The Five Crowns of Okrith 1: High Mountain Court (eBook)
448 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93939-2 (ISBN)
Ich habe keine Wahl. Doch ich werde dir niemals vertrauen. Die neunzehnjährige Remy ist eine der letzten lebenden roten Hexen, doch ihre Tage sind gezählt. Denn der König des Nördlichen Hofes, der schon ihre Familie niedermetzeln ließ, setzt alles daran, die Hexen in seinem Reich endgültig auszulöschen.
Als vier Fae-Krieger in der Taverne auftauchen, in der Remy sich versteckt hält, ist sie entsprechend misstrauisch. Erst recht, als der Anführer, Prinz Hale vom Hof des Ostens, behauptet, er könne nur mit Hilfe ihrer roten Magie sein Königreich vor einem schlimmen Schicksal bewahren und den Krieg mit dem Norden beenden.
Doch um die Welt von einem Tyrannen zu befreien, schließt sich Remy sich dem Prinzen an - wenn auch nur widerstrebend. Gemeinsam mit seinen Gefährten begeben sie sich auf eine gefährliche Reise. Und obwohl Remy sich dabei immer mehr zu Prinz Hale hingezogen fühlt, muss sie ihr Herz schützen. Denn sie darf ihm keinesfalls vertrauen, trägt sie doch ein todbringendes Geheimnis in sich, von dem niemals jemand erfahren darf ... Die atemberaubend spannende TikTok-Sensation voller Intrigen, Magie und Leidenschaft über eine Hexe, die ihr Königreich trotz aller Widerstände retten will - und dabei herausfindet, wofür ihr Herz wirklich schlägt.
High Mountain Court ist der erste Band einer vierteiligen Serie voller Intrigen, Magie und Leidenschaft. In jedem Band geht es um neue Protagonist*innen, weswegen die Bücher der fesselnden New-Adult-Romantasy-Reihe unabhängig voneinander gelesen werden können.
A. K. Mulford ist eine Fantasy-Bestsellerautorin und ehemalige Biologin, die die Pflege und Auswilderung von Affen gegen das Schreiben von Romanen eingetauscht hat. Sie liebt es, Leser*innen in neue Welten zu entführen und sie dazu zu bringen, sich zum ersten Mal oder immer wieder aufs Neue in Fantasy-Literatur zu verlieben. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei jungen menschlichen Primaten in Neuseeland, wo sie faszinierende Charaktere erschafft und TikTok-Beiträge erstellt (@akmulfordauthor).
Bettina Münch arbeitete als Kinder- und Jugendbuchlektorin und lebt heute als literarische Übersetzerin und Autorin bei Frankfurt am Main. Zu den von ihr übersetzten Autor*innen gehören David Walliams, Louisa May Alcott, Lucy Maud Montgomery, P. B. Kerr, Margaret Petersen Haddix u.v.a.
KAPITEL 1
Eine schwarze Katze strich um ihre Beine. Remy stieß einen abgrundtiefen Seufzer aus. Jetzt würde die ganze Taverne wissen, dass sie eine Hexe war.
Hinter ihr zersplitterte ein Glas auf dem Boden, während sich zwei Gäste gegenseitig mit Dolchen bedrohten. Die Geräusche ihres betrunkenen Gezänks hallten durch den ganzen Raum. Remy zuckte nicht mit der Wimper. Mit ihren abgewetzten braunen Stiefeln verscheuchte sie die Katze. Sie hatte keine Angst vor Dolchen, Tavernenspinnen oder wütenden Besoffenen. Sie hatte einzig und allein Angst davor, entdeckt zu werden. Wenn diese Besucher der Taverne Zur Rostigen Axt wüssten, dass sie eine rote Hexe war, würden sie sich darum reißen, ihr den Kopf abzuschlagen.
Wie viele Goldmünzen zahlte der König des Nordens heutzutage für den Kopf einer roten Hexe?
Sie stellte einen weiteren schweren Holzstuhl zurück an seinen Platz. Um sie herum roch es nach Schmutz und abgestandenem Bier. Der Geruch war ihr nur allzu vertraut. Hier und da bereitete eine Handvoll anderer Schenkengehilfen alles auf den abendlichen Ansturm der Einheimischen vor, die begierig auf starke Getränke und Würzfleisch in die Schenke strömen würden.
Der Strom der mittäglichen Reisenden war versiegt, und Remy fegte zusammen. Sie warf einen Seitenblick zum Tresen, an dem zwei Tavernenkurtisanen gelangweilt herumsaßen. Josephine und Sabine plauderten mit dem Mann am Ausschank, der ihnen, gebannt von ihrer Schönheit, mit großen Augen zuhörte.
Neidisch betrachtete Remy die bestickten Kleider der beiden, die ihre Figur wunderbar zur Geltung brachten. Sie wünschte, sie könnte diese Perlenketten und tropfenförmigen Ohrringe tragen. Wenn ihre Hüterin Heather ihr doch nur erlauben würde, sich zu schminken und die Augen mit Kajal zu umranden. Sie würde so gern herausstechen, aber es war genau das Gegenteil dessen, was ihre Freunde wollten, die sich unablässig bemühten, Remy zu verstecken. Also war ihre hellbraune Haut rußverschmiert. Die losen schwarzen Locken band sie im Nacken zu einem unordentlichen Knoten zusammen, und auch sonst bemühte sie sich nach Kräften, möglichst unauffällig zu wirken.
Remy tauschte den vollen Eimer gegen einen leeren aus und blickte zu den Regentropfen hinauf, die von dem undichten Strohdach fielen. Trotz ihres schäbigen Aussehens war die Taverne Zur Rostigen Axt weitaus besser als die, in der sie vorher gewesen war. Remy und ihre braunen Hexengefährten waren schon fast ein Jahr lang dort; es war die beste Schenke, in der sie seit Langem gearbeitet hatten.
Tavernen waren die einzigen Orte, an denen man Hexen noch einstellte. Heather bestand darauf, dass sie alle drei Jahre von einer zu nächsten wechselten. Und so arbeiteten sie sich durch die Provinzschenken entlang der Ausläufer des Hohen Gebirges. Remy versuchte ihre Hüterin davon zu überzeugen, dass die Tavernen, die näher am Hof des Westens lagen, schöner seien. Aber Heather bestand darauf, dass die stadtnahen Schenken mehr Fae-Gäste hatten und sich das Risiko nicht lohnte.
In ihrer Welt standen die Fae ganz oben. Sie herrschten in allen fünf Reichen von Okrith … nun ja, vier Reichen, jetzt, da der Hof des Hohen Gebirges an den König des Nordens gefallen
war.
Hinter Remy meldete sich eine energische Stimme: »Willst du lieber Pfannen oder Laken schrubben?«
Sie sah über ihre Schulter. Fenrin war genauso alt wie Remy. Sie kannten sich, seit sie zwölf gewesen waren. Heather und Fenrin waren beide braune Hexen vom Hexenzirkel des Westlichen Hofes. Heather hatte den elternlosen Fenrin auf der Straße aufgelesen und ihn vorübergehend aufgenommen. Aber inzwischen, sieben Jahre später, war er aus ihrer Notgemeinschaft nicht mehr wegzudenken.
Fenrin war auffallend groß, aß doppelt so viel wie Heather und Remy zusammen und schien trotzdem kein Gramm zuzunehmen. Er war dünn wie ein Stecken, aber trotz seiner schlanken Gliedmaßen beeindruckend stark. Auf dem Kopf hatte er einen Wust strohfarbener Haare und Augen so blau wie das Meer.
»Ich serviere das Essen.« Remy reckte den Hals, um zu ihm aufzusehen.
»Heute Abend kommen viele von außerhalb«, erwiderte Fenrin. »Du hältst dich besser im Hintergrund.«
Remy ließ die Schultern hängen, während sie ihre Hände an der lehmfarbenen Schürze abwischte. Früher hätte sie sich in einem solchen Moment mit Fenrin gestritten, aber das tat sie nicht mehr. Es war recht unwahrscheinlich, dass einer dieser Reisenden ein Hexenjäger war – das war der Vorteil, wenn man in schäbigen kleinen Dörfern lebte –, trotzdem hörte Remy auf Fenrin. Sie hatte im Laufe der Jahre so viele Fehler gemacht, Fehler, die dafür sorgten, dass sie mitten in der Nacht von ihrem jeweiligen Aufenthaltsort hatten fliehen müssen, und alles nur, um Remys Geheimnis zu bewahren: dass sie eine rote Hexe war.
Als König Vostemur vom Hof des Nordens die Fae des Hohen Gebirges abschlachtete, hatte er auch den dort ansässigen Zirkel der roten Hexen niedergemetzelt. Die überlebenden Hexen verstreuten sich über alle Lande und königlichen Höfe, um sich vor den Hexenjägern zu verstecken, die ihren Lebensunterhalt damit verdienten, dem König des Nordens Hexenköpfe zu bringen. Inzwischen waren nur noch wenige rote Hexen übrig; die einzigen, von denen Remy wusste, waren Eigentum der königlichen Fae, die sie vor König Vostemurs Hass beschützten. Die freien roten Hexen hingegen waren entweder gut versteckt oder tot. Seit Jahren hatte Remy von keinem Hexenmord mehr gehört. Möglicherweise war sie die Letzte ihrer Art.
»Pfannen«, sagte sie schließlich mit einem resignierten Stöhnen. Welche Aufgabe sie auch übernahm, würde ihr weitere Flecken auf dem Kleid bescheren. Das waren die einzigen Entscheidungen, die Remy traf: Pfannen oder Laken, feudeln oder Staub wischen, kochen oder servieren.
Lieber schrubbte sie Dreck und Fett, als sich mit den Flecken auf den Laken zu beschäftigen. Durch das Waschen der Tavernenlaken hatte Remy mehr über Schlafzimmergewohnheiten gelernt als durch alles, was Heather sie gelehrt hatte. Alles andere hatten ihr ein Schustersohn und die Geschichten der Kurtisanen beigebracht, auch wenn Heather sie von ihnen fernzuhalten versuchte. Hexen mussten unter sich bleiben.
Menschen und Fae konnte man nicht vertrauen, das war eine Tatsache, an die Heather Remy tagtäglich erinnerte. In ihrer Welt gab es nun eine neue Hierarchie. Seit dem Gemetzel von Yexshir, bei dem sämtliche Bewohner der Hauptstadt des Hohen Gebirges getötet worden waren, hatte sich alles verändert. Remy war damals sechs Jahre alt gewesen. Jetzt standen die roten Hexen ganz unten auf der Leiter.
»Du wählst immer die Pfannen«, brummte Fenrin.
Remy konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. »Ich weiß doch, wie gerne du schmutzige Laken schrubbst, Fen.«
Das dröhnende Gelächter der Betrunkenen hallte durch die Taverne und die schwarze Katze miaute immer noch zu Remys Füßen. Fenrin sah stirnrunzelnd zu ihr hinab.
»Geh und belästige einen der Menschen«, sagte der braune Hexenjüngling und verdrehte die Augen, als er die Küchentür aufstieß.
Remy rieb ihre rissigen, wunden Hände mit einem beißenden Balsam ein. Die Scheuerschwämme hatten ihre Spuren hinterlassen. Zum Glück war Heather eine erfahrene braune Hexe. Remys Hüterin hatte für jede Krankheit einen Trank, ein Elixier oder einen Balsam. Viele Menschen suchten sie heimlich auf und tauschten Geldstücke gegen ihre Heilmittel ein. Mit ihrer Arbeit in der Taverne und dem Verkauf von Tränken nebenbei konnten sich Heather und die anderen zwei über Wasser halten und die häufigen Umzüge finanzieren.
»Bier!«, hörte Remy eine tiefe Stimme aus dem vorderen Teil der Taverne brüllen.
Matilda, die Besitzerin der Rostigen Axt, kam durch die Schwingtür aus der Küche gestürmt.
Die korpulente weißhaarige Frau fluchte leise über den Schreihals. Sie warf sich einen Lappen über die Schulter und griff nach einem Tablett mit sauberen, abgetrockneten Gläsern, das sie mit Leichtigkeit hochhob. Dann wies sie mit dem Kopf auf die vier gefüllten Teller, die auf dem Küchentisch standen.
»Remy, kannst du bitte mit anpacken?«, bat sie erschöpft. »Die Teller sind für die lauten Arschlöcher in der Ecke.«
»Ja, Matilda«, sagte Remy.
Diese sackte vor Erleichterung förmlich in sich zusammen, als wäre Remys Hilfe ein Akt der Freundschaft und nicht des Gehorsams. Remy mochte Matilda. Sie war die netteste Wirtin, der sie bisher begegnet war. Bei ihr gab es anständige Löhne und anständige Pausen. Nach den Pfannen könnte Remy eigentlich Schluss machen, aber angesichts des hektischen Betriebs in der vollen Taverne beschloss sie, trotz Fenrins Warnung auszu-
helfen.
Mit der Schankwirtin weiterhin auf gutem Fuß zu bleiben, war die paar Minuten zusätzliche Arbeit wert.
Also schnappte sich Remy die vier Teller, balancierte zwei auf ihrem linken Unterarm und einen in jeder Hand. Dann stieß sie mit der Hüfte die Schwingtür auf.
Lautes Geplänkel und die heitere Melodie einer Fiedel und einer Trommel begrüßten sie. Sie bahnte sich den Weg durch die fröhlichen, betrunkenen Einheimischen am Tresen, drängte sich durch den Pulk herumstehender Gäste und verlor dabei nicht eine einzige Erbse von ihren Tellern. Schon von Kindesbeinen an war Remy daran gewöhnt, ausgelassene Gästescharen in Tavernen zu bedienen. Als sie die Musiker passierte, warf sie einen Seitenblick auf den Fiedler. Seine breiten Schultern steckten in einer dunklen Tunika und die roten Haare unter...
Erscheint lt. Verlag | 1.8.2024 |
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Reihe/Serie | The Five Crowns of Okrith |
Übersetzer | Bettina Münch |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Action und Abenteuer • Booktok • Fae romance • Fantasy Buchreihe • Große Gefühle • Hexen Fantasy • High Fantasy Bücher • new adult fantasy liebesromane für erwachsene • Romance Romantasy Fantasy • romantische Fantasy Bücher • TikTok • Verbotene Liebe |
ISBN-10 | 3-646-93939-7 / 3646939397 |
ISBN-13 | 978-3-646-93939-2 / 9783646939392 |
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