Piele Mucker und die Dinger - Hermann Pölking

Piele Mucker und die Dinger

Buch | Hardcover
87 Seiten
2024
Schröderscher Buchverlag
978-3-89728-401-2 (ISBN)
20,00 inkl. MwSt
Eines Tages ist alles anders. Zwar gehen Ferdie und sein Freund wie jeden Morgen zur Schule und begegnen Piele, dem unbändigen, rotgelockten Außenseiter aus der verrufenen Mühlenstraße. Wie immer zwingt der die Jungen, seine Schultasche zu tragen. Als aber der Tascheninhalt plötzlich auf das Pflaster rollt, werden die armen Lastenträger aus ihrem täglichen Verdruss gerissen: Da liegen lauter seltsame, nie gesehene Scheiben.
Sprachlich überarbeitete Neuauflage des Kinderbuchs aus dem Jahr 1981, zu der Pardon- und Titanic-Gründer Chlodwig Poth – „Der erste Bildsatiriker der Republik“ (Frankfurter Allgemeine Zeitung) – seinerzeit die Zeichnungen geliefert hatte.
„Die Geschichte reizt nicht nur, weil sie eigene Kindheitserinnerung an erregende Tauschgeschäfte wiederbelebt, sondern auch, weil man mit ihr spielen kann. Was wäre, wenn?“
Beate Simon-Link „Deutsches Allgemeines Sonntagsblatt“
Für Menschen 10 Jahre und älter

Nachbemerkung: Vor langer Zeit Die erste und einzige Ausgabe von Piele Mucker und die Dinger ist im Jahr 1981 erschienen. In Vechta und umzu war das Buch, das Anfang der 1960er Jahre in der Gegend Klingenhagen, Mlenstraße, Burgstraße spielt, in diesem Jahr und den Folgejahren ein Erfolg. Mein damaliger Verlag wurde aber ein Jahr später von einem S. Mucker, aufgewachsen in der Vechtaer Mühlenstraße, verklagt. Er glaubte sich in der Titelfigur wiederzufinden. Bei einer launischen Gerichtsverhandlung in Oldenburg wurde auf Rat des Richters ein Vergleich geschlossen. Der Verlag durfte den Rest der Auflage verkaufen. Bei einer Neuauflage hätte das Buch einen anderen Titel bekommen müssen. Das wollte ich nicht. Im Jahr 1983 war die Erstauflage ausverkauft – und davon wohl 3.000 Exemplare allein im Kreis Vechta. Vor 43 Jahren hatte ich an einem verlängerten Sommerwochenende im West-Berliner Gartenlokal Golgotha Piele Mucker und die Dinger hastig niedergeschrieben. Schon sechs Wochen später war es erschienen. Eile war geboten, denn in meinem Verlag war eine Autorin abgesprungen. Und ein weiterer Titel wurde dringend für das Programm gebraucht. Für diese Neuausgabe habe ich den Text sprachlich überarbeitet und am Ende versucht, jüngeren Lesern die Phono-Welt der frühen 1960er Jahre zu erklären. Viele meiner Mitschüler aus der Alexanderschule erinnerten sich bei der Erstausgabe noch an das Geschehen um die Dinger zwei Jahrzehnte zuvor. In vielen Gesprächen stellte ich fest: In ihrer Phantasie mit einem ganz eigenen Ablauf! Das Ereignis gab es zwar, aber den „Plot“ – das Handlungsgerüst der Erzählung und die Personenkonstellation – von Piele Mucker und die Dinger habe ich fast frei erfunden. Viele glaubten später, sich in meiner Geschichte auch in ihrer Erinnerung wiederzufinden. Die Handlung von Piele Mucker ist eine „Parabel“. In den 1970er Jahren lasen linke Studenten wie ich – und auch Studentinnen – die Werke von Karl Marx. Sein Hauptwerk, die drei Bände Das Kapital, haben wir sogar „exegetisch“ studiert – wir entschlüsselten und deuteten es in stundenlangen Seminaren. Das Geschehen in Piele Mucker und die Dinger ist eine Parabel, eine literarische Form, die wie ein Gleichnis aufgebaut ist, auf den „Geldfetisch“, wie ihn Marx im zweiten Band von Das Kapital beschrieben hat. Für normal denkende Mensch übrigens völlig unverständlich: „Eine Ware scheint nicht erst Geld zu werden, weil die anderen Waren allseitig ihre Werte in ihr darstellen, sondern sie scheinen umgekehrt allgemein ihre Werte in ihr darzustellen, weil sie Geld ist. Die vermittelnde Bewegung verschwindet in ihrem eignen Resultat und lässt keine Spur zurück. Ohne ihr Zutun finden die Waren ihre eigne Wertgestalt fertig vor als einen außer und neben ihnen existierenden Warenkörper.“ Marx verständlich ausgedrückt: „Geld“ ist nichts anderes als eine besondere Warenart, in der alle Warenbesitzer den Wert ihrer Waren ausdrücken können. Es ist anders als z.B. „Gold“ für nicht anderes nützlich. Geld als unnütze „Ware“ ist gegen jede andere Ware austauschbar. Geld ist etwas, das die Produzenten erst im Austausch hervorbringen, wenn sie nicht unmittelbar tauschen – z.B. zwei Hühner gegen eine Gans. Ersetze Geld durch „Dinger“ – und siehe da! Irgendwann kollabierte die Geldwährung „Dinger“ auf dem Pausenhof der Alexanderschule, weil man beim nahen Bäcker dafür nichts kaufen konnte. Piele Mucker macht am Schluss „Geld“ zu „Gold“ – die Dinger zum Schmuck des Wertvollsten, was ein Vechtaer Junge damals besaß – ein Fahrrad! Ich habe mich nie für Psychologie interessiert. Für eigene Probleme hatte ich in den ersten sechs Jahrzehnten meines Lebens keine Zeit. Aber heute ist mir klar, dass ich in Piele Mucker und die Dinger nicht nur Marx in eine Parabel ersetzt, sondern mich auch an zwei Traumata meiner Jugend abgearbeitet habe. Nicht umsonst habe ich es nicht übers Herz gebracht, im Text die Namen „Mucker“ und „Bootmann“ zu verfremden. Sie waren die „Schrecken meiner Kindheit“. Zwei Klassenkameraden haben mir als Sechzigjährige gestanden, dass die überstrenge Lehrerin sie noch heute in Ihren Träumen heimsucht. Mich auch. Mit Piele Mucker aber komme ich schon seit Langem klar. Hermann Pölking, 2024

Erscheinungsdatum
Verlagsort Diepholz
Sprache deutsch
Maße 147 x 200 mm
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher
Schlagworte 1960er • Chlodwig Poth • Das Kapital • Kinderliteratur • Marx, Karl • Parabel • Phono-Welt • Schallplatte • Vechta
ISBN-10 3-89728-401-4 / 3897284014
ISBN-13 978-3-89728-401-2 / 9783897284012
Zustand Neuware
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