Der beste Fußballer aller Zeiten oder: Die Wahrheit ist nichts für Feiglinge (eBook)

Über große Träume und Selbstbestimmung - ein Kinderroman ab 10

(Autor)

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2024 | 1. Auflage
160 Seiten
SchneiderBuch (Verlag)
978-3-505-15162-0 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Der beste Fußballer aller Zeiten oder: Die Wahrheit ist nichts für Feiglinge -  Katja Alves
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Der Traum vom Fußballstar - ganz nah!

Zwei Sachen liebt der 10-jährige Philip über alles: seinen dreibeinigen Hund Sam und Fußball. Doch seine Mutter will nicht, dass er vor dem Wechsel auf die weiterführende Schule mit dem Fußballtraining anfängt. Philip ist genervt: er mag nicht warten! Er will seinem größten Idol Vitor Santos nacheifern. Was für ein Glück, dass ihn die eigenwillige neue Nachbarin Phoebe dabei unterstützt. Philip beginnt heimlich zu trainieren, während seine Mutter denkt, er sei im Schulgarten. Doch dann lässt er sich auf eine gefährliche Challenge ein ...

Kurzweiliges und humorvolles Lesefutter fürFußballjungs?

Die perfekte Lektüre zur Fußball-Europameisterschaft 2024



Katja Alves, geboren in Coimbra, Portugal, und aufgewachsen in der Schweiz, arbeitete als Buchhändlerin, Spielerfinderin, DJ, Rundfunkredakteurin, Kolumnistin und Lektorin, bevor sie begann, Kinderromane, Theaterstücke und Hörspiele zu schreiben. Heute gehört zu den bekanntesten Schweizer Kinderbuchautorinnen und wurde gerade für den Astrid Lindgren Memorial Award 2024 nominiert. Katja Alves lebt und arbeitet in Zürich.

1. Kapitel
Was für ein mieser Vormittag


»Wenn ich ein Selfie mache, dann sieht man einen zehnjährigen Jungen mit braunen Haaren. Meistens sehe ich darauf ernst aus. Als Hintergrund nehme ich das Bild von Vitor Santos, das über meinem Schreibtisch hängt, und manchmal hüpft auch mein Hund Sam ins Bild.«

Philip

Am Dienstag gehe ich noch weniger gerne in die Schule als sonst, also eigentlich minus-null-gerne. Jeden Dienstag müssen wir in so einem doofen Buch lesen, und das schon seit den Ferien! Ich bin keiner, der gerne liest. Normalerweise schaffe ich gerade mal zwei Seiten, bevor ich halb, drei viertel oder ganz einschlafe. Mama sagt, wenn man lese, würde man »neue Lebenswelten« kennenlernen, was völlig übertrieben ist. Es reicht vollständig, wenn man sich in einer Welt gut auskennt. Bei mir ist es die von Vitor Santos, dem besten Fußballer aller Zeiten. Dank ihm erlebte ich all die Dinge, die ich sonst nie erlebt hätte, auch wenn Phoebe das Gegenteil behauptet, was bei ihr übrigens ziemlich normal ist. Bis mir die Sache mit dem Buch passierte, war ich in der Schule hauptsächlich damit beschäftigt, nicht aufzufallen. Und ich bereute es auch sofort, dass ich die Klappe so weit aufgerissen hatte.

Frau König, unsere Klassenlehrerin, stand vor meinem Tisch und sah mich kopfschüttelnd an. »Du meinst also, du willst das Buch nicht lesen, weil eine Mutter drin vorkommt? Also das verstehe ich jetzt wirklich nicht, Philip, das musst du mir erklären! Es ist doch ganz normal, dass Kinder Mütter haben – zum Glück!«

Ein Raunen ging durch die Klasse. »Vielleicht mag er mehr so fantastische Geschichten mit Einhörnern«, sagte Ella, die eine Reihe vor mir sitzt und immer alles kommentieren muss.

Sicher nicht, so eine blöde Kuh! Unsere Klassenlektüre, das Buch von dieser Mutter, die zusammen mit ihrem Sohn für ein Jahr bei den amerikanischen Ureinwohnern lebte, lag mitten auf dem Boden des Klassenzimmers, genau da, wo es nach meinem Wutanfall gelandet war. Ich fixierte die Stelle auf meinem Schreibtisch, an der jemand mit schwarzem Filzstift ein X hingemalt hatte. Wenn ich lang genug darauf starrte, würde sich das X vielleicht in Luft auflösen oder meine Lehrerin, was eindeutig die bessere Variante wäre. Frau König redete immer weiter, aber ich hörte ihr überhaupt nicht zu. Im Weghören bin ich nämlich Experte, das beherrsche ich mindestens ebenso gut wie den Ball jonglieren. Rechter Fuß, linker Fuß, zwanzigmal ohne Unterbrechung ist mein bisheriger Rekord. Mama hasst es, wenn ich im Flur übe, vor allem während sie mit mir redet: »Sag mal, Philip, möchtest du dich nicht für den Schulgarten anmelden?« Rechts, links, rechts, links … Ohren zuklappen und nicht rausbringen lassen.

»Philip!«

»Was?«

»Ich rede mit dir!«

»Ich geh nicht in den Schulgarten! Niemals!«

Rechts, links, rechts …

»Siehst du, Mama, wegen dir muss ich noch mal von vorne anfangen!«

Keine Ahnung, was ich in diesem öden Schulgarten sollte, da gibt es doch nur Mädchen und Loser. Aber Mama und ihre Freundin Trine sahen das überhaupt nicht ein und behaupteten, es sei »unglaublich spannend«, den Pflanzen beim Wachsen zuzusehen. Dem einzigen Grünzeug, dem ich beim Wachsen zusehen wollte, war der Rasen auf dem Fußballplatz! Aber das kapierten sie nicht. Genauso wenig, wie sie verstanden, dass ich nicht in diesen öden »Ich näh mir meinen Hoodie selbst«-Nähkurs für Kinder gehen wollte. Mama sagte, es sei sehr nützlich, wenn man möglichst vielseitig talentiert ist. Ich möchte trotzdem lieber nur einseitig talentiert sein, und zwar im Fußball, so wie mein bester Kumpel Mo aus meiner Klasse. Wenn ich wie er zweimal in der Woche trainieren dürfte, dann wäre ich bestimmt genauso gut wie er, also eigentlich sogar ganz sicher.

»Philip, hörst du mir überhaupt zu?« Frau Königs Stimme klang ungeduldig.

Ich starrte das nächste Loch in die Luft, sämtliche Wörter hatten sich aus meinem Kopf verabschiedet.

Frau König ging mit forschem Schritt zurück zu ihrem Schreibtisch und sagte für den Rest der Stunde kein Wort mehr zu mir, aber nachdem es geklingelt hatte, hielt sie mich zurück. »Wir vergessen, was da vorhin passiert ist, Philip, denn ansonsten machst du deine Sache ja gut.« Sie lächelte aufmunternd.

Ich hätte sie gerne gefragt, warum sie mir dann in fast allen Fächern ein Ungenügend gab. Aber ich traute mich nicht. Was für ein mieser Vormittag, jetzt kam ich mir definitiv wie ein Loser vor.

»Ist doch normal, dass die Mutter im Buch mitmacht!«, erklärte Mo in der großen Pause. »War ja ihre Idee, zum alten Indianer-Chef ins Reservat zu fahren.«

»Man sagt nicht ›Indianer‹«, erklärte Blerim wichtig. »Es heißt ›amerikanischer Ureinwohner‹.«

»Das weiß ich auch!« Mo kann es nicht ausstehen, wenn man ihn verbessert, was Blerim jedoch regelmäßig vergisst. Mo, der eigentlich Mohammed heißt, weil sein Vater ihm einen schönen muslimischen Namen geben wollte, den aber trotzdem alle nur Mo nennen, ist so etwas wie mein bester Kumpel in der Schule. Und eigentlich wusste er ganz genau, weshalb ich dieses nervige Buch nicht lesen wollte. Er behauptet nämlich selbst immer, bei uns zu Hause gehe es zu wie auf einem Mädchengeburtstag. Es nervte mich, wenn Mo so etwas sagte. Aber leider hatte er recht, denn bei uns zu Hause ging es wirklich immer nur um Mädchenzeugs.

Mama und ihre Freundin Trine führen zusammen den Baby- und Schwangerschaftskleiderladen Luftballon unten bei uns im Haus. Trine ist aber nicht so oft da wie Mama, weil sie eigentlich Juristin ist und Frauen mit wenig Geld dabei hilft, komplizierte Formulare auszufüllen. Mama hatte früher auch andere Berufe, aber jetzt kümmert sie sich hauptsächlich um den Laden und näht gelbe und graue Babykleider mit weißen Punkten. Rosa Kleidung für Mädchen findet sie total blöd. Dabei ist das vollkommen egal, Mädchen bleiben immer Mädchen, ob man sie rosa anzieht oder nicht, und Babyläden sind sowieso das Langweiligste, was es auf der Welt gibt. Mo sagt, der Frisörsalon seiner Tante in Pristina sei auch sehr, sehr übel. Aber da muss ich ja nie rein. In Mamas Laden hingegen muss ich jeden Tag, wenn ich von der Schule komme und meinen Hund Sam abholen will. Er liegt tagsüber zusammengerollt unter dem Ladentisch auf meiner alten Kinderdecke, damit er sich nicht alleine in unserer Wohnung langweilt. Wenn ich zu Hause ankomme, gehe ich immer als Erstes zu Sam, das ist wichtig, damit er weiß, dass ich wieder da bin.

In den Luftballon kommen nie normale Menschen, sondern immer nur Mütter mit dicken Bäuchen oder mit quengelnden Kleinkindern, die im ganzen Laden ihre angeknabberten Kekse verteilen. Jungen in meinem Alter bin ich in Mamas Laden noch nie begegnet. Logisch, denn das Hirn von jedem Jungen stößt sofort Warnsignale aus, sobald er in die Nähe eines Babyladens kommt.

Leider wohnt auch sonst niemand in unserem Haus, mit dem ich was machen könnte. Das war zwar schon immer so, aber ich finde es trotzdem blöd. Deshalb will ich auch unbedingt wieder zu den Kickers Schönfeld (das ist der Fußballverein, in dem Mo trainiert). Vor genau einem halben Jahr durfte ich da zum Probetraining. Leider lief es nicht so toll. Aber es war überhaupt nicht meine Schuld! Das erste Mal kam ich zu spät, weil Mama vergessen hatte, sich von Trine das Auto zu leihen. Und als wir endlich auf dem Fahrrad ankamen, bekam ich zuallererst zwanzig Strafliegestütze aufgebrummt, bevor ich beim Aufwärmtraining mitmachen durfte.

Herr Branko, der Trainer, war ziemlich schlecht gelaunt und hat Mo und mich dauernd angeschnauzt, wir sollen nicht so viel rumquatschen und wie »ein planloser Hühnerhaufen« auf dem Platz rumstraucheln. Dabei wollte mir Mo nur kurz zeigen, wie man den Ball hoch in die Luft schießt und mit dem Nacken wieder auffängt. Ein Trick, den er auf Youtube gesehen hatte, aber noch nicht so gut beherrschte (was Mo abstritt, obwohl es jeder sehen konnte).

Nach dem zweiten Training wollte Mama unbedingt mit Herrn Branko reden, und als wir wieder zu Hause waren, erklärte sie mir, sie habe das Gefühl, es sei noch nicht der richtige Zeitpunkt für mich, im Verein zu spielen.

»Aber Mama, ich muss zu den Kickers! Du hast es mir versprochen!«, rief ich entsetzt.

»Philip, das Training läuft dir doch nicht davon«, sagte Mama. »Wir kümmern uns nach deinem Wechsel aufs Gymnasium darum. Versprochen. Jetzt geht erst mal die Schule vor, das haben wir doch schon besprochen.«

»Aber wieso? Ich kann doch auch auf eine andere Schule?« Doch Mama redete immer weiter und behauptete, das »aufgeblasene Macker-Gehabe« von diesem unfreundlichen Glatzkopf (Herrn Branko) ginge ihr auf den Geist (als ob das jemanden interessieren würde) und dass Schönfeld im Übrigen auch viel zu weit weg sei. Und zudem hätte sie weder Lust noch Zeit, jeden Samstag auf ein Turnier zu fahren, und auch nicht, selbst gebackene Kuchen anzuschleppen, wie das von den Müttern erwartet würde. Mama war nicht zu bremsen.

»Herr Branko ist nett!«, unterbrach ich sie (obwohl er mir ein bisschen Angst gemacht hatte). »Und Mo sagt, mit dem Fahrrad dauert es höchstens eine halbe Stunde, nach Schönfeld zu fahren … Er macht das auch, wenn sein Vater keine Zeit hat, ihn zu bringen.«

»Philip, hör mir zu, wir suchen dir einen anderen Verein …«

»Und Trine kann doch den Kuchen backen, sie backt mir ja sonst auch immer die...

Erscheint lt. Verlag 19.3.2024
Illustrationen Laura Tschorn
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte ab 10 • ab 10 Jahren • Bester Freund Hund • Buch • Bücher für Jungen • Bücher für Jungs • Bücher für Jungs ab 10 • Eigenwahrnehmung • EM 2024 • Europameisterschaft • Freundschaft • Freundschaft zwischen Mädchen und Junge • für • Fußball • Fußballbuch • Fußballidol • Fußballspieler als Idol • Identität • Jungen • Jungs • Lesbische Mutter • Mädchen • Mutprobe • Selbstbestimmung • Selbstfindung • Vorbilder • Vorbilder für Jungs • Weltmeisterschaft • zwischen
ISBN-10 3-505-15162-9 / 3505151629
ISBN-13 978-3-505-15162-0 / 9783505151620
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