Six times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert ist) (eBook)

Queere Romance mit Witz und Tiefgang

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
464 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93796-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Six times we almost kissed (und was beim siebten Mal passiert ist) -  Tess Sharpe
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Eine coole, queere Lovestory mit Twist von der Autorin von »The Girls I've Been«, mit Scharfblick, Wucht, Witz und Herz erzählt. Sechs Fun-Facts über PENNY und TATE: - Sie kennen sich schon ihr ganzes Leben - Ihre Mütter sind beste Freundinnen - Sie sind definitiv keine Freundinnen - Sie küssen sich immer wieder fast - Sie sprechen nicht darüber - Dank ihrer Mütter ziehen sie jetzt zusammen ...Als dann so ein Beinahe-Kuss zu »Ich weiß jetzt, wie dein Lipgloss schmeckt« wird, müssen Penny und Tate sich der Sache endlich stellen. Und auch ein paar anderen gut verpackten Geheimnissen. Oder? Komplexe Charaktere in einer smarten Story über Liebe und Trauer - voller Tiefe & Twists, so viel mehr als die übliche Romanze.

Tess Sharpe wurde in einer Berghütte geboren und wuchs mit ihrer Punkrocker-Mutter im ländlichen Kalifornien auf. Heute lebt sie irgendwo in den Backwoods zusammen mit einem Hunderudel und einer wachsenden Kolonie Katzen, ist Herausgeberin einer Anthologie und hat mehrere preisgekrönte Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben.

Tess Sharpe wurde in einer Berghütte geboren und wuchs mit ihrer Punkrocker-Mutter im ländlichen Kalifornien auf. Heute lebt sie irgendwo in den Backwoods zusammen mit einem Hunderudel und einer wachsenden Kolonie Katzen, ist Herausgeberin einer Anthologie und hat mehrere preisgekrönte Bücher für Kinder, Jugendliche und Erwachsene geschrieben. Beate Schäfer, 1961 bei Frankfurt am Main geboren, studierte Germanistik, Geschichte und Amerikanistik in München und arbeitete lange als Verlagslektorin. An der Alice-Salomon-Hochschule Berlin absolvierte sie eine Ausbildung als Schreibpädagogin. Inzwischen lebt sie als Übersetzerin und freie Lektorin in München und leitet daneben Seminare und Schreibwerkstätten für Autor*innen und interessierte Laien.

1

21. Juni

Familientreffen heute Abend um sechs. Komm nicht zu spät!

Während ich die Nachricht anstarre, flitzt June an mir vorbei und bindet sich die Schürze um.

»Bist du mit allem fertig?«

»Yep«, antworte ich. »Ketchup ist auch überall nachgefüllt.«

»Stimmt was nicht mit dir?« Sie wirft mir einen Blick zu. Ich umklammere das Telefon viel zu fest und stiere immer noch auf Moms Nachricht.

Ich setze ein Lächeln auf. »Alles klar. Ich muss los. Bis später, okay?«

»Ciao, Penny.«

Ich bin kaum draußen, da kommt noch eine Nachricht: Holst du Tate vom Schwimmen ab? Anna ist hier bei mir, ihr gehts nicht so gut.

Mom hat es also ernst gemeint mit dem, was sie Familientreffen nennt. Dabei sind sie und Anna nicht mal Schwestern, auch wenn sie selbst behaupten, sie wären mehr als das. Beste Freundinnen für immer, egal was ihnen das Leben vor die Füße wirft. Verbunden auf eine Art, die tiefer geht als alle Blutsbande.

Ob Gran auch dabei ist? In meinem Kopf schwirren lauter Katastrophenszenarien, ich weiß nur nicht, welches diesmal passt. Ist Mom wieder durchgedreht? Gibt es Neuigkeiten über Annas Gesundheit? Das sind die beiden Dauerdramen, die unser Leben beherrschen … es sei denn, das soll eine Art Intervention werden, um mich auf Spur zu bringen. Aber so was brauche ich nicht. Ich habe nichts getan, auch wenn es Leute gibt, die meinen wandgroßen Kalender mit der Farbkodierung seltsam finden. Tate jedenfalls behauptet, er wäre total überzogen, aber das sagt sie über so ziemlich alles, was ich tue.

Wobei es nicht wirklich stimmt, wenn ich behaupte, ich hätte nichts getan. Es ist eine handfeste Lüge, und das, was ich getan habe, hat mir Mom ausdrücklich verboten. Aber wenn sie mir da draufkäme, hätte sie sich garantiert nicht so weit im Griff, dass sie erst ein Familientreffen ansetzt. Dann wäre sie gleich losgestürmt und hätte mich zusammengebrüllt.

Mein großes Ding kann es also nicht sein.

Braucht vielleicht Tate so was wie eine Intervention? Unmöglich. Tate macht nichts außer Bahnen schwimmen und die Augen verdrehen, wenn ich was sage. Tate ist die perfekte Tochter. Anna muss sich nie Sorgen um sie machen. Das sagt meine Mutter jedenfalls immer und klingt dabei ganz neidisch. Weil ich ihr ja so viel Ärger mache.

Obwohl es meistens auf eine Katastrophe rausläuft, wenn ich Tate länger als zehn Minuten im Auto habe, antworte ich Mom: Klar.

Sie schreibt nicht zurück. Gibt mir keine Infos mehr.

Das muss heißen, dass jemand stirbt, oder?

Nein. Verdammt. Reiß dich zusammen. Denk bloß nicht –

Es ist schon jemand gestorben.

Verdammte Scheiße.

Ob ich wohl irgendwann mal durch den Tag kommen werde ohne dass –

Werde ich nicht. Er war schließlich mein Vater.

Natürlich nicht.

Sie trägt seinen Ring um den Hals. Meine Mutter. Als sie ihn bekommen hat, hinterher, war er in zwei Teile gekappt, die mussten ihm das Ding vom Finger schneiden. Sie hat eine Hälfte quer durchs Wohnzimmer geschleudert, war total außer sich. Ich habe versucht, sie zu beruhigen, aber das ging nicht – ich konnte es jedenfalls nicht.

Anna dagegen schon. Sie hat meine Mutter fest in den Armen gehalten und mich mit Tate nach draußen geschickt. Mom wohnte zu der Zeit bei Anna und ich bei Gran. Anna hat die verlorene Hälfte gefunden und irgendwie dafür gesorgt, dass der Ring wieder zusammengesetzt wird. Jetzt, zwei Jahre später, ist Mom nie ohne ihn.

Ist was mit Anna? Mein Magen zieht sich zusammen, als ich in meinen Kombi steige und vom Parkplatz des Blackberry Diner fahre. Zurückzudenken an eine Zeit, in der Anna nicht krank war, ist fast unmöglich. Als Tate und ich noch Kinder waren, hatte sie Eierstockkrebs, aber seit ein paar Jahren ist sie krebsfrei. Aber dann ist letztes Jahr Alpha-1 bei ihr diagnostiziert worden, irgendwas Genetisches, das Lunge oder Leber angreift. Bei Anna hat es die Leber erwischt. Seitdem kommt meine Mom nicht mehr aus dem Fix-it-Modus raus.

Ich biege in die South Street ab, die vom Diner auf die andere Seite der Stadt führt.

Der Pool befindet sich in einem Siebzigerjahre-Betonbau, einem auf aggressive Art klotzigen Ding mit sonderbar abgeschrägtem Dach. Ein Überbleibsel aus der Zeit, in der es hieß, die Stadt würde wachsen, aber dann war auf einmal Schluss mit dem Holz-Boom. Drinnen ist ein Teil der Flutlichter schon abgeschaltet, das Becken schimmert im Dämmerlicht.

Tate ist noch voll dabei, die Schwimmuhr steht so, dass sie sie im Blick hat.

Ich schaue ihr einen Moment lang zu. Ich kann gar nicht anders. Wetten, niemand würde es schaffen, nicht fasziniert von der Art zu sein, wie Tate sich im Wasser bewegt. Nicht wie eine Meerjungfrau oder sonst irgendwas Mystisches – eher wie ein Hai, der durchs Wasser schießt. Als ob sie von Natur aus dort hingehört und ihr Ziel ganz genau kennt.

Sie ist allein im Becken. Im Sommer trainiert das Team nicht gemeinsam – jedenfalls schwimmen die anderen nicht mit Tate.

Sie ist sowieso immer die Letzte, die Schluss macht. Auch das weiß ich, genauso wie ich weiß, dass ich mich, wenn ich ihr beim Durchschneiden des Wassers zuschaue, danach immer ein paar Schritte lang fest auf meine Füße konzentrieren muss. Früher war sie deshalb die Letzte, weil sie einfach härter trainiert hat als alle anderen. Das tut sie immer noch, aber jetzt steckt mehr dahinter. Sie bleibt im Wasser, bis die anderen Mädchen weg sind, weil sie sich mit dem Rest des Teams nicht mehr versteht. Das ist meine Schuld, und auch wenn Tate wirkt, als wäre sie darüber hinweg, habe ich da meine Zweifel, denn ich bin es nicht, und ich kann mir kaum vorstellen, dass es bei ihr anders ist.

Sie hat mich noch nicht entdeckt, also gehe ich zu einem Stapel von Schwimmbrettern und anderem Trainingszubehör, schnappe mir eins von diesen gestreiften Teilen und werfe es ins Becken, ihren Kopf fest im Visier. Das Ding platscht direkt vor ihr ins Wasser – ich bin keine Star-Athletin, aber zielen kann ich schon – und sie schnellt mitten im Schwimmzug hoch.

Gelassen dreht sie sich in meine Richtung und nimmt nicht mal die Schwimmbrille ab, als sie mich erkennt.

»Im Ernst jetzt?«, fragt sie. Bevor ich antworten kann, hat sie das Ding schon geschnappt und pfeffert es mit einer solchen Präzision auf mich, dass ich nur knapp ausweichen kann.

Mir entfährt ein Kichern, ganz und gar unfreiwillig. Das weiß sie auch, ich sehe es an der Andeutung eines Lächelns in ihrem Gesicht, als sie zum Beckenrand schwimmt.

Sie hebt sich aus dem Wasser und ich gehe auf Abstand. Gleich wird sie sich schütteln wie ein Hund, das weiß ich, und ich will keine Tropfen abkriegen. Diese Szene haben wir als Kinder wer weiß wie oft durchgespielt. Tausende von Malen, denn wie es aussieht, kann ich nicht bei allem schlau sein. Schon gar nicht, wenn es um Tate geht.

Sie trägt zwei Wettkampfanzüge übereinander und dazu auch noch Dragshorts, die an einem Bein eingerissen sind. Während sie sich in ihr Handtuch hüllt, fragt sie: »Hat meine Mom dich geschickt?«

»Nein, meine. Guck mal auf dein Handy.«

Sie reißt Badekappe und Schwimmbrille runter, geht zu ihrer Tasche und zerrt ihren Parka heraus. Ich warte und frage mich, ob sie eine Textnachricht oder eine Voicemail bekommen hat. Dem Stirnrunzeln nach, mit dem sie auf den Screen schaut, ist es wohl eher ein Text.

Ob sie mehr Infos gekriegt hat als ich? Oder auch bloß dieses knappe »Familientreffen« – absichtlich vage und zugleich ein klares Vorzeichen, dass irgendwas richtig Schlimmes im Busch ist.

Ich versuche, die Antwort an ihrem Gesicht abzulesen, von dem ich nur das Profil sehe. Ihre Nase ist leicht nach oben gebogen und ihr französischer Zopf ganz zerzaust von der Badekappe, dem Wasser und dem Conditioner, den sie vor dem Schwimmen immer drauftut. Eigentlich muss sie jetzt erst noch duschen, um das Chlorwasser abzuspülen, aber als sie von ihrem Handy hochschaut, weiß ich, dass wir direkt nach Hause fahren.

»Lass uns gleich los«, sagt sie. Normalerweise würde ich mich beschweren, dass sie in ihrem Schwimmparka mein Auto volltropfen wird, aber jetzt nicke ich bloß.

Nachdem wir eingestiegen sind, starrt sie nur auf ihr Telefon. Dabei will ich so dringend mehr wissen. Ich muss mehr wissen, unbedingt, trotzdem fahre ich einfach weiter. Die Angst zwischen uns ist wie ein bedrohlich angespanntes Seil, an dem wir aus entgegengesetzten Richtungen zerren und das gleich reißen wird.

»Wann wird dein Pick-up repariert?«, frage ich, denn es darf jetzt um Gottes willen nichts zerreißen oder brechen. Katastrophen können wir nicht brauchen, wir haben mindestens zehn Minuten Fahrt durch die Stadt vor uns und dann noch mal zwanzig den Berg hoch bis zu mir nach Hause.

Schweigen. Ich trommele mit den Fingern aufs Lenkrad und warte, denn Tate wägt ihre Worte manchmal so wie Weinliebhaber edle Tropfen verkosten – bevor sie bereit sind für den ersten Schluck, müssen sie erst genüsslich schwenken und schnüffeln.

Und genau so läuft es. Ich bin schon auf der Ausfallstraße, als sie endlich antwortet: »Gar nicht.«

Ich schaue kurz zu ihr rüber. »Was soll das heißen?«

Sie blickt eisern geradeaus, während sie sagt: »Ich hab ihn verkauft.«

»Was?« Sie liebt diesen Pick-up. Es ist eine Schrottkarre, aber sie pflegt ihn hingebungsvoll. Wachst...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2024
Übersetzer Beate Schäfer
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Abschied • enemy to lovers Bücher • f/f romance • Highschool Liebe Roman • Jugendbuch romantisch Young Adult • Lesbische Liebesromane Jugend • Outdoor Buch Teenager • Queere Liebesgeschichte • Schwimmen • Tod und Trauer • Trauer Jugendliche
ISBN-10 3-646-93796-3 / 3646937963
ISBN-13 978-3-646-93796-1 / 9783646937961
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