Faunenfluch 2: Tears of Gold (eBook)
298 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-61024-6 (ISBN)
Cosima Lang hat schon immer gerne in fremden Welten und abenteuerlichen Geschichten gelebt. In der Schule hatte sie lieber die Nase in einem guten Buch, als auf die Tafel zu schauen. Mit achtzehn fand sie endlich den Mut, auch ihre eigenen Geschichten niederzuschreiben. Ihre Liebe zu Fantasy drückt Cosima Lang auch in Form von Make-up-Looks aus, die sie oft passend zu Büchern gestaltet. Aktuell studiert sie Antike Kulturen und Germanistik und lebt mit ihrem Hund zusammen.
Cosima Lang hat schon immer gerne in fremden Welten und abenteuerlichen Geschichten gelebt. In der Schule hatte sie lieber die Nase in einem guten Buch, als auf die Tafel zu schauen. Mit achtzehn fand sie endlich den Mut, auch ihre eigenen Geschichten niederzuschreiben. Ihre Liebe zu Fantasy drückt Cosima Lang auch in Form von Make-up-Looks aus, die sie oft passend zu Büchern gestaltet. Aktuell studiert sie Antike Kulturen und Germanistik und lebt mit ihrem Hund zusammen.
2
Blau. Alles um mich herum war jetzt blau. Langsam wandelte es sich, bis ein grauer Schleier sich darüberlegte. Ich spürte Sonne auf meiner Haut, doch sie tat nur wenig, um die Kälte in meinem Inneren zu verdrängen.
Es fühlte sich unwirklich an, meine Finger und Zehen wieder zu bewegen. Sicher war alles nur Einbildung gewesen und schon bald würde ich wieder in meiner albtraumhaften Realität erwachen.
Doch stattdessen spürte ich die harte Erde unter mir, die Luft in meinen Lungen. Langsam und mit steifen Gliedern kämpfte ich mich auf die Knie hoch, bevor ich mich umsah.
Wie erwartet kniete ich im Todesgarten meiner Familie, der sich um mich herum langsam auflöste. Die immer blühenden Pflanzen verwelkten, während die steinernen Statuen meiner Vorfahrinnen zerbröckelten, bis sie nichts weiter waren als Staub, der vom Wind davongetragen wurde.
Der Zauber, der auf diesem Ort lag, fiel in sich zusammen und gab den Blick auf die Welt dahinter frei. Meine Welt, die Erde.
Ich schaute auf meine Hände herab, beobachtete fassungslos, wie meine Finger tanzten.
Ich war am Leben. Und ich konnte mich bewegen.
Mein Verstand kam mit der Veränderung noch nicht ganz hinterher, doch mein Körper verlangte nach Bewegung. Während ich noch versuchte, zu begreifen, was gerade geschehen war, kam ich auf die Füße und machte die ersten Schritte.
Es dauerte einen Moment, bis ich vernünftig laufen konnte. Meine Beine fühlten sich steif und schwach an, sodass jede Bewegung schmerzte.
Trotzdem schleppte ich mich über die grünen Felder, auf denen bereits die Frühlingsblumen wuchsen. Jeder Schritt brachte Erinnerungen zurück, die so schmerzhaft waren, dass sie mir die Tränen in die Augen trieben.
Wie ich Andros’ in Gold gegossenes Herz auf den Boden schmetterte. Wie er und Kyro auf mich einschrien, nachdem Andros mir ins Labyrinth gefolgt war. Meine Nacht im Kerker.
Andros’ Gesichtsausdruck, als er glaubte, ich hätte ihn verraten. Unsere gemeinsamen Wochen davor, seine Küsse und Berührungen. Kyros bedrohliches Verhalten.
Die Tage, die ich damit verbrachte, das Labyrinth zu durchsuchen, in der vagen Hoffnung, dort das Herz zu finden. Die Reise durch Andros’ Domäne, unsere kleinen Ausflüge. Die Wunder dieser fremden Welt. Unser erster Kuss auf dem Sommersonnenwendefest. Meine Suche im Palast, die mir äußerst seltsam vorkam und zu keinem Ergebnis führte. Die Freunde, die ich während meines Abenteuers fand.
Kyros Hinweise und Erklärung, worum es sich genau bei meinem Fluch handelte, und vor allem die Tatsache, dass Andros sich selbst ebenfalls verflucht hatte. Schließlich der Anfang von allem: Izzys und meine Reise nach Gaia, nachdem wir aus meinem Elternhaus geflohen waren, und unsere erste Nacht im Kerker, in der mir Kyro das erste Mal begegnet war und … mich gerettet hatte.
Meine Schritte stockten, als ich mich an meine Freundin erinnerte. Ich blickte mich um, obwohl ich wusste, dass Izzy nicht hier sein konnte. Sie war in Gaia zurückgeblieben, ohne eine Möglichkeit, auf die Erde zurückzukehren.
Der einzige Grund, weshalb mir die Rückkehr zur Erde gelungen war, war der Fluch. Er hatte meinen versteinerten Körper in den Todesgarten transportiert. Dort sollte ich bis in alle Ewigkeit zwischen den anderen Steinfiguren stehen, jenen Aurisfrauen, die vor mir gelebt hatten und jenen, die nach mir leben würden.
Doch aus irgendeinem Grund konnte ich mich wieder bewegen, war wieder aus Fleisch und Blut und der Garten verschwunden. Wie war das möglich?
Ich schleppte mich weiter, bis zur Mauer um unser Grundstück. Obwohl ich fast mein ganzes Leben hier verbracht hatte, erkannte ich den Ort für einen Moment nicht wieder. Alles kam mir so fremd vor, und das grelle Sonnenlicht schmerzte in meinen Augen.
Die Tür des kleinen Wachhäuschens neben dem Tor flog auf und ein Mann eilte mir entgegen. Schwankend machte ich einen Schritt auf ihn zu, bevor die Welt auf einmal zur Seite kippte und ich wieder in die Dunkelheit fiel.
***
Ich erwachte mit einem Ruck. In einem Moment schwebte ich noch durch den Kosmos, im nächsten wurde ich zurück in meinen Körper gerissen.
Alles andere war mir in diesem Moment egal, ich war vollkommen darauf konzentriert, jeden meiner Körperteile zu bewegen, sicherzugehen, dass alles wieder funktionierte.
Am Rande meines Verstandes lauerten die Erinnerungen an meine Zeit im Stein. An das Gefühl, vollkommen machtlos zu sein. Gefangen, eingesperrt in mir selbst. Ohne Ausweg. Ohne jegliche Kontrolle.
Plötzlich atmete ich nur noch stoßweise, während ich verzweifelt versuchte, Sauerstoff in meine Lungen zu bekommen. Dunkle Flecken tanzten vor meinen Augen, als ich ein schnelles, lautes Piepen vernahm.
Dieses Geräusch schaffte es, den Nebel in meinem Kopf zu durchbrechen, sodass ich mir zum ersten Mal meiner Umgebung bewusstwerden konnte. Ich lag in einem Bett mitten in einem großen, abgedunkelten Zimmer. Viel konnte ich nicht erkennen, nur eine Reihe Maschinen, die neben meinem Bett standen und mit mir verbunden waren.
Das laute Piepen ertönte synchron mit meinem zu schnell schlagenden Herzen.
»Ophelia«, erklang eine Stimme von der anderen Seite des Bettes.
Sie kam mir bekannt vor. Aber mein Verstand war noch so verklebt, dass ich sie nicht direkt zuordnen konnte. Langsam wandte ich den Kopf. Dann blickte ich in ein Gesicht, das mich mein ganzes Leben begleitet hatte.
Mein Bruder.
Doch anstatt Erleichterung oder Liebe zu empfinden, spürte ich Verwirrung. »Was ist passiert?«, hauchte ich.
Robert beugte sich in seinem Stuhl ein Stück vor. »Ich weiß es nicht.« Er legte seine Hand auf meine und ich erschrak. Die Berührung erschien mir so fremd, dass ich sie kaum ertrug. »Ich dachte, das könntest du mir sagen.«
Ich schüttelte den Kopf, da ich nicht länger die Kraft hatte zu sprechen. Stattdessen betrachtete ich meinen Bruder. Er hatte sich in dem letzten Jahr nicht viel verändert, auch wenn er jetzt blasser aussah. Auch die dunklen Schatten unter seinen Augen hatten an Intensität zugenommen. Je genauer ich ihn betrachtete, desto älter kam er mir vor. Die Falten auf seiner Stirn und um die Augen herum waren tiefer geworden, und sein Mund hatte einen festen Zug, der mir neu war.
»Wie lange war ich gefangen?«, hörte ich mich plötzlich fragen.
Robert schluckte schwer, ehe er mir antwortete. »Drei Monate.«
Seine Worte hallten in meinem Kopf wider. Wie kann eine Zahl gleichzeitig so klein und so unendlich groß sein? Im Vergleich zu einer ganzen Lebenszeit waren drei Monate beinahe gar nichts. Und trotzdem hatten sie sich für mich wie ein ganzes Leben angefühlt.
Stille, zentnerschwer und aufgeladen, legte sich über uns. Ich hatte es nie gewagt, mir eine Wiedervereinigung mit meiner Familie vorzustellen, aber ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie so schmerzhaft werden würde, so zäh. Ich war mir sicher, dass in Roberts Kopf ein ähnliches Chaos herrschte wie in meinem. Keiner von uns wollte das Wort ergreifen.
Endlich brachte mein Bruder eine Frage zustande: »Was ist im letzten Jahr geschehen?«
Ich wehrte mich gegen die Flut an Erinnerungen, die in diesem Moment auf mich einströmen wollten. Wenn ich sie jetzt hätte gewähren lassen, hätte ich mich in ihnen verloren. Doch dafür war jetzt keine Zeit. Also fasste ich alles so knapp wie möglich zusammen. »Ich bin nach Gaia gegangen, um meinen … um den Fluch zu brechen.«
Ich wollte nicht länger von »meinem« Fluch sprechen. Ich war fertig damit, und die schreckliche Vergangenheit meiner Familie sollte nicht länger meine Zukunft bestimmen.
Robert nickte erst, bevor er gleich darauf den Kopf schüttelte. »Aber wieso hat der Fluch dich dann trotzdem ergriffen? Ich habe deine Statue gesehen, Ophelia. Pünktlich an deinem Geburtstag. Und jetzt sitzt du hier vor mir.« Er machte eine vage Handbewegung in meine Richtung, die mir beinahe wie ein Vorwurf vorkam.
Ich zuckte kurz zusammen, ehe ich mich entspannt in die Kissen zurücksinken ließ. Sicher meinte Robert es nicht so, sondern war einfach nur ähnlich verwirrt wie ich.
Einen Moment nahm ich mir Zeit, mich zu sammeln, ehe ich antwortete. »Ich weiß nicht, was passiert ist. An meinem Geburtstag wusste ich immer noch nicht, wie ich den Fluch brechen konnte.« Ich verschwieg Robert, was wirklich an diesem Abend geschehen war. Nichts davon ging ihn etwas an. »Und jetzt sitze ich hier vor dir.«
Wieder war nur das Piepen der Maschinen zu hören. »Stimmt etwas nicht mit mir?«, fragte ich endlich.
»Als wir dich gefunden haben, warst du ohnmächtig. Ich habe sofort unseren Arzt gerufen, aber er meint, es sei alles okay mit dir. Du seist weder dehydriert noch ausgehungert oder hättest sonst irgendeinen körperlichen Schaden davongetragen. Es ist fast wie ein Wunder.«
Oder wie Magie. Aber diesen Gedanken sprach ich nicht aus. Jetzt, wo sich...
Erscheint lt. Verlag | 15.2.2024 |
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Reihe/Serie | Faunenfluch | Faunenfluch |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • impress ebooks • magische Wesen Faun • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • verfluchte Prinzessin • Young Adult Bücher • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-61024-7 / 3646610247 |
ISBN-13 | 978-3-646-61024-6 / 9783646610246 |
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