Schauplatz Musik: Rom
Bückle & Böhm (Verlag)
978-3-941530-15-7 (ISBN)
- Keine Verlagsinformationen verfügbar
- Artikel merken
Roma aeterna! Solange Menschen leben, werde diese Stadt fortbestehen – so die Prophezeiung Jupiters. Das solchermaßen genährte Sendungsbewusstsein der Römer, ursprünglich ein Volk aus Bauern und Soldaten, manifestierte sich in der klaren Strukturierung ihres Staatswesens und der Ausdehnung ihres Herrschaftsgebietes; die Beschäftigung mit den Künsten trat hinter diesen machtpolitischen Interessen zurück. Daher gelangte auch die Musik gleichsam als Import von den Griechen und Etruskern in die Stadt am Tiber und wurde dort meist zweckdienlich eingesetzt, z.B. unterstrich man in spektakulären Triumphzügen die repräsentative Darstellung der Staatsmacht durch Bläserklänge und Soldatenlieder.Es scheint, als würde, gerade in dem Bewusstsein des Mangels an eigenständigen künstlerischen Kräften in der Antike, das christliche Rom um so nachhaltiger nach musikhistorischer Bedeutung streben und sich gegen zahlreiche andere musikalische Zentren in Italien und ganz Europa behaupten. Macht und Einflussnahme spielen in diesem Prozess auch weiterhin eine wichtige Rolle: Jahrhunderte lang suchte das Papsttum die Gestaltung der liturgischen Musik zu einer 'rein römischen' Angelegenheit zu machen und sie dem gesamten Abendland zu diktieren. Dabei setzte es Klarheit und Strenge des musikalischen Satzes den vielfältigen Entwicklungen der Vokalpolyphonie propagierend entgegen – Ideale, die beispielhaft im Werk Giovanni da Palestrinas verkörpert sind.Als 'Splendissima' präsentiert sich Rom dagegen im Barock; nun ist die Stadt erfüllt von den Klängen prunkender Festivitäten. Papsthof, Kardinalshaushalte und Adel feiern sich wie in einem Taumel von überschwänglich ausgestatteten musikalischen Inszenierungen, sowohl im weltlichen als auch im geistlichen Bereich. Das größte römische Theater, das Teatro delle Quattro Fontane, wurde 1631 mit der Oper Il Sant’ Alessio eröffnet; die Musik stammte von Stefano Landi, der Text von Kardinal Giulio Rospigliosi (dem späteren Papst Clemens IX.) und die opulente Ausstattung der Bühne von Gian Lorenzo Bernini – solch hochkarätige Zusammenarbeit machte das Mäzenatentum der Barberini möglich. Für uns scheint der vielstimmige Jubel in den Palästen, Theatern und Kirchen noch heute überall im Stadtbild widerzuhallen, in der Architektur dieser Zeit gebannt, in der Rom für ganz Europa maßgebliche künstlerische Bedeutung erreichte.Später sollte es weniger das aktuelle Musikgeschehen sein, das unzählige Reisende und Musiker in die Stadt lockte, sondern eher das inspirierende Spannungsfeld, das aus dem Nebeneinander der antiken Stätten und eben jener barocken Pracht entsteht. Rom wird zu einem Mythos der Kunst, zu einem Ort der Sehnsucht, die besonders von der europäischen Romantik reich genährt wurde. Jetzt stellt sich nicht mehr die Frage nach der Identität einer Römischen Schule, sondern danach, wie sich 'Römisches' in den Kompositionen darstellt, die der Stadt gewidmet sind, wie z.B. in Le carnaval romain von Hector Berlioz.Das Maß einer nostalgischen Euphorie ist damit jedoch noch längst nicht erfüllt. Um die Mitte des 20. Jahrhunderts ergreift eine wahre Rombegeisterung breite Massen, anrührende Liebesfilme und Schlager in großer Zahl huldigen der Stadt. Wer kennt nicht Mario Lanzas Arrivederci Roma aus dem Film Seven Hills of Rome? Und dieses toposhafte Bild dringt nun sogar bis über den Ozean – Rom ist nicht mehr ein Ort der Musik, es ist die Musik selbst geworden!Diesem Klischee begegnet das moderne Rom mit Gelassenheit; kann es doch in der klassischen und populären Musik zahlreiche neue Anstöße vorweisen. Auch in der Musik sichert diese Stadt, die Jahrtausende überdauert, einen stetigen Bedeutungsanspruch durch Wandel.
Birgit Schmidt, geboren 1969, studierte Musikwissenschaft und Romanistik in Würzburg. Ein Jahr ihrer Ausbildung verbrachte sie als DAAD-Stipendiatin an der Universität La Sapienza in Rom; während dieser Zeit bereitete sie durch Studien an der Biblioteca Apostolica Vaticana ihre Abschlussarbeit über die Bedeutung des Prologs in der frühen italienischen Oper vor und setzte sich dabei mit dem Einfluss des Papsthofes, der Barberini und Giulio Rospigliosis auf die Entwicklung der römischen Oper auseinander. Das Zentrum ihres Schaffens bildet die italienische Musikgeschichte. 2008 wurde sie mit einer Arbeit über das Werk Giuseppe Verdis ebenfalls in Würzburg promoviert (Untersuchungen zum Verhältnis von "introduzione", "dramatischem Auftakt" und "Exposition" in den Opern Giuseppe Verdis, Schneider, Tutzing 2009). Neben verschiedenen redaktionellen Tätigkeiten gab sie die deutsche Übersetzung von Peter Allsops Studie über Leben und Werk Arcangelo Corellis heraus (Arcangelo Corelli und seine Zeit, Laaber 2009); dabei fand sie ein weiteres Mal Gelegenheit, sich in das barocke Musikleben Roms zu vertiefen. (Anmerkung des Verlages: Um Verwechslungen mit anderen Autorinnen gleichen Namens auszuschließen, weisen wir darauf hin, dass Birgit Schmidt ausschließlich im Fach Musik / Musikwissenschaft publiziert.)
Reihe/Serie | Schauplatz Musik |
---|---|
Zusatzinfo | über 100 größtenteils farbige Abbildungen |
Sprache | deutsch |
Maße | 205 x 150 mm |
Einbandart | gebunden |
Themenwelt | Kunst / Musik / Theater ► Musik ► Musikgeschichte |
Schlagworte | Barock • Morricone • Musik • Musikgeschichte • Oper • Rom • Rom (Stadt), Musik |
ISBN-10 | 3-941530-15-1 / 3941530151 |
ISBN-13 | 978-3-941530-15-7 / 9783941530157 |
Zustand | Neuware |
Haben Sie eine Frage zum Produkt? |
aus dem Bereich