Kings & Thieves (Band 2) - Der Schrei der Schwarzkraniche -  Sophie Kim

Kings & Thieves (Band 2) - Der Schrei der Schwarzkraniche (eBook)

Die Fortsetzung der atemberaubenden Romantasy - Voller Rache, Geheimnisse und dunkler Kräften

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
592 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-2284-7 (ISBN)
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Hörst du das Flüstern der Rache? Lina hat nur ein Ziel: Rache an den Schwarzkranichen - der Gang, die ihre Freunde getötet hat. Jetzt will die Assassine die Kraniche vernichten. Doch ihre Zeit in Gyeulcheon hat Spuren hinterlassen. In Lina schlummern Kräfte, denen sie nicht ganz traut. Genauso wenig wie der Stimme in ihrem Kopf, von der sie nicht einmal Rui erzählen kann. Rui, der ihr Herz schneller schlagen lässt. Und der ihr ebenfalls etwas verheimlicht ... Die spannende Fortsetzung der prickelnden Romantasy-Trilogie Rache, Geheimnisse und dunkle Kräfte - der zweite Band von Sophie Kims fesselnder Fantasy-Reihe zieht einen sofort in den Bann! Koreanische Mythologie trifft auf die spannende Welt der Diebe und Verbrecher. Mit einer prickelnden Romance zwischen einer Assassine und einem König sowie Action, Liebe, Tragik, Romantik und Plottwists, die einen atemlos zurücklassen!

Sophie Kim verbringt ihre Zeit mit ihrem Studium und dem Schreiben von Büchern. Letztere sind stark beeinflusst von ihrer Überzeugung, dass Diversität und nicht-stereotype Repräsentation enorm wichtig sind. Gesegnet (oder verflucht) mit einem unersättlichen Appetit auf alles, was mit Literatur zu tun hat, schweift Sophie gern durch die Gänge von Bibliotheken oder macht es sich mit einem wackeligen Bücherstapel gemütlich. Kings & Thieves - Die Letzte der Sturmkrallen ist ihr Debüt.

KAPITEL 1

Es ist keine große Herausforderung, in einer Kneipe eine besonders blutige Schlägerei anzuzetteln. So etwas anonym zu tun, ist dagegen etwas ganz und gar anderes. List und Geschicklichkeit sind gefragt – und vor allem eins: Geduld.

Während ich in einer Ecke des Mondscheinhasen sitze, Sunpos schäbigstem Jumak, läuft mir der Schweiß über den Rücken und sickert in den schweren Stoff meines Mantels. Meine Haut klebt an dem dunklen Gewebe und unter der Krempe meines schwarzen Gat glänzt meine Stirn sicher feucht. Das seidene Stirnband haftet unangenehm auf meiner Haut.

Obwohl die Sommerhitze über den Straßen Sunpos flimmert, an dem maroden Königreich nagt und frisst und durch das Strohdach in das Jumak dringt, ziehe ich den Mantel nicht aus, der meinen Tarnanzug verbirgt.

Er ähnelt dem, den ich als Sturmkralle getragen habe. Er ist glatt und schwarz, hauteng, aber robust und ich kann mich gut darin bewegen. Rui wollte ihn mit ein paar Besonderheiten ausstatten, die kein sterblicher Schneider hätte herstellen können – einem Stoff, der selbst die tödlichste Waffe abhält, einem verborgenen Mechanismus, der bei Bedarf Rauchschwaden erzeugt, und einer kühlenden Vorrichtung gegen den Sommer in Sunpo. Doch ich habe abgelehnt. All das brauche ich nicht, schließlich kann ich meine Schuppen heraufbeschwören. Eigentlich brauche ich nicht einmal das Jikdo, das ich in der Scheide umgegürtet trage. Aber sein Gewicht beruhigt mich. Entspannt mich. Dennoch bemühe ich mich um eine steife, männliche Haltung.

Ich gebe mich als ein Mann aus, der müßig in einer Nische sitzt und mit den Schatten verschmilzt, während er mit dem Finger über den Rand seines Tonbechers streicht. Außer den schmalen Lippen bleibt dieser Mann unter seinem Hut so gut wie unsichtbar, genau wie seine weiße Narbe in Form einer Träne.

Das Jumak ist klein, dreckig und voll. Der Holzboden, auf dem ich Platz genommen habe, ist halb verfault und uneben und das fadenscheinige Kissen polstert meinen Hintern nur geringfügig. Um mich herum sitzen Männer, die mit sonnenverbrannten Lippen Makgeolli trinken, um den kühlenden Nachgeschmack des süßen Alkohols zu genießen. Die Luft ist schwül, voller Gerede, was noch vor einem Monat die unterdrückten Seufzer aus den Wohnräumen rund um das Jumak übertönt hätte. Doch jetzt nehmen meine geschärften Ohren trotzdem wahr, wie Männer ekstatisch stöhnen, wie Frauen scharf einatmen und wie Betten knarren. Irgendwo huscht eine Kakerlake über ein Laken und weicht verschlungenen Gliedmaßen aus. Ich höre, wie die Beine des Insekts über den steifen Stoff scharren, und das Wispern seiner Fühler, die es behutsam aneinanderreibt.

Angewidert verziehe ich den Mund und gebe mir alle Mühe, sämtliche Geräusche außerhalb der Kneipe auszublenden. Es fällt mir unglaublich schwer, meinen Fokus dermaßen einzuschränken und meine neuen Imugisinne nur geringfügig zu benutzen.

Die Sinne, die sich nach Freiheit sehnen, zeitweise ausbrechen und mir einen Zustrom von lähmenden Empfindungen aufzwingen. Die Anstrengung, sie zu unterdrücken, kostet mich Kraft, doch immerhin höre ich die krabbelnde Kakerlake und das rhythmische Stoßen schweißüberströmter Körper nicht mehr. Den Göttern sei Dank.

Ein großer junger Mann mit einer kräftigen Stirn und zerzaustem schwarzem Haar schlängelt sich durch die Gäste. Er trägt Tabletts voller Miyeok-Guk zu denjenigen, die verrückt genug waren, bei dieser Hitze eine dampfende Seetangsuppe zu bestellen. Einige Männer werfen ihm böse Blicke zu, als er an ihnen vorbeigeht, doch er beachtet sie gar nicht und reckt das Kinn angesichts ihrer höhnischen Kommentare. Mit einem gemeinen Grinsen will einer von ihnen ihm ein Bein stellen. Ich kneife schon die Augen zusammen, doch der Kellner weicht geschickt aus und drängt sich zu einem schmächtigen, schlanken Mann in einem dünnen Baumwoll-Hanbok durch.

Der Mann ist vom Hunger ausgezehrt und sein Gesicht besteht nur noch aus spitzen Knochen. Als das Tablett klappernd vor ihn auf den niedrigen Tisch gestellt wird, an dem noch fünf weitere Gäste sitzen, fällt er regelrecht über das Essen her – wie ein streunender Hund, der seit Wochen nichts zu fressen bekommen hat. Mit einem hohlen Gefühl in meinem eigenen vollen Magen beobachte ich, wie ihm ein Teil der heißen Suppe den Hals hinabrinnt. Obwohl ich über sechs Meter entfernt hocke, kann ich mit meiner geschärften Sicht die hellgelbe Flüssigkeit auf seiner erschlafften Haut erkennen.

Er trinkt aus der Schale, kaut die Algen und schlürft den Rest.

Gwan Doyun.

Mein nächstes Opfer, ausgewählt für heute Nacht.

Die Suppe ist billig, darum hat er sie bestellt. Gwan Doyun, der einst ein geschätzter Kunsthandwerker war, hat es schwer, seit die Schwarzkraniche das Königreich übernommen haben.

Genau genommen, seit elf Monaten; seit die Schwarzkraniche ihre Schnitterin zur Tür seines Giwajip geschickt haben.

Doyun, ein alter Verbündeter der Sturmkrallen, weigerte sich damals, das haarsträubend teure monatliche Schutzgeld an Sunpos neuen Verbrecherkönig Konrarnd Kalmin zu zahlen. Der Preis, den Kalmin als Vergeltung forderte, war das Leben seiner Frau.

Und die Schnitterin hatte keine andere Wahl, als es einzukassieren.

Sie schlitzte Doyuns Frau die Kehle durch und verschwand in der Nacht, ohne eine Spur zu hinterlassen, wie ein Geist in der Dunkelheit. In der darauffolgenden Woche bezahlte Doyun seinen Beitrag. Und seitdem tut er es regelmäßig. Nur aus Angst spielt er den Ergebenen. Aus Schwäche.

Angst und Schwäche, die ich ihm aufgeladen habe. Ich kaue so fest auf meiner Unterlippe, dass ein Tropfen Blut hervorquillt und meine Zunge befeuchtet. Schnell verdränge ich die Erinnerung an jene Nacht. Vorbei ist vorbei. Ich kann es nicht ungeschehen machen, dass ich meinen Dolch über den Hals seiner Frau gezogen habe, dass ihre Haut aufriss und ihr rotes Blut herausströmte. Ich kann Gwan Doyun seine Frau nicht zurückgeben. Allerdings kann ich ihm einen anderen Gefallen tun.

Doch zunächst … zunächst muss ich ihm etwas nehmen.

Er trägt immer noch seinen Ehering und reibt ihn hin und wieder mit einer kummervollen Miene. Dieser Ring ist alles, was ihm noch geblieben ist. Ich möchte ihn nicht dieses Erinnerungsstücks berauben, aber mir bleibt keine andere Wahl.

Irgendwann, rede ich mir gut zu, wird er mir dafür dankbar sein. Ich klammere mich an diesen Gedanken, als die Tür des Jumak aufgeht und die schwüle, vor Hitze geradezu klebrige Nachtluft hereindringt.

Langsam erhebe ich mich von meinem Platz in der Ecke und verschmelze mit den Schatten, unsichtbar bis auf ein Aufblitzen meiner weißen Zähne, da ich mir ein erbittertes Lächeln gestatte.

Gerade rechtzeitig.

Die Patrouille der Schwarzkraniche, die ich in den letzten Tagen beobachtet habe, betritt das Jumak wie gewohnt eine halbe Stunde nach Mitternacht. Der Mondscheinhase ist ihr Stammlokal, ein Etablissement, das früher von den Sturmkrallen betrieben wurde, nun aber ihrer Gang gehört. Sie sind zu dritt, allesamt Fänge in schlichten grauen Hanboks, die ihren Rang ausweisen.

So breitbeinig, wie sie hereinkommen, könnte man sie jedoch auch für Schwingen oder Schnäbel halten, die weiter oben in der Hierarchie der Schwarzkraniche stehen. Diese beginnt bei den Fängen und reicht bis zur Kehle. Die Kranichkrone trägt natürlich Konrarnd Kalmin und die Kehle ist die Frau an seiner Seite, Asina. Früher habe ich zu den Schnäbeln gezählt, den ausgebildeten Mördern, die sich für die götterverdammte Krone mit dem Blut Sunpos besudeln. Allerdings hat das Kalmin keineswegs daran gehindert, mich als Schwinge – als Diebin – zu benutzen und mich zu beauftragen, den Wandteppich aus dem Tempel des Verderbens zu stehlen. Stelzen werben neue Mitglieder an und kümmern sich um Straßengeschäfte, außerdem befehligen sie die geifernden Fänge.

Fänge. Das sind die Entbehrlichen, die Widerlinge auf der alleruntersten Ebene. Kalmin findet sie an den finstersten, schmutzigsten Orten und wählt sie wegen ihrer Unterwürfigkeit und Ergebenheit gegenüber demjenigen aus, der ihnen zu essen gibt. Sie fressen ihm aus der Hand. Sie beten den Boden an, auf dem er wandelt. Sie würden ihm auch die Stiefel lecken, wenn sich die Gelegenheit böte. Und in diesem Augenblick stehen drei von ihnen in dieser Kneipe.

Einen kenne ich.

Nicht den kleinen Gedrungenen mit der beginnenden Glatze und den Hängebacken. Auch nicht den schmalen Dünnen mit den Rattenzähnen. Nein, ich kenne den Grobian mit den Prellungen im Gesicht.

Hin und wieder, wenn sich ein Fang als Drogenkurier oder Waffenhändler besonders hervorgetan hat, bekommt er von Kalmin eine Belohnung.

Manchmal erlaubt Kalmin ihm, Aufrührer zu foltern.

Man Jisu hat mich auf Befehl von Konrarnd Kalmin regelmäßig verprügelt. Jedes Mal tat er es mit fiebrigem, inbrünstigem Blick. Er hat es genossen. Schließlich war es sein Preis.

Bald wird ihn der Tod ereilen.

Nachdem ich einmal hart geschluckt habe, hole ich durch die Nase Luft und versuche, meinen Puls zu beruhigen. Ich rieche den Atem des Gedrungenen. Er stinkt nach billigem Halji und noch billigerem Wein. Früher hätte der Geruch von Halji in mir die Begierde nach dem aschigen Rauch geweckt. Mittlerweile spüre ich nur noch eine milde Lust darauf, die ich bestimmt verdränge, um mir den sehnsuchtsvollen Schmerz eines weiteren Entzugs zu ersparen. Es ist leichter geworden, dem Verlangen keine Beachtung mehr zu schenken. Vielleicht werde ich es eines Tages gar nicht mehr spüren.

Versprich mir, dass...

Erscheint lt. Verlag 17.7.2024
Übersetzer Anne Brauner, Susanne Klein
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7320-2284-6 / 3732022846
ISBN-13 978-3-7320-2284-7 / 9783732022847
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