It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte (eBook)

Auftakt einer warmherzigen Tagebuch-Reihe für Mädchen und Jungen ab 11 Jahren

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
256 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0636-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

It's me oder Wie mein Leben plötzlich glitzerte -  Mara Andeck
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Sieben ?magische? Aufgaben, ein süßer Junge und das ganz alltägliche Chaos: Gwinny's Leben steht Kopf! Irgendwie fühlt sich Gwinnys ganz normales Leben wie eine Prüfung an, für die sie nicht richtig gelernt hat. Und sie hat keine Ahnung, woran das liegt. Alles ändert sich, als sie in der Schule den geheimnisvollen Noam kennenlernt. »Wünsch dir was«, fordert der süße Junge Gwinny auf, als wäre er eine Fee. Und dann stellt er ihr sieben Aufgaben, jede Woche eine: einfach mal von allem das Gegenteil denken, ihr Zimmer umdekorieren, etwas ganz Neues lernen oder eine selbst gewählte Mutprobe bestehen ...  Schritt für Schritt lernt Gwinny sich dabei selbst besser kennen. Und mit jeder Aufgabe deckt sie auch mehr von Noams rätselhafter Vergangenheit auf. Können die beiden gemeinsam über sich hinauswachsen? Der witzig-liebevolle Tagebuch-Roman ab 11: Gwinny ist eine Heldin zum Mitfiebern, Mitlachen und Mitfühlen. 

Mara Andeck hat Journalistik und Biologie studiert. Heute schreibt sie mit viel Freude Kinderbücher und rettet heimatlose Tiere - von der einsamen Schildkröte bis zum süßen Siebenschläfer. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in der Nähe von Stuttgart.

Mara Andeck hat Journalistik und Biologie studiert. Heute schreibt sie mit viel Freude Kinderbücher und rettet heimatlose Tiere – von der einsamen Schildkröte bis zum süßen Siebenschläfer. Mit ihrem Mann und zwei Hunden lebt sie in der Nähe von Stuttgart.

Montag, 3. Juni, 18 Uhr


So. Ich trau mich jetzt. Hier, auf dieser Seite, beginnt mein allererstes Tagebuch. Also, mein erstes, in dem auch was drin steht. (Ich hatte in der Grundschule schon mal eins, aber in das habe ich nur Pferde gemalt.)

Ich habe lange überlegt, ob ich meine privatesten Erlebnisse und Gedanken wirklich aufschreiben soll. Eine kleine Schwester wie Evi ist da ein echtes Risiko. Aber nun mach ich es doch.

Heute ist nämlich etwas passiert, das ich UNBEDINGT schriftlich festhalten muss. Weil es sehr besonders war. Und weil ich heute niemanden habe, dem ich das erzählen kann. Meine beste Freundin Leo ist nämlich gerade krank.

Um auch kein winziges Detail zu vergessen, beame ich mich zum Schreiben in Gedanken in die Vergangenheit.

Ich switche genau elf Stunden zurück.

 

Es ist jetzt wieder acht Uhr morgens und ich bin in der Schule. Deutschunterricht. Alles wie immer. Alles seeehr öde.

Frau Karst spricht ohne Punkt und Komma, und zwar ausgerechnet über Punkte und Kommas. Keiner hört zu. Auch ich nicht. Ich beobachte stattdessen, wie ihre silberne Brille im Sonnenlicht funkelt und glitzert. (Man soll ja an jedem das Positive sehen!)

Plötzlich merkt Frau Karst, dass das Klassenbuch fehlt.

Sie klatscht auffordernd in die Hände. »Könnte das bitte mal jemand holen? Wer ist dran?«

»Ich!«, rufe ich schnell, obwohl das gar nicht stimmt. Leo hat diese Woche Klassenbuchdienst, aber sie ist bekanntlich krank (was die Deutschstunde noch öder macht). Und wenn ich hier schon keine Abwechslung habe, brauche ich wenigstens ein bisschen Bewegung, sonst schimmle ich noch.

»Dann hopp«, sagt Frau Karst mit strengem Blick. »Und nächstes Mal denkst du BITTE selbst dran, ja?«

Ich nicke und sause los. Tür auf, Tür zu, alle Kommas und Punkte bleiben dahinter, ich bin frei.

Vor mir liegt der lange Schulflur, still und menschenleer.

Nein, nicht ganz. Erst sehe ich ein Bein, das aus einer der Fensternischen ragt, dann, ein paar Schritte weiter, erblicke ich den ganzen Jungen, dem es gehört. Er sitzt vor dem Klassenzimmer der 9a auf dem Fensterbrett und starrt auf sein Handy. Das rechte Bein hat er angezogen, das andere hängt lässig herab. Seine dunklen Haare sind gekonnt verwuschelt. Er trägt Jeans, ein weißes T-Shirt und weiße Sneaker. Vermutlich ist er ein oder zwei Jahre älter als ich. Und er sieht gut aus. Aber auf eine so unaufdringliche Art, als wüsste er es selbst nicht. Ich habe ihn hier noch nie gesehen.

Als ich näher komme, blickt er auf.

Puh. Bestimmt lässt er gleich einen blöden Kommentar los. Man kann eigentlich nie am Klassenzimmer der 9a vorbeigehen, ohne dass irgendein Chaot irgendwas Pseudowitziges grölt. Meistens einen testosterongesteuerten Flachwitz. (»Tittööön, höhöhööö.«)

Unwillkürlich gehe ich ein bisschen schneller.

»Hi!« Der Junge grinst mich an, als würden wir uns schon ewig kennen.

»Hallo«, sage ich betont gelangweilt und will einfach weitergehen. Da sagt er plötzlich etwas, das mich stoppen lässt.

»Du brauchst nicht zufällig gerade eine gute Fee, oder? Weil, ich bin nämlich eine.«

Hmmm. Wuschelhaare. Jeans. Sneaker. Er sieht nett aus. Aber definitiv nicht nach Magie und Glitzerstaub. »Feen hab ich mir irgendwie anders vorgestellt«, sage ich spontan.

Der Junge seufzt. »Wenn du wüsstest, wie oft ich das höre.« Er verdreht die Augen. »Alle erwarten bei einer Fee blonde Locken, schillernde Flügel und ein funkelndes Kleid. Und wenn ich auftauche, sind sie enttäuscht. Eigentlich ganz schön diskriminierend, oder?«

»Stimmt.« Ich muss lachen und vergesse das Klassenbuch. »Aber zaubern kannst du hoffentlich«, spiele ich sein Spiel mit. »Sonst gerät mein Feenbild jetzt echt ins Wanken.«

»Klar«, antwortet er. »Und Einhörner zähmen natürlich auch. Wenn ich allerdings ehrlich bin, wird Feenzauber meistens überschätzt.«

»Ach ja?«, sage ich überrascht. »Aber es gibt doch Hunderte von Geschichten darüber, und die klingen richtig gut.«

»Geschichten«, sagt er mit einer wegwerfenden Handbewegung. »Die sind für Kinder. Denk nur an die Zahnfee. Leider kann man die Welt nicht mit Feenkraft verändern. Das ist strukturell nicht vorgesehen, wenn du verstehst, was ich meine.«

»Nein«, gebe ich zu.

»Ist auch echt kompliziert«, räumt er ein. »Allerweltswünsche erfüllen, logo, das geht meistens schon, und anfangs ist es auch ganz nett. Aber die wirklich wichtigen Sachen wie Weltfrieden, Klimarettung oder genug Essen für alle liegen leider nicht in Feenmacht. Wir zaubern immer nur Alltagskram.«

»Schade!«, sage ich. »Das waren nämlich genau die drei Wünsche, die ich gehabt hätte.«

»Tut mir leid.« Er wirkt ehrlich zerknirscht.

»Schon okay«, tröste ich ihn. »Kannst ja nichts dafür.«

»Stimmt.« Er lächelt. »Ich bin übrigens Noam.«

Oh, der Name klingt wirklich wie aus dem Feenreich.

»Gwinny«, stelle ich mich vor. Und weil mich hier am Fenster die Sonne gerade förmlich grillt, schlüpfe ich aus meinem Hoodie und hänge ihn mir über den Arm. (Na gut, vielleicht auch, weil ich darunter mein nagelneues, echt hübsches weißes T-Shirt trage.)

Noam lässt sich davon nicht aus dem Konzept bringen. »Du hast übrigens recht: Jeder Mensch hat im ganzen Leben nur drei Feenwünsche frei«, redet er weiter. »Du jetzt auch. Aber Achtung, der häufigste Zweitwunsch besteht darin, den ersten wieder rückgängig zu machen. Man muss sich also echt gut überlegen, was man sich wünscht. Und wer tut das schon? Ganz schön nervig, sag ich dir! Und dann immer die, die sich ganz besonders schlau vorkommen und sich einfach tausend Wünsche oder eine Wunschmaschine wünschen!«

Ertappt. Daran hatte ich auch gerade gedacht. Aber das gebe ich natürlich nicht zu.

Noam blickt mich eindringlich an. »Mach das ja nicht!«, mahnt er mich streng. »Wer mehr als drei Wünsche will, kriegt gar keinen.«

»Okay, Alltagskram also.« Ich denke kurz nach. »Wir schreiben gleich ’nen Englischtest und ich hab nicht gelernt. Geht da was?«

»Nee, oder?« Noam starrt mich fassungslos an. »Du hast drei Wünsche frei! Drei in deinem vielleicht hundertjährigen Leben! Und du verschwendest einen für einen total unwichtigen Englischtest? Nicht dein Ernst!«

»Okay, lösch das. Ich überleg noch mal neu.« Jetzt denke ich seltsamerweise wirklich nach. Und seufze. »Manchmal kommt mir mein ganzes Leben vor wie ein Test, für den ich nicht gelernt habe«, sage ich schließlich. »Könnte man da vielleicht was machen?«

Ups. Keine Ahnung, warum ich das zugegeben habe. Aber jetzt ist es raus.

Zum Glück sagt Noam nichts Blödes. Er lächelt nur wieder total nett und mit den wärmsten braunen Augen der Welt. »Ja, klar. Da geht was«, sagt er nachdenklich. »Aber nicht von heute auf morgen. Sieben Wochen musst du mir schon geben.«

»Sieben Wochen?«, frage ich fassungslos. »So lange? Wieso das denn?«

Er zuckt mit den Schultern. »Feen kennen nur drei Zahlen. Drei, Sieben und Dreizehn. Drei finde ich zu kurz. Du wünschst dir ja nicht gerade eine Kleinigkeit. Dreizehn ist zu lang. Also sieben.«

Jetzt bin ich es, die lächeln muss. »Einverstanden.«

»Okay!« Noam nickt zufrieden. »Nächstes Treffen heute in sieben Wochen. Gleicher Tag, gleiche Zeit, gleicher Ort.«

»Und dann?«

»Wirst schon sehen.« Er rutscht vom Fensterbrett, hebt die Hand zum Abschied und geht. Ich höre seine Schritte noch kurz auf der Treppe, dann ist alles still.

Was war DAS denn jetzt?, denke ich. Ein Junge, der in ganzen Sätzen spricht? Vor dem Klassenzimmer der 9a? Über Feen und Wünsche? Und der mich wiedersehen will? Wow. Und dann kommt mir ein anderer Gedanke: Sieben Wochen sind wirklich lang. Ich seufze.

Plötzlich höre ich hinter einer der Klassenzimmertüren Stimmen und mir fällt das Klassenbuch wieder ein.

Autsch. Nix wie los.

Frau Karst hat mich zum Glück nicht vermisst. Und auch sonst niemand. (Hmmm. Ist das jetzt gut oder schlecht?)

Dafür vermisse ich Leo auf einmal noch viel mehr. Ich würde ihr so gern alles über das zauberhaft-witzige Gespräch mit der Fee namens Noam erzählen. Und hören, was sie dazu sagt.

Aber ich kann ihr gerade nicht mal schreiben. Frau Karst hat nämlich Adleraugen, wenn es darum geht, Handys zu entdecken, die heimlich benutzt werden. Sie konfisziert die dann und man muss sie nach der Schule beim Rektor wieder abholen. Nee danke.

Also kann ich nur allein rumgrübeln. Wer ist dieser Noam? Warum saß er auf dem Fensterbrett? Hat er da auf jemanden gewartet? Aber es ist niemand gekommen. Warum ist er trotzdem plötzlich verschwunden?

Und warum hat er mir was über Feen erzählt? War das seine übliche Flirtmasche? Wollte er ein Date? Aber wenn ja, warum dann erst in sieben Wochen? Fragen über Fragen. Keine Antworten.

Wäre mein Leben ein Fantasy-Roman, wäre Noam bestimmt eine echte männliche Fee. Dann würden innerhalb der nächsten sieben Wochen lauter Wunder geschehen. Vermutlich hätte ich danach alles im Griff. Schule. Familie. Liebe. Und die eigenen Gedanken.

Aber das hier ist leider nur mein ganz normales Leben, darin wird nicht gezaubert. Ich kann nicht mal sicher sein, dass der Feen-Noam in sieben Wochen tatsächlich wieder auftaucht. Vielleicht ist er nur für ein paar Tage wegen eines Schüleraustauschs hier und kommt nie wieder. (Seufz.) Oder seine Freundin ist in der 9a und er hat auf sie gewartet und dann hat sie ihm geschrieben, dass es später wird, also ist er gegangen....

Erscheint lt. Verlag 28.8.2024
Reihe/Serie It's me
Zusatzinfo 47 s/w-Abbildungen
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Bücher über Freundschaft • Emma Flint • Erste Liebe • Erwachsenwerden • Geschenk für Mädchen ab 11 • Lilias Tagebuch • Natalie Buchholz • sich selbst finden • Tagebuch-Roman für Mädchen 11+
ISBN-10 3-7336-0636-1 / 3733606361
ISBN-13 978-3-7336-0636-7 / 9783733606367
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