Chaosköniginnen (eBook)

Besser als beste Freundinnen
eBook Download: EPUB
2024
240 Seiten
Tulipan (Verlag)
978-3-641-32916-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Chaosköniginnen - Valentina Brüning
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Fritzis beste Freundin Lou ist nach den Sommerferien wie ausgewechselt - sie hängt nur noch mit den Eiscafé-Tussis rum und lässt Fritzi allein in der Lateinklasse hängen. Keine beste Freundin mehr, dafür eine Menge Nerds, nervige Jungs und der schreckliche Lehrer Herr Mollenhauer, der sie auf dem Kieker hat. Na toll! Chiara, die Neue in der Klasse, scheint wenigstens einigermaßen normal zu sein. Und wie sich herausstellt ist auch Peti, die Streberin, gar nicht so übel. Nachdem die drei wegen einer Ungerechtigkeit gemeinsam in der Patsche sitzen und blaue Briefe von der Schulleitung bekommen, sind sie endgültig zu einem Team zusammengeschweißt: Die Chaosköniginnen! Und sie machen ihrem selbst gewählten Namen alle Ehre, als sich herausstellt, dass Chiara und Peti beide in Torben verliebt sind. Als dann auch noch Lou versucht, einen Keil zwischen die drei zu treiben, scheint das Chaos perfekt. Können die Chaosköniginnen diese Feuerprobe bestehen? Band 1 der Reihe.

Valentina Brüning wurde in Frankfurt am Main geboren. Sie studierte Produktion und Drehbuch an der Filmakademie Baden-Württemberg und arbeitet seither als Drehbuchautorin. Zuletzt erschien der erste Band ihrer neuen Buchreihe 'Bulettenbande'.

BESTE FREUNDINNEN


Fritzi sitzt in ihrer Lieblingsjeans und ihrem neuen Sweatshirt auf der Bettkante und wippt kaum merklich mit den Knien auf und ab. Seit Wochen wartet sie nun schon auf diesen Tag. Heute ist es so weit. Um genau zu sein, in drei Minuten – denn dann landet ihre beste Freundin Lou endlich wieder am Flughafen! Heute ist der erste Schultag nach den großen Ferien. Der Wecker auf dem Nachttisch zeigt fünf Uhr siebenunddreißig. Sein leises Ticken hallt in der Stille des Morgens wider. Dann endlich, das erste sachte Vogelgezwitscher. Fritzi blickt zum Fenster hinüber. Gleich wird die aufgehende Sonne ihre ersten Strahlen durch die Vorhänge ins Zimmer werfen und dieser Tag nimmt endlich seinen Anfang!

Die Sehnsucht nach Lou wird von der Vorfreude auf das bevorstehende Wiedersehen abgelöst. Klar, mit der besten Freundin ist man auch verbunden, wenn sie am anderen Ende der Welt ist, aber um ganz ehrlich zu sein: Die letzten sechs Wochen ohne sie waren die reinste Qual für Fritzi. Lou war auf den Kanaren bei ihrer Mutter und Fritzi hatte sich so sehr gewünscht, sie zu begleiten. Aber der Lieblingsspruch ihres Vaters ließ nicht lange auf sich warten: »Wenn man einen Gasthof betreibt, macht man keinen Urlaub, man bietet Urlaub.« Fritzi selbst betreibt natürlich keinen Gasthof, sondern ihre Eltern.

»Wir brauchen dich hier in der Grünen Gans«, hat ihre Mutter behauptet. Wer es glaubt, wird selig: ein paar Gästebetten aufschütteln und das bisschen Staub saugen ist doch kein Hexenwerk, das nur eine Siebtklässlerin beherrscht! Und bei Frühstück und Mittagstisch hilft ohnehin Sandrine. Sie arbeitet als eine Mischung aus Kellnerin, Köchin und Mitarbeiterin des Monats in der Grünen Gans. Zehn Fritzis könnten nicht so gut helfen wie eine Sandrine. Eigentlich hätten ihre Eltern froh sein müssen, dass nicht Sandrine auf die Kanaren fliegen wollte, sondern nur ihre Tochter!

Der eigentliche Grund, warum sie nicht mitdurfte, heißt Marlene, ist elf Jahre alt und hat nur Blödsinn im Kopf. NUR ist hier absolut wörtlich zu nehmen. Zum Leid aller ist ihre kleine Schwester davon überzeugt, dass genau dieser Blödsinn die Lösung jedermanns Probleme wäre, dabei ist er meist der Anfang allen Übels! Marlene durchstöbert gerne die persönlichen Sachen der Gäste, bedient sich an ihrer Schminke, benutzt ihr Parfum und streut allen, die (ihrer Einschätzung nach) nicht freundlich genug sind, Juckpulver aufs Kopfkissen oder spuckt ihnen heimlich in die Suppe. Ihr ist nichts peinlich oder unangenehm. Wenn es jemand schafft, Marlene (hin und wieder) von Blödsinn abzuhalten, dann ist es Fritzi.

Der Wecker auf dem Nachttisch zeigt fünf Uhr achtunddreißig. Wie langsam kann Zeit eigentlich vergehen? Ob Lou ihr schon eine Nachricht geschrieben hat, dass sie gut gelandet ist? Bei dem Gedanken daran macht Fritzis Herz einen kleinen Hüpfer. Sie wirft einen Blick hinüber zu Marlene, die am anderen Ende des Zimmers im Bett liegt und schläft, dann schiebt sie vorsichtig ihre Decke zurück und steht langsam auf. Ihr Bett gibt ein verächtliches Knarzen von sich. Sie nimmt ihren Schulrucksack vom Stuhl, zieht ihr geliebtes Longboard unter dem Bett hervor und verlässt leise das Zimmer.

Fritzi brennt darauf, Lou von ihrer Entdeckung zu erzählen. Die neue Umgehungsstraße im Wäldchen ist endlich fertig. Wenn man leidenschaftlich gerne Longboard fährt, so wie Fritzi und Lou, ist diese neue Straße ein asphaltierter Traum zwischen Kiefern und Fichten. Bei ihrer ersten Abfahrt wurde Fritzi so schnell, dass ihr ganzer Körper gekribbelt hat. Sie ist tief in die Hocke gegangen. Das Longboard hat unter ihren Füßen vibriert und sie hat einen lauten Freudenschrei losgelassen. Kurz darauf hat es sie total zerrissen. Sie hat das Gleichgewicht verloren und ist mit einem Salto mortale in die nächste Hecke geflogen. Salto mortale nennt ihr Vater solche Stürze, bei denen man sich achtkantig auf die Schnauze legt und nur haarscharf an richtig üblen Verletzungen vorbeischlittert.

Sie kommt in die geräumige Wohnküche. Hier ist bereits das Licht an. »Morgen, Papa.«

»Morgen! So früh schon unterwegs?«

»Jo, kann ich mein Handy?«

»An die Wand klatschen?«

»Nein«, sie verdreht die Augen. »Haben. Bitte.«

Sven öffnet den Schrank und gibt Fritzi ihr Handy. Es dauert immer eine halbe Ewigkeit, bis das alte Ding anspringt.

»Magnus diem parari?«, fragt ihr Vater in geschwollenem Tonfall.

»Magnum was?«

»Magnus diem parari!«, wiederholt er und setzt Teewasser auf.

»Nee danke, ich will kein Eis zum Frühstück.«

»Das ist Latein«, erklärt Sven und drückt ihr einen Stapel Teller in die Hand.

Ein Schlüssel klimpert an der Haustür, eine freundliche Stimme flötet: »Bonjour, tout le monde.«

»Guten Morgen, Sandrine«, antworten Fritzi und ihr Vater im Chor.

Fritzi verteilt die Teller für Familie und Gäste auf dem langen Frühstückstisch. »Was heißt denn jetzt dieses Magnum diem-Dings?«

»Bist du ab heute Lateiner oder ich?«

»Erstens lerne ich das erst und zweitens bin ich dann LateinerIN.«

Sven schüttelt den Kopf. »Ihr mit eurem Gendern.«

»Das nennt sich Weiterentwicklung, Papa. Ist eben nicht mehr alles so männerdominiert, wie als du jung warst.«

»Willst du etwa sagen, ich bin alt?«, fragt er und bemüht sich, richtig empört zu gucken.

»Papa, du bist alt«, gibt Fritzi trocken zurück.

Bevor er noch etwas erwidern kann, betritt Sandrine die Küche. »Et voilà, die Brötschen.« Wie jeden Morgen hat sie einen großen Korb mit frischen Brezeln, Croissants und Brötchen dabei.

»Meine Tochter sagt, ich wäre alt, Sandrine.«

Sandrine stemmt die Hände in die ausladenden Hüften. »Das ist noch höflisch, mein Sohn nennt misch einen alten Schachtel.« Sie schüttelt belustigt den Kopf, Fritzi und Sven lachen mit ihr. »Seien Sie froh, dass Sie haben seulement Mädchen, Monsieur Winter.«

Fritzis Vater winkt ab. »Meine Mädchen machen den ganzen Tag nur Chaos. Fritzi lernt ab heute Latein, was sagen Sie dazu?«

»Oh, là, là, Fritzi, mais pourquoi pas le Français?« Sandrine reicht ihr mit einem enttäuschten Blick eine große Kaffeekanne.

»Hätte ich ja gerne, aber unsere Stufe besteht zu 99,9 Prozent aus Honks, da muss man gucken, mit wem man sich zusammentut.«

»Honks?« Sandrine lüpft fragend die Brauen.

»Ja, Honks, Vollpfosten, Deppen, Kleinhirne, Torfnasen, Schrumpfköpfe.« Fritzi flüstert: »I-d-i-o-ten, verstehst du? Wenn du mit denen in einer Klasse landest, ist Schluss, aus, Ende – Leben vorbei! Deswegen wählen Lou und ich Latein.«

»Aber warum nehmt ihr nicht einfach beide Französisch oder Spanisch?«

»Na, weil das alle machen.«

»Klingt für mich eher schlau als honkig.«

»Alles eine Frage des Blickwinkels, Papa. Es gibt zwei Französisch- und zwei Spanischklassen, gerade weil das alle wählen, aber eben nur eine Lateinklasse, ist so!«

»Das ist so, verstehe.«

»Und wenn es nur eine Lateinklasse gibt, ist klar, dass Lou und ich beide in dieser einen Klasse landen, wenn wir Latein nehmen.«

Fritzi schält Bananen für den Obstsalat.

»Bedauerlisch, aber da hat ihre Tochter einen Punkt.«

»Klingt für mich, als würden in Latein die Oberhonks landen.«

»Ach, Papa«, für peinliche Wortschöpfungen ihres Vaters hat Fritzi nur ein müdes Kopfschütteln übrig, »solange Lou und ich zusammen in eine Klasse gehen, ist der Rest doch total egal. Können wir jetzt endlich den Obstsalat fertig machen?«

Sven seufzt resigniert, schnippelt die Bananen in Scheiben und wirft sie in die große blaue Schüssel. So machen sie das jeden Morgen: Fritzi wäscht und schält, Sven schneidet. Bananen, Orangen, Äpfel und Beeren.

Es klopft an der Küchentür. »Juten Morgen, die Herrschaften.«

»Guten Morgen, Herr Jakobi, kommen Sie rein, setzen Sie sich«, antwortet Sven.

Herr Jakobi lässt sich am Kopfende des langen Frühstückstischs nieder und reibt sich die Hände. »Jibt et schon Kaffe?«, fragt er in seinem Berliner Dialekt.

»Aber sischer, für Stammgäste wie Sie, Herr Jakobi, toujours«, flötet Sandrine und kommt mit der Kanne herbeigeeilt.

Fritzi wirft beiläufig einen Blick auf ihr Handy. Lou hat sich noch nicht gemeldet. Komisch eigentlich. Doch sie hat keine Zeit, sich weitere Gedanken darüber zu machen, denn Marlene und ihre Mutter Ulla kommen in die Küche, dicht gefolgt von weiteren Gästen. Geschirr klappert, Stühle werden gerückt, die Leute reden wild durcheinander – alles wie immer in der Grünen Gans.

Als Fritzi wenig später mit ihrem Longboard auf den Schulhof rollt, ist sie voller Vorfreude. In ihrem Bauch kribbelt es wie die Kohlensäure in einer frisch eingeschenkten Cola. Überall fallen sich ihre Mitschüler zur Begrüßung in die Arme und erzählen begeistert von den Sommerferien. Fritzi entdeckt Lous hellblonden Lockenschopf in der Menge. Sie steigt vom Board und bahnt sich einen Weg zu ihr hinüber.

»Lou-ise, huhu, hier bin ich!« Fritzi drückt Lou, so fest sie kann. »Du glaubst gar nicht, wie sehr ich dich vermisst habe!«

»Bist du auch so traurig, dass die Ferien vorbei sind? Ich hab echt gar keinen Bock auf Schule«, stöhnt Lou, lächelt Fritzi kurz an und lässt dann den Blick über den Schulhof wandern.

»Nee! Ich bin heilfroh, dass du endlich wieder da bist.« Fritzi hakt sich mit ihrem freien Arm bei ihrer besten Freundin unter. »Wie war denn dein Flug? Wie geht...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2024
Illustrationen Maja Bohn
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte 2024 • ab 12 • Clique • eBooks • Erste Liebe • Freche Mädchen • Freundschaft • Neuerscheinung • Schule • wilden Hühner
ISBN-10 3-641-32916-7 / 3641329167
ISBN-13 978-3-641-32916-7 / 9783641329167
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