Kid Got Shot (eBook)

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
416 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0770-8 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kid Got Shot -  Simon Mason
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Die Abschlussklausuren stehen bevor, aber Five Mile steht unter Schock. Ein Schüler wurde auf dem Schulgelände erschossen aufgefunden und kein Motiv weit und breit. Garvie Smith - moralisch verkommen, stinkfaul, aber leider genial - wollte sich gerade dazu durchringen, ein bisschen für die Klausuren zu lernen. Aber es ist ja nicht mit anzusehen, wie dumm sich Kommissar Singh wieder mal anstellt. Garvie ist der Einzige, der weiß, wo man suchen muss - zum Beispiel bei der Exfreundin seines besten Freundes. Klausuren? Welche Klausuren?

Simon Mason, 1962 in Sheffield geboren, ist sowohl Autor als Verlagsleiter bei David Fickling Books, Oxford. In Deutschland kennt man ihn hauptsächlich durch seine Kinderbuchreihe über die ?Quigleys?.Sein Jugendbuch »Moon Pie« wurde 2011 für den Guardian Children`s Fiction Award nominiert. Literaturpreise: ?Zu schön, um tot zu sein? Nominiert für den Costa Children's Book Award 2014

Simon Mason, 1962 in Sheffield geboren, ist sowohl Autor als Verlagsleiter bei David Fickling Books, Oxford. In Deutschland kennt man ihn hauptsächlich durch seine Kinderbuchreihe über die ›Quigleys‹.Sein Jugendbuch »Moon Pie« wurde 2011 für den Guardian Children`s Fiction Award nominiert. Literaturpreise: ›Zu schön, um tot zu sein‹ Nominiert für den Costa Children's Book Award 2014  Alexandra Ernst , geboren 1965, studierte Literaturwissenschaft und war als Presse- und Werbeleiterin in einem Verlag tätig. Seit 2000 arbeitet sie als Journalistin, Literaturkritikerin und Übersetzerin von historischen Romanen, Fantasy und Jugendliteratur. Für ihre Arbeiten wurde sie mehrfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis. Alexandra Ernst lebt mit ihrem Mann und ihrer Tochter in der Nähe von Mainz. 

1


Die anderen warteten schon in der Dunkelheit. Garvie Smith trat durch das Tor und ging über den glitschigen Rasen auf sie zu. Smudge, Felix, Dani und Tiger, die sich auf den niedrigen Klettergerüsten und den winzigen Schaukeln des Spielplatzes an der Old Ditch Road fläzten, hoben die Hände und begrüßten ihn einer nach dem anderen mit der Ghetto-Faust. Er ließ sich in ihrer Mitte nieder und gähnte.

Smudge schaute ihn an. «Was hast du für uns, mein Großer?»

Garvie schüttelte den Kopf.

«Was, nicht mal Blättchen?»

«Nächstes Mal.»

«Nächstes Mal! Vielleicht gibt’s kein nächstes Mal, Kumpel. Die Welt ist ein seltsamer und unberechenbarer Ort. Wer weiß, was die Zukunft uns bringt?»

Garvie warf ihm einen Blick zu und gähnte noch mal. «Das wissen wir doch alle, Smudge: nichts. Und wenn es ganz dick kommt, noch weniger als nichts.»

Er holte seine Benson & Hedges aus der Tasche und bot ihnen eine Runde an. Smudge reichte ihm eine halbvolle Flasche mit billigem Whiskey und die Tüte mit den Zitronendrops, und dann saßen sie da, rauchten, tranken, lutschten Bonbons und murrten.

Freitagabend, zehn Uhr in Five Mile. Der Wind pfeift, es nieselt, man raucht ein paar Ziesen und quatscht ein bisschen, bis die Streife kommt.

Eine halbe Stunde verging.

Smudge versuchte es noch einmal. «Komm schon, Garv, du hast kaum was gesagt, seit du da bist. Man könnte ja fast glauben, du hast Schiss vor den Abschlussklausuren.»

Niemand, der Garvie auch nur flüchtig kannte, würde je auf die Idee kommen, er hätte Schiss vor einer Klausur. Er war nicht nur der gleichgültigste, sondern auch der faulste Schüler in der Geschichte der Marsh Academy, vielleicht sogar in der Geschichte der Stadt – oder in der Geschichte von Teenagern allgemein. Schwänzer Smith, ein Superhirn ohne jede Energie, die Geißel seiner Schule. Schlaksig und gut aussehend, in ausgebeulten Jeans, Hoodie und ausgelatschten High Tops saß er auf einem kleinen, bemalten Zirkuspferdchen, die Zigarette in seinem wohlgeformten Mundwinkel. Er schaukelte leicht auf dem Blechklepper, rauchte und schaute gelangweilt über den schwarzen Rasen zu den Lichtern der Stadt. Die Jahresabschlussklausuren machten ihm nicht im Geringsten zu schaffen. Was ihm zu schaffen machte, waren die Leute, die darüber redeten. Zum Beispiel seine Mutter. Onkel Len. Miss Perkins, die Oberaufseherin der Marsh Academy. Noch vor ein paar Wochen, als er – völlig schuldlos – mit der Polizei aneinandergeraten war und – ebenfalls schuldlos – einen Großteil des Unterrichtsstoffs verpasst hatte, hatte man ihm offiziell versichert, dass seine Klausuren verschoben würden. Doch ein paar Tage später überlegte es sich die Schule anders, und Miss Perkins verkündete, er müsse sie wie geplant ablegen. Jetzt endlich würde er sein Potenzial beweisen und der Welt zeigen, was ein Junge mit einem Rekord-IQ und einem fotografischen Gedächtnis zu leisten im Stande war.

Von wegen. Er konnte Miss Perkins nicht ausstehen. Er konnte auch die Welt nicht ausstehen, und er würde nichts, aber auch rein gar nichts für sie tun. Was hatte sie denn je für ihn getan?

«Also, was ist dein Problem?», fragte Smudge.

«Nichts», sagte Garvie. «Oder noch ein bisschen weniger.»

Auf der Old Ditch Road rührte sich etwas. Ein hämmernder Bass ließ den Asphalt vibrieren. Gleich darauf tauchte ein Wagen neben der Hecke auf, die den Spielplatz von der Straße abtrennte, und blieb wummernd und mit eingeschalteten Scheinwerfern am Tor stehen. Es war ein schwarzer Cadillac Escalade Platinum mit getönten Fensterscheiben und Lexani-Reifen in schreiendem Eidottergelb, Hi-Vision-Scheinwerfern und bunten Lichtbändern, die wie Laser am Wagendach pulsierten. Nach etwa zwanzig Beats wurde die Musik ausgeschaltet, und plötzlich war alles still. Wie gebannt starrten die Jungen auf das Seitenfenster, das mit einem leisen Surren nach unten glitt. Ein Gesicht tauchte auf, glänzend und grinsend. Smudge rülpste ängstlich.

Das Gesicht wandte sich Garvie zu.

«Hast du Feuer, Junge?» Die Stimme war rau und wispernd.

Garvie schaute das Gesicht an, stieß Zigarettenrauch aus und dachte über die Frage nach. «Nein», sagte er schließlich.

Smudge unterdrückte ein Stöhnen.

Die hintere Tür schwang auf, und ein kleiner, hagerer Mann stieg aus. Er trug eine schwarze Lederjacke über einem überdimensional großen, türkisfarbenen Retro-Jogginganzug, dazu eine Dirty-Rat-Basecap. Seine Brille blitzte im Licht der Straßenlaterne auf, als er bedächtig nickte. Dann blinzelte er langsam. Seine dümmlichen Augen blinkten. Das Grinsen war verschwunden.

«Du hast Feuer», sagte er und wies mit einer Kopfbewegung auf Garvies Zigarette.

Garvie nahm einen tiefen Zug aus seiner Benson & Hedges, ließ sie fallen und trat sie mit dem Absatz aus.

«Nein, hab ich nicht», sagte er.

Mit fahrigen Bewegungen kramte Smudge in seinen Taschen nach Streichhölzern, wobei er leise wimmerte. Doch dann verstummte er, weil sich die restlichen Wagentüren öffneten und zwei weitere Männer in identischen Westen ausstiegen. Es waren große Männer mit leeren Gesichtern hinter Sonnenbrillen, und sie standen auf dem Gehsteig, als würden sie auf Befehle warten.

Blinkie grinste wieder. Er war ein Idiot. Alles an ihm war lächerlich: sein Gangster-Outfit, die grellen Farben, das breite Grinsen, die riesigen, unmenschlichen Augen. Seine Zähne waren zu groß für seinen Mund. Er war der einzige weiße Mann in Five Mile mit Rastalocken. Aber er war kein Idiot, über den man sich lustig machte. Die Leute waren vor Blinkie auf der Hut. Er galt allgemein als «leicht psycho».

Eine Weile sagte keiner etwas. Alles war still, bis auf die Geräusche eines Wagens auf der anderen Seite des Parks. Blinkie warf einen Blick auf seine Armbanduhr.

«Solltest du nicht längst im Bett liegen, Junge?», fragte er Garvie.

«Solltest du nicht längst im Knast sitzen?», gab Garvie zurück.

Smudge zuckte so heftig zusammen, dass er beinahe von der Schaukel gekippt wäre, und Blinkie verging das Grinsen. Er machte einen Schritt auf Garvie zu, aber einer der Männer hinter ihm beugte sich vor und flüsterte ihm etwas zu. Blinkie zögerte und schaute die Straße entlang.

Dann wanderte sein Blick wieder zu Garvie. «Weißt du, worauf ich Lust hätte?», flüsterte er.

Garvie zuckte mit den Achseln. «Ich vermute, es handelt sich dabei nicht um normale Klamotten. Oder um einen Spiegel.»

«Sehr witzig», sagte Blinkie. «Man sieht sich.»

Er stieg wieder in den Wagen, die Tür schloss sich mit einem genüsslich gedämpften Rums, als Nächstes kam der Bass, und dann setzte sich das Auto wieder in Bewegung und fuhr blinkend und wummernd die Old Ditch Road entlang, wie eine Attraktion auf einem Rummelplatz.

Garvie stand auf und schlenderte zum Tor. Smudge und Felix tschilpten wie ängstliche Vögelchen.

«Was machst du denn? Hast du sie nicht mehr alle? Was, wenn er zurückkommt?»

«Keine Sorge. Er kommt nicht zurück.»

«Woher willst du das wissen?»

Garvie erreichte das Tor genau in dem Moment, als der Streifenwagen mit Standlicht angerollt kam. Er trat zur Beifahrertür und klopfte an das Seitenfenster.

Das Fenster wurde heruntergekurbelt, und ein Polizist mit einem kugelsicheren Turban schaute heraus. Garvie warf ihm einen überraschten Blick zu.

«Sie haben ihn gerade verpasst», sagte er. «Er ist da lang gefahren», setzte er hinzu.

Detective Inspector Singh verzog keine Miene. «Was macht ihr hier?», fragte er stattdessen.

«Was machen Sie hier?», fragte Garvie. «Noch dazu in der Nachtschicht. Normalerweise verscheucht uns Constable Jones vom Spielplatz.»

Jones, der am Steuer saß, runzelte verärgert die Stirn, aber Singh wiederholte ruhig seine Frage: «Was macht ihr hier im Park?»

«Wir schaukeln, jedenfalls meistens. Manchmal fahren wir auch mit dem Karussell.»

Singh wartete geduldig ab.

«Okay, Sie haben mich erwischt», sagte Garvie. «Wir rauchen, trinken, und hin und wieder nehmen wir Drogen.» Er breitete die Arme aus. «Wollen Sie mich filzen?»

Constable Jones machte Anstalten, die Fahrertür zu öffnen, aber Singh legte ihm die Hand auf den Arm.

Zu Garvie gewandt, sagte er: «Geh nach Hause, Garvie, und sag auch deinen Freunden, sie sollen heimgehen.»

Das Seitenfenster fuhr nach oben, und der Streifenwagen rollte davon. Garvie stand einen Augenblick lang gedankenverloren da, ehe er sich wieder zum Spielplatz umdrehte.

«Da hatten wir ja echt Glück», sagte Smudge, «dass die Cops genau im richtigen Moment aufgetaucht sind und Blinkie das Weite gesucht hat. Ich dachte schon, du hättest dich um Kopf und Kragen geredet.»

«Du musst einfach öfters mal auf die Uhr schauen, Smudge. Halb elf. Um die Zeit tauchen die Cops immer auf.»

«Nicht immer, Kumpel. Und auch nicht immer um diese Zeit.»

Garvie schüttelte den Kopf. «Ignoriere die Geräusche, Smudge. Hör auf das Signal.»

«Was für ’n Signal?»

«Die Cops lassen sich ungefähr viermal pro Woche blicken. An Wochentagen um halb elf, samstags um elf und sonntags gar nicht. Die Chancen, dass sie genau zur berechneten Zeit auftauchen, standen zwei zu drei.»

«Ja, aber …» Smudge verstummte.

«Das ist außerdem der Beweis, dass ich nicht stoned bin», sagte Garvie.

«Ach ja?»

«Ich weiß, dass wir heute Freitag haben. Wenn ich lediglich wüsste, dass es nicht Sonntag ist, hätten die...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Reihe/Serie Garvie Smith
Übersetzer Alexandra Ernst
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte faul • Five Mile • Garvie • Geige • IQ • Klausuren • Kommissar • London • Mord • Raminder • Schule • Sherlock Holmes • Singh • Smith • Spielplatz
ISBN-10 3-7336-0770-8 / 3733607708
ISBN-13 978-3-7336-0770-8 / 9783733607708
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