Die 'Antigone' des Bertolt Brecht

Eine experimentelle Theaterarbeit, Chur 1948
Buch
360 Seiten
2015
Chronos (Verlag)
978-3-0340-1253-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die 'Antigone' des Bertolt Brecht - Werner Wüthrich
55,00 inkl. MwSt
Band II der dreibändigen Monografie 'Bertolt Brecht und die Schweiz' stellt die exemplarische Theaterarbeit und die Uraufführung der Antigone des Sophokles am Stadttheater Chur 1948 in neue Zusammenhänge, teils im Umfeld des Exiltheaters, teils den Zusammenhang der europäischen Theater und ihrer Entwicklung bis in die Gegenwart. 'Die Antigone des Bertolt Brecht' kann mit zahlreichen Einzelheiten aufwarten, die in der Forschung über den modernen Klassiker der Vernunft bisher unbekannt geblieben sind.
Der Band reflektiert am Beispiel eines Antikenprojektes an einer historischen Schnittstelle in der Mitte des 20. Jahrhunderts eine Momentaufnahme der Erneuerung und der Entwicklung der deutschsprachigen Bühnenkunst. Besonders erläutert werden die Wiederaufnahme einer experimentellen Theaterarbeit nach dem Zweiten Weltkrieg, die Fortsetzung von Brechts Zusammenarbeit mit dem Bühnenbauer Caspar Neher, das 'Theaterwunder von Chur' und das Engagement von Hans Curjel für Brecht, aber auch, wie mit der 'Antigone' von Sophokles damals ein Theaterstoff in der Luft lag und zugleich eine neue Produktionsform, bedingt durch die Nachkriegszeit. Ferner gewährt der Band detaillierte Einblicke in die Arbeitsbedingungen und allzu kurzen Probenzeiten an einem Stadttheater in der Schweiz.
Im zweiten Teil werden nach der missglückten und geglückten Uraufführung im Februar 1948 in Chur und nach der Absage der internationalen 'Gastspiele Helene Weigel' das Entstehen und die Verbreitung von Brechts und Nehers Antigonemodell 1948, dem ersten Modellbuch des epischen Theaters, in den einzelnen Schritten dokumentiert, und auch, wie Bertolt Brecht nach seiner Rückkehr aus dem Exil mit diesem Antikenprojekt sogleich zwischen die Fronten des beginnenden Kalten Krieges gerät.

Werner Wüthrich, geboren 1947 in Ittigen bei Bern, Studium der Theaterwissenschaften, Germanistik und Philosophie in Wien. Seit 1972 freiberuflicher Theaterautor, Schriftsteller und Brecht-Forscher.

Einleitung

I Hans Curjels Antigone-Auftrag
Wiedersehen in 'triiben Zeiten'
Theaterproduzent Curjel erteilt den Antigone-Auftrag
Die 'historische Mission' des Zürcher Schauspielhauses
Eine neue Organisationsform für Theater
Brecht und das Zürcher Schauspielhaus

II 'Antigone' von Sophokles – ein Theaterstoff liegt in der Luft
Antigone-Bearbeitung mit 'Analogien zur Gegenwart'
Der Antigone-Mythos als changierende Grösse in der Weltliteratur
Zur Schweizer Rezeption der 'Antigonä' von Friedrich Hölderlin seit 1918
Die Zürcher 'Antigone'-Fassung von Emil Staiger als ästhetischer Massstab
Entscheidung für die hölderlinsche Nachdichtung
Brechts 'Durchrationalisierung' des altgriechischen Theaterstoffes
Die interessengeleiteten Nachdichtungen von Hölderlin und Brecht
Brechts Antigone nur pure 'Fleissarbeit'?
Curjels Plazet für die Uraufführung der Antigone des Sophokles

III Theaterfrühling in Chur mit Hans Curjel
Wiederaufnahme der an der Krolloper begonnenen experimentellen Theaterarbeit
Zur Nachhaltigkeit der Berliner Theaterexperimente
Curjel als Oberspielleiter am neuen Corso-Theater
Vom 'fröhlichen Theater' zur Gründung der Theater- und Tournée-Genossenschaft
Curjel wird selbstständiger Theaterimpresario
Die Theater- und Tournée-Genossenschaft übernimmt das Stadttheater Chur
'Meisterwerke der Theaterliteratur ausserhalb der Grossstädte'
Das 'Theaterwunder von Chur' und seine Folgen
Curjels Konzept scheitert, aber auf hohem Niveau
Zur Formierung des Antigone-Ensembles für Brecht

IV Brechts und Nehers Zusammenarbeiten
Wiederaufnahme eines Wort-Bild-Dialoges in Zürich
Antigone auf der Bühne – mit oder ohne griechische Säule?
Die zentrale Bedeutung des Bühnenraums bei Brecht und Neher
Das Vorspiel verbindet den antiken Stoff mit der Gegenwart
Lichtkonzept ohne Schatten und Stimmung
Die 'sorgfältig möblierte Leere'
Ein Kolonialstuhl und die Requisiten
Die Kostüme als symbolisch aufgeladene Zeichen
Überhöhende Schminke und Stabmasken
Casting und Probenbeginn im Volkshaus Zürich
Ein ideales Regieteam

V Antigone-Proben – ein Theaterlabor auf Zeit
Die Uraufführung als Highlight der Spielplanpräsentation in Chur
Die Stimmung in Chur bei Brechts Ankunft
Fortsetzung der Probenarbeit und Warten auf Kreon
Das 'Tänzerische' und das 'natürliche Gebärdenspiel'
Brückenverse schulen die Akteure
Das Ensemble als stimulierendes 'Kraftfeld'
Tagesablauf und Probenalltag in Chur
Die Botin – Brechts Einzelprobe mit Valeria Steinmann
Klangkulisse oder Bühnenmusik?
Helene Weigel auf und hinter der Bühne
Theaterlabor kontra Stadttheaterbetrieb
Previewmodell und gestaffelte Premieren als Kompromiss
Curjels Motto und Plädoyer für Brechts Theater
Einführungsabend zu Brechts Antigone
Brecht ist zufrieden mit der Premiere in Chur
Antigone als internationale Gastspielproduktion

VI Ein Modell auf der Bühne
Zusätzliche öffentliche Proben vor der zweiten Antigone-Premiere
Brechts stiller Geburtstag
Das Antigonemodell 1948 als Resultat der Verlängerung des Churer Theaterlabors
Das Testpublikum lehnt Brechts Antigone ab
Heiss umstrittene Sondervorstellung für die Kantonsschule Chur
Die zweite Antigone-Premiere als offizielle Uraufführung

VII Die Antigone-Uraufführung im Spiegel der Presse
Sophokles und Hölderlin kontra Brecht
Zur Deutungshoheit in Sachen Klassik und Antigone
Wertkonservative wie wohlwollende Churer Zeitungen
Wie umgehen mit Brechts Antigone?
Differenzierte Bewertungen der Konzeption
Ein 'vermessen zu nennendes Bühnenexperiment'

VIII Vom Antigonemodell 1948 zur Gründung des Berliner Ensembles
Der Antigone-Boykott und seine unmittelbaren Folgen in Chur
Das Gastspiel am Zürcher Schauspielhaus floppt
Zur Zürcher Resonanz auf die Antigone-Matinee
Die Folgen des Debakels für den Theaterproduzenten Hans Curjel
Die Zürcher Antigone-Produktion als Urzelle für das Berliner Theaterprojekt B.
Das 'Theaterwunder' und das 'Experiment Brecht'
Antigone und Antigonemodell 1948 auch in der DDR unerwünscht
Vom Modell zur Neubewertung der Antigone des Sophokles

Anhang
Dokumente zur 'Antigone' von Sophokles
- Aufführungen in der Schweiz im 20. Jahrhundert
- Die 'Antigone' von Sophokles im Textvergleich

Dokumente zur Uraufführung Die Antigone des Sophokles
- Empfehlungsschreiben Oskar Wälterlins
- Das Bühnenbild. Impressionen von Caspar Neher
- Das Ensemble 'Gastspiel Helene Weigel' 1948
- Bemerkungen zu den Abbildungen der Antigone des Sophokles und des Antigonemodells 1948 am Stadttheater Chur
- Aufführungen der Antigone des Sophokles in der Schweiz (1948–1998)
- Brecht-Aufführungen in Chur seit 1948

Erscheint lt. Verlag 22.5.2015
Reihe/Serie Theatrum Helveticum ; 14
Verlagsort Zürich
Sprache deutsch
Maße 160 x 245 mm
Gewicht 955 g
Einbandart gebunden
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Theater / Ballett
Schlagworte Antigone (Brecht) • Bertolt Brecht • Brecht, Bertolt • Helene Weigel • Theater
ISBN-10 3-0340-1253-5 / 3034012535
ISBN-13 978-3-0340-1253-9 / 9783034012539
Zustand Neuware
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