Wunder (eBook)

Eine historische Einführung
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2007 | 1. Auflage
200 Seiten
Campus Verlag
978-3-593-40389-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Wunder -  Gabriela Signori
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Die Geschichte des Wunders reicht vom antiken Griechenland bis in die heutige Zeit. Da sie den Stoff für zahllose Erzählungen bilden, sind Wunder ein wichtiges Thema für alle, die sich für die Geschichte abendländischer Frömmigkeitspraktiken und religiöser Vorstellungen interessieren. Das Wunder ist keine Marginalie, kein Kuriosum, es steht vielmehr im Mittelpunkt des Religiösen, auch im Vergleich der Konfessionen und Religionen. Gabriela Signori erklärt in dieser Einführung, welche Ereignisse als Wunder galten und gelten, wann die ersten Wunder wahrgenommen wurden und man darüber berichtet, wie sie zertifiziert wurden und welche Rolle sie bei der Heiligsprechung spielten. Sie zeigt, wie die Reformation die Wahrnehmung und Darstellung von Wundern verändert hat und wie und warum Wunder bis heute in der christlichen Welt präsent sind.

Gabriela Signori ist Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Universität Konstanz.

Gabriela Signori ist Professorin für Geschichte des Mittelalters an der Universität Konstanz.

Inhalt 6
Vorwort »Star of wonder« 8
Einleitung 10
1. Die christlichen Grundlagen 16
1.1. Augustinus von Hippo († 430) 17
1.2. Gregor von Tours (ca. 539–594) 24
1.3. Gregor der Große († 604) 26
1.4. Kirchliche Wunderkritik 29
1.5. »Populäre« Wundervorbehalte 34
2. Wunderberichte: Hören und Sehen, Schreiben und Lesen 41
2.1. Erzählen 44
2.2. Augenzeugen 47
2.3. Dingzeugnisse 51
2.4. Berufsschreiber und Schönschreiber 53
2.5. Die Ordnung der Wunder 62
2.6. Abschreiben, Vervielfältigen, Drucken 63
2.7. Mirakelbilder – Votivbilder 67
3. Die soziale Welt des Wunders 75
3.1. Frauen und Männer 76
3.2. Kinder 82
3.3. Klerus, Adel oder Städter? 87
3.4. Personenübergaben 90
4. Wunderheilungen 95
4.1. Der Heilschlaf 96
4.2. Biblische Heilungswunder 98
4.3. Das Gewicht der Tradition 99
4.4. Häufigkeiten 103
4.5. Moderne Ätiologien 104
4.6. Krankheiten ohne Namen 107
4.7. Geburtswunder 112
4.8. Verrückt oder besessen? 115
4.9. Magie 123
4.10. Wunderglaube oder Ärztekunst? 126
4.11. Der Beitrag der Seelenheilkunde 132
5. Gewalt und Wunder 138
5.1. Weltliche Übergriffe auf Klosterbesitz 139
5.2. Gefangenenbefreiungen 142
5.3. Der Hundertjährige Krieg 144
5.4. Die Hussiten- und die Türkenkriege 147
5.5. Das Galgenwunder 149
5.6. Wunder, Ritualmord- und Hostienfrevellegenden 152
Fazit 161
Quellen 164
Auswahlbibliographie 168
Abbildungsnachweise 194
Personen- und Ortsregister 195

Das Christentum unterscheidet zwei Wunderarten: Die einen vollbringt der Heilige zu Lebzeiten, »in vita«, die anderen bewirkt er »post mortem«, also nach seinem Tod (Sigal 1983). Beide Wunderarten sind über die Jahrhunderte hinweg als »signum sanctitatis« konstitutiv für das christliche Heiligkeitsverständnis. Trotzdem sind und waren sie nicht zu allen Zeiten und in allen Gesellschaftskreisen gleich gern gelitten (Moore 1997). Den »invita «-Wundern gegenüber war insofern Zurückhaltung geboten, als die Gefahr groß schien, dass sie sich zum ethisch-moralischen Problem verkehrten. Denn sie setzen voraus, dass der Heilige selbst, wie dereinst Christus, erkennt, dass er heilig ist, und dieses Wissen könnte, glaubte man, »praesumptio« (Anmaßung) oder »superbia« (Hochmut) auslösen. Das sind keine Charaktereigenschaften, sondern im christlichen Verständnis Sünden, ja bis ins 13. Jahrhundert hinein sogar die beiden Hauptsünden (Todsünden), denen lange vor Adam und Eva die Engel des Lichts zum Opfer gefallen waren (Little 1971). Der Bezug zwischen »vita« und »miracula«, Heiligenleben und Wunderkraft, verändert sich nicht nur auf der Zeitachse, sondern auch je nach der Trägerschaft des Kultes (Reformkreise, Pfarrklerus etc.), ja zuweilen selbst je nach Gebrauchskontext der hagiographischen Schriften. Die »Athleten Christi« zum Beispiel, die sich in der Nachfolge des Antonius Magnus in die Wüste Ägyptens, Palästinas und Syriens zurückzogen, wollten zumeist keine Wunder bewirken, obwohl sie es gekonnt hätten. Wunder nämlich, fürchteten sie, zögen Menschenscharen an, notleidende gleichermaßen wie neugierige Menschen, welche die Meditation, das Zwiegespräch der Asketen mit Gott störten. Vor ihnen floh manch ein Gottsuchender noch tiefer in die Wüste (Demm 1975; Ward 1999), aber nicht jeder, wie unter anderem der Reisebericht des Rufinus von Aquileja (? 410) zeigt (Frank 1998). Die Wüstenväter - so nennt die Forschung die nach Vollkommenheit strebenden bärtigen Greise der spätantiken Welt - waren lebendige Heilige, Heilige zum Anfassen, Heilige zum Ansehen (Frank 2000). Das gilt auch für den heiligen Martin (? 397), so wie ihn sein Freund und langjähriger Gefährte Sulpitius Severus (? 420) darstellte. Häufig wird Heiligkeit jedoch erst später, Jahrzehnte, wenn nicht gar Jahrhunderte nach dem Ableben des Heiligen erkannt. In diesen Fällen kann das Wunder die Tugendhaftigkeit nicht gefährden (was aber nicht besagt, alle Heiligen seien wirklich tugendhaft gewesen). Das Wunder erscheint »post mortem« sozusagen als ?Stimme? der Toten. Es hilft, die Zeit zu überbrücken, verleiht dem längst verstorbenen Heiligen Aktualität, macht ihn gegenwärtig.

Erscheint lt. Verlag 12.9.2007
Reihe/Serie Historische Einführungen
Zusatzinfo 9 sw Abb.
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kunst / Musik / Theater
Geisteswissenschaften Geschichte Allgemeines / Lexika
Geschichte Teilgebiete der Geschichte Kulturgeschichte
Schlagworte Augustinus • Frühe Neuzeit • Gregor der Große • Gregor von Tours • Heiligsprechung • Kulturgeschichte • Mittelalter • Religionsgeschichte • Wunder • Wunderheilung
ISBN-10 3-593-40389-7 / 3593403897
ISBN-13 978-3-593-40389-2 / 9783593403892
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