Die Geschichte der Israelis und Palästinenser (eBook)

Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben
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2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Carl Hanser Verlag München
978-3-446-28021-2 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die Geschichte der Israelis und Palästinenser -  Martin Schäuble
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Das Buch der Stunde - hochaktuell und neu überarbeitet. Das Standardwerk zum Nahost-Konflikt von der Staatsgründung bis zum Hamas-Angriff
Kenntnisreich und vor Ort recherchiert: Wer den Nahost-Konflikt verstehen will, muss die Geschichte der Israelis und Palästinenser kennen - und den Menschen zuhören, die sie erlebt haben. Martin Schäuble hat über viele Jahre mit Israelis und Palästinensern gesprochen. Sie berichten von einem Leben im Ausnahmezustand, von langen, erbitterten Kämpfen. Was sie aus dem Alltag erzählen, macht überdeutlich, dass es nicht die eine gültige Wahrheit gibt. Und der andauernde Konflikt keinen Raum mehr lässt, die Stimmen der anderen Seite zu hören. - Dieses 'aktuelle und ergreifende Sach- und Geschichtsbuch' (FOCUS) beleuchtet die Region und den Konflikt hautnah - von der Staatsgründung bis zum Hamas-Angriff auf Israel. Mit Karten, Zeittafel, vielen Medientipps und Originaldokumenten. Erhellend, nicht nur für junge Leser:innen.

Martin Schäuble, geboren 1978, studierte in Berlin, Israel und Palästina Politik und promovierte über zwei Dschihadisten. Als Journalist bereist er seit 20 Jahren immer wieder den Nahen Osten. Aus seinen Recherchen entstand 2011 das Buch Black Box Dschihad. Außerdem erschienen bei Hanser Zwischen den Grenzen. Zu Fuß und per Anhalter durch Israel und Palästina (2013) sowie sein Jugendroman Endland (2017). 2024 folgt eine aktualisierte und ergänzte Neuausgabe von Die Geschichte der Israelis und Palästinenser - Der Nahost-Konflikt aus Sicht derer, die ihn erleben. Aktuell wohnt er mit seiner Familie in Berlin.

Von uralten Zeiten bis zum Aufstand der Palästinenser 1936 bis 1939 — ein kurzer Überblick


Wer lebte zuerst im Heiligen Land, Israelis oder Palästinenser? Diese Frage ist kaum schlüssig zu beantworten. Denn bevor beide Begriffe irgendwo auftauchten, lebten bereits Menschen hier — schon in der Stein- und später Bronzezeit. Die Spuren der Urahnen beider Völker sind daher heute nicht einfach zu finden. Und religiöse Schriften sind keine historischen Quellen, die Fakten widerspiegeln. Sicher ist aber, dass die Sprachen der jüdischen Israelis (Hebräisch) und Palästinenser (Arabisch) die gleiche Herkunft haben.

Beide verbindet mit dem seit 3000 Jahren umkämpften Gebiet nichts weniger als die Geschichte ihres Volkes. Die Region erlebte kaum ein friedliches Jahrhundert. Das Zepter der Macht wechselte ständig den Besitzer. Die Assyrer fielen ein, die Babylonier, die Perser, dann Alexander der Große, die Ptolemäer, die Seleukiden und schließlich die Römer.

Um 600 nach Christus eroberten muslimische Araber das Gebiet. 400 Jahre später durchzogen Christen mit ihren blutigen Kreuzzügen das Land. Amos Elon verdeutlichte die ständig aufflammenden Konflikte am Beispiel der Stadt Jerusalem. Der israelische Schriftsteller zählte 50 große »Belagerungen, Plünderungen, Eroberungen und Zerstörungen« in den vergangenen 3000 Jahren.

Etwa 1000 vor Christus beherrschten israelitische Stämme erst unter König Saul, später unter David und Salomo das Gebiet. Ein ständiger Feind der Juden waren die Philister; von dem Namen des Seefahrervolkes leitet sich das Wort Palästina ab. Die Römer benannten ihre Provinz Judäa in Palästina um. Die Osmanen beherrschten das Gebiet ab 1516. Einen eigenständigen Staat Palästina gab es damals zwar nie, dafür aber kulturelle und soziale Eigenheiten, die die dort lebenden Menschen von anderen Bewohnern des Nahen Ostens unterschieden.

Entscheidend für den heutigen Konflikt zwischen Israelis und Palästinensern waren die Ereignisse am Anfang des 20. Jahrhunderts. Weit über 60 Millionen Soldaten aus den verschiedensten Staaten standen sich im Ersten Weltkrieg gegenüber — ein Krieg, der 17 Millionen Menschen das Leben kostete.

Palästina war zu diesem Zeitpunkt eine Provinz des Türkischen Reiches, das man nach seinem Begründer Sultan Osman auch Osmanisches Reich nannte. Die türkische Armee kämpfte an der Seite Deutschlands und Österreich-Ungarns. Dabei hatten die türkischen Machthaber schon genug Probleme im eigenen Land. Lokale Herrscher richteten sich immer weniger nach den Vorgaben der Regierung; sie verfolgten eigene Interessen.

Die Briten hatten von den Streitereien im Osmanischen Reich lange gewusst. In geheimen Gesprächen verhandelten sie mit Hussein ibn Ali. Der einflussreiche Mann herrschte über Mekka, die heiligste Stätte der Muslime. Der Ort liegt im heutigen Saudi-Arabien — hier kam ihr Prophet Mohammed um 570 nach Christus zur Welt. Und hier steht die Kaaba (Arabisch für Würfel). Das schwarze Gebäude ist nach dem Glauben der Muslime einst von Abraham und seinem Sohn Ismael errichtet worden. Muslime aus aller Welt wenden sich beim Gebet der Himmelsrichtung zu, in der Mekka liegt.

Das Angebot der Briten an den Herrscher über diesen Ort klang verlockend: Sie versprachen Hussein ibn Ali nichts weniger, als ihm beim Aufbau eines eigenen arabischen Reiches behilflich zu sein. Im Gegenzug müsse er allerdings eine Revolte gegen die osmanische Regierung anführen. Der britische Diplomat Sir Henry McMahon wechselte mit Hussein ibn Ali zahlreiche Briefe, in denen davon die Rede ist.

Hussein ibn Ali nahm das Angebot an und leitete den Aufstand gegen die Osmanen 1916. Dabei half ihm der britische Agent Thomas Edward Lawrence — besser bekannt als Lawrence von Arabien. Der Brite hatte bereits als Archäologe in Syrien gearbeitet. Lawrence beherrschte die arabische Sprache und gewann so schnell das Vertrauen der Einheimischen.

Die Hussein-McMahon-Korrespondenz

Der britische Diplomat Sir Henry McMahon schrieb am 24. Oktober 1915:

»Wenn die Lage es zulässt, wird Großbritannien (…) Ihnen helfen, in den verschiedenen Gebieten die Regierungsformen zu schaffen, die Ihnen am geeignetsten erscheinen. (…)

Ich bin überzeugt, dass diese Erklärung (…) zu einem festen und dauerhaften Bündnis führen wird, dessen unmittelbare Ergebnisse die Vertreibung der Türken aus den arabischen Ländern und die Befreiung der arabischen Völker von dem türkischen Joch sein werden, das seit so vielen Jahren schwer auf ihnen lastet. (…) Möge Gott bald einen dauerhaften Frieden und Freiheit für alle Völker bringen!« (gekürzt)

Hussein ibn Ali sollte aber enttäuscht werden. Er erhielt nicht das von den Briten zugesagte große Königreich. Zwar erklärte er sich selbst zum »König von Arabien«, doch die westlichen Staaten sprachen ihm nur Hedschas, ein Gebiet im heutigen Saudi-Arabien, zu.

Was der Anführer der Revolte nicht wissen konnte: Die Briten hatten bereits heimlich mit den Franzosen verhandelt. Beide Staaten hatten das Osmanische Reich für die Zeit nach dem Ersten Weltkrieg untereinander aufgeteilt — ohne die Menschen zu fragen, die dort lebten.

Die geheime Absprache über die zukünftige Gebietsaufteilung zwischen Briten und Franzosen hieß Sykes-Picot-Abkommen. Charles Georges Picot war französischer Generalkonsul in Beirut, Sir Marc Sykes Nahostexperte in der britischen Regierung.

Von all den Verträgen und Verhandlungen wussten die meisten Palästinenser nichts. Sahar Samha kam 1917 in einem kleinen Dorf bei Ramallah auf die Welt. Die Palästinenserin erinnert sich noch an die 1920er- und 1930er-Jahre. »Wir arbeiteten als Bauern. Das Leben war unkompliziert — wir säten und wir ernteten. Ich arbeitete jeden Tag auf dem Land. Ich begann mit der Arbeit zwischen vier und fünf Uhr in der Frühe. Und ich kam gegen 16 Uhr nach Hause. Wir ernteten Tomaten, Gurken und Feigen, die wir trockneten. Wir pflückten Oliven und stellten Olivenöl her. Unsere Erzeugnisse wurden in das ganze Land verkauft. An Ramadan war es schlimm, wir ernteten den ganzen Tag das Obst und Gemüse und durften erst spätabends essen.«

Ramadan ist der jährliche Fastenmonat. Für hart arbeitende Bäuerinnen wie Sahar Samha waren diese Tage ohne Essen und Trinken besonders anstrengend. Von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang nehmen gläubige Muslime für dreißig Tage keine Nahrung und keine Getränke zu sich. Erst beim Einbruch der Dunkelheit wird gemeinsam mit der Familie täglich das Fasten gebrochen.

Die britische Regierung hatte neben dem arabischen Revolutionär Hussein und den Franzosen einen weiteren Verhandlungspartner: Viele jüdische Einwanderer suchten damals ihr Glück in Eretz Israel, Hebräisch für »das Land Israel«. Hinter dieser Bezeichnung stand das damalige Palästina.

Die »Balfour-Erklärung«

Der britische Außenminister Arthur James Balfour schrieb am 2. November 1917:

»Die Regierung Seiner Majestät betrachtet mit Wohlwollen die Errichtung einer nationalen Heimstätte für das jüdische Volk in Palästina und wird ihr Bestes tun, die Erreichung dieses Zieles zu erleichtern, wobei, wohlverstanden, nichts geschehen soll, was die bürgerlichen und religiösen Rechte der bestehenden nicht-jüdischen Gemeinschaften in Palästina oder die Rechte und den politischen Status der Juden in anderen Ländern infrage stellen könnte.« (gekürzt)

Im November 1917 veröffentlichte die britische Regierung die Balfour-Erklärung, benannt nach dem britischen Außenminister Arthur James Balfour, der das Schreiben verfasste.

Juden wie der Einwanderer Mischelem Schächter kamen weniger aus politischen als vielmehr aus religiösen Gründen. »Ich besuchte eine jüdische Religionsschule in Polen. Dort lernte ich, dass jeder Jude nur ein Land hat, und dort soll er leben: Eretz Israel. Ich habe diese Idee akzeptiert. Als Kind hatte ich von einem Cousin meines Vaters gehört, der dorthin reiste. Ich sagte mir später, wenn er dort hingegangen ist und dort blieb, dann heißt das, man kann dort Arbeit finden und leben. Ich kam aber nicht, um Geld zu machen, davon war ich weit entfernt. Ich...

Erscheint lt. Verlag 29.1.2024
Verlagsort München
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Sachbücher Geschichte / Politik
Schlagworte aktuell • All-Age-Sachbuch • Black Box Dschihad • Endland • Gazastreifen • Gebrauchsanweisung für Isreal und Palästina • hochaktuell • Israel • Jerusalem • Jugendsachbuch • Kämpfe • kenntnisreich • Konflikte • Leben im Ausnahmezustand • Nachschlagewerk • Naher Osten • Nahost-Konflikt • Neuausgabe • Palästina • persönlich • Sachbuch • Standardwerk
ISBN-10 3-446-28021-9 / 3446280219
ISBN-13 978-3-446-28021-2 / 9783446280212
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