Der verhexte Vertrag -  Erwin Sittig

Der verhexte Vertrag (eBook)

Zalia

(Autor)

eBook Download: EPUB
2023 | 1. Auflage
264 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-06199-7 (ISBN)
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Drei Hexen nutzen die Möglichkeit, Schulkinder durch einen Vertrag in ihre Märchenwelt zu locken. Um viel Spaß mit ihnen zu haben, suchen sie dumme und faule Kinder, die ihnen als Diener zur Verfügung stehen sollen, wenn sie die im Vertrag festgeschriebenen Aufgaben nicht erfüllen. Doch Pits Schwester Lana bemerkte den Betrugsversuch der Hexe und überredet ihre Freundin Stine, ihren Bruder in die Märchenwelt zu begleiten, um Schlimmeres zu verhindern. Sie findet Freunde, die sie beim Kampf gegen die Hexen unterstützen, während Pit von einer Katastrophe in die andere schlittert.

Erwin Sittig wurde 1953 in Güstrow geboren. Sein Studium an der TU Dresden schloss er 1977 als Dipl.-Ing. für Informationstechnik ab. Heute lebt der Schriftsteller mit seiner Frau in Ludwigsfelde. Da er auch Hobbyfotograf ist, erstellt er gelegentlich seine Cover selbst.

Der verhexte Vertrag - Zalia

Alltag

Der Unterricht bei Frau Kordes war, wie immer, ätzend langweilig. Pit hörte schon längere Zeit nicht mehr zu. Deutschunterricht war nicht unbedingt sein Ding. Schreiben konnte er und lesen auch. Was brauchte man sonst noch? Er war immerhin schon 12 Jahre alt und musste sich nicht irgendwelche blödsinnigen Geschichten anhören, die sich irgendein Spinner ausgedacht hatte. Noch schlimmer war, dass sie das Buch in der Freizeit, das musste man sich mal vorstellen, in der Freizeit, durchlesen sollten, um es dann im Unterricht zu besprechen. Er hatte zuhause wahrlich was Besseres zu tun, als solchen Mist zu lesen. Es hing ihm zum Hals heraus, wenn sie stundenlang darüber quatschten, was der Schriftsteller zum Ausdruck bringen wollte, was er mit diesem Satz gemeint hatte und was mit jenem. Dann fragte die Kordes ständig, wie man die Figur werten müsse, warum sie das getan habe, und ähnlichen Quatsch. Laber, laber, laber … immer das Gleiche. Pit hatte schon abgeschaltet, als er gehört hatte, dass es wieder mal eine Buchbesprechung geben sollte. Er schaute zu seinem Freund Henk hinüber, der genau so gelangweilt wirkte, und sie grinsten sich an. Henk war in Ordnung.

Der wusste, wo es lang ging und hasste, ebenso wie Pit, den ganzen Schulkram. Am meisten die überflüssigen Schulaufgaben, mit denen ihn alle nervten – von den Lehrern, über die Schwester, die dumme Gans, bis hin zu den Eltern, die es auch nicht schaffen würden, aus ihm einen Professor zu machen. Vielleicht hätten sie bei dem Oberstreber „Fred“ aus seiner Klasse Erfolg, den alle Frettchen nannten. Nur um ihn zu ärgern, weil er ihnen die Norm versaute. Diesem Waschlappen sollten sie nacheifern, wenn mal das Thema Vorbild dran war. Konnte Pit etwas dafür, dass Frettchen nichts mit seiner Zeit anzufangen wusste und sich darum aus lauter Verzweiflung in die Schulaufgaben stürzte?

Der war einer der Wenigen, der sich sogar mit den Mädchen unterhielt. Er würde wetten, dass es dabei immer um die Schule ging oder um sein bescheuertes Hobby. Wenn er nicht irrte, war es irgendein Elektronikzirkel, den er besuchte. Was sich auch dahinter verbergen mochte. Einmal hatte der sich sogar einen Finger dabei verbrannt. Obwohl er behauptete, sich die Brandblase beim Löten zugezogen zu haben, hatten Henk und Pit gewettet, dass es zuhause während des Kochens passiert sei und sich dabei mächtig kaputtgelacht.

Das Leben hatte so viele schöne Sachen zu bieten, die Pit Spaß bereiteten, dass er sich schon überlegen musste, was er mit seiner kostbaren Zeit anfangen könnte. Heute hatte er wieder mal die erste Stunde versäumt, da er mit Jan, seinem zweitbesten Freund, das neue Spiel auf dem Gameboy ausprobiert hatte. Na und? War nur Mathematik, was er verpasst hatte. Trotzdem gab es einen fetten Tadel im Heft. Würde er nachher gleich mal versuchen, ob er den mit Tintenkiller wegbekäme. Ansonsten könnte man ja auch mal wieder das Heft verlieren, in dem schon eine weitere Beschwerde auf die Unterschrift seiner Eltern wartete. Konzentriert malte er an seiner Zeichnung auf dem Löschblatt. Irgendeine coole Figur von den Pokémons. Die Monster waren geil. Bei denen war immer etwas los, obwohl er schon fast zu alt für diese Art Trickfilm war. Pit konnte wirklich gut malen, doch im Zeichenunterricht brachte er kaum etwas zu Stande, da ihn die Themen langweilten. Sie sollten ihm mal einen Grund sagen, warum er Landschaften, Blumen oder sein schönstes Ferienerlebnis malen solle. Ihm fiel keiner ein. Dementsprechend lustlos machte er sich daran und malte immer ein paar Albernheiten mit hinein, wofür die bescheuerten Lehrer gar kein Verständnis hatten.

„Pit“, hörte er Frau Kordes, „wie würdest du da herangehen?“

Er schreckte hoch, denn es gab keinen weiteren Schüler namens Pit in seiner Klasse. Zum Glück hatte er noch aufgeschnappt, was sie wissen wollte, und er posaunte in voller Überzeugung „Von vorn“ heraus.

„Wie bitte?“

„Ich würde von vorn herangehen“, wiederholte er, wobei er sie anstrahlte und es genoss, dass die gesamte Klasse in ein lautstarkes Johlen ausbrach.

Inzwischen war Frau Kordes bis zu seinem Platz herangekommen und hatte seine Schmierereien auf dem Löschblatt entdeckt. Den Rest reimte sie sich zusammen.

„Gib mir bitte das Heft für deine Eltern.“

Widerwillig gab er es heraus und grinste erneut zu Henk hinüber. Der zeigte ihm den Siegerdaumen und Pit war froh, wieder ein paar Pluspunkte als cooler Schulkasper gesammelt zu haben.

„Man könnte denken, du bist Autogrammjäger. Mit meinem Eintrag wären es dann schon drei Unterschriften, die du bei deinen Eltern einzuholen hast“, höhnte sie. „Ich sollte mal wieder einen Termin bei ihnen machen.“ Seine vor ihm sitzende Mitschülerin sah ihn strafend an, worauf er ihr eine lange Nase drehte und sie sich beleidigt abwandte. Wurde Zeit, dass die letzte Stunde käme. Er fand, dass er für heute lange genug hier herum gesessen hatte.

Währenddessen langweilte sich Zalia an ihrem Swimmingpool. Sie hatte es sich im vollautomatischen Liegestuhl, der sich jeder Lage anpassen konnte, gemütlich gemacht. Sie drehte sich auf den Bauch, um auch dem Rücken etwas Bräune zukommen zu lassen. Der Bikini in sattem Rot, hob sich gerade noch von ihrem Sonnenbrand ab, aber bald würde kein Unterschied mehr zu sehen sein. Eigentlich war ihr Swimmingpool einmal ein Vulkan, dessen Krater sich mit klarem Wasser gefüllt hatte. Auf seinem Rand hatte sie ihr kleines Häuschen errichtet, neben dem der bereits erwähnte Liegestuhl stand.

Ein traumhafter Ausblick über ein saftiges, fruchtbares und hügeliges Land bot sich ihr dar. Die Natur verwöhnte sie mit einer enormen Farbvielfalt. Teilweise war die Landschaft in sich auflösende Nebel eingehüllt, dass ein Maler kein besseres Bild hätte erschaffen können. Doch Zalia hatte sich daran gewöhnt. Es war nichts Besonderes mehr. Endlich bemerkte sie, dass sie sich etwas zu viel Sonne gegönnt hatte, und schob eine der bauschigen Wolken direkt davor. Es war langweilig. Sie fuhr sich mit den Händen über die verbrannten Hautpartien und sah befriedigt zu, wie sich die Haut blitzschnell regenerierte und in sattem Braun Erholung vortäuschte. Sie stand auf und betrachtete zufrieden ihr Spiegelbild im klaren Wasser. Ihre schwarzen Haare wirkten wie von Pomade durchtränkt und formten sich zu exotischen Ornamenten, die ihren Kopf bis zu den Schultern schmückten. Sie gähnte, was sie abrupt beendete, als eine trillernde Vogelstimme ein melodiöses Lied erklingen ließ. Das konnte nur eine ihrer Freundinnen Zirr oder Zura sein, die fast täglich anriefen. Doch in letzter Zeit, vielleicht seit drei Wochen, hatte sich nur noch Zura gemeldet. Vermutlich machte Zirr Urlaub. Obwohl sie eigentlich immer frei hatten. Zalia war etwas mürrisch, da sich Zirr nicht abgemeldet hatte. Sie tippte an einen Punkt ihrer Frisur. Aus den Haaren löste sich ein kleiner Kopf, der nicht aufgefallen war, da sich dessen Haare Zalias Frisur angepasst hatten. Dieser schob sich auf einem dünnen Metalldraht empor. Dann gähnte er ausgiebig und zeigte gleich darauf eine konzentrierte Miene. Er war bereit, und Zalia konnte nun frei sprechen. Der Kopf dieses Haartelefons beugte sich jedes Mal zum Ohr Zalias hinunter und flüsterte ihr mit der Stimme der Anruferin das zu, was diese zu sagen hatte. Sein Gesicht übertrug sogar die Mimik, die ihre Gesprächspartnerin am anderen Ende während des Sprechens bot. Der Draht hatte den Kopf, beim Hinunterbeugen durch eine Biegung derart in Positur zum Ohr gebracht, dass er aufrecht neben der Ohrmuschel stand und Zalia dessen Gesichtsausdruck im Spiegel betrachten könnte, was sie sonst auch gern tat. Doch diesmal begnügte sie sich mit den akustischen Informationen. Wenn sie selbst den Gesprächspartner wählte, tat sie dies mit der Kraft ihrer Gedanken, die sich auf den Telefonkopf übertrugen. Zirr, die untreue Freundin, war am anderen Ende der Verbindung. Zalias Gesicht verfinsterte sich, was auch Zirr sehen könnte, wenn sie wollte. Sie setzte zu einem Vortrag an, der ihren Zorn deutlich werden lassen sollte. Sie kam jedoch nicht dazu, da Zirr sie mit einem Redeschwall und unzähligen Neuigkeiten zu beeindrucken verstand. Allein die Ankündigung, dass sie von ihrem Ausflug etwas mitgebracht hätte, das ihr nun viele Jahre lang Freude spenden würde, weckte Zalias Neugier. Mit weiteren Andeutungen über Menschenkinder und einer Idee, die sie auch nutzen könnte, lud sie Zalia zu sich ein und deutete an, dass Zura ebenfalls käme.

Sie schob ihre Antenne wieder ein, indem sie deren Kopf antippte, schlüpfte in ihren Rock, zog die weiße Bluse an und warf ihren roten Flugmantel über. Dieser war an den Handgelenken, im Nacken und am Bund des Rockes befestigt. Kurzentschlossen nahm sie Anlauf und stürzte sich über den Kraterrand. Sie kreischte vor Vergnügen, während sie sich mit angelegten Armen im freien Fall der prächtigen Landschaft näherte. Dann breitete sie...

Erscheint lt. Verlag 13.11.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-384-06199-3 / 3384061993
ISBN-13 978-3-384-06199-7 / 9783384061997
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