Vier zauberhafte Schwestern und die uralte Kraft (eBook)
336 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0747-0 (ISBN)
Sheridan Winn lebt in Norwich, England, und arbeitet als freie Autorin für Kinderbücher und als Journalistin für bekannte Magazine und Zeitungen. Sheridan Winn hat zwei erwachsene Kinder und eine Enkelin und ist selbst in einem großen Haus voller geheimnisvoller Schränke und schrulliger Tanten aufgewachsen. Das Haus hieß Littlewood House und hat sie auf die Idee gebracht, diese Serie zu schreiben. Genau wie die Cantrip-Mädchen ist Sheridan Winn eine von vier Schwestern - die alle an die Kraft der Magie glauben.
Sheridan Winn lebt in Norwich, England, und arbeitet als freie Autorin für Kinderbücher und als Journalistin für bekannte Magazine und Zeitungen. Sheridan Winn hat zwei erwachsene Kinder und eine Enkelin und ist selbst in einem großen Haus voller geheimnisvoller Schränke und schrulliger Tanten aufgewachsen. Das Haus hieß Littlewood House und hat sie auf die Idee gebracht, diese Serie zu schreiben. Genau wie die Cantrip-Mädchen ist Sheridan Winn eine von vier Schwestern – die alle an die Kraft der Magie glauben. Franziska Harvey, geboren 1968, studierte Illustration und Kalligraphie und arbeitet als freie Illustratorin für verschiedene Verlage und Agenturen. Sie lebt mit ihrer Familie in Frankfurt am Main.
Der Sturm
Als es um sieben Uhr dunkel wurde, war die Luft kühl und feucht.
An der Drysdale war das akademische Tagewerk beinahe verrichtet. Die Tagesschüler waren nach Hause zurückgekehrt. Die Internatsschüler hatten im Speisesaal zu Abend gegessen und begaben sich nun auf den Weg zu ihren Abendaktivitäten in verschiedenen Bereichen der Schule.
Die Drysdale bot einen imposanten Anblick. Die meisten Gebäude der Privatschule waren zu Beginn des 19. Jahrhunderts errichtet worden und entsprachen dem klassischen Stil jener Zeit. Vier Wohnheime aus rotem Backstein, zwei Unterrichtsgebäude und eine kleine Kapelle gehörten zur ursprünglichen Schule. Im Herzen des Geländes befand sich der große Schulhof, vor dem die Eltern die Kinder morgens absetzten und nachmittags wieder abholten. Inzwischen verfügte die Drysdale über sechs Wohnheime, zusätzliche Unterrichtsgebäude für die Naturwissenschaften und Kunst, große Sportplätze, ein Musikgebäude und ein wundervolles, neues Theater.
Dorthin war Zak unterwegs, als er den Hof überquerte. Er rechnete fast damit, der Elster zu begegnen, entspannte sich aber ein wenig, als ihm bewusst wurde, dass Vögel sich am Abend einen Schlafplatz suchten. Dennoch, es handelte sich um keine gewöhnliche Elster und womöglich ging sie gar nicht schlafen. Auf dem Weg zum Theater blickte er sich nach allen Seiten um.
Nachdem er einmal tief durchgeatmet hatte, zog Zak die Tür des Theaters auf und ging hinein. Ungefähr dreißig Schüler standen auf der großen Bühne verteilt. Zak blickte zu den Scheinwerfern hoch, die über der Bühne hingen, und dann in die vielen hoffnungsvollen Gesichter. Die Oberstufenschüler waren daran zu erkennen, dass sie ihre eigenen Sachen tragen durften. Alle anderen waren in die Schuluniform gekleidet. Die Jungen trugen weiße Hemden, Krawatten, blaue Hosen und Schuhe, die Mädchen weiße Polohemden, marineblaue Pullover und mittellange Schottenröcke.
In der Mitte der Bühne stand Mr Mansfield, der Leiter der Theater-AG, ein schlanker, gutaussehender Mann mit lichtem Haar und einer Nickelbrille. Er hielt ein Exemplar von William Shakespeares Theaterstück Der Sturm in der Hand sowie einen Block und einen Stift.
Zak stieg die Treppe zur Bühne hinauf und ging zu ihm.
»Ah, Zak, endlich«, sagte Mr Mansfield und sah ihn über den Rand seiner Brille hinweg an.
»Entschuldigen Sie, Sir. Ich wurde aufgehalten.«
Mr Mansfields Blick verriet, dass er nichts anderes erwartet hatte. Er sagte: »Wie schön, dass du uns mit deiner Anwesenheit beehrst.«
Leises Gelächter kam auf, als die anderen Schüler den Wortwechsel mitbekamen. Obwohl Zak erst seit kurzem an der Drysdale war, hatte sich sein Ruf als Trödler bereits herumgesprochen. Zak grinste großspurig und sah, dass die Mädchen ihn anlächelten und die Jungen ihn mit einer Mischung aus Bewunderung und Abneigung musterten. Er reckte stolz die Brust heraus.
Dann entdeckte er Marina Cantrip.
Sein Blick kreuzte den ihren – und sein Herz setzte einen Schlag aus.
Im nächsten Augenblick wandte Marina sich ab.
In dem Moment, als Marina Zak in die Augen sah, setzte auch ihr Herz einen Schlag aus. Während sie gegen den Schock ankämpfte, wurde ihr bewusst, dass sie sich einerseits zu dem Jungen mit dem Raubvogelblick hingezogen fühlte, andererseits aber noch immer sehr wütend auf ihn war. Mit fest zusammengepressten Lippen und gerunzelter Stirn blickte sie erneut zu Zak hinüber – der die Brust schon längst nicht mehr stolz herausreckte. Er sah sie immer noch an, seine Lippen verzogen sich zu einem leichten Lächeln. Sie wandte den Blick wieder ab, verärgert über das Gefühl, ertappt worden zu sein.
Mit dem nächsten Atemzug reifte die Erkenntnis in ihr, dass sie mehr als bloß Verärgerung empfand. Wenn sie Zak ansah, verspürte sie ein unheildrohendes Gefühl. Was würde er als Nächstes anstellen? Welche Schrecken würde er noch über ihre Familie bringen? Und dennoch, sie fühlte sich angezogen von seinen dunklen Augen …
Es war das erste Mal in diesem Schuljahr, dass sie Zak aus der Nähe sah. Sie und ihre Schwestern waren ihm aus dem Weg gegangen. Etliche Male waren sie auf die andere Seite des Schulhofs gewechselt, um eine Begegnung zu vermeiden, oder hatten ihn geschnitten, wenn sie an ihm vorbeikamen. Während die meisten anderen Mädchen wild darauf waren, Zak besser kennenzulernen, behielten die Cantrip-Schwestern ihr eisernes Schweigen ihm gegenüber bei. Freunde fragten sich, warum, und einige hatten sie darauf angesprochen, aber die Schwestern hatten ihre Meinung über Zak für sich behalten.
Flames Freund, Quinn McIver, konnte sich nicht erklären, warum sie Zak ignorierten, nachdem sie in den Sommerferien bei verschiedenen Gelegenheiten Tennis mit ihm gespielt hatten. Quinn hatte Marina darauf angesprochen, weil Flame schwieg, was die Angelegenheit betraf. Marina hatte ihm ein liebes Lächeln geschenkt, sich aber keine Antwort entlocken lassen. Daher war Quinn perplex – schließlich ahnte er weder etwas von den Zauberkräften der Cantrip-Schwestern noch von Zaks.
Marina wusste, dass es ihre große Schwester sehr mitnahm, Quinn gegenüber nicht ehrlich sein zu können. Aber über die Magie der Cantrips durfte nicht gesprochen werden, da es sie schwächte. Die Tatsache, dass Zak darüber Bescheid wusste, bereitete den Schwestern große Sorge.
Mr Mansfields Stimme unterbrach Marinas Gedankenfluss. »Ich bitte um eure Aufmerksamkeit«, sagte er laut.
»Also gut, nun, ihr habt euch bei euren Vorsprechen alle gut geschlagen und ich bin sehr beeindruckt«, sagte er. »Ihr seid ein talentierter Haufen – einige von euch sind sogar äußerst talentiert –, das ist nicht zu leugnen, und ich habe sorgfältig darüber nachgedacht, wem ich welche Rolle geben werde. Es wird eine Herausforderung werden, den Sturm bis zum Ende des Trimesters auf die Bühne zu bringen – wir sprechen hier von wenigen Wochen. Ich erwarte von euch allen, dass ihr hart arbeitet und vollen Einsatz zeigt.«
Zustimmendes Gemurmel ertönte. Alle rückten ein wenig näher an den Lehrer heran, die Erwartung stieg spürbar. Auf etlichen Gesichtern machte sich Nervosität breit, während sie auf die Verkündung der Rollenverteilung warteten.
Nach einem Blick in die Runde fuhr Mr Mansfield fort: »Der Sturm ist ein bedeutendes Theaterstück und es wird angenommen, dass es sich um das letzte handelt, das Shakespeare geschrieben hat, zirka 1610/11. Es geht darin um Macht und Kontrolle, Verrat, Rache und Vergebung. Es ist ein Stück über Magie, wiederkehrende Motive darin sind Wasser und die See, Luft, Erde, Klang und Musik. Nun kommen wir also zur Besetzung …«
Alle hielten den Atem an.
»Als Erstes Prospero, unsere Hauptrolle«, sagte Mr Mansfield und spähte über den Rand seiner Brille hinweg. Er drehte sich zu David Harbinson um, einem muskulösen Oberstufenschüler. »David, ich möchte, dass du die Hauptrolle übernimmst. Du wirst Prospero spielen, den Herzog von Mailand und mächtigen Zauberer, der in der Verbannung lebt.«
David strahlte und sagte: »Danke, Sir.« Etliche Mitschüler schlugen ihm auf den Rücken und gratulierten ihm. »Gut gemacht!«
»Und nun die Rolle der Miranda, Prosperos Tochter«, sagte Mr Mansfield. Einige ältere Mädchen reckten die Hälse und lächelten ihn an, aber der Lehrer drehte sich zu Marina Cantrip um. »Marina, mir ist bewusst, dass du die jüngste Schülerin unserer Theatergruppe bist, aber ich möchte gerne, dass du die Miranda spielst.«
Marina schnappte überrascht nach Luft. »Ich?«
»Ja, du«, erwiderte Mr Mansfield. »Miranda ist fünfzehn Jahre alt – so alt bist auch du beinahe.«
Seine Worte lösten verärgertes Geraune aus und einige der Mädchen guckten verstimmt. Mr Mansfield, dem das nicht entgangen war, sagte: »Marina ist ein Naturtalent und ich bin überzeugt, sie wird die Miranda perfekt verkörpern. Ich hoffe, ihr werdet sie alle nach Kräften unterstützen.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Marina mit einem breiten Lächeln.
»Es ist eine große Rolle, und du musst dir in kurzer Zeit eine Menge Text einprägen.«
»Ich werde mein Bestes geben«, versprach Marina.
Mr Mansfield nickte, dann fuhr er mit der Rollenverteilung fort. Drei ältere Jungen würden Alonso, den König von Neapel, der Schiffbruch erlitten hatte, Sebastian, dessen heimtückischen Bruder, und Antonio, Prosperos Bruder, spielen.
»Na schön, kommen wir zu Ariel, dem Luftgeist, der von der bösen Zauberin Sycorax gefangen gehalten wurde und nun Prospero dienen muss«, sagte Mr Mansfield.
Zak wartete mit angehaltenem Atem. Er liebte das Theaterspielen und war gut darin, und dies war die Rolle, die er gern gehabt hätte. Aber Mr Mansfield drehte sich zu Leonie um, einer der Zehntklässlerinnen, und gab ihr die Rolle. Wieder brandete aufgebrachtes Gemurmel auf. Zak wollte protestieren: Aber das ist eine Männerrolle!, doch er war klug genug, den Mund zu halten. Er warf Marina einen mürrischen Blick zu. Sie stand mit dem Rücken zu ihm, aber als sie den Kopf drehte, sah er ihre zufriedene Miene.
Die Spannung, die in der Luft lag, schien inzwischen mit Händen greifbar. Es herrschte Stille, als Mr Mansfield auf seinen Besetzungszettel blickte. Endlich sagte er: »Gut, damit kommen wir zu Caliban.«
Als er diesen Namen hörte, war Zak augenblicklich bei der Sache. Die Rolle des Caliban war eine weitere, die er gern gespielt hätte. Doch Mr Mansfield sah Tom Lowe an, einen dunkelhäutigen...
Erscheint lt. Verlag | 2.5.2024 |
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Reihe/Serie | Vier zauberhafte Schwestern | Vier zauberhafte Schwestern |
Illustrationen | Franziska Harvey |
Übersetzer | Katrin Weingran |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Buch für Mädchen • Cantrip • Cantrip Towers • Erde • Familie • Fantasy • Felslinge • Feuer • Flora • Freundschaft • Freundschaft und Liebe • Kinderbuch • Kräfte • Luft • Magie • marina • Phantasie und Fantasy • Portal • Schule • Sky • Stein • Wasser • ZAK |
ISBN-10 | 3-7336-0747-3 / 3733607473 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0747-0 / 9783733607470 |
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