Westcoast Skies: Die emotional mitreißende New Adult Romance-Dilogie in einer E-Box! (Westcoast Skies) (eBook)
800 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61117-5 (ISBN)
Lexis Able wurde 1986 in Österreich geboren und wohnt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und einigen Vierbeinern in Tirol. Aufgewachsen ist sie zwischen Bergen und Büchern, am liebsten in Kombination. Aus dem Schreiben schöpft Lexis die Kraft für ihren Beruf als Sonderkindergartenpädagogin, ihr erstes Buch hat sie selbst im Alter von sechs Jahren geschrieben. Auf langen Bergläufen entwickelt sie ihre Geschichten, die sie nun endlich mit anderen teilen darf.
Lexis Able wurde 1986 in Österreich geboren und wohnt mit ihrem Mann, ihren drei Kindern und einigen Vierbeinern in Tirol. Aufgewachsen ist sie zwischen Bergen und Büchern, am liebsten in Kombination. Aus dem Schreiben schöpft Lexis die Kraft für ihren Beruf als Sonderkindergartenpädagogin, ihr erstes Buch hat sie selbst im Alter von sechs Jahren geschrieben. Auf langen Bergläufen entwickelt sie ihre Geschichten, die sie nun endlich mit anderen teilen darf.
KAPITEL 2
ENYA
Diese unglaubliche Weite.
Ich kenne das Meer aus meinen Erinnerungen und aus dem Fernseher, aber ich habe nicht mit dieser Weite gerechnet. Dabei ist es noch nicht einmal hell.
Ich falte die Straßenkarte, auf der San Diego rot eingekreist ist, in der Mitte zusammen und lege sie auf den Beifahrersitz. In den letzten Wochen hat sie mich verlässlich durch Amerika geführt und mich fühlen lassen, was es bedeutet, frei zu sein und für sich selbst zu entscheiden. Aus jedem Bundesstaat habe ich einen dieser Welcome to …-Sticker mitgenommen und auf das Heck des Campers geklebt. Sie sollen mir zeigen, dass ich vor nichts Angst haben muss, auch nicht vor dem Unbekannten.
Dieser Gedanke lässt meinen Blick auf die eine Ecke der Ansichtskarte fallen, die aus der Sonnenblende hervorschaut. Ich ziehe sie vorsichtig heraus. Die Kanten sind abgenutzt, und das Bild vom Strand mit dem Schriftzeichen von San Diego ist längst ausgebleicht. Und doch ist die Karte das Einzige, was mir von meiner Mom geblieben ist.
Meine Reise hat die Sehnsucht nach ihr mit dem Wunsch wachsen lassen, besondere Momente wie im Nationalpark in North Dakota oder meinen Besuch im Columbia Zoo in Ohio mit ihr zu teilen. Mit dieser Sehnsucht ist auch die Angst gewachsen, meine letzte Hoffnung auf ein Wiedersehen aufgeben zu müssen. Deshalb habe ich die Fahrt nach Kalifornien hinausgezögert. Sollte ich sie hier in San Diego nicht finden, weiß ich nicht, was ich noch machen soll.
Frei sein in alle Himmelsrichtungen. Und dieser Frieden hier am Meer. Das ist alles, was ich jemals für uns wollte, hat Mom für mich auf die Rückseite der Karte geschrieben. Ich freue mich schon so lange darauf, ihre Nachricht endlich auch zu spüren.
Mit einem Seufzen stecke ich sie zurück in die Sonnenblende und klappe diese nach oben, bevor ich weiterfahre.
Ein gelber Schimmer zeichnet sich am Horizont ab, und ich schalte einen Gang zurück, um an der Küstenstraße nach einer Parkmöglichkeit zu suchen. Bis zu den öffentlichen Stränden sind es laut Landkarte noch über zwei Meilen, und ich möchte meinen ersten Sonnenaufgang am Meer nicht im Wagen sitzend erleben. Ungeduldig biege ich bei der nächsten Möglichkeit Richtung Strand ab und bete inständig, dass es das riesige Wohnmobil den schmalen Weg auch wieder hinaufschaffen wird. Und dass es irgendwo da unten Platz zum Wenden gibt, denn Rückwärtsfahren ist definitiv nicht meine Stärke, was ich schon bei meinem allerersten Versuch am Weidezaun auf der Farm anschaulich bewiesen habe. Zumindest haben die Rinder jetzt einen zweiten Zugang zum Bach. Auch in den letzten Wochen ist mein Talent, den Camper zu manövrieren, nicht unbedingt gewachsen.
Das Fahrgestell ächzt auf dem unbefestigten Weg, und ich werde unsanft vor und zurück geworfen. Ein klirrendes Scheppern dringt durch den Wohnraum nach vorne, und ich kann nur hoffen, dass nicht alle Blumentöpfe kaputtgehen. Die Kiefern und Felswände zu beiden Seiten kommen unbeeindruckt näher, doch anstatt einfach anzuhalten, kämpfe ich gegen den Instinkt an, die Augen zu schließen, und gebe Gas. Ich sehe mich schon feststecken und aus der Dachluke klettern, da macht der Weg eine Biegung, und ich lenke den Winnebago schwungvoll um den Felsen herum.
Der erdige Untergrund wird breiter. Links von mir ragt immer noch die Klippe steil in die Höhe, aber auf meiner rechten Seite verläuft sich das Gestein in den Sandstrand und gibt den Blick auf den Pazifik frei. Erleichtert über genügend Stellfläche fahre ich ein Stück nach vorne, trete mit aller Kraft auf die Bremse und mache den Motor aus.
Auf der Fahrerseite habe ich gerade genug Platz zum Aussteigen. Ich widerstehe dem Drang, sofort zum Meer zu laufen. So wie es mir David, mein Pflegevater, gezeigt hat, hole ich zuerst den Unterlegkeil aus der Ladefläche an der Seite des Fahrzeugs und keile den gelben Metallpflock am hinteren Reifen ein. Der Wagen steht zwar gerade, dennoch möchte ich es nicht riskieren, dass er nach vorne rollt und wir für immer und ewig im Sand feststecken.
Mit kaltschweißigen Händen von der Abfahrt eben schlüpfe ich aus den Espadrilles und mache ein paar Schritte, bis meine nackten Füße in dem kühlen Sand einsinken. Vorsichtig bewege ich die Zehen und genieße das weiche Fließen der Sandkörner auf meiner Haut. Ich grabe einen Fuß tiefer und sehe zu, wie er umschlossen wird, sanft und fest zugleich. Lächelnd hebe ich den Kopf, schaue zum Wasser und gehe, wie von einer unsichtbaren Kraft angezogen, in Richtung Ozean.
Ich war das letzte Mal mit meiner Mom am Meer. Aus dem Leben einer Vierjährigen ist nicht viel übrig geblieben, aber ich erinnere mich noch genau an die vielen Strandtage in Los Angeles, an denen Mom mit mir das Schwimmen im Meer geübt hat. Ihre dunklen Haare, die sie immer zu einem Dutt gebunden hatte, und wie fest sie mich an sich gedrückt hat, wenn ich die kurzen Abstände alleine auf sie zuschwimmen konnte. Ich glaube, wir haben viel gelacht.
Aus meinen langsamen ersten Schritten werden schnellere, und je näher ich ihm komme, desto wilder renne ich auf das Meer zu. Dem dunklen Blau, dem ersten Licht der Sonne und meinen Erinnerungen entgegen.
Ein lauer Wind streift über meine Wangen, und ich inhaliere zufrieden die salzige Luft. An der feinen Naht zwischen hellem und dunklem Sand, Trockenheit und Wasser, halte ich abrupt an. Fasziniert schaue ich hinaus aufs Meer und spüre die fremde Grenzenlosigkeit. Ein lautes Lachen bricht aus mir heraus, als die ersten Sonnenstrahlen in meinem Rücken über die dunkle Wasseroberfläche gleiten und die Spitzen der Wellen in ein leuchtendes Gold tauchen. Ich spüre die Hand meiner Mom, die sich mit mir den Sonnenaufgang so oft angesehen hat, an meiner Schulter und bin mir plötzlich sicher, dass ich sie finden werde. Der Sonnenaufgang ist ein Neubeginn für diesen Tag und ein Neubeginn für mein Leben.
Umgeben von dem lauten Rauschen und Tosen mache ich den letzten Schritt nach vorne und warte die wenigen Sekunden, bis sich die nächste Woge auftürmt und mir entgegenwallt. Immer kleiner werdend verbeugen sich die Wellen vor mir im Sand und erreichen nur knapp meine Zehen. Die spitze Kälte belebt den kurzen Moment der Ruhe, und ich renne wieder los, den Sandstrand entlang. Das Wasser spritzt mir an den Beinen nach oben, und mein blondes Haar legt sich in wirren Strähnen um mein Gesicht. Ich renne so lange, bis mich mein schwerer Atem zum Anhalten zwingt. Dann drehe ich mich um und sehe im anmutigen Licht des Morgens, wie das Meer meine Spuren im Sand verschwinden lässt. Nicht grob und unaufhaltsam, sondern bedächtig. Fußabdruck für Fußabdruck.
Die Sonne ragt bereits über die Klippen und verwandelt das besondere Gold am Himmel in ein leuchtendes Orange. Wärme fängt meinen Körper ein, und ich bin überwältigt von dem Gefühl der Nähe und Geborgenheit, das so viel Weite einem vermitteln kann.
Die unbekannte Zuversicht spült jegliche Vorsicht und Angst hinweg und weckt eine fremde Euphorie in mir. Zaghaft trete ich nach vorne, bis die schäumenden Ausläufe meine Knöchel umspielen. Ich möchte mehr spüren. Mehr Wasser, mehr Kälte und mehr Leben, und ziehe mir den Hoodie über den Kopf. Ich trage keine Badesachen, aber ich schätze, für das Meer macht es keinen Unterschied, ob ich im Bikini oder in meiner Unterwäsche darin schwimme.
Schwimmen. Das letzte Mal muss vor vierzehn Jahren in Kalifornien gewesen sein. Andrea und David hatten auf der Farm in Wyoming zwar einen Pool für uns Pflegekinder im Garten, aber das Schwimmen habe ich in dem niedrigen Becken nie richtig gelernt.
Ich schüttle meine Zweifel ab und öffne entschlossen die Jeans. Nach ein paar Zügen wird mein Körper sich wieder daran erinnern, wie er sich oben zu halten hat. Oft genug habe ich Lotty dabei beobachtet, wie sie Bälle aus dem Pool gefischt hat – und ich glaube kaum, dass die Cattle-Hündin jemals Schwimmunterricht hatte. Befreiend und voller Eifer atme ich aus und stapfe durch das tiefer werdende Wasser, auf den pfirsichfarbenen Himmel zu.
Die Kälte durchtränkt sofort meine Unterwäsche, und ich stelle mich quer in die Brandung, damit ich nicht umgerissen werde. Salzwasser spritzt mir ins Gesicht, und ich komme nicht umhin, die Zunge auszustrecken und mir über die Lippen zu lecken, nur um mir selbst zu beweisen, dass es tatsächlich salzig ist. Ich lächle zufrieden bei dem erwarteten Geschmack, der sich in meinem Mund ausbreitet, und habe die sanfte Stimme meiner Mom im Ohr, die nicht will, dass ich vom Meerwasser probiere.
Kurz blicke ich mich um und gehe weiter, dem offenen Ozean entgegen. Die erste große Welle hebt mich hoch und drückt mich nach hinten, aber ich schaffe es, meinen festen Stand wiederzufinden. Den nächsten Rhythmus beobachte ich genau und stoße mich rechtzeitig vom Boden ab, um nicht erneut das Gleichgewicht zu verlieren. Nach wenigen Sprüngen vorwärts bin ich über den Punkt hinweg, an dem sich die großen Wellen auftürmen, und das Wasser wird etwas ruhiger.
Ich lasse die Hand über die Wasseroberfläche gleiten. Dabei werfen meine Finger einen dunklen Schatten auf das schimmernde Blau, das mir inzwischen bis zur Brust reicht. Mutig lehne ich mich etwas nach vorne, strecke die Arme aus und hebe die Füße leicht an, zuerst einen, dann den anderen. Und gehe sofort unter.
Bevor mein Kopf ganz in dem dunklen Wasser verschwindet, finden meine Füße Halt. Wieder breite ich die Arme aus, stoße mich dieses Mal sofort vom Boden ab und versuche zu gleiten, so wie es mir meine Mom gezeigt hat. Mein Oberkörper kann die kurze Schwebe ohne ihre Hilfe nicht halten, und ich gehe...
Erscheint lt. Verlag | 4.4.2024 |
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Reihe/Serie | Westcoast Skies |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • Bundle • cozy romance • impressbundle • impress ebooks • New Adult • new adult bücher • new adult romane bestseller • Romance Bücher • romance deutsch • Romance Highlight • San Francisco • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61117-0 / 3646611170 |
ISBN-13 | 978-3-646-61117-5 / 9783646611175 |
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Größe: 3,2 MB
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