Die Smartphone-Waisen 2: Die Insel der Smartphone-Waisen -  Salah Naoura

Die Smartphone-Waisen 2: Die Insel der Smartphone-Waisen (eBook)

Actiongeladener Kinderkrimi viel Humor ab 8

(Autor)

eBook Download: EPUB
2024 | 1. Auflage
224 Seiten
Carlsen Verlag Gmbh
978-3-646-93854-8 (ISBN)
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Ein unglaubliches Ferienabenteuer!  Urlaub am Meer! Was könnte es für Tara, Bodhi, Bhavani, Kalli, Leo und Artschie Schöneres geben? Voller Vorfreude reisen die sechs Kinder samt Waisenhaus-Chefin Marla und Katze Madame in das beschauliche Costello. Doch mit diesem Badeort scheint irgendetwas nicht zu stimmen. Viele Häuser sind unbewohnt, ihr Hotel ist die reinste Bruchbude, und dann werden sie auch noch in einen millionenschweren Betrugsfall verwickelt und legen sich mit der knallharten Violetta Vendetta und ihren drei finsteren Söhnen an - echte Gangster, mit denen nicht zu spaßen ist ... Enid Blyton meets James Bond: spannende Urlaubslektüre für Kinder ab 8

Salah Naoura, geboren 1964 in Berlin, studierte Germanistik und Skandinavistik in Berlin und Stockholm. Seit 1995 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor und erhielt mittlerweile zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis.

Salah Naoura, geboren 1964 in Berlin, studierte Germanistik und Skandinavistik in Berlin und Stockholm. Seit 1995 arbeitet er als freier Übersetzer und Autor und erhielt mittlerweile zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Deutschen Jugendliteraturpreis.

1.

Der alte Khan

Manche Dinge kann man einfach nicht vergessen. Christoph Kolumbus, der Entdecker, vergaß nie den Tag, an dem er Amerika entdeckte. Elly Beinhorn, die Fliegerin, erinnerte sich ihr Leben lang daran, wie sie in einem kleinen Holzflugzeug von Berlin nach Afrika geflogen war.

Und du? Bestimmt hast du auch schon mal etwas unvergesslich Tolles erlebt. Stopp! Sag nichts, und lass mich raten! Hm … Vielleicht hat letzte Woche ein Alien vor deinem Fenster in der Luft geparkt und dich zu einem Rundflug in seinem Raumschiff eingeladen? Nein? Schade. Ah, ich weiß: Du hast neulich eine Flasche Limonade gekauft, und beim Öffnen kam ein Flaschengeist heraus, der dir drei Wünsche erfüllt hat. Auch nicht? Dann hast du dir die falsche Flasche ausgesucht! (Man muss nämlich immer die ganz hinten im Regal nehmen, da sind die meisten Geister drin.)

Aber leider gibt es ja auch schlimme Dinge. Und manchmal kann es vorkommen, dass sie sich in deinem Kopf ein Nest bauen und einfach frech dort sitzen bleiben.

Genau so war es dem Waisenmädchen Tara ergangen. Sie wohnte in einem Waisenhaus mitten in Berlin, und bei ihr war das unvergesslich Schlimme der Tag gewesen, an dem sie eine Waise wurde. Ihren Vater hatte Tara nie kennengelernt, und ihre Mutter arbeitete als Tierpflegerin im Berliner Zoo.

Tara erinnerte sich noch genau an den Tag, als es geschah. Im Klassenraum war es mucksmäuschenstill gewesen, weil sie gerade eine Mathearbeit schrieben. Frau Zupke war hinter dem Lehrerpult fast eingeschlafen, und Tara fühlte sich ziemlich unbehaglich in ihrer Haut, weil sie zum allerersten Mal in ihrem Leben etwas gestohlen hatte. Nämlich den Abguckzettel von Ramona, die zwei Sechsertische weiter vorne saß. Ramona hatte bei jeder Arbeit einen Abguckzettel dabei, das wussten alle, weil sie es überall herumerzählte. Und weil Tara leider erst in der großen Pause begriffen hatte, dass sie gleich Mathe schrieben, war sie ein kleines bisschen früher als die anderen in den Klassenraum zurückgegangen und hatte Ramona den Abguckzettel aus ihrem Mäppchen geklaut.

Nun wartete sie auf einen günstigen Moment, um ihn hervorzuholen.

Die große Uhr, die über der Tafel hing, tickte.

Frau Zupke fielen alle zwei Sekunden die Augen zu.

Und alle anderen Kinder in der Klasse lasen sich die Aufgaben auf ihren Arbeitszetteln durch.

Jetzt vielleicht?

Ramona schien die Gelegenheit ebenfalls günstig zu finden, denn Tara hörte, wie sie den Reißverschluss ihres Mäppchens aufzog und leise fluchte.

Genau in diesem Moment klopfte es an der Tür. Frau Zupke zuckte zusammen und schlug die Augen auf, und herein kamen zwei Polizisten.

»Tara O’Connor?«, fragte der erste Polizist. »Wer von euch ist Tara O’Connor?«

Tara packte ihre Sachen zusammen und stand auf. »Es tut mir leid, dass ich den Zettel geklaut habe«, sagte sie. »Verhaften Sie mich.«

Die Polizisten guckten ein bisschen verdutzt. »Was denn für einen Zettel?«, fragte der zweite.

»Verhaften Sie sie! Los, verhaften Sie sie!«, kreischte Ramona. »Sie ist eine ganz gemeine Diebin!«

»Also, hier wird niemand verhaftet«, stellte Frau Zupke klar, und da erst fiel Tara ein, dass die Polizisten ja vielleicht aus einem ganz anderen Grund gekommen waren. Woher sollten sie überhaupt etwas von Ramonas Abguckzettel wissen? (So ist das nämlich, wenn man ein schlechtes Gewissen hat! Man kann gar nicht mehr klar denken. Wie dieser Bankräuber, der auf seiner Flucht vergaß, den linken Blinker auszuschalten. Und als ein freundlicher Verkehrspolizist ihn deswegen anhielt, rief der Räuber: »Ich ergebe mich! Das Geld ist hinten im Kofferraum!«)

Aber die beiden Polizisten waren nicht gekommen, um Tara zu verhaften, sondern weil ihre Mutter, die Tierpflegerin, an diesem Morgen leider den Tigerkäfig betreten hatte. Vorher hatte sie sich durch die Gitterstäbe eine Weile mit ihrem Lieblingstiger Khan unterhalten. Wie bitte?, denkst du nun sicher. Wer kann sich denn mit Tieren unterhalten? Niemand kann das, so ein Unsinn! Aber da irrst du dich, denn Taras Mutter stammte aus einem sehr alten und weisen irischen Feenvolk, und irische Feen können sich sehr wohl mit Tieren unterhalten. Tara konnte es, und ihre Mutter hatte es ebenfalls gekonnt. Doch bei dem Gespräch mit Khan hatte es unglücklicherweise ein Missverständnis gegeben.

»Khan hat gesagt, ich soll ein Selfie von uns beiden machen!«, hatte Taras Mama den Zoobesuchern zugerufen. Und dann hatte sie ihren Schlüssel gezückt und war vor den Augen der entsetzten Zuschauer zu dem Tiger in den Käfig gestiegen, berichteten die beiden Polizisten.

Der alte Khan war wirklich ein sehr nettes, geduldiges und freundliches Tier, aber er mochte keine Menschen in seinem Gehege, und Selfies mochte er schon gar nicht und hatte auch ganz sicher keins bestellt, da war Taras Mutter wohl ein Irrtum unterlaufen.

Khan wedelte nur kurz mit seiner Pranke, wie ein Riese, der eine lästige Fliege verscheucht. Und eine Tigerpranke hat viel Kraft – für eine Fee zu viel, denn Feen sind ja sehr, sehr zarte Wesen. Deswegen überlebte Taras Mutter das Prankenwedeln leider nicht.

Dieser schlimmste Tag in Taras Leben war nun fast zwei Jahre her, und seither dachte sie die ganze Zeit darüber nach, was damals wohl passiert war. Wie konnte es nur sein, dass ihre Mutter diesen alten Tiger dermaßen schlecht verstanden hatte?

Doch alles Grübeln half nicht weiter. Deswegen beschloss Tara eines Tages, selber in den Zoo zu gehen und Khan einfach zu fragen. An einem schönen Sonntagmorgen in den Sommerferien stand sie extra ganz früh auf, um die erste Zoobesucherin zu sein.

Das Außengehege wurde von den Tierpflegern gerade gereinigt, also ging Tara schnurstracks in das Raubtierhaus hinein und setzte sich auf den kleinen Hocker vor dem Tigerkäfig. Der Hocker war der Lieblingsplatz ihrer Mutter gewesen, deswegen hatten die anderen Tierpfleger ihn dort stehen lassen, zur Erinnerung.

Taras Herz klopfte bis zum Hals, und sie fühlte sich alles andere als wohl, als sie die gestreifte Riesenkatze sah. Doch sie hatte sich fest vorgenommen, mit Khan zu reden – also tat sie es.

»He, Khan!«, rief sie in Gedanken, denn Feen unterhalten sich per Gedankenübertragung mit Tieren. »He, Khan! Komm doch mal her!«

Der alte Tiger, der in dem Käfig vor sich hin gedöst hatte, hob tatsächlich den Kopf und blickte zu ihr herüber.

»Na komm!«

Khan erhob sich schwerfällig, wie sehr alte und sehr müde Tigerherren es zu tun pflegen, und trottete ans Gitter.

»Ich bin Tara O’Connor, die Tochter von Keela O’Connor. Erinnerst du dich noch an sie?«

Sofort hörte Tara die Stimme des Tigers in ihrem Kopf. Sie erschrak, denn es klang wie lautes Donnergrollen kurz vor einem Gewitter. Stell dir vor, du gehst nichts ahnend bei blauem Himmel über eine Wiese, und plötzlich kommt eine kleine, gemeine Gewitterwolke angesaust, die genau über deinem Kopf stehen bleibt und zu dröhnen beginnt wie ein kaputter Motor!

»WOOOOOAAAAAR, KROOOAAR, GROAAAR!«, gurgelte Khan tief in seiner Tigerkehle.

Tara verstand kein Wort.

»Wie bitte?«

»KROOOAR, BROOOAR

Hm, dachte Tara. Dieser Tiger ist wirklich nicht sehr gut zu verstehen.

»GROOOAR?«, fragte Khan und legte den Kopf schief.

Tara überlegte gerade, ob sie wieder nach Hause gehen sollte – da hörte sie eine sehr feine, wohlklingende Stimme.

»Dürfte ich Ihnen vielleicht behilflich sein?«

Die Stimme klang sehr vornehm. Wie eine elegante Dame, die sich an einem heißen Tag mit ihrem Fächer kühle Luft zuwedelt.

Tara blickte sich um, aber in dem Raubtierhaus war weit und breit niemand zu sehen. Keine Frau, kein Mann und kein Kind.

»Hier unten!«

Sie senkte den Blick und zuckte erschrocken zusammen. Zu ihren Füßen saß eine Katze, die vorn und hinten gestreift war wie ein Tiger und in der Mitte Flecken hatte wie ein Jaguar. Ihr Schwanz zuckte hin und her, und ihre hellgrünen Augen starrten nach oben.

»Hilfe!«, rief Tara, denn das Tier sah aus wie eine Raubkatze, die aus einem Käfig ausgebrochen war. Allerdings war sie kaum größer als eine Hauskatze, und ihre Gedankenstimme klang ausgesprochen nett und höflich.

»Keine Angst. Ich beiße nicht. Aber Sie haben Glück, denn zufällig verstehe ich den Dialekt von Bengalischen Tigern, daher kann ich Ihnen gerne übersetzen, was er sagt … Übrigens ist er sehr alt und nuschelt, weil ihm ein paar Zähne fehlen. Möchten Sie, dass ich mal mit ihm rede?«

»Du kannst mich gerne duzen«, antwortete Tara. »Ich bin erst zehn.«

Die Katze schloss vor lauter Empörung ihre Augen. Als müsste sie sich zwingen, sehr, sehr geduldig zu sein, weil Tara etwas un-glaub-lich Dummes gesagt hatte!

»Was für eine grauenvolle Vorstellung! Ich bin eine Bengal-Katze, und wir Bengal-Katzen duzen nicht einmal unsere Kinder … Mein Name ist Madame.«

»Verzeihung, Madame«, entschuldigte sich Tara. »Das wusste ich nicht. Und ich wäre wirklich froh, wenn Sie mir übersetzen könnten, was der Tiger sagt.«

Offenbar hatte der alte Khan viel zu erzählen. Tara hörte ihn ziemlich lange knurren, murren, sabbern und schlabbern, und die Katze übersetzte, dass der Tiger Taras Mutter sehr vermisste. Die beiden waren beste Freunde gewesen, und er hatte ihr bestimmt nicht wehtun wollen. Allerdings hatte er sich damals sehr erschrocken, als sie das...

Erscheint lt. Verlag 29.4.2024
Reihe/Serie Die Smartphone-Waisen
Illustrationen Kai Schüttler
Zusatzinfo Schwarz-weiß illustriert
Verlagsort Hamburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuer ab 8 • Bücher für Jungs und Mädchen • Bücher über Freundschaft • illustriert • Kinderbuch Sommerferien • Kinderkrimi • Lesen Strand • Lustige Kinderbücher ab 8 • spannende Kinderbücher ab 8 • Urlaubslektüre ab 8
ISBN-10 3-646-93854-4 / 3646938544
ISBN-13 978-3-646-93854-8 / 9783646938548
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