Red Umbrella Society – Der Kuss des Schmetterlings (eBook)
Eine rätselhafter Mord erschüttert New York. Das Opfer ist ausgerechnet ein Mitglied der mächtigen und geheimnisvollen Red Umbrella Society, deren Mitglieder angeblich über besondere Fähigkeiten verfügen.
Das letzte, was Skadi gebrauchen kann, ist in diese Geschichte mit reingezogen zu werden, denn sie hat genug eigene Probleme. Sie und ihr Bruder schulden einem skrupellosen Untergrundboss Geld und müssen für ihn riskante Jobs erledigen. Doch dann stolpert Skadi bei einem dieser Aufträge über eine Leiche und ins Visier des jungen und äußerst attraktiven Ermittlers David Bell. Er ist von ihrer Schuld überzeugt und setzt alles daran, sie zu fassen. Aber jemand ist daran interessiert, Skadi zu schützen. Jemand, dem sie mehr verdankt als ihr lieb ist und der im Gegenzug einen dunklen Gefallen einfordert.
Der Auftakt der spannenden Urban Fantasy Dilogie voller prickelnder Gefühle und einer düsteren Geheimgesellschaft.
Caroline Brinkmann schreibt seit vielen Jahren erfolgreich Bücher für Jugendliche und junge Erwachsene und wurde für ihre Geschichten bereits mehrfach ausgezeichnet. Aktuell ist die Ärztin in Deutschland und New York zu Hause. Sie schreibt von überall aus, nur nicht vom Schreibtisch. In den sozialen Medien tauscht sie sich am liebsten mit ihren Leser*innen über ihre Projekte aus.
Die Tote
Mein Herz schlug mir so wild gegen die Brust, dass mir schwindelig wurde. Ich war froh, vorhin nichts gegessen zu haben, sonst hätte ich mich jetzt ziemlich sicher übergeben.
Als Remi seine Hand auf meine Schulter legte, erwachte ich aus der Starre.
»Was ist los?«, fragte er.
»Skadi hat eine Leiche gefunden«, informierte K ihn.
»Das sehe ich …«
Sie war nicht die erste Leiche, die ich in meinem Leben sah, trotzdem brauchte ich einen Moment, um mich zu fassen. Allein schon wegen des Anblicks der Frau. Sie war alt. Dünne Pergamenthaut, die aussah wie Wachs. Unzählige Fältchen, die das Gesicht durchfurchten, und lichte graue Haare. Man könnte meinen, sie sei altersbedingt eines natürlichen Todes gestorben, wäre da nicht das Messer, das in ihrer Brust steckte. Und dieser unheimliche Ausdruck auf ihrem Gesicht. Mund und Augen waren weit aufgerissen, als wäre sie über ihr Ableben überrascht gewesen.
Wer wäre das nicht. Mit einem Messer in der Brust …
Vorsichtig, das Licht meiner Taschenlampe auf sie gerichtet, trat ich näher. Die Kleidung schien nicht recht zum Rest ihrer Erscheinung zu passen. Sie trug ein knappes rotes Spitzenkleid, welches kaum über das Gesäß reichte. Etwas zu sexy für ihr Alter, aber ich wollte nicht urteilen. Jeder sollte sich kleiden, wie er wollte.
Noch etwas zog meinen Blick auf sich. Ein Siegelring. Ich kniete mich neben ihr nieder, darauf bedacht, nichts anzufassen. Mithilfe meines Gummihammers drehte ich die Hand so, dass ich besser gucken konnte, und erstarrte. Auf dem Siegelring war eine weiße Perlmuttplatte mit einem blutroten Schirm abgebildet. Ich hatte das Gefühl, dass sich mein Magen verknotete und zusammenzog.
»Was?«
»Sie ist eine Umbrella.«
Remis Kinnlade klappte nach unten. »Die da? Nie im Leben. Sie ist …« Alt. Die Umbrellas, die wir kannten, waren alle jung und schön. Nicht einfach nur schön, sondern so schön, dass es einem den Atem verschlug.
»Was machen wir jetzt?«, flüsterte Remi.
»Hast du Devin Doyles Scheißkoffer gefunden?«
Mein Bruder schüttelte den Kopf.
In dem Moment heulten draußen Sirenen auf. Für New York war das nicht weiter ungewöhnlich. Ihr Klang begleitete uns tags wie nachts, sodass wir ihn meistens ausblendeten, aber dieses Mal wurde er nicht leiser. Er kam direkt auf uns zu.
Remi und ich sahen uns an. Auch wenn wir meistens unterschiedlicher Meinung waren, funktionierten wir in den Momenten, in denen es drauf ankam, wie eine Einheit.
»Zu heiß«, entschieden wir zeitgleich und eilten mit großen Schritten auf die Wohnungstür zu.
»Geh zur Party zurück. Ich verschwinde durch den Dienstboteneingang.«
Wir rannten ins Treppenhaus und flogen die Stufen herunter. Im 83. Stock blieben wir kurz stehen und sahen uns an. Dann sprang mir Remi in den Arm und presste mich fest an sich. Wie immer, wenn mir jemand so nahe kam, begann meine Haut unter dem Verband zu kribbeln. Wie eine Erinnerung an jene grausige Nacht, die mein Leben verändert hatte. Aber bei Remi und Mako war es nur ganz leicht. Ein beinahe sanfter Flügelschlag.
Viel zu schnell lösten wir uns voneinander.
Ich würde von hier aus den Fahrstuhl nehmen und mit ein wenig Glück an dem Portier vorbeieilen, der immer noch in sein Handy vertieft war.
»Wage es nicht, dich erwischen zu lassen, Sis.«
»Du dich auch nicht.«
»Du wirst schon sehen. Alles wird gut.« Mit den Worten verschwand er im Treppenhaus.
Es gefiel mir nicht, dass wir uns aufteilten, aber wir mussten am Plan festhalten. Alles andere würde nur Aufmerksamkeit auf uns lenken. Also ließ ich ihn schweren Herzens ziehen und drückte auf den Fahrstuhlknopf. Während ich darauf wartete, dass er endlich kam, wippte ich von einem Bein auf das andere. Meine Hände waren feucht und sorgten dafür, dass die Riemen der Liefertasche hin und her rutschten.
Endlich das erlösende Pling. Die Türen öffneten sich und ich trat hinein, die Kappe tief ins Gesicht gezogen. Im Erdgeschoss angekommen, bemühte ich mich um einen ruhigen, unauffälligen Gang. Als ich an dem Portier vorbeiging, würdigte der mich keines Blickes.
Auf der Straße wurde ich von den Lichtern der Polizeiwagen geblendet, die um die Ecke bogen und sich um das Gebäude positionierten. Die Liefertasche an mich gepresst, eilte ich los.
Glücklicherweise war hier immer viel los. Geschäftsleute, Touristen. Alles drängte sich über den schmalen Bürgersteig und ich konnte schnell in der Masse untertauchen.
Ich hetzte um mehrere Ecken und zog mich im Laufen um. Als Erstes zog ich den Kapuzenpullover aus und drehte ihn um. Auf der Seite war er blau mit dem Logo vom Bronx Zoo auf dem Rücken. Als Nächstes stopfte ich die Kappe in die Liefertasche, gefolgt von der Perücke mit den mittellangen schwarzen Haaren. Niemand interessierte sich dafür, dass ich auf offener Straße mein Outfit wechselte. New York war voller Sonderlichkeiten.
Ich strich mir durch mein kinnlanges dunkelblaues Haar, welches durch die Perücke platt gedrückt worden war. Also lockerte ich es auf, bevor ich eine große pinkfarbene Sonnenbrille aus der Tasche zog. Passend zu dem pinken Bluetooth-Kopfhörer, über den ich unauffällig mit K sprechen konnte.
Vor einem dunkelgrünen kastenförmigen Briefkasten blieb ich stehen. Von denen gab es hier viele, verrostete Andenken aus dem 19. Jahrhundert, die im krassen Kontrast zu den modernen Wohnhäusern standen. Sie dienten nur noch als Denkmäler oder man hatte einfach vergessen, sie abzubauen. Post nahmen sie jedenfalls schon lange nicht mehr entgegen.
Ich stopfte meine Liefertasche hinein, um sie später zu holen.
Dann machte ich mich auf den Rückweg zum Wohnturm. Je näher ich kam, desto mehr Blaulicht sah ich. Polizei. Krankenwagen. Feuerwehr. Sie blockierten bereits die gesamte Straße.
Hier wurden keine halben Sachen gemacht. Wenn etwas passierte, rückten gleich alle an. Die Frage war nur, weshalb waren sie gerufen worden? Und von wem? Von der Leiche konnte bisher niemand wissen außer uns und … nun ja … dem Mörder?
Erneut kroch mir eine Gänsehaut über den Rücken.
Die Polizei sperrte bereits den Bürgersteig auf der Seite des Wohnturms ab. Also wechselte ich die Straßenseite und verlangsamte meine Schritte. Auf der Suche nach Remi und Mako reckte ich meinen Kopf, aber ich konnte sie nirgends entdecken.
»K?«, flüsterte ich ins Telefon. »Kannst du checken, wie es den Jungs geht?«
»Natürlich kann ich das.«
Ich blieb stehen und wartete. Neben einigen anderen Gaffern fiel ich gar nicht weiter auf. Mit meinen Ohrstöpseln und dem Handy wirkte ich bloß wie eine weitere Schaulustige, die ihren Angehörigen oder Freunden gerade haarklein berichtete, was hier vor sich ging.
Der Kreis auf dem Zifferblatt rotierte, aber nichts geschah.
»K?«
»Wie heißt das Zauberwort?«
»Ernsthaft?«
»Auch zu einer KI sollte man höflich sein.«
Wenn sie einen Hals hätte, würde ich sie erwürgen. »Sag mir bitte, was mit den Jungs ist.«
»Sie haben mich auf stumm gestellt und melden sich nicht. Offenbar ist gerade keine gute Zeit. Ich versuche es später noch einmal.«
Fluchend biss ich mir auf die Unterlippe.
Beruhig dich, Skadi …
Das ergab Sinn. Sie waren als Stripper auf einer Party. Am besten wäre es, sich ahnungslos zu stellen und die Rolle bis zum Ende durchzuspielen. Trotzdem fraß mich die Unwissenheit innerlich auf.
»K?«
»Nichts. Nix. Null. Nada. Niente. Rien …«
»Schon gut. Ich hab es verstanden.«
Das alles gefiel mir nicht.
Ich sollte für Devin Doyle in ein Apartment einbrechen. Ein Apartment, in dem uns eine Leiche erwartete, und plötzlich war die Polizei vor Ort?
Dies fühlte sich verdammt stark nach einer Falle an.
Ich biss fester auf meine Lippe.
Wenn Remi oder Mako etwas passierte, würde ich Devin Doyle töten. Keine Ahnung, wie man den gefürchtetsten Gangsterboss von New York umbrachte, aber ich würde einen Weg finden.
»Du solltest es mit Meditation probieren. Ich habe ein paar entspannende Soundtracks heruntergeladen. Willst du sie hören?«
»Nein.«
Ich schob mich weiter durch die Masse Schaulustiger, als mir plötzlich ein kalter Schauer über den Rücken lief. Als hätte mir jemand Schnee in den Kragen gestopft, der nun langsam den Rücken hinunterlief.
Zeitgleich fuhr ein schwarzes Auto vor. Ein Ford Explorer. Er fuhr ungehindert an den Polizeiautos vorbei und hielt direkt vor dem Gebäudekomplex. Offenbar war die Person darin wichtig. Ich blieb stehen und reckte meinen Hals.
Der Mann, der ausstieg, trug ein weißes Hemd und einen dunkelgrauen Mantel. Sicherlich maßgeschneidert, um die Waffe darunter perfekt verbergen zu können. Sein kurzes schwarzes Haar war gerade lang genug, um sich auf der Stirn ein wenig zu kräuseln. Ansonsten war es perfekt gestutzt. Mit gerunzelter Stirn sah er sich um, die vielen Handys und Kameras ignorierend, die sich plötzlich auf ihn richteten.
Ich wusste sofort, wer er war, auch wenn ich ihm noch nie begegnet war. Im Internet gab es unzählige Posts von dem attraktiven Ermittler David Bell, der New York zu einem besseren Ort machte.
Im Untergrund galt er auch als der »Pitbull« der Stadt, denn wenn er sich einmal in einen...
Erscheint lt. Verlag | 1.6.2024 |
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Reihe/Serie | Die-Red-Umbrella-Society-Reihe | Die-Red-Umbrella-Society-Reihe |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | 2024 • ab 14 • All Age Fantasy • Aurora • bella higgins • belle morte • Bis(s) • coldtown • crave • Die Clans von Tokito • eBooks • emmas disaster-diary • enemies to lovers • Fantasy • Holly Black • hot detective • Jugendbuch • Jugendbücher • Katmere Academy • laurelin • liebe gesucht, zimmer gefunden • Liebesromane • Marah Woolf • mit Farbschnitt • Neuerscheinung • New York • New York City • Paranormal Romance • Stephenie Meyer • Tracy Wolff • Twilight • Urban Fantasy • Vampire • Vampire Diaries • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-30488-1 / 3641304881 |
ISBN-13 | 978-3-641-30488-1 / 9783641304881 |
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