Die Musik von Jörg Widmann

Siglind Bruhn, geboren in Hamburg, studierte das künstlerische Hauptfach Klavier (Staatsexamen Musikhochschule Stuttgart, Meisterklasse Wladimir Horbowski) sowie vergleichende Literaturwissenschaft und Philosophie (Magister Artium, Universität München), bevor sie 1985 an der Universität Wien in Musikanalytik promovierte. Nach Lehrtätigkeit in Deutschland und an der University of Hong Kong arbeitet sie seit 1993 als Life Research Associate am Geisteswissenschaftlichen Forschungsinstitut der University of Michigan/USA. Ihre Recherchen konzentrieren sich auf die Musik des 20. und 21. Jahrhunderts, insbesondere in deren Beziehungen zu Dichtung, bildender Kunst und Religion. Ihre Veröffentlichungen umfassen mehr als 25 Buchmonografien sowie fünf Anthologien. Als Herausgeberin betreut sie zudem die bei Pendragon Press / New York erscheinende Buchreihe “Interplay: Music in Interdisciplinary Dialogue”. 2001 wurde sie in die Europäische Akademie der Wissenschaften und Künste gewählt, 2008 verlieh ihr die Linnaeus-Universität in Schweden die Ehrendoktorwürde. Für die Jahre 2014-2017 hat sie eine Einladung zu einer Gastprofessur an den Musikakademien in Krakau und Katowice, Polen, angenommen. Buchpublikationen (deutsch): * Buchtrilogie zum Werk von Claude Debussy Band I: Debussys Klaviermusik und ihre bildlichen Inspirationen (2017)] * Henri Dutilleux. Jede Note auf der Goldwaage gewogen (2016) * Aribert Reimanns Vokalmusik (2016) * Schönbergs Musik 1899-1914 im Spiegel des kulturellen Umbruchs (2015) * Europas klingende Bilder. Eine musikalische Reise (2013) * Die Musik von Jörg Widmann (2013) * Buchtrilogie zum Schaffen Paul Hindemiths Band III Hindemiths große Instrumentalwerke (2012), Band II Hindemiths große Vokalwerke (2010) Band I Hindemiths große Bühnenwerke (2009) * Buchtrilogie zur musikalischen Symbolsprache Olivier Messiaens Band III Messiaens ‘Summa theologica’. Musikalische Spurensuche mit Thomas von Aquin in "La Transfiguration", "Méditations" und "Saint François d’Assise" (2008) Band II Olivier Messiaen, Troubadour. Liebesverständnis und musikalische Symbolik in "Poèmes pour Mi", "Chants de terre et de ciel", "Trois petites Liturgies de la présence divine", "Harawi", "Turangalîla-Sinfonie" und "Cinq Rechants" (2007) Band I Messiaens musikalische Sprache des Glaubens. Theologische Symbolik in den Klavierzyklen "Visions de l’Amen" und "Vingt Regards sur l’Enfant-Jésus" (2006) * J. S. Bachs Wohltemperiertes Klavier. Analyse und Gestaltung (2006) * Christus als Opernheld im späten 20. Jahrhundert (2005) * Das tönende Museum. Musik des 20. Jahrhunderts interpretiert Werke bildender Kunst (2004) * Die musikalische Darstellung psychologischer Wirklichkeit in Alban Bergs Wozzeck (1986) * Die Kunst musikalischer Gestaltung am Klavier. Gestaltungskriterien und Gestaltungsmittel in Bach’scher und klassischer Klaviermusik (1981) Auswahl englisch: * Frank Martin’s Musical Reflections on Death (2011) * The Musical Order of the World: Kepler, Hesse, Hindemith (2005) * Saints in the Limelight: Representations of the Religious Quest on the Post-1945 Operatic Stage (2003) * Musical Ekphrasis: Composers Responding to Poetry and Painting (2000) * Musical Ekphrasis in Rilke's Marienleben (2000)

Inhalt, Vorwort
Biografische Notizen und Werkverzeichnis
Einleitung
Kapitel I: Instrumentale Poesie
Kapitel II: Trilogie des instrumentalen Singens
Kapitel III: Fünf Streichquartette
Kapitel IV: Kammermusik mit Klarinette
Kapitel V: Werke für Musiktheater
Eine erste Bestandsaufnahme
Anhang I: Libretto zu Das Gesicht im Spiegel
Anhang II: Libretto zu Babylon
Anhang III: Die Mythen und Epen der babylonischen Kultur
und ihr Niederschlag in Babylon
Verzeichnis der Notenbeispiele
Quellennachweis
Über die Autorin

Im Sommer 2013 feiert Jörg Widmann, der erfolgreichste deutsche Komponist der jüngeren Generation, sei nen vierzigsten Geburtstag. Da er schon jetzt auf einen umfangreichen Werkkatalog, Aufführungen und Ein- spielungen mit namhaften Musikern und zahlreiche Auszeichnungen zurückblicken kann, liefert dieser Zeitpunkt einen willkommenen Anlass für eine erste analytisch-interpretatorische Bestandsaufnahme seines kreativen Schaffens. Dass Widmann ein vielseitiger Musiker und nicht zuletzt auch ein außerordentlicher und weltweit gefeierter Klarinettist ist, kann hier leider nur am Rande erwähnt werden. Neuerdings beginnt er sich zudem als Dirigent einen Namen zu machen, der nicht nur Aufführungen eigener Werke leitet, sondern seit 2011 zudem die Aufgabe des Principal Guest Conductor beim Irish Chamber Orchestra übernommen hat. Zugleich versteht er sich in seiner Doppelprofessur für Klarinette und Komposition an der Musikhochschule Freiburg als leidenschaftlicher Musikpädagoge und erprobt in Vorträgen und in kreativer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen neue Wege der Musikvermittlung. Die in diesem Buch behandelten Kompositionen – eine Solosonate, neun Kammermusikwerke, je drei Werke für größeres Ensemble bzw. Sinfonieorchester und zwei Opern – repräsentieren zwar lediglich etwa ein Viertel seines zu Beginn des Jahres 2013 vorliegenden Œuvres, doch können sie als repräsentativ gelten für dessen Vielschichtigkeit. Die fünf Hauptkapitel spiegeln Interessenschwerpunkte des Komponisten wider. An der Schnittstelle von Wort und instrumentalem Klangbild fasziniert ihn sowohl die Reflexion über dichterische Vorgaben im Medium der absoluten Musik (I) als auch die Möglichkeit eines Orchesters, vokalen Genres nachzuspüren (II). Viele, die ihn vor allem als konzertierenden Künstler kennen, wird es überraschen, dass er nach eigener Aussage am liebsten für Streicher schreibt (III); doch ebenso vielfarbig komponiert er für sein eigenes Instrument, die Klarinette, die er mit immer anderen Partnern kombiniert und kontrastiert (IV). Seine Bühnenwerke schließlich, die sich vom Kammermusikalischen zum Orchestralen hin entwickelt haben und ihre Texte sowohl vokal als auch instrumental ausdeuten, können als eine Art Synthese seiner geistigen und musikalischen Intentionen verstanden werden (V).