Schlagzeugunterricht heute – Ein Instrument? Ein Unterricht?

Studie zum Berufsumfeld und zur Unterrichtspraxis von Schlagzeuglehrern

(Autor)

Buch | Softcover
113 Seiten
2015
Leu-Vlg Wolfgang Leupelt (Verlag)
978-3-89775-140-8 (ISBN)
16,80 inkl. MwSt
"Kaum ein Instrument ist stilistisch so flexibel und musikalisch so omnipräsent wie das Schlagzeug". Wer sich die beeindruckende instrumentale Bandbreite des Schlagzeugs und die riesige Vielfalt aller Perkussionsinstrumente bewusst macht, wird nicht umhin kommen, dieser Aussage zuzustimmen.So hat sich diese große Instrumentengruppe mit ihren breiten Einsatzmöglichkeiten auch im pädagogischen Bereich immer mehr durchgesetzt. Inzwischen kann man das Spielen von klassischem europäischem Orchesterschlagwerk genauso erlernen wie lateinamerikanische, asiatische oder afrikanische Percussioninstrumente, außerdem werden vielerorts Trommelkreise, Sambagruppen, Percussionensemble uvm. angeboten. Allen voran steht aber das Drumset, das bei Schülern jeden Alters in der Beliebtheitsskala ganz oben steht.Wie schaffen es heutige Schlagzeuglehrer unter diesen Voraussetzungen, ein individuelles Unterrichtsangebot zu erstellen, das die verschiedensten instrumentalen und stilistischen Bedürfnisse der Schüler zufriedenstellt? Welche Rolle spielen dabei der kulturpolitisch bedingte Strukturwandel im freischaffendem Bereich und an den Musikschulen?Diese Fragen beleuchtet die Untersuchung von Stefan Landes, Schlagzeugunterricht heute - Ein Instrument? Ein Unterricht?

Stefan Landes wurde 1988 in Ingolstadt geboren und absolvierte an der Musikhochschule München sowohl ein künstlerisches wie auch und ein pädagogisches Diplomstudium. Schon während seines Studiums konnte er einige Erfahrungen als Orchesterschlagzeuger beim European Union Youth Orchestra, als Akademist bei den Essener Philharmonikern oder als Aushilfe beim Radiosinfonieorchester Stuttgart und bei der Staats- oper München sammeln. Als Drummer wirkt er seit 2014 regelmäßig an Musical- und Crossover-Produktionen beim Theater Nordhausen/Loh-Orchester Sondershausen mit. Außerdem ist er kammermusikalisch sehr aktiv und tritt regelmäßig im Ensemble und solistisch bei Konzerten in Erscheinung. Dafür hat er schon einige Werke selbst komponiert und arrangiert. Im pädagogischen Bereich arbeitet Stefan Landes gerne mit Schülern aus den verschiedensten Niveaustufen. So hat er 6-jährige Schlagzeugschüler neu an das Instrument herangeführt, genauso wie er schon fortgeschrittene Schüler auf ein Studium an der Musikhochschule vorbereitet hat. Für den Wettbewerb „Jugend musiziert“ ist der frühere Bundespreisträger mehrmals als Juror angefragt worden und engagiert sich seit 2013 als Jugendbeirat im Schlagzeugerverband „Percussion creativ“. In seiner gesamten Arbeit ist es ihm sehr wichtig, das Schlagzeug als ganzheitliche Aufgabe zu verstehen, die nur bei einem Zusammenwirken der verschiedensten künstlerisch-stilistischen und pädagogisch-psychologischen Disziplinen ihre volle Entfaltung erfährt.

1. Einleitung „Schlagzeuger zu sein ist für mich Leidenschaft und Passion, nicht nur eine Fähigkeit, um damit mein Leben zu bestreiten. Nur was man mit großer Leidenschaft lebt und liebt, kann dementsprechend mit Freude und Begeisterung weitergegeben werden.“ „Die Vielfalt macht den Schlagzeugunterricht im Vergleich zu anderen Instrumenten interessant: Verschiedene Stile, verschiedene Instrumente (Drumset, Mallets, Percussion, Pauken.), Ensemblestücke mit mehreren Schülern erarbeiten, Band/Orchesterrepertoire coachen etc.“ Diese zwei Aussagen stammen von Schlagzeuglehrern, die mir im Rahmen einer Online-Studie einige Fragen zu ihrem Beruf und ihrem Instrument beantwortet haben. Sie geben einen ersten Einblick, worin die Besonderheiten des Schlagzeugunterrichts liegen und warum dieser musikpädagogische Bereich es wert ist, in der vorliegenden Studie in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gestellt zu werden: Es handelt sich nicht um ein Instrument, es handelt sich nicht um einen zu unterrichtenden Stil, nicht um ein genau definiertes Unterrichtsfach. Es geht um den pädagogischen Wert einer Instrumentengruppe, die sich in 30 Jahren von der Einführung als Unterrichtsfach im Verband deutscher Musikschulen 1974 zum „Instrument des 21. Jahrhunderts“ entwickelt hat und deren Struktur und Grenzen sich in so stetigem Wandel befinden, dass sie selbst von Musikwissenschaftlern und -Ethnologen kaum überblickt werden. Die Anziehungskraft von Schlaginstrumenten auf den Menschen und die daraus resultierende Bedeutung des Schlagzeugunterrichts bringt Gary Cook, Professor an der University of Arizona, auf den Punkt: „Almost every person would like to ‚play the drums‘ if only given the chance.“ Diese Aussage belegt er mit einem einfachen Beispiel. Man solle sich vorstellen, eine einzelne Trommel mitten in das Treppenhaus einer Schule zu stellen und dann zu beobachten, wie viele Schüler im Laufe eines Tages wohl versuchen, dem Instrument durch Schlagen, Antippen oder sonstige Berührung einen oder mehrere Töne zu entlocken. Einer der wichtigsten Wegbereiter der Schlagzeug-Pädagogik im 20. Jahrhundert, Siegfried Fink, formuliert folgenden Grundsatz als Gemeinsamkeit aller Kulturkreise: „Durch perkussive Lautäußerungen seelische Spannungen zu lösen oder auch Lebensfreude auszudrücken, ist in jedem Menschen von Geburt an vorhanden.“ Auf diese Weise eröffnen sich einem Schlagzeuglehrer wunderbare Anknüpfungsmöglichkeiten, um diese grundsätzliche Affinität zu elementarem musikalischen Ausdruck pädagogisch auszunutzen. Es ist Aufgabe des Lehrers, das große und unübersichtliche Feld der Schlaginstrumente und der Schlagzeugmusik so weit zu ebnen und zugängig zu machen, dass ein Schüler erfolgreich seine ersten Schritte in diese Welt gehen kann. Er muss diesem aber auch genügend Freiraum lassen, damit aus jenen Schritten bald ein eigener individueller Weg werden kann, der die musikalische und technische Entwicklung genauso widerspiegelt wie die persönlichen stilistischen und instrumentalen Präferenzen des Schülers. Eine Herausforderung, die ein großes Maß an Verantwortung, pädagogischem Einfühlungsvermögen sowie künstlerischer Identität erfordert. Sie wird durch die fortschreitende Entwicklung des Schlagwerks noch verstärkt, denn „die Weiterentwicklung der einzelnen Sparten (Drumset, Pauke, Mallets) macht es zunehmend stressiger, am Ball zu bleiben, wenn überhaupt noch möglich“. Ein Schlagzeuglehrer sieht deshalb die oft vertretene Auffassung als überholt an, dass an einer Musikschule die gesamte instrumentale Vielfalt des Schlagwerks angeboten werden sollte „und Drumset dabei nur eine Kategorie unter vielen ist. Die Realität sieht völlig anders aus.“ Eine nicht zu verachtende Rolle spielt auch, dass öffentliche Musikschulen in Deutschland zwischen der „Forderung nach verstärkter gesellschaftlicher Wirksamkeit einerseits und der Beschränkung der dafür notwendigen Mittel“ unter großem Druck stehen. Darüber hinaus hat die kulturelle Emanzipation der U-Musik, welche mit der Entwicklung des Schlagzeugs einherging, bewirkt, dass heute „keine Musikschule darauf verzichten [kann], sich der Popmusik zu öffnen“, wodurch ein prinzipielles Umdenken, weg von den bewährten Unterrichtsstrukturen erforderlich gemacht wird. Wie kann es einem Schlagzeuglehrer also gelingen, den aktuellen Ansprüchen des Schülers und der Musikschulen genauso wie der Weiterentwicklung des Schlagwerks gerecht zu werden? Welche Rolle spielt hierfür seine eigene Ausbildung und seine individuelle stilistische und instrumentale Prägung? In welche Richtung wird sich dieser lebendige Bereich weiterentwickeln und was bedeutet das für die Generation der zukünftigen Schlagzeuglehrer? Das Ziel dieser Arbeit soll es sein, anhand jener Fragestellungen die heutige Unterrichtssituation der Schlagzeuglehrer in neuem Licht zu sehen und so den Kontext, in dem dieser Personenkreis seiner Unterrichtsarbeit nachgeht, etwas besser verstehen zu können.

1. Einleitung"Schlagzeuger zu sein ist für mich Leidenschaft und Passion, nicht nur eine Fähigkeit, um damit mein Leben zu bestreiten. Nur was man mit großer Leidenschaft lebt und liebt, kann dementsprechend mit Freude und Begeisterung weitergegeben werden." "Die Vielfalt macht den Schlagzeugunterricht im Vergleich zu anderen Instrumenten interessant: Verschiedene Stile, verschiedene Instrumente (Drumset, Mallets, Percussion, Pauken.), Ensemblestücke mit mehreren Schülern erarbeiten, Band/Orchesterrepertoire coachen etc." Diese zwei Aussagen stammen von Schlagzeuglehrern, die mir im Rahmen einer Online-Studie einige Fragen zu ihrem Beruf und ihrem Instrument beantwortet haben. Sie geben einen ersten Einblick, worin die Besonderheiten des Schlagzeugunterrichts liegen und warum dieser musikpädagogische Bereich es wert ist, in der vorliegenden Studie in den Fokus wissenschaftlicher Forschung gestellt zu werden: Es handelt sich nicht um ein Instrument, es handelt sich nicht um einen zu unterrichtenden Stil, nicht um ein genau definiertes Unterrichtsfach. Es geht um den pädagogischen Wert einer Instrumentengruppe, die sich in 30 Jahren von der Einführung als Unterrichtsfach im Verband deutscher Musikschulen 1974 zum "Instrument des 21. Jahrhunderts" entwickelt hat und deren Struktur und Grenzen sich in so stetigem Wandel befinden, dass sie selbst von Musikwissenschaftlern und -Ethnologen kaum überblickt werden. Die Anziehungskraft von Schlaginstrumenten auf den Menschen und die daraus resultierende Bedeutung des Schlagzeugunterrichts bringt Gary Cook, Professor an der University of Arizona, auf den Punkt: "Almost every person would like to 'play the drums' if only given the chance." Diese Aussage belegt er mit einem einfachen Beispiel. Man solle sich vorstellen, eine einzelne Trommel mitten in das Treppenhaus einer Schule zu stellen und dann zu beobachten, wie viele Schüler im Laufe eines Tages wohl versuchen, dem Instrument durch Schlagen, Antippen oder sonstige Berührung einen oder mehrere Töne zu entlocken.Einer der wichtigsten Wegbereiter der Schlagzeug-Pädagogik im 20. Jahrhundert, Siegfried Fink, formuliert folgenden Grundsatz als Gemeinsamkeit aller Kulturkreise: "Durch perkussive Lautäußerungen seelische Spannungen zu lösen oder auch Lebensfreude auszudrücken, ist in jedem Menschen von Geburt an vorhanden." Auf diese Weise eröffnen sich einem Schlagzeuglehrer wunderbare Anknüpfungsmöglichkeiten, um diese grundsätzliche Affinität zu elementarem musikalischen Ausdruck pädagogisch auszunutzen. Es ist Aufgabe des Lehrers, das große und unübersichtliche Feld der Schlaginstrumente und der Schlagzeugmusik so weit zu ebnen und zugängig zu machen, dass ein Schüler erfolgreich seine ersten Schritte in diese Welt gehen kann. Er muss diesem aber auch genügend Freiraum lassen, damit aus jenen Schritten bald ein eigener individueller Weg werden kann, der die musikalische und technische Entwicklung genauso widerspiegelt wie die persönlichen stilistischen und instrumentalen Präferenzen des Schülers. Eine Herausforderung, die ein großes Maß an Verantwortung, pädagogischem Einfühlungsvermögen sowie künstlerischer Identität erfordert. Sie wird durch die fortschreitende Entwicklung des Schlagwerks noch verstärkt, denn "die Weiterentwicklung der einzelnen Sparten (Drumset, Pauke, Mallets) macht es zunehmend stressiger, am Ball zu bleiben, wenn überhaupt noch möglich". Ein Schlagzeuglehrer sieht deshalb die oft vertretene Auffassung als überholt an, dass an einer Musikschule die gesamte instrumentale Vielfalt des Schlagwerks angeboten werden sollte "und Drumset dabei nur eine Kategorie unter vielen ist. Die Realität sieht völlig anders aus." Eine nicht zu verachtende Rolle spielt auch, dass öffentliche Musikschulen in Deutschland zwischen der "Forderung nach verstärkter gesellschaftlicher Wirksamkeit einerseits und der Beschränkung der dafür notwendigen Mittel" unter großem Druck stehen. Darüber hinaus hat die kulturelle Emanzipation der

Erscheint lt. Verlag 31.7.2015
Zusatzinfo zahlreiche Farbtabellen und Grafiken
Sprache deutsch
Maße 148 x 210 mm
Gewicht 240 g
Einbandart Paperback
Themenwelt Kunst / Musik / Theater Musik Instrumentenunterrricht
Schlagworte Pauken Tretschule • Schlagzeuglehrer • Schlagzeugstudium • Schlagzeugunterricht • Schlagzeugunterricht, Schlagzeugstudium, Schlagzeuglehrer
ISBN-10 3-89775-140-2 / 3897751402
ISBN-13 978-3-89775-140-8 / 9783897751408
Zustand Neuware
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