Mika, Finn und der versteinerte Urzeitsaurier -  Tobias Geibies

Mika, Finn und der versteinerte Urzeitsaurier (eBook)

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2024 | 1. Auflage
184 Seiten
Books on Demand (Verlag)
978-3-7597-1034-5 (ISBN)
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Sommerferien in Salztal. Inmitten der schönsten Zeit des Jahres führt eine alte Geschichte Mika und Finn in den naheliegenden Steinbruch, wo ihre Neugierde Unglaubliches zu Tage fördert. Im Schiefergestein, tief vor den Augen der Welt verborgen, schlummern nicht nur goldglänzende Ammoniten, sondern auch andere bislang unentdeckte Geheimnisse. Aber das ist noch längst nicht alles.

Tobias Geibies, geb. 1975 in Bad Langensalza, schreibt mit seinem Kinderroman rund um Mika, Finn und den idyllischen Ort Salztal sein viertes Kinderbuch. Die Faszination für Worte und Sprache begleitet ihn seit seiner Kindheit, doch erst mit der Geburt seines Sohnes hat er seine Leidenschaft für das Schreiben von Kinderbüchern entdeckt.

Im Stadtarchiv


Am nächsten Tag trafen sich Mika, Finn und Jule zur verabredeten Zeit am Stadtarchiv von Salztal. Das Stadtarchiv war wie auch die Bibliothek in einem der ältesten Häuser von Salztal untergebracht. Doch während die Freunde Stammgäste in der Bibliothek waren, hatten sie das Stadtarchiv im letzten Jahr zum ersten Mal von innen gesehen. Zielstrebig nahmen sie die Treppen in den zweiten Stock.

„Ist es nicht unfassbar, dass unser letzter Besuch hier schon wieder ein ganzes Jahr her ist? Es ist doch krass, wie die Zeit vergeht“, rief Finn Mika und Jule hinterher, die sich einen Wettlauf nach oben lieferten.

„Finn, du klingst schon wie deine eigene Oma, wenn du davon sprichst, wie schnell die Zeit vergeht“, antwortete Mika scherzend.

Als sie im zweiten Stock ankamen, hielten sie für einen kurzen Augenblick inne und schnappten nach Luft.

Dabei betrachteten sie die Tür. Es war eine braune Holztür mit Milchglaseinsatz, über der in großen Lettern das Wort Stadtarchiv geschrieben stand. Jule trat an die Tür heran, klopfte höflich und öffnete sie. Der Raum hinter der Tür war noch genauso wie im letzten Jahr und so, wie man sich ein Archiv vorstellen würde.

Neonröhren hingen an den Decken und tauchten alles in ein kaltes Licht. Es gab ein paar Tische mit klapprigen Stühlen sowie Regale mit Ordnern und Büchern darin. Auf einigen der Tische standen altmodische Bildschirme. An den Fenstern hingen alte Gardinen und seitlich mindestens genauso alte Vorhänge, die schon das ein oder andere Loch hatten.

Dazu roch der ganze Raum nach Linoleum und zu lange aufgewärmtem Kaffee. Auch der Gummibaum fristete in der Ecke noch immer sein einsames Dasein, während das Radio den Raum mit leiser Musik beschallte. Alles war, als wäre die Zeit stehengeblieben und seit einem Jahr nichts geschehen. Links neben der Tür war immer noch der Tresen mit dem Schild Anmeldung darauf und hinter jenem Tresen saß wie schon vor einem Jahr Frau Eisenmann. Sie musterte ihre neuen Gäste argwöhnisch über den oberen Rand ihrer Brillengläser. Plötzlich aber hellte sich ihre Miene auf.

„Guten Morgen ihr drei. Was kann ich denn dieses Mal für euch tun? An welchem Referat arbeitet ihr denn in diesen Sommerferien?“, fragte Frau Eisenmann zur Begrüßung und zwinkerte ihnen zu.

„Guten Morgen, Frau Eisenmann“, erwiderte Jule.

„Heute wollen wir einmal nichts über die Bucht von Salztal oder die Salztal Fish Company wissen. Wir sind auf der Suche nach Informationen zum Galgenwäldchen und dem angrenzenden Steinbruch“, fuhr Jule fort.

Frau Eisenmann atmete schwer.

„Da habt ihr euch aber wieder schwere Kost für eure Sommerferien ausgesucht, aber habt keine Sorge. Ich kann euch weiterhelfen. Wenn ihr wollt, suchen wir gemeinsam die passenden Jahrbücher und Dokumente zusammen und dann erzähle ich euch, was ich dazu weiß.“

Sie machte eine kurze Pause.

„Als ich noch ein junges Mädchen war, habe ich selbst Nachforschungen zum Galgenwäldchen angestellt. Ihr habt sozusagen eine Spezialistin für diese Materie vor euch. Mein Gott … ist das alles lange her. Wo ist nur die Zeit geblieben?“

Frau Eisenmann schaute ein wenig geistesabwesend in den Raum. In ihrem Blick lag eine Mischung aus Leere und Nostalgie.

„Wie dem auch sei, lasst uns zuerst einmal die Dokumente zusammensammeln“, fuhr sie plötzlich entschlossen fort.

Es war erstaunlich. Gab es zur Salztal Fish Company viele und längere Berichterstattungen, so fanden sich zum Steinbruch und zum Galgenwäldchen nur kurze und knapp gehaltene Informationen.

„Ist euch aufgefallen, wie wenige Informationen es dazu gibt?“, fragte Finn nach einiger Zeit, als alle Archivdokumente ausgebreitet vor ihnen lagen.

„Ich vermute das liegt an der geringeren Bedeutung des Ortes für die Menschen von Salztal. Die Salztal Fish Company war damals ein großes Ding und für viele Menschen ein wichtiger Arbeitgeber. Dazu war die Familie Richman von großer Bedeutung. Man schmückte sich gerne mit ihnen. Und als dann alles den Bach runterging, hatte man auch wieder genügend Stoff, über den man berichten konnte. Im Gegensatz dazu hatte der Steinbruch wohl zu keiner Zeit eine vergleichbare Bedeutung für diesen Ort“, wagte Mika eine erste These.

Frau Eisenmann schaute erst über die aufgeschlagenen Bücher und dann zu Mika.

„Da ist was dran. Aber das ist nur die halbe Wahrheit.

Der Ort ist verwunschen.“

Der letzte Satz von Frau Eisenmann schlug ein wie eine Bombe. Die drei Freunde blickten augenblicklich auf.

Es folgte eine spannungsgeladene Pause, in der niemand auch nur ein Wort sprach. Nur das Radio dudelte weiterhin leise Musik in den Raum.

„Jetzt erzählen sie schon. Machen sie es doch nicht so spannend“, belagerten die drei Freunde eine sichtlich angespannte Frau Eisenmann.

„Schon gut, schon gut, Kinder. Ich erzähle euch ja, was ich weiß“, sprach Frau Eisenmann, holte tief Luft und legte ihre Brille auf den Tisch.

„Sicherlich habt ihr schon einmal von der Geschichte des Galgenwäldchens gehört. Jeder in Salztal kennt die Geschichte. Die einsame Erhebung wurde einst als der Ort auserkoren, an denen Todesurteile vollstreckt wurden. Doch nicht jeder weiß, warum es so kam.

Während man Mörder und Schwerverbrecher im Mittelalter noch mitten im Ort und vor Publikum hängte oder köpfte, wollte man das später nicht mehr.

Der moderne Mensch der Renaissance wollte sich von der Dunkelheit des Mittelalters befreien und humanistischer sein und so war es in Salztal nicht mehr opportun Menschen öffentlich zu bestrafen. Man wollte zeigen, dass man fortschrittlicher war, fortschrittlicher dachte und handelte und sich weiterentwickelt hatte.

Der Mensch wollte sich vom Menschen des Mittelalters abgrenzen. So als wäre er ein ganz neuer Mensch und so kam es, dass die Stadtobersten nach einem neuen Ort suchten und diesen fanden sie mit dem Galgenwäldchen. Ihr müsst wissen, diesen Namen trägt der Ort nicht schon immer. Früher hörte er nämlich auf die Bezeichnung Scheinriese, was auf sein Erscheinungsbild zurückzuführen ist, aber davon habt ihr euch wahrscheinlich schon selbst überzeugt.

Jedenfalls veränderte sich der Name über die vielen Jahrhunderte in Galgenwäldchen. Und mit der Veränderung des Namens veränderte sich noch viel mehr. Niemand besuchte diesen Ort mehr freiwillig.

Früher war er ein Ort für verliebte Pärchen gewesen, die sich dort heimlich trafen um sich ewige Liebe zu schwören. Doch damit war Schluss. Der Ort veränderte seinen Charakter in den Köpfen der Menschen und irgendwann kamen Gerüchte auf, dass es dort spuken würde. Man erzählte sich, dass die Seelen zu Unrecht hingerichteter Menschen dort umherspukten, weil diese auf Gerechtigkeit warteten um ihre letzte Ruhe finden zu können und um diejenigen zu richten, die sie zu Unrecht bestraft hatten.“

Frau Eisenmann legte eine Pause ein und machte sich einen Tee, während Mika, Finn und Jule jeden Schritt von ihr gebannt verfolgten. Als sie sich wieder zu den drei Freunden setzte, platzten diese fast vor Neugierde, wie die Geschichte wohl weitergehen würde.

„Ob es dort wirklich spukt, weiß ich natürlich nicht. Ab irgendeinem Punkt traute sich niemand mehr in der Nacht zum Galgenwäldchen. Die traurigste Geschichte ist allerdings die eines jungen Liebespaares. Man erzählt sich, dass es einst ein junges Mädchen und einen jungen Mann gegeben haben soll, die unsterblich ineinander verliebt waren. Sie schworen sich jeden Tag ihre Liebe, doch ihre Familien duldeten ihre Liebschaft nicht, denn beide Seiten glaubten, dass der jeweils andere nicht standesgemäß genug war. Aber die beiden wollten auch nicht ohne einander sein und so schmiedeten sie über lange Wochen den Plan gemeinsam wegzugehen. Ihr müsst wissen, damals war das ein ziemlich großes Ding sich gegen die eigenen Familien zu stellen und irgendwo ein neues Leben zu beginnen. Man war damals noch viel mehr auf die Unterstützung innerhalb der Familie angewiesen, weil es noch keine staatliche Unterstützung gab. Die beiden beschlossen also wegzugehen und trafen sich eines nachts heimlich. Obwohl sie die Gerüchte kannten und wahrscheinlich auch Angst hatten, liefen sie zuerst zum Galgenwäldchen, denn sie waren sich sicher, dass an diesem Ort niemand nach ihnen suchen würde und sie von dort ihre Flucht am nächsten Tag weiterführen könnten. Als ihre Eltern am nächsten Morgen bemerkten, dass sie weg waren, suchten sie unabhängig voneinander nach ihnen.

Tagelang suchten sie Salztal und Umgebung ab. Am Abend des dritten Tages fanden sie ihre Kinder unterhalb des Plateaus im Galgenwäldchen. Sie waren abgestürzt. Man sagt, dass sie selbst im Tod noch ihre Hände gehalten hätten.“

Jule stieß einen leichten Seufzer aus, auf den eine Pause folgte, während derer keiner auch nur ein Wort sprach.

Dann fuhr Frau...

Erscheint lt. Verlag 8.7.2024
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-7597-1034-4 / 3759710344
ISBN-13 978-3-7597-1034-5 / 9783759710345
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