Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket (eBook)

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2024 | 1. Auflage
288 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0735-7 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Die unglaublichen Abenteuer des Barnaby Brocket -  John Boyne
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Vom Mut, anders zu sein Eine wunderbar phantasievolle Parabel von John Boyne, dem Autor von ?Der Junge im gestreiften Pyjama? - nicht nur für Kinder Die Brockets sind eine absolut normale Familie - bis auf Barnaby. Denn der schwebt! Und so gern er es auch lassen würde, es gelingt ihm nicht. An einem schicksalhaften Tag geschieht das Unfassbare: Barnaby schwebt davon, immer weiter, hoch in den Himmel hinein. So beginnt eine magische Reise durch die Welt, in der Barnaby höchst sonderbare Abenteuer erlebt. Er lernt eine Reihe kurioser und liebenswerter Freunde kennen. Und am Ende begreift er, dass er so normal wie seine Eltern gar nicht sein möchte: Er ist froh, anders zu sein. + Nominiert für die CILIP Carnegie Medal 2013 (Longlist) + Nominiert für den Deutschen Jugendliteraturpreis 2014 (Jugendjury) + Ausgezeichnet mit dem LUCHS-Preis des Monats Januar 2014 (DIE ZEIT / Radio Bremen) Bei Antonlin gelistet Für die Verwendung in der Schule steht auf www.fischerverlage.de ein Unterrichtsmodell für die Unterstufe kostenlos zum Download bereit.

John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von zwanzig Romanen, darunter Der Junge im gestreiften Pyjama, der sich weltweit über elf Millionen Mal verkaufte, zahlreiche internationale Buchpreise gewann und mit großem Erfolg verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt.

John Boyne wurde 1971 in Dublin, Irland, geboren, wo er auch heute lebt. Er ist der Autor von zwanzig Romanen, darunter Der Junge im gestreiften Pyjama, der sich weltweit über elf Millionen Mal verkaufte, zahlreiche internationale Buchpreise gewann und mit großem Erfolg verfilmt wurde. John Boynes Romane wurden in über fünfzig Sprachen übersetzt. Oliver Jeffers, geboren 1977, ist Designer, Illustrator und Maler. Seine Werke wurden in zahlreichen Ausstellungen gezeigt und vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem renommierten Nestlé Children's Book Prize in Gold und dem BBC Blue Peter Book of the Year. Jeffers reist viel durch die Welt und lebt zurzeit in Brooklyn, New York. Adelheid Zöfel lebt und übersetzt in Freiburg im Breisgau. Zu den von ihr übersetzten Autoren gehören u.a. Marisha Pessl, Chuck Klosterman, Bill Clegg, David Gilmour, Janice Deaner und Louise Erdrich.

Kapitel 1 Eine ganz normale Familie


Dies ist die Geschichte von Barnaby Brocket, und um Barnaby zu verstehen, muss man erst einmal seine Eltern verstehen, zwei Menschen, die vor jedem, der anders war, so große Angst hatten, dass sie etwas ganz Schreckliches taten, was für alle, die sie liebten, furchtbare Folgen hatte.

Wir beginnen mit Barnabys Vater, mit Alistair, der sich selbst für einen völlig normalen Menschen hielt. Er führte ein normales Leben in einem normalen Haus, lebte in einem normalen Viertel und machte ganz normal lauter normale Sachen. Seine Frau war normal, genau wie seine beiden Kinder.

Alistair hatte nichts übrig für Leute, die ungewöhnlich waren oder sich in der Öffentlichkeit auffällig benahmen. Wenn er in der U-Bahn saß und in seiner Nähe ein paar Jugendliche sich laut unterhielten, dann wartete er bis zur nächsten Haltestelle, stieg schnell aus und in einen anderen Wagen, ehe die Türen sich wieder schlossen. Wenn er essen ging – nicht in einem dieser schicken neuen Restaurants mit den komplizierten Speisekarten und den verwirrenden Gerichten, sondern in einem normalen Gasthaus –, dann verdarb es ihm den ganzen Abend, wenn die Kellner für irgendeinen geltungssüchtigen Gast Happy Birthday sangen.

Er arbeitete als Anwalt für die Kanzlei Bother & Blastit in der schönsten Stadt der Welt – in Sydney, Australien. Er war Spezialist für letztwillige Verfügungen und Testamente, eine ziemlich trostlose Arbeit, die ihm aber genau entsprach. Schließlich war es eine absolut normale Angelegenheit, ein Testament zu verfassen. Gar nichts Ungewöhnliches. Wenn Klienten in sein Büro kamen, waren sie oft ein bisschen nervös, denn es kann schwierig oder unangenehm sein, seinen Letzten Willen niederzuschreiben.

»Bitte, machen Sie sich keine Sorgen«, sagte Alistair dann zu ihnen. »Es ist völlig normal zu sterben. Irgendwann trifft es uns alle. Stellen Sie sich vor, wie grauenhaft es wäre, wenn wir ewig leben würden! Der Planet bräche unter dem zusätzlichen Gewicht zusammen.«

Was jedoch nicht heißt, dass ihm das Wohl des Planeten besonders am Herzen lag. Im Gegenteil. Nur Hippies und Ökos machten sich über so etwas Gedanken.

Manche Menschen, vor allem die im Fernen Osten, glauben, dass jeder von uns – auch du und ich – die eine Hälfte eines Seelenpaares ist, das in den unendlichen und verschlungenen Weiten des Universums vor der Geburt getrennt wurde. Deshalb suchen wir unser Leben lang nach der abgetrennten Seele, damit wir wieder vollständig sind. Bis dieser Tag kommt, fühlen wir uns immer ein bisschen unwohl. Manche finden die Vollständigkeit dadurch, dass sie jemanden kennenlernen, der auf den ersten Blick exakt ihr Gegenteil zu sein scheint. Ein Mann, der Kunst und Poesie liebt, verliebt sich zum Beispiel in eine Frau, die jeden Nachmittag bis zu den Ellbogen in Motoröl steckt. Und eine Frau, die auf gesunde Ernährung achtet und regelmäßig Sport treibt, fühlt sich vielleicht zu einem Mann hingezogen, der beim Sport am liebsten nur zuschaut und dabei in seinem bequemen Fernsehsessel hockt, in der einen Hand ein Bier, in der anderen ein Sandwich. Alistair Brocket wusste allerdings genau, dass er sein Leben unmöglich mit einer Person teilen konnte, die nicht ebenso normal war wie er selbst, auch wenn das an sich eine absolut normale Sache gewesen wäre.

Was uns zu Barnabys Mutter bringt, zu Eleanor.

Eleanor Bullingham wuchs in Beacon Hill auf, in einem kleinen Haus mit Blick auf den Nordstrand von Sydney. Sie war von Anfang an der Augapfel ihrer Eltern, denn sie war ganz eindeutig das bravste Mädchen im ganzen Viertel. Sie ging erst über die Straße, wenn das grüne Männchen erschien, selbst wenn weit und breit kein Auto zu sehen war. Im Bus stand sie immer sofort auf, um ihren Platz älteren Leuten anzubieten, selbst wenn noch Dutzende von Sitzplätzen frei waren. Sie war wirklich extrem wohlerzogen, und als ihre Großmutter Elspeth starb und ihr einhundert Stofftaschentücher hinterließ, die alle säuberlich mit den Initialen EB bestickt waren, fasste sie den Entschluss, später einen Mann zu heiraten, dessen Nachname mit B anfing, damit diese Erbschaft ihren Zweck erfüllte.

Wie Alistair studierte sie Jura und wurde Anwältin. Sie spezialisierte sich auf Eigentumsfragen, was sie furchtbar interessant fand, wie sie jedem, der es wissen wollte, sofort mitteilte.

Fast genau ein Jahr nach ihrem zukünftigen Ehemann trat sie eine Stelle bei Bother & Blastit an. Anfangs war sie etwas enttäuscht, wenn sie sich im Büro umschaute, weil sie feststellte, dass viele der jungen Männer und Frauen sich nicht unbedingt professionell verhielten.

Kaum einer ihrer Mitarbeiter hielt seinen Schreibtisch richtig in Ordnung. Stattdessen standen überall Fotos herum: von Familienmitgliedern, von Haustieren oder, noch schlimmer, von Promis. Die Männer zerrupften ihre To-go-Kaffeebecher, während sie sich laut am Telefon unterhielten – das Ergebnis war eine scheußliche Sauerei, die andere nachher beseitigen mussten. Die Frauen schienen den ganzen Tag nichts anderes zu tun als zu essen. Ständig kauften sie sich Snacks von dem Rollwagen, der alle paar Stunden vorbeikam und beladen war mit bunt verpackten Süßigkeiten. So sah nach den gegenwärtigen Normalitätsmaßstäben normales Verhalten aus, aber trotzdem war es nicht normal normal.

Am Anfang ihrer zweiten Arbeitswoche ging Eleanor zwei Stockwerke nach oben in eine andere Abteilung der Firma, um einem Kollegen ein ungeheuer wichtiges Dokument auszuhändigen, das dieser unverzüglich haben musste, weil sonst die Welt untergegangen wäre. Als sie die Tür öffnete, nahm sie sich vor, die Unordnung und den Schmutz dort lieber nicht zu beachten, weil sie nicht wollte, dass ihr womöglich das Frühstück wieder hochkam. Doch dann sah sie zu ihrer großen Verwunderung etwas – oder besser: jemanden, der ihr Herz einen kleinen Freudensprung machen ließ. Es hüpfte wie eine junge Gazelle, die triumphierend zum ersten Mal über einen Fluss springt.

In der Ecke stand ein Schreibtisch mit einem Stapel Akten, die säuberlich nach Farben geordnet waren, und an diesem Schreibtisch saß ein ziemlich flotter junger Mann in einem Nadelstreifenanzug und mit exakt gescheiteltem Haar. Im Gegensatz zu den nicht ganz stubenreinen Kreaturen um ihn herum hatte er seinen Arbeitsplatz tadellos aufgeräumt: Kugelschreiber und Bleistifte in einem schlichten Sammelbehälter, alle Unterlagen effizient aufgereiht vor sich, während er sie bearbeitete. Weit und breit kein einziges Foto von einem Kind, einem Hund oder einem Promi.

»Dieser junge Mann da«, sagte sie zu dem Mädchen, das an dem Schreibtisch gleich bei der Tür saß und sich gerade einen Bananen-Nuss-Muffin in den Mund stopfte, wobei die Krümel auf ihre Computertastatur rieselten und für immer zwischen den Tasten verschwanden. »Der junge Mann da in der Ecke – wie heißt er?«

»Du meinst Alistair?«, fragte das Mädchen und knabberte nun an der Innenseite der Verpackung, für den Fall, dass dort noch ein bisschen Karamellsauce klebte. »Den langweiligsten Mann im ganzen Universum?«

»Wie heißt er mit Nachnamen?«, erkundigte sich Eleanor hoffnungsfroh.

»Brocket. Grauenhaft, stimmt’s?«

»Nein, perfekt«, sagte Eleanor.

Und so kam es, dass die beiden heirateten. Das war der normale Gang der Dinge, nachdem sie zusammen im Theater waren (dreimal), in einer Eisdiele (zweimal), in einem Tanzlokal (nur einmal, denn es gefiel ihnen dort nicht so gut, zu viel unsympathische Rock-and-Roll-Musik). Und nach einem Tagesausflug zum Luna Park, wo sie Fotos machten und sich sehr nett unterhielten, bis die Sonne unterging und das riesige Clownsgesicht am Eingang durch die Lichter noch bedrohlicher aussah als sowieso schon.

Genau ein Jahr nach ihrem großen Tag konnten Alistair und Eleanor, die nun in einem normalen Haus in Kirribilli in Lower North Shore wohnten, ihr erstes Kind begrüßen, einen Jungen namens Henry. Er kam, nach kurzen Wehen, an einem Montagmorgen auf die Welt, pünktlich um neun Uhr, wog exakt sieben Pfund und lächelte dem Arzt, der ihn entband, höflich zu. Eleanor schrie nicht bei der Geburt, sie stöhnte nicht einmal, ganz anders als die übrigen Mütter, deren vulgär theatralisches Getue jeden Abend den Fernsehempfang störte. Ja, die Geburt war insgesamt eine höchst höfliche Angelegenheit, ordentlich und gesittet, und niemand nahm in irgendeiner Weise Anstoß daran.

Henry passte gut zu seinen Eltern, er war ein sehr braver kleiner Junge, trank aus seinem Fläschchen, wenn man es ihm anbot, aß sein Essen und machte immer ein ganz betroffenes Gesicht, wenn er in die Windel kackte. Sein Wachstum verlief absolut normal, mit zwei Jahren konnte er sprechen, und ein Jahr später kannte er die Buchstaben des Alphabets. Als er vier Jahre alt war, sagte die Erzieherin im Kindergarten zu Alistair und Eleanor, über ihren Sohn gebe es weder Gutes noch Schlechtes zu berichten, er sei in jeder Hinsicht normal, und zur Belohnung kauften ihm die Eltern an diesem Nachmittag auf dem Heimweg ein Eis. Natürlich Vanille.

Das zweite Kind, Melanie, wurde drei Jahre später an einem Dienstag geboren. Genau wie ihr Bruder bereitete auch Melanie weder den Krankenschwestern noch den Erzieherinnen irgendwelche Probleme, und als ihr vierter Geburtstag näher kam und ihre Eltern sich bereits auf die Ankunft eines weiteren Babys freuten, verbrachte Melanie den größten Teil ihrer Zeit mit Lesen, oder sie spielte in ihrem Zimmer mit ihren Puppen. Sie tat nichts, was sie von den anderen Kindern in ihrer Straße in irgendeiner Hinsicht abhob.

Es gab wirklich keinen Zweifel: Die Familie Brocket war so ziemlich die normalste Familie in New South Wales, wenn nicht...

Erscheint lt. Verlag 2.2.2024
Illustrationen Oliver Jeffers
Übersetzer Adelheid Zöfel
Verlagsort Frankfurt am Main
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Abenteuergeschichten • Anderssein • Australien • Behinderung • besonders sein • Deutscher Jugendliteraturpreis • Erdanziehung • Familie • Fantasiegeschichten • Freundschaft und Liebe • Für Leser von Eric-Emmanuel Schmitt • Für Leser von Jorge Bucay • Heißluftballon • Hund • In 80 Tagen um die Welt • John Boyne Bücher • Kinderbücher für Erwachsene • Kinderbücher Liebe Freundschaft Toleranz Vielfalt Diversity • Kinderbuch Toleranz • Kinderbuch zum Thema Diversität • Luchs des Monats • Normalität • Parabel • Phantasiegeschichten • Phantasie und Fantasy • Phileas Fogg • Schwerelosigkeit • Schwerkraft • Sydney • Weltreise
ISBN-10 3-7336-0735-X / 373360735X
ISBN-13 978-3-7336-0735-7 / 9783733607357
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