003: 13) Trotzdem kann man nach Thede von ethnischen Gruppen sprechen, weil sie sich symbolisch konstituieren. (Vgl. Thede, 2000: 300; Hylland Eriksen, 2003: 79, 91, 127) Alle Identität ist eine Art, die Unterschiede zu organisieren und die Bedeutungsgebung zu aktualisieren. Wie Thede bestätigt, ist hierbei das Ritual ein wichtiges Mittel, die Einheit und die Identität symbolisch zu bestätigen, dessen Fragwürdigkeit immer ein Problem der Reproduktion der Gruppe herstellt.
Die rituelle Handlung selbst kommt hierbei ins Zentrum der Aufmerksamkeit. Nach Thede ist der Ritus eine Form der Vermittlung der doppelten Polarität der Identität "l'expression symbolique de la fonte, défonte et refonte des identités." (Thede, 2000: 301), das heißt, der Ritus ist ein symbolischer Ausdruck der Verschmelzung, der "Entschmelzung", der Trennung, des Umschmelzens und der erneuten Bearbeitung. Auch das Ritual muss als eine soziale Praxis betrachtet werden. Die ethnische Identität hat nach Thede einen veränderlichen Charakter. Dieser Charakter ist flüchtig und kaum greifbar. (Vgl. Thede, 2000: 302)

Erscheinungsdatum
Sprache deutsch
Maße 156 x 221 mm
Gewicht 294 g
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Kunstgeschichte / Kunststile
Schlagworte Dance • Heidegger, Martin • Identifikation mit Kunst • Kunst als Manipulation • Kunst als Ware • Kunstästhetik • Kunstphilosophie • Kunstrezeption • Transformationsprozess
ISBN-10 3-96146-513-4 / 3961465134
ISBN-13 978-3-96146-513-2 / 9783961465132
Zustand Neuware
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