Die Bücherhexen (eBook)

Lesen auf eigene Gefahr

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
192 Seiten
Woow Books (Verlag)
978-3-03967-021-5 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Bücherhexen -  Pascal Ruter
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Ernest ist ein richtiger Bücherwurm und verbringt seine Zeit am liebsten mit seinen Freunden in der Bibliothek. Als er eines Abends dort einschläft, wird er versehentlich eingeschlossen. Für ihn eigentlich etwas Wunderschönes, doch dann tauchen um Mitternacht plötzliche jede Menge Hexen auf. Ernest bemerkt, dass sie fluchen, was das Zeug hält und die Bücher ablecken! Doch warum? Schnell wird ihm klar: Die Hexen wollen alle Bücher und Leser:innen vernichten. Wer eines der angeleckten Bücher aufschlägt, wird mit einem schrecklichen Fluch belegt. Das darf Ernest auf keinen Fall zulassen.  Er muss handeln, und zwar schnell ...

Pascal Ruter wurde 1966 in einem Pariser Vorort geboren; er lebt heute unweit von Fontainebleau. Bevor er Autor wurde, war er Französischlehrer. Ruter schreibt seit jeher, um der Realität zu entfliehen und in einer anderen Welt zu leben. Den Rest seiner Freizeit verbringt er damit, Bass in einer Rockband zu spielen.

Pascal Ruter wurde 1966 in einem Pariser Vorort geboren; er lebt heute unweit von Fontainebleau. Bevor er Autor wurde, war er Französischlehrer. Ruter schreibt seit jeher, um der Realität zu entfliehen und in einer anderen Welt zu leben. Den Rest seiner Freizeit verbringt er damit, Bass in einer Rockband zu spielen.

Kapitel 1


Warum es von Nachteil ist, in einer Bibliothek einzunicken


Lieber Leser, liebe Leserin, ich weiß nicht, wie es bei dir ist, aber ich, ich bin verrückt nach Bibliotheken. Mir sind Bibliotheken angenehmer als Strände, Skipisten, Schwimmbäder, Freizeitparks, als jedes Restaurant oder Bonbongeschäft, natürlich wichtiger als jedes Fußballstadion und sogar, sogar!, als mein Bett, das ich wirklich sehr gernhabe. Um es auf den Punkt zu bringen: Bibliotheken sind meine Lieblingsorte auf der ganzen Welt. Also echt, ich verstehe ehrlich überhaupt nicht, was es Besseres geben könnte als eine Bibliothek. Wenn Madame Livre neue Bücher bekommen hat und ich diese durchblättere, reise ich innerhalb eines Nachmittags von den Tropen bis an den Nordpol und von der chinesischen Küste zum Ärmelkanal, überquere den Atlantik, den Golf von Bengalen und die Wüste von Judäa. Ich begegne Bären, stoße auf Wölfe, schwimme mit kleinen Tümmlern und entwische Löwen, Anakondas, Quallen sowie allerlei anderen Lebewesen, die stechen, beißen, zerreißen, lähmen. Und das alles ohne jegliche Gefahr, gestochen, gebissen, zerrissen oder gelähmt zu werden, schön im Warmen in den großen Kissen der Bibliothek.

Was will man mehr im Leben, als Tausende Abenteuer an nur einem Nachmittag zu erleben? Das soll mir mal einer erklären …?

Mal ganz davon abgesehen, wie unglaublich hoch die Zahl der berühmten Menschen ist, denen man in einer Bibliothek zwangsläufig begegnet. Eines Tages habe ich hinter einem Bilderbuch sogar Gott getroffen. Er war jung und sah zugleich dem berühmten alten französischen Schriftsteller Victor Hugo und dem modernen belgischen Sänger Stromae ähnlich.

Ich weiß natürlich, dass ich nicht der Mehrheit angehöre und für die meisten Kinder meines Alters – wenn du es genau wissen willst: Ich bin zehn zwei Drittel – ein Nachmittag in der Bibliothek aufs Gleiche herauskommt wie eine lange, sehr lange, unendlich lange Foltereinheit. Schlimmer als ein Besuch beim Zahn- arzt.

Die haben einfach Schiss. Und wovor? Ist doch klar, vor der Stille! Denn in einer Bibliothek redet man nicht. Man hält die Klappe. Das ist sogar das Einzige, wozu man in einer Bibliothek verpflichtet ist: Man hält den Mund, sonst fliegt man raus. Ruhe eben!

Und ich, ich liebe genau diese Ruhe. Man redet im Leben eh schon zu viel. Und durchs Reden wird man vom Denken abgehalten. Weil man nicht zwei Sachen gleichzeitig tun kann, das ist ja ganz bekannt.

Mir würde eher Gebrüll Angst machen, solches, wie es im Fußballstadion zu hören ist. Ich weiß nicht, warum die Leute so gerne herumschreien. Mir persönlich verursacht das zu viel Leid und Kummer. Dennoch erkenne ich natürlich an, dass Schreien sich manchmal als nützlich erweisen kann, unter gewissen Umständen sogar unumgänglich ist, wie du in dieser Geschichte selbst feststellen wirst.

Ansonsten ist in einer Bibliothek alles oder fast alles erlaubt. Das ist ja das Wunderbare. Du bist noch nicht einmal verpflichtet zu lesen. Du kannst einfach ein Buch nehmen und darin herumblättern und vor dich hinträumen. Zwischen deinen Gedanken brauchst du nur gelegentlich eine Seite umzublättern. Du kannst ein Buch anfangen, wieder liegen lassen, nicht zu Ende lesen oder, im Gegenteil, hinterher noch zwanzig Mal lesen, wenn dir danach ist. Du darfst sogar die Schuhe ausziehen, um es dir gemütlicher zu machen. Dann stinkt es manchmal ein bisschen, aber das ist nicht schlimm, denn, lieber Leser oder liebe Leserin, wenn du mir diese Offenheit gestattest: Ich mag Fußgeruch. Und ich bitte dich, mir noch etwas zu gestatten: Mir sind alle Menschen lieb, die gerne Bücher lesen. Deshalb fühl du dich bitte immer angesprochen, wenn ich dich gleich in meinem atemlosen Abenteuerbericht als ›Leser‹ anspreche, auch falls du eine Leserin oder nicht auf eins von beiden festgelegt bist.

Übrigens: Wenn du Lust hast, in der Bibliothek ein Nickerchen zu machen, wird dich niemand daran hindern.

Nur manchmal kann Einschlafen einem etwas ganz Übles einbrocken. Wie an diesem denkwürdigen Nachmittag, an dem ich in meiner Lieblingsbibliothek einnickte und alles seinen Anfang nahm.

Als ich die Augen wieder öffnete, hatte sich Dunkelheit im Lesesaal breitgemacht. Durch das Fenster sah ich, rund um den Vollmond, der zwischen zwei Wolken klemmte, die Sterne leuchten. An diesem Detail erkannte ich, dass ich stundenlang geschlafen hatte. Die Wanduhr stand auf Mitternacht, ihre Zeiger bewegten sich nicht mehr. Das war seltsam, denn Madame Annette Livre war gewissenhaft und achtete auf jedes winzige Detail: Sie duldete nicht den geringsten Mangel in ihrer Bibliothek und zeigte sich unnachgiebig bei wackeligen Stühlen, durchgebrannten Glühlampen, dreckigen Scheiben oder Büchern, die nicht alphabetisch einsortiert waren, sondern irgendwie anders. Die Achtsamkeit, mit der sie ihre Bibliothek, ihre Bücher und ihre lesende Kundschaft behandelte, hatte ihr den Preis als Beste Bibliothekarin Frankreichs eingebracht. Die Trophäe war auf ihrem Schreibtisch ausgestellt, schön sichtbar, denn Madame Livre war sehr stolz darauf.

Ich gestehe, dass ich mich für den Zeitraum einiger Sekunden fragte, ob ich nicht träumte oder in einer Art Parallelwelt gelandet war, die durch ein Zeit-Portal mit der unsrigen verbunden war. Schließlich hatte ich bereits recht viele Bücher gelesen, die von so etwas erzählten, und woher hätte ich wissen sollen, dass solche Dinge nicht wirklich passieren konnten? Bei Büchern muss man auf alles gefasst sein.

 

Die einzige Schlussfolgerung, die sich mir aufdrängte, war, dass Madame Livre die Bibliothek verlassen hatte, ohne meine Anwesenheit zu bemerken, trotz ihres sorgfältigen Kontrollgangs. Nur ein Notfall konnte die mögliche Erklärung für diese Nachlässigkeit sein.

Auf ihrem Schreibtisch herrschte perfekte Ordnung: Ihre Sachen waren mit einer solchen Sorgfalt aufgeräumt, dass es einem fast Angst machen konnte. Die roten Stifte befanden sich bei den roten Stiften, die grünen bei den grünen, die Bleistifte bei den Bleistiften (ich mache nicht weiter, du hast schon verstanden …).

Ich war allein, tatsächlich eingeschlossen. Du wirst mir sagen, lieber Leser, dass ich mich nicht zu beschweren brauchte, schließlich war ich ja an meinem Lieblingsort gefangen. Aber mir ließ vor allem keine Ruhe, wie meine Eltern, die sich bestimmt bereits riesige Sorgen machten, reagieren würden. Sie sahen es ohnehin schon nicht gern, dass ich mich dem Club der ansteckenden Leser (CaL) angeschlossen hatte, den Madame Livre leitete. Und jetzt erwartete mich die schlimmste aller Strafen: keine Bibliothek mehr.

In Dunkelheit getaucht, hatte der Lesesaal seine vertraute, heimelige und beruhigende Atmosphäre verloren. Ich hörte ein Knacken und Knarzen, der Wind rüttelte an den Fensterscheiben. Schatten schienen um mich herum durch den Raum zu gleiten, und eine Art unsichtbares Wesen musste wohl umherschleichen. Plötzlich schien es mir, als hörte ich langsame, raue Atemzüge in der Ferne, sowie tiefe Stimmen, die wirre Worte in einer unbekannten Sprache von sich gaben. Ich musste mich beruhigen, um wieder klar denken zu können, aber in meinem Kopf drängten sich all die Geschichten, die ich in den letzten Jahren verschlungen hatte: Darin ging es um Vampire, Gespenster, Mutanten, Zombies, Aliens und andere Untote. Ich fühlte mich beobachtet, belauert, und je mehr Minuten vergingen, desto mehr rechnete ich mit dem Auftauchen eines dieser angefaulten Wesen, die Romanseiten bevölkerten und darauf aus waren, sich aus meiner Haut einen Lendenschurz zu machen oder Halsketten aus meinen Zähnen!

Hatten meine Eltern letztlich doch recht? Hatte der Lesestoff, von dem ich mich nährte, mich um den Verstand gebracht?

Treuer Leser, was hättest du an meiner Stelle getan? Du hättest wahrscheinlich den Reflex gehabt, auf alle Schalter zu drücken, die sich dir in der Dunkelheit angeboten hätten. Genau das tat ich auch, doch leider fing keine Lampe an zu leuchten. Einzig das Licht des hereinscheinenden Vollmonds ermöglichte mir, mich zu orientieren.

Mir blieb nur noch eines übrig: Ich musste versuchen, auf Zehenspitzen den Ort zu verlassen. Leichter gesagt als getan!

Einige schmerzhafte Schulterstöße gegen die dreifach verriegelte Eingangstür bestätigten mir, dass ich weit davon entfernt war, stark genug zu sein, um sie einzuschlagen. Diesen Ausgang konnte ich, ach du tausendfaches Ojemine, abhaken. Blieben noch die Fenster. Aus dem ersten Stock zu springen war ein riskantes Unterfangen, aber wenn ich mich an irgendeine Regenrinne klammerte, sollte ich doch alle Chancen der Welt haben, den Boden heil und in einem Stück zu erreichen, schlimmstenfalls in zwei.

Leider waren auch die Fenster verriegelt. Ich war eingesperrt wie eine Ratte in ihrem Käfig. Daher wollte ich einen irren Schrei von mir geben, ein grässliches Gebrüll, aber stattdessen kam aus meiner Kehle nur ein lächerliches Quieken. Schreien erfordert schließlich eine gewisse Übung, die ich nicht hatte. Und wer hätte mich überhaupt gehört?

Ich hatte jedoch keine Zeit, mich über mein Schicksal zu beklagen, denn...

Erscheint lt. Verlag 9.10.2024
Illustrationen François Ravard
Übersetzer Julia Süßbrich
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Alice im Wunderland • Bücher • David Williams • Der kleine Prinz • Harry Potter • Hexen • Lisa Nicol • Roald Dahl
ISBN-10 3-03967-021-2 / 3039670212
ISBN-13 978-3-03967-021-5 / 9783039670215
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