Das Geheimnis des blutroten Schlüssels (Das Buch der gestohlenen Träume 2) -  David Farr

Das Geheimnis des blutroten Schlüssels (Das Buch der gestohlenen Träume 2) (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-5943-9 (ISBN)
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Der Bestseller aus Großbritannien - für alle, die magische Bücher und Geschichten lieben! Die Fortsetzung einer packenden Fantasy-Reihe von Schriftsteller, Drehbuchautor und Theaterregisseur David Farr. Das fantastische Abenteuer ist ein tolles Geschenk und der perfekte Lesestoff für Kinder ab 11 Jahren. Ein magisches Abenteuer voller Freundschaft, Mut und Büchermagie! Nachdem Rachel und Robert den bösen Präsidenten Malstain besiegt haben, ist Frieden in Krasnia eingekehrt. Zumindest denken die Geschwister das. Bis eines Tages ein mysteriöser Junge mit einem blutroten Schlüssel auftaucht, der das Leben der beiden erneut in Gefahr bringen könnte. Was hat es mit dem Schlüssel auf sich? Und welches Geheimnis hüten die Buchbinder der Familie Meyer? Rachel und Robert müssen all ihren Mut zusammennehmen, um die Zukunft Krasnias zu retten. - Ein fantasievolles und zauberhaftes Buch mit dem Zeug zum Kinderbuchklassiker  - So macht Lesen Spaß: Fantastische Welten, starke Charaktere, verblüffende Wendungen und atemlose Spannung  - Zeitlose Fantasy-Geschichte: Fans von Kai Meyer, Cornelia Funke und Mechthild Glaser werden dieses Buch verschlingen - Einzigartige Gestaltung: Mit wunderschönen Illustrationen von Kristina Kister und Goldfolienprägung 'Überwältigend! Ein sofortiger Klassiker. Ein umwerfend witziges und atemberaubend fantastisches Abenteuer voller wertvoller Bücher, Luftschiffe und Hüte in Pinguinform.' Ben Miller

David Farr ist ein erfolgreicher britischer Drehbuchautor und Regisseur, der vor allem für seine Verfilmung von 'The Night Manager' bekannt ist. Seit 2009 ist er außerdem Leiter der Royal Shakespeare Company. 'Das Buch der gestohlenen Träume' ist sein erstes Kinderbuch.

Kapitel 3 Der Eindringling in der Bücherei


An einem Morgen im Frühling saß Rachel beim Frühstück, das sie zubereitet hatte, und knabberte an ihrem Toast.

Robert hatte das Haus schon früh verlassen, um sich vor der Schule mit »der Bande« zu treffen. Damit waren die Mitglieder der Widerstandsfront Krasnia gemeint, die er in Port Clement kennengelernt hatte und mit denen zusammen er beinahe ein Attentat auf Charles Malstain im Hotel Excelsior durchgeführt hätte. Robert liebte es, mit ihnen »abzuhängen« – mit Laszlo, Rudi und den anderen. Am meisten mochte er Marie Lim, die junge Kunststudentin und Revolutionärin, die er ebenfalls aus Port Clement kannte und die nun wundersamerweise Bildungsministerin geworden war. Rachel ahnte, dass ihr Bruder in Marie verknallt war, weil er ständig von ihr redete. Er hatte sogar Kleidung gekauft, von der er glaubte, dass er sie damit beeindrucken konnte, obwohl sie Marie offenbar gar nicht auffiel.

Rachel hätte das lustig gefunden, aber Robert war so gut wie immer in der Stadt, was bedeutete, dass Rachel so gut wie immer mit ihrem schweigsamen Vater allein war und sich um ihn kümmern musste.

Heute Morgen war Robert schon ungewöhnlich früh losgezogen, weil er sich in dem neuen Jugendparlament an einem Debattier-Wettbewerb über die Zukunft Krasnias beteiligen wollte und ihm »die Bande« bei seiner Rede half. »Ich werde gewinnen!«, hatte er Rachel stolz erklärt, bevor er zur Tür hinausgestürmt war.

Rachel aß ihren Toast auf. In der Wohnung war es zu still. Sie stand auf, holte ihre Schultasche und steckte den Kopf in das Zimmer ihres Vaters, um sich von ihm zu verabschieden.

Trotz Rachels Anstrengungen ging es Felix nicht besser. Sie hatte versucht, ihn zu überreden, seine Arbeit in der Öffentlichen Leihbücherei Nord-Brava wieder aufzunehmen. Diese würde demnächst neu eröffnet werden, nachdem durch umfangreiche Renovierungsarbeiten alle Schäden, die Charles Malstains Schläger an dem Gebäude verursacht hatten, beseitigt worden waren. Rachel hoffte, dass ihr wunderbarer Vater, der Worte so sehr liebte, Freude darüber empfinden würde, an seinen geliebten Arbeitsplatz zurückkehren zu können.

Aber Felix fand die Arbeitszeiten zu lang und mit der Erlaubnis von Frau Schrödinger arbeitete er nur halbtags. Den Rest der Zeit verbrachte er im Bett.

Rachel merkte, dass er immer mehr an Kraft verlor. Er wollte sich nicht mit Freunden treffen, schlug Einladungen von Nachbarn zu einer Tasse Tee aus und mochte nicht einmal in den Park gehen, um die Enten zu füttern.

Am meisten Sorge bereitete ihr, dass er weder schrieb noch las. Dieser Mann, der Worte einstmals wie den Geschmack edler Pralinen genossen hatte, zeigte nun keinerlei Interesse mehr an ihnen. Hin und wieder hatte Rachel angeboten, ihm einen Roman aus dem Bücherregal zu holen, eine geliebte Gedichtsammlung oder auch einen Krimi, aber Felix schüttelte nur den Kopf und sagte leise: »Ein andermal, Liebes.«

Eines Abends bat er Rachel, den Orden, den er bekommen hatte, von der Wand in seinem Schlafzimmer abzunehmen. Als sie ihn nach dem Grund fragte, sagte er: »Ich verdiene ihn nicht.« Rachel schaute in die traurigen Augen ihres Vaters und erkannte die schreckliche Wahrheit. Felix gab sich die Schuld für den Tod ihrer Mutter. Und alle Orden auf der Welt bedeuteten ihm gar nichts, weil er das eine, wonach Felix sich sehnte, nicht haben konnte. Und das war seine geliebte Judith.

Und dann war er gestern, an dem Morgen, als die Bücherei neu eröffnet werden sollte, gar nicht zur Arbeit gegangen. Rachel hatte in der Bücherei angerufen, wo man sehr verständnisvoll reagierte. Felix solle sich »so viel Zeit nehmen wie nötig.« Er sei ein »Nationalheld«.

Als Rachel auflegte, hatte sie geweint, ohne den Grund benennen zu können. Es war jetzt fast schlimmer als früher, weil alle so freundlich waren, fast schlimmer, dass die ganze Stadt von Liebe und Freude erfüllt war und dass trotzdem nichts und niemand ihrem Vater helfen konnte.

Er schlief immer noch. Rachel ging auf Zehenspitzen ins Zimmer und küsste ihn auf die Schläfe. Er erwachte und packte ihre Hand. Dann blickte er verwirrt um sich. Rachel erkannte den enttäuschten Ausdruck auf seinem Gesicht. Einen Moment lang hat er geglaubt, ich sei Mama, dachte sie. Laut sagte sie: »Ich mache mich jetzt auf den Weg zur Schule. Gehst du heute zur Arbeit?«

»Ich werde es versuchen«, antwortete er leise.

»Das wäre schön. Die Bücherei ist geöffnet. Man braucht dich dort. Und es tut dir nicht gut, zu Hause zu bleiben.«

Er nickte. Wie runzelig seine Haut jetzt war – mit Falten und Flecken, die es früher nicht gegeben hatte. Er war wie ein kranker Baum.

»Großartig! Dann komme ich nach der Schule zur Bücherei und wir können zusammen nach Hause gehen! Und unterwegs die Enten füttern.«

»Gute Idee.« Felix Klein bemühte sich zu lächeln.

Rachel gab ihm einen Kuss, nahm ihre Schultasche und verließ die Wohnung mit einem betont fröhlichen »Bis nachher!«.

In der Straßenbahn bemerkte Rachel, dass alle in ganz bunte Farben gekleidet waren. Rosa und gelb und blau, ein wilder Farbenreigen, als ob alle sich für die Jahre von Malstains Grau entschädigen wollten. Es ist als würde man in einer Bonbon-Dose leben, dachte sie. Die Passanten erkannten sie und sprachen sie an: »Hallo, Rachel!« Sie erwiderte ihr Lächeln, so gut sie konnte. Aber alles, woran sie denken konnte, war die Frage, ob ihr Vater es in die Bücherei schaffen würde.

In der Schule herrschte die gleiche fröhliche Stimmung. Gelächter und Jauchzen hallten von den Wänden der Klassenzimmer wider. In dem neuen, freien Krasnia konnten die Kinder tun, was sie wollten – die Lehrer schienen nichts dagegen zu haben. Was Rachel vor einem oder zwei Jahren dafür gegeben hätte! Und jetzt konnte sie sich kaum daran erfreuen.

In der Pause kam Frau Chapel, eine Lehrerin, zu ihr und umarmte sie. »Wie geht es dir, Rachel?«, fragte sie freundlich.

»Oh, prima«, sagte Rachel, die nicht wusste, warum sie log.

Frau Chapel musterte sie. »Wenn du über irgendetwas reden willst. Egal was. Komm zu mir. Es ist nicht so leicht, eine Nationalheldin zu sein, wie die Leute glauben.«

Frau Chapel hatte das netteste Lächeln. Rachel nickte, und dann kündigte glücklicherweise die Glocke das Ende der Pause an und sie konnte wieder in den Unterricht.

Nach der Schule lief Rachel schnurstracks zur Leihbücherei Nord-Brava. Während sie sich dem renovierten Gebäude mit den steinernen Engeln und Verzierungen näherte, die im Wintersonnenlicht glänzten, hatte sie nur einen Gedanken: Würde ihr Vater dort sein? Es war aus irgendeinem Grund ungemein wichtig, als ob ihr Glück mit einem schrecklichen Knoten an seins geknüpft wäre und dieser Knoten sich in der Mitte ihres Bauchs befand. Er würde sie ja gewiss nicht im Stich lassen, oder etwa doch? Nicht, wenn sie ihn so ausdrücklich darum gebeten hatte.

Sie ging zur Seitentür, an der sich eine Klingel befand. Sie erinnerte sich daran, dass dort ein Schild gehangen hatte, auf dem stand: Nur für Mitarbeiter. Bitte nicht klingeln. Aber jetzt konnte man dort eine andere Botschaft lesen: Hallo! Bitte klingeln Sie! Wir helfen Ihnen gern!

Sie klingelte.

Erst passiert nichts. Dann hörte Rachel eilige Schritte. Frau Schrödinger öffnete die Tür. Sie hatte eine funkelnagelneue Haarfarbe, die in der Sonne lila glänzte. Ihr Gesicht war gerötet.

»Ach, Rachel, du bist’s! Ich dachte, es wäre die Polizei.«

Die Polizei? Was meinte sie damit?

»Ich wollte nur fragen, ob mein Vater hier ist«, sagte Rachel hoffnungsvoll.

»Nein, er konnte heute nicht zur Arbeit kommen. Er ist krank. Hat er dir das nicht gesagt?«

Rachels Herz wurde schwer. Ihre schlimmsten Befürchtungen hatten sich bewahrheitet.

»Am besten gehst du schnell nach Hause. Er braucht vielleicht deine Hilfe.«

Rachel nickte. Sie wollte sich schon zum Gehen wenden, als sie sah, wie Frau Schrödinger den Platz hinter ihr mit den Augen absuchte. In ihrem Blick lag Sorge. Jetzt wurde Rachel trotz allem neugierig.

»Ist etwas passiert, Frau Schrödinger? Warum dachten sie, es sei die Polizei, als ich geklingelt habe?«

»Nun«, sagte Frau Schrödinger, die jetzt aufgeregt wirkte, »es ist so: Letzte Nacht war ein Eindringling in der Bücherei.«

Rachel fühlte einen Stich aus Angst. Ein bekanntes Gefühl. Ein Malstain-Gefühl.

»Was für ein Eindringling?«

»Also, das ist seltsam. Wir haben die Bücherei gestern wieder eröffnet, es gibt also keinen Grund, hier einzubrechen. Jeder kann kommen und die Bücher lesen. Aber trotzdem ist letzte Nacht jemand eingebrochen.«

»Woher wissen Sie das?«

»Ein Fenster wurde eingeschlagen. Dann ist jemand in den Raum der seltenen Bücher eingedrungen. Das neue Schloss, das wir an der Tür angebracht hatten, ist...

Erscheint lt. Verlag 30.9.2024
Übersetzer Alexandra Ernst
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-8458-5943-1 / 3845859431
ISBN-13 978-3-8458-5943-9 / 9783845859439
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