Merdyns magische Missgeschicke - Zaubern will gelernt sein! (eBook)

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2024 | 1. Auflage
384 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0786-9 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Merdyns magische Missgeschicke - Zaubern will gelernt sein! -  Simon Farnaby
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Rosie träumt davon, eine berühmte Sängerin zu werden - leider fehlt ihr jegliches Talent dafür. Als Rosie Merdyn trifft, der behauptet, ein berühmter Hexenmeister aus dem Mittelalter zu sein, scheint ihr Traum endlich wahr zu werden - immerhin kann Merdyn zaubern! Doch so einfach ist es nicht, im trubeligen London der Neuzeit einen Mann zu verstecken, der durch sein seltsames Verhalten für eine Menge Aufsehen sorgt. Zum Beispiel, wenn er Pupsie, Rosies geliebtes Meerschweinchen, auf dem Feuer braten und verspeisen will! Und als ihre Mutter glaubt, Merdyn sei der lange verschollene Onkel Martin, wird die Sache richtig kompliziert ... Temporeich, verschroben und voller abenteuerlicher Ideen - dazu hinreißend komisch!

Simon Farnaby ist Schauspieler und hat als Drehbuchautor unter anderem an den beliebten «Paddington»-Filmen mitgewirkt. «Merdyns magische Missgeschicke» ist sein erstes Kinderbuch. Wenn er nicht gerade schreibt oder als Schauspieler arbeitet, zaubert er gern - mehr oder weniger erfolgreich - in seinem Garten.

Simon Farnaby ist Schauspieler und hat als Drehbuchautor unter anderem an den beliebten «Paddington»-Filmen mitgewirkt. «Merdyns magische Missgeschicke» ist sein erstes Kinderbuch. Wenn er nicht gerade schreibt oder als Schauspieler arbeitet, zaubert er gern – mehr oder weniger erfolgreich – in seinem Garten. Claire Powell ist Illustratorin, Autorin und Designerin und hat viele Jahre für verschiedene Fernsehsender gearbeitet. Witz und Humor ist genau ihr Ding, und sie liebt es, mit ihren Illustrationen eine Geschichte zu erzählen. Sie lebt in London.

Damit ich unsere Erzählung beginnen kann, solltest du deine blühende Phantasie zunächst einmal auf eine vergangene Zeit richten, die in den Geschichtsbüchern kaum vorkommt. Nein, ich meine nicht die Zeit der Dinosaurier, das ist zu weit … nein, auch nicht die der Wikinger, das ist nicht weit genug, und außerdem sind die Bibliotheken voll von Büchern über diese Krawallmacher. Nein, es geht um das FINSTERE MITTELALTER. Genauer gesagt um das Jahr 511, ziemlich exakt also den Beginn dieses düsteren Zeitalters, was dieses Jahr vermutlich zu dem finstersten Jahr der Menschheitsgeschichte macht.

Das finstere Mittelalter war nicht etwa finster, weil es damals immer stockdunkel war (wie es im Winter auf Island ist), sondern weil niemand WIRKLICH weiß, was in dieser Zeit passiert ist. Niemand hat damals etwas darüber aufgeschrieben oder Fotos gemacht (natürlich nicht). Das finstere Mittelalter war eine Zeit voller Mühsal, Mysterien und ganz entscheidend – Magie.

Eines aber steht fest: An einem frischen Frühlingsabend im Jahr 511 versammelten sich König Paul und seine obersten Richter, um einem berüchtigten Gesetzesbrecher den Prozess zu machen. Sie kamen auf einer Waldlichtung in der Nähe des Örtchens Hupton Grey zusammen – heute kennt man sie als Oldwell Shoppingcenter in der Nähe von Bashingford an der A3. Damals sah dieser Wald natürlich ganz anders aus. Dort standen nämlich tatsächlich noch Bäume. Riesig und eindrucksvoll wirkten sie, vor allem, wenn das flackernde Licht der aufgestellten Laternen Schatten auf sie warf.

Eine Menge von ungefähr zweihundert Menschen hatte sich versammelt, um das Spektakel zu beobachten, das dort stattfinden sollte. Der Gestank wäre für neuzeitliche Nasen unerträglich gewesen. Selbst Könige oder Fürsten nahmen damals nur alle paar Monate ein Bad, aber die meisten der Zuschauer waren einfache Bauern, und die badeten vielleicht einmal in ihrem Leben, wenn es hochkam. Die Leute schubsten einander zur Seite und stellten sich auf die Zehenspitzen, um das Geschehen auf der Lichtung verfolgen zu können. Du darfst nicht vergessen, damals gab es noch kein Fernsehen und keine Laptops oder iPads. Für die Menschen war so etwas wie ein Kinobesuch. Einige hatten sich sogar einen kleinen Imbiss mitgebracht. Kein Popcorn natürlich, sondern geräucherte Schweineschnauzen und eingelegte Eier. Der Prozess gegen einen bekannten Gesetzesbrecher wie diesen war der reinste Kinohit. Und noch dazu in 3D.

«Der Angeklagte möge sich erheben!», dröhnte die Stimme des Zeremonienmeisters.

Ein Raunen ging durch die Menge, als der Angeklagte sich tatsächlich erhob, denn statt sich auf seine Füße zu stellen, stieg er im Schneidersitz in die Luft, bis er etwa zwei Meter über dem Boden schwebte. Die Ketten, mit denen er an einem riesigen Felsen festgebunden war, spannten sich und gaben ein schauderhaftes Geräusch von sich:

Da schwebte er nun, der berüchtigte Übeltäter, wie ein menschlicher Luftballon auf einer Geburtstagsparty. Er hatte die Augen geschlossen, und auf seinem dreckigen Gesicht breitete sich ein verschmitztes Lächeln aus, wie bei einem Schuljungen, der genau weiß, dass er etwas falsch gemacht hat, sich aber nicht im Geringsten dafür schämt. Das ist er, der Held – oder sollte ich sagen, der Anti-Held? – unserer Geschichte. Sein Name? Nun, den hast du vermutlich schon auf dem Umschlag dieses Buches gelesen, aber falls du es übersehen haben solltest: Sein Name ist … Merdyn, genannt Merdyn der Mächtige.

König Paul und seine Richter schüttelten die Köpfe. Sie hatten gehofft, dass die Anwesenheit von Evanhart – der Tochter des Königs – Merdyns boshafte Natur besänftigen würde. Die beiden waren zur selben Zeit Schüler auf der Akademie für Alchemie gewesen (wir würden dazu Zauberschule sagen) und waren Freunde geblieben, bis Merdyn sich als Erwachsener für die düsteren Künste entschieden hatte. Jetzt erkannte Evanhart den Mann kaum wieder, der da vor ihr in der Luft schwebte. Seine Gewänder waren schmuddelig, sein Bart lang und strähnig, und in seinem verfilzten Haar hing irgendwelcher billiger Plunder, den er geklaut hatte. Er ähnelte eher einem Piraten als einem Zauberer.

«Für die Anklage ergreifet jetzt das Wort … Jeremiah Jerabo!», schmetterte der Zeremonienmeister.

Das Grinsen auf Merdyns Gesicht verblasste schlagartig. Jeremiah Jerabo war auch Schüler auf der Akademie der Alchemie gewesen, aber an ihn hatte Merdyn ganz andere Erinnerungen als an Evanhart.

Evanhart war Merdyns beste Freundin und Vertraute gewesen, Jerabo hingegen ein hinterhältiger, eifersüchtiger Petzer. Er schwärzte Merdyn jedes Mal an, wenn der etwas Lustiges ausgeheckt hatte, wie zum Beispiel den Pausenapfel eines Lehrers in eine Kröte zu verwandeln, kurz bevor dieser herzhaft hineinbeißen wollte. Und genau das machte Jerabo jetzt wieder – er petzte! Nur, dass es diesmal kein Lehrer war, sondern der König, bei dem er Merdyn anschwärzte, und es um mehr ging als um einen Klaps auf den Po mit dem Rohrstock.

Jerabo stolzierte in die Mitte der Lichtung und räusperte sich wie ein Schauspieler, der sich auf seinen großen Auftritt vorbereitet. Er trug einen gelblichen Ziegenbart und hatte sein blondes Haar mit Wachs spitz aufgetürmt, sodass sein Kopf an eine große Eiswaffel erinnerte.

«Merdyn der Mächtige!», posaunte er wichtigtuerisch. «Du wirst bezichtigt, mannigfach gegen den Kodex der Alchemisten verstoßen zu haben. Wahrlich, du bist ein Dieb, ein Vandale und ein Unheilstifter, der keine Grenzen kennet. Nur wenige von uns können behaupten, dass H-Blut in ihren Adern fließet …»

Nun, das ist wahrscheinlich keine Blutgruppe, die dir bekannt ist, aber in der damaligen Zeit war sie gar nicht so selten und bedeutete einfach, dass man als Hexe oder Zauberer mit magischen Fähigkeiten geboren war.

«… und all jene, für die das güldet, müssen ihre Gabe für das Gute einsetzen, wie Evanhart und meine Wenigkeit. Doch dir, Merdyn der Mächtige …» Jerabos Rede hatte ihren hitzigen Höhepunkt erreicht – «unterstelle ich, der frevelhafteste aller Schwarzkünsler geworden zu sein – ein HEXENMEISTER

Und dir unterstelle ich jetzt mal, dass du dich über das ein oder andere seltsame Wort in den letzten Sätzen gewundert hast. Tja, so sprachen die Leute damals nun mal. Also gewöhnest du dich wohl besser daran.

Die Menge schnappte erschrocken nach Luft, als sie das Wort «Hexenmeister» hörte. Einigen Zuschauern wurde schwindelig, ein oder zwei fielen sogar in Ohnmacht und mussten medizinisch versorgt werden. Ein Hexenmeister, das ist nämlich so etwas wie ein fieser Zauberer, nur tausendmal böser. Hexenmeister verwenden ihre Magie nur, um Zerstörung anzurichten.

«Genauso ist es», zischte Jerabo. «Habest du irgendetwas gegen diese Anschuldigungen vorzubringen, Hexenmeister?»

Dies war der Moment, an dem Merdyn sich hätte verteidigen müssen. Er hätte ihnen erzählen sollen, was er mit dem riesigen Felsen gemacht hatte, den er aus dem uralten Magischen Kreis gestohlen hatte. (Er hatte das Gesicht von Evanhart in den Stein gemeißelt und ihn geschrumpft, um ihn in der Tasche tragen zu können.) Ebenso hatte er zwar das Gold aus der königlichen Kriegskasse gestohlen, aber damit den König gleichzeitig daran gehindert, neue Kriege anzuzetteln. Hatte das nicht auch etwas Gutes? All das hätte Merdyn vorbringen können, um seine Vergehen zu rechtfertigen, aber die Wahrheit war, dass es ihm inzwischen egal war, was andere von ihm dachten. Also ließ er sich stattdessen langsam aus seiner fliegenden Position herunter, stemmte die Füße in den Waldboden und verkündete mit einer dröhnenden, tiefen Stimme:

Merdyn brach in brüllendes Gelächter aus.

Der Film war jetzt bei dem Teil angekommen, wo die Zuschauer nicht mehr nur vor Staunen keuchten, sondern echte Angst empfanden. Wenn damals ein Sofa auf der Waldlichtung gestanden hätte, dann hätten sie sich bestimmt dahinter versteckt. Aber Sofas wurden erst im Jahr 1465 erfunden, also kniffen die Zuschauer stattdessen nur die Augen zu. Ihre Angst war ein Beweis dafür, wie mächtig Merdyn war, und das sogar noch, wenn er an einen Felsen von der Größe des Saarlands gekettet war.

«Und jetzt», verkündete Merdyn mit ruhigerer Stimme, «möget ihr mich entschuldigen. Ich mache mich davon.» Und damit lüftete er seinen Umhang, unter dem ein Gürtel mit lauter kleinen Ledersäckchen zum Vorschein kam. Blitzschnell fischte er eine Prise Kräuter aus einem der Säckchen, schlug die Hände zusammen – KLATSCH! – und sagte feierlich:

Donnarian war der Name von Merdyns magischem Zepter. Es war ihm bei seiner Verhaftung weggenommen worden, und jetzt wollte er es mit einem Zauberspruch zurückholen.

Und sein Vorhaben schien zu gelingen. Ein kräftiger Windstoß fuhr über die Lichtung. Hinter den Rücken der Richter tauchte Donnarian auf und schwebte auf Merdyns ausgestreckte Hand zu. Es war ein wunderschöner Stab aus knorrigem Eichenholz von ungefähr zwei Meter Länge, auf dem oben ein kunstvoll geschnitzter Adler prangte.

Das magische Zepter war fast zum Greifen nah. Hätte Merdyn es in diesem Augenblick erhascht, wäre seine ungezügelte Magie freigesetzt worden. Dann hätte er Jerabo in Stein verwandeln können, um ihn anschließend mit einem Fingerschnips in Millionen Bruchstücke zu zerschmettern. Er hätte den König und seine Richter im Handumdrehen in ein paar stinkende Ziegenböcke verzaubert. Als Letztes...

Erscheint lt. Verlag 1.6.2024
Reihe/Serie Merdyn
Illustrationen Claire Powell
Übersetzer Mareike Weber
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Catweazie • Catweazle • Hexenmeister • Kinderbuch ab 8 Jahren • lustiges Kinderbuch • Meerschweinchen • Merdyn the Wild • Mittelalter • Paddington • Zauberer
ISBN-10 3-7336-0786-4 / 3733607864
ISBN-13 978-3-7336-0786-9 / 9783733607869
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