Mending Hearts (eBook)
304 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65594-1 (ISBN)
Aline Schwarz wurde 2023 für den Young Excellence Award nominiert. Sie arbeitet als Lektorin bei einem großen Hörbuch Verlag und schreibt Liebesromane. Auf Instagram und TikTok teilt sie alles rund ums Autorinnenleben unter @alinelaraschwarz.
PrologVor 15 Jahren // Kaia (7 Jahre)
»Pelle!« Atemlos platze ich durch die Hintertür direkt in die Küche der Magnussons. Ich weiß nicht genau warum, aber ich habe mir angewöhnt, jeden Morgen die fünf Minuten von unserem zu ihrem Haus zu rennen, als wäre das Monster vom See, Storsjöodjuret, hinter mir her. Kurz stütze ich mich mit den Händen auf den Oberschenkeln ab, um zu Atem zu kommen und mir schlägt sofort der Geruch von Pannkakor mit Blaubeermarmelade entgegen. Mein Magen grummelt. Daheim hatten wir nur noch altes Knäckebrot und ich muss warten, bis Pappa am Wochenende nach Hause kommt, um mit ihm einkaufen zu gehen. Er hat die letzten zwei Wochen am Siljansee verbracht, um nach Hechten zu fischen. Aber das ist kein Problem, denn ich bin schon ein großes Mädchen und kann auch allein zu Hause bleiben.
Mit Schwung richte ich mich wieder auf, wobei meine wilden dunklen Locken nach hinten fliegen. Mein Blick wandert durch die gemütliche kleine Küche, in der bereits reges Treiben herrscht. Pelles Brüder Anders und Emil sitzen schon auf der Holzbank am Tisch und schaufeln sich Pannkakor und Knäckebrote mit Marmelade in den Mund, als wären ihre Hände Baggerschaufeln. Matilda, Emils Zwillingsschwester, sitzt ihnen gegenüber und versucht es ihnen nachzutun. Sie hat überall Marmelade im Gesicht.
»Kaia, lilla gumman, du kommst genau richtig zum Frühstück.« Pernilla, Pelles Mama, wischt sich die Hände an ihrer Schürze ab und lehnt sich über den Küchentresen, um mich anzusehen. Ein Lächeln umspielt ihre weichen Züge und ich bewundere die Flechtfrisur, mit der sie heute ihre hellbraunen Haare gebändigt hat. Ich wünschte, ich könnte meine Haare so zurechtmachen, aber immer, wenn ich es probiere, endet es in Frust und ich muss Knoten aus meinen Locken bürsten.
»Ich hab gar nicht so Hunger«, murmele ich verhalten, obwohl mein Magen wütend protestiert. Auch wenn die Magnussons wie eine zweite Familie für mich sind, möchte ich trotzdem nicht, dass sie schlecht über meinen Pappa denken oder mich bemitleiden. Also lenke ich ab: »Ist Pelle schon wach?«
»Ja, er müsste gleich mit Vilma runterkommen.«
Ehe ich protestieren kann, schiebt Pernilla mir einen Teller mit frischen Pannkakor hin. Mein Magen knurrt lauter und ein bisschen beschämt ziehe ich den Teller vom Tresen zu mir, bevor ich leise ein Dankeschön murmle. Ich trage mein Frühstück zum Tisch und setze mich neben Anders, der sich gerade mit Marmeladefingern an der Nase kratzt.
»Wenn du nicht willst, ich nehm sonst auch noch ’ne Portion.«
Ich schnaube und strecke ihm die Zunge raus.
»Lass Kaia essen, du kannst dir bei mir noch mehr holen, Anders«, ruft Pernilla aus der Küche und ihr Zweitältester lässt sich das nicht zweimal sagen. Grinsend springt er auf und holt sich Nachschlag.
Ich stopfe mir derweil einen ganzen Pannkaka in den Mund und lasse den Blick durch die Küche schweifen, bis er an meinem liebsten Foto der Familie hängen bleibt, wie so oft. Darauf sind Pelles Pappa und Mamma zu sehen, die auf den Bäuchen auf dem Boden liegen und in die Kamera grinsen. Auf ihnen drauf liegen zuunterst Pelle und Anders, dann Emil und Matilda und oben auf dem Familienberg hockt die sehr zufriedene Vilma und klatscht in ihre knubbligen Babyhände. Der Teigbrei in meinem Mund schmeckt plötzlich nicht mehr so süß, wie noch gerade eben. Dabei ist Pernilla die beste Köchin, die ich kenne.
Matilda reißt mich aus meinen Gedanken, als sie mit einem Platschen mehr Blaubeermarmelade auf meinem Teller platziert.
»Mhanke«, bringe ich mit vollem Mund hervor und sie schenkt mir ein breites Grinsen, wobei sie eine große Zahnlücke entblößt.
»Wisst ihr eigentlich, dass Dinos Federn hatten?«, wirft Emil ein und sieht uns erwartungsvoll an.
»Ey, das hab ich dir gestern erzählt«, mault Matilda und sieht ihren Zwilling vorwurfsvoll an.
»Ja, aber wusstest du das schon, Kaia?«, ignoriert er sie und sieht mich weiterhin an.
»Du darfst nicht einfach meine Sachen weitererzählen! Mamma, Emil ärgert mich!«
»Ich ärgere sie überhaupt gar nicht, ich habe Kaia nur wichtige Dinofakten erzählt!«
»Ja, das wollte sie bestimmt unbedingt wissen«, kommt es von der Treppe, wo jetzt endlich Pelle aufgetaucht ist. Er hat seine braunen Haare zu einem Iro gegelt und wieder bin ich neidisch darauf, dass alle besser mit ihren Haaren umzugehen wissen als ich. An der Hand hält er Vilma, die, als sie mich sieht, begeistert strahlt und sich losreißt, um zu mir zu laufen.
Ich hebe sie hoch und setze sie auf Anders’ Platz neben mir, ehe ich ihr einen halben Pannkaka in die Hand drücke. Anders scheint das nicht zu stören, denn er lässt sich einfach auf einen der Barhocker am Küchentresen fallen, um den zweiten Teller mit Essen zu verdrücken.
Pelle strubbelt mir derweil zur Begrüßung durch die Haare. »Na, Kiki.«
»Na«, ich streiche mir die Haare wieder zurecht und schenke ihm ein Lächeln, ehe ich noch mal von meinem Pannkaka abbeiße. Per Magnusson ist mein bester Freund auf der ganzen weiten Welt und deswegen darf auch nur er mich Kiki nennen. Ansonsten bestehe ich auf Kaia.
»Danke fürs Essen, Mamma, muss los«, bringt Anders mit immer noch vollem Mund hervor und zieht seine Schuhe an. »Kommt ihr gleich mit?«, fragt er an Pelle und mich gewandt.
»Pelle hat doch noch nicht mal gefrühstückt«, seufzt Pernilla, während Pelle den Rest von meinem Pannkaka stibitzt und sich quer in den Mund schiebt.
»Pafft scho, Mamma«, nuschelt er.
»Dann pack dir wenigstens zwei Brote ein.« Pernilla schiebt ihm zwei in Butterbrotpapier eingewickelte Stullen zu, von denen Anders einfach eins einsteckt. Auch ich bekomme zwei und gebe wiederum eins an Pelle ab. Es ist fast schon eine lieb gewonnene und gut einstudierte Choreografie.
Vilma steht mittlerweile auf der Küchenbank und sieht unglücklich aus. »Vilma auch Schule!«, fordert sie bestimmt.
»Nein, wir zwei bringen gleich Matilda und Emil zur Schule und dann kochen wir Mittagessen, okay?«
Es ist offensichtlich nicht okay, denn Vilma fängt wie auf Knopfdruck an zu heulen. Als wäre sie eine kleine Sirene, scharen sich ihre vier Geschwister sofort um sie, geben ihr Küsschen, streicheln ihren blonden Schopf und reden ihr gut zu. Ich stehe ein bisschen betreten an der Tür und ziehe meinen Rucksack wieder auf. Neid brennt in meinem Bauch wie Lava und frisst sich immer tiefer in meine Eingeweide. Ich hätte auch gerne Geschwister.
Geschickt zieht Pernilla ihre Jüngste aus dem Kinderhaufen und trocknet ihr die Tränen. »Sie sind doch bald wieder da.«
Den Kopf an den Hals ihrer Mutter geschmiegt, schiebt Vilma den Daumen in den Mund, während Anders, Pelle und ich uns verabschieden.
»Ach wartet. Könnt ihr Pappa noch schnell sein Frühstück ins Sägewerk bringen? Das hat er heute Morgen vergessen«, fragt Pernilla, wartet aber gar keine Antwort ab, als sie uns das Frühstück schon einpackt.
Anders nimmt die Brottasche entgegen und wir verlassen das kleine rote Haus, um auf die Schotterstraße abzubiegen, die direkt zum Sägewerk der Magnussons führt. Immer wenn ich zwischen Anders und Pelle laufe, fühle ich mich richtig klein. Ich warte zwar tatsächlich noch darauf, ein paar Zentimeter zu wachsen, aber die Jungs hatten unglücklicherweise zuletzt erst einen ziemlichen Wachstumsschub. Pelle ist mittlerweile sogar der Größte in der ganzen Klasse.
Als wir durch das Tor zum Sägewerk treten, hört man schon die vertrauten Geräusche der Schneidemaschinen und es riecht nach frischem Holz.
Anders sieht sich um und lässt die Brottasche hin und her schlenkern. »Mal gucken, wo Pappa steckt.«
»Dreh dich mal um!« Magnus taucht plötzlich hinter uns auf, schnappt Anders, hebt ihn hoch und kitzelt ihn.
»Nicht, hahaha, Pappa, nein.«
Magnus lacht sein tiefes, fröhliches Lachen und denkt gar nicht daran aufzuhören. Er ist ein Bär von Mann. Das hat Pelles Mamma einmal über ihn gesagt und seitdem kann ich es nicht mehr vergessen. Aber kein gruseliger Bär, eher ein lieber Teddy. Er ist ganz groß, hat starke Arme und liebe Augen. Im Gegensatz zu Pelle und Anders hat er strohblonde Haare, die er sich beim Arbeiten zu einem Zöpfchen bindet, damit sie ihm nicht in die Augen hängen. Heute hat er offenbar ein Zopfgummi von Matilda stibitzt, denn es ist pink und glitzert.
»Pappa, wir müssen doch zum Bus«, mahnt Pelle, schmunzelt aber.
Magnus hält inne und hebt eine Braue. »Du redest ja wie ein alter Onkel, Pelle Magnusson. Ich glaube, du brauchst auch eine Durchkitzelung.« Ehe Pelle sich wehren kann, schnappt sein Pappa ihn mit dem freien Arm und fängt an, ihn ebenfalls zu kitzeln. Jetzt kichern und quietschen Anders und Pelle im Chor und ich kann mir ein breites Grinsen nicht verkneifen. Magnus hat sich Anders nun...
Erscheint lt. Verlag | 27.9.2024 |
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Illustrationen | Lea Melcher |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | cozy romance • enemies to lovers • fake dating • Feel-Good-Liebesgeschichte • Hausrenovierung • Innenarchitektur • Liebesroman • Love Story • New Adult • New adult Romance • Roman Schweden • second chance romance • Small-Town-Romance • Studium |
ISBN-10 | 3-522-65594-X / 352265594X |
ISBN-13 | 978-3-522-65594-1 / 9783522655941 |
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