Kaktus-Serie 2: Kakteen küsst man nicht (eBook)

(Autor)

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2024 | 1., Auflage
192 Seiten
Planet! in der Thienemann-Esslinger Verlag GmbH
978-3-522-65578-1 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Kaktus-Serie 2: Kakteen küsst man nicht - Mina Teichert
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Witzig-turbulente Alltags-Geschichte für Mädchen ab 10 von Spiegel-Besteller-Autorin Mina Teichert! Eigentlich ist Lu ganz gut in ihrem neuen Leben angekommen. Sie spielt die erste Trompete beim Sommerfest und sie glaubt, dass sie in Julian verliebt ist. Lil ist eine supercoole Freundin, mit der sie über alles reden kann, und Tara, nun ja, die ist eben Tara. Aber dann droht sich wieder alles zu verändern, denn Lu bekommt eine Schwester. Und was komisch ist, es dauert keine vier Monate - was bedeutet, Mama hat ihr diese Neuigkeit viel zu lange verschwiegen. Und dann beginnt ein Krieg zwischen Tara und ihr und die Frage kommt auf, wem kann sie eigentlich trauen und wer hat einen Schlag mit 'nem Kaktus verdient? In der Kaktus-Serie bereits erschienen: 'Ich wollt, ich wär ein Kaktus' (Bd. 1) Rezensionen zu 'Ich wollt, ich wär ein Kaktus': '[...] Freundschaft, Eifersucht, erste Liebe. Ein Buch, das vielen Leserinnen aufgrund der Hauptfigur gefallen wird.' KidsBestBooks 'Was für eine witzige und turbulente, actionreiche Geschichte, und intelligent dazu! Das trifft den Nerv der Elf- bis Dreizehnjährigen ganz bestimmt, und das, ohne dass sich Mina Teichert in irgendeiner Weise anbiedert. [...] Einfach schön!' Alliteratus, Astrid von Nahl 'Ein buntes, fröhliches, ehrliches, lautes, lustiges und tolles Buch. Trennung bedeutet nicht immer das Ende, sondern es ist ein Ende mit vielen neuen Anfängen und neuen Wegen. Eine ganz klare Leseempfehlung!' Blog 'birkatpet'

Mina Teichert wurde in dem schneereichen Jahr 1978 in Bremen geboren und lebt mit ihrer kleinen Familie im ländlichen Idyll Niedersachsens. Nachdem sie zunächst als Kind hartnäckig das Ziel verfolgte, Kunstreiterin im Zirkus und Wahrsagerin zu werden, sattelte sie mit vierzehn um und träumte von dort an von der Schriftstellerei. Heute schreibt sie mit Begeisterung Geschichten für Jung und Alt.

Meine blonden Locken versperren mir die Sicht. Konzentriert schiele ich auf den Boden zu meinen Füßen, weil immer wieder Hindernisse auftauchen. Und das, während ich Trompete spiele und im Gleichschritt mit den anderen der Blaskapelle voranschreite. Alles soll im Einklang sein, Ton und Marsch. Gar nicht so einfach, wenn direkt vor einem eine Kutsche mit zwei Haflingerponys fährt, die ständig kacken müssen.

Ich mache einen Ausfallschritt, um nicht direkt in die Pferdeäpfel zu treten, und verreiße meinen Ton. Julian, der direkt neben mir trompetet, tut dasselbe, weil er lachen muss.

Wir sind ein Superteam geworden. Gemeinsam laufen wir regelmäßig zu Höchstformen auf oder verkacken es. Total toll! Unser Lehrer für die dunklen Künste, pardon, für den Musikunterricht ist begeistert, weil er sich nie entscheiden kann, wer von uns sein Lieblingsschüler ist. Und Julian und ich rätseln regelmäßig darüber, wer später näher an unser absolutes Idol Louis Armstrong herankommen wird – den besten Jazz-Trompeter ever!

Wir trompeten uns in Rage. Hinter uns ertönen die Klarinetten und die Trommler. Ich schiele zu Julian, er zwinkert mir zu. Die Leute an der Straße jubeln, Bonbons regnen auf alle nieder. Sie werden von der Kutsche aus geworfen und ich bekomme eines an den Kopf. Verdammt! Die könnten echt besser zielen.

Schon krass, dass ich bereits über ein Jahr hier auf dem Land wohne. Mich sogar richtig eingelebt habe und mich gerade mitten im Highlight des Jahres befinde. Das Sommerfest mit seiner Bläserformation. Nichts kommt an dieses Event heran, haben sie alle gesagt. Als Trompeter des Ensembles bekommt man obendrein viel Anerkennung und so viel Eis, wie man will, habe ich gehört. Ich muss zugeben, dass diese Information maßgeblich dazu beigetragen hat, mich dafür zu entscheiden, überhaupt mitzumachen. Auch wenn Tara meinte, man sei automatisch uncool, wenn man das tut. Man wäre somit kein ernst zu nehmender Musiker mehr, falls man sich dazu herablässt, auf Dorffesten die erste Trompete zu spielen. Aber was weiß sie schon? Wahrscheinlich sagt sie das nur, weil sie ihr Klavier so schlecht vor sich hertragen kann. Sie mag keine Blasinstrumente, hat sie betont, und manchmal fühle ich mich dadurch beinahe beleidigt.

Wir wechseln den Song, spielen nun etwas Modernes. Sias Lied Chandelier und die begeisterten Leute am Straßenrand gehen richtig ab. Was auch abgeht, sind die Haflinger vor uns. Sie rennen plötzlich los, rammen fast den Anhänger eines kleinen Traktors und machen sich auf den Weg nach Hause. Hui!

Ich fand es gleich fraglich, ob man Pferde mit so viel Musik beschallen sollte. Jeder weiß doch, dass sie sehr empfindliche Ohren haben und sogar Flöhe husten hören. Apropos Flöhe. Meine kleine Cousine Ella ist auch da, um sich meinen Auftritt nicht entgehen zu lassen. Ich entdecke sie, wie sie todesmutig Bonbons von der Straße aufsammelt. Ziemlich nahe an Traktoren mit geschmückten Anhängern. Ich stelle immer wieder fest, dass sie keinen guten Selbsterhaltungstrieb hat. Nun entkommt sie nur knapp den stampfenden Füßen der Trommler. Jemand sollte auf Ella aufpassen. Also wo ist Oma Käthe?

Jetzt trete ich doch in Kacke und rutsche aus. Der Ton meiner Trompete entgleitet mir erneut und ich fange mich gerade noch rechtzeitig, um keinen Spagat zu machen.

Mama und Jo in der Menge klatschen begeistert. Sie stehen unweit der Gabelung, an der es zum Festplatz geht. Ich deute eine Verbeugung an, als ob die Turneinlage Absicht war, und Tröte neben Julian weiter. Ich bin ziemlich froh, dass wir endlich ankommen und das letzte Lied spielen.

Dann entdecke ich meine Oma, die Ella einfängt, bevor sie auf die Idee kommt, sich vor einen der geschmückten Traktoren des Umzuges zu werfen.

Kinder, die sind echt lebensmüde.

Wir spielen den Schlussakkord und werden mit lautem Applaus belohnt.

Mama sieht ziemlich stolz aus. Und als die restlichen geschmückten Festwagen anhalten, schließt sie mich in die Arme.

»Hummelchen, das hast du großartig gemacht«, flüstert sie in mein Haar.

»War ich ja nicht allein«, erinnere ich an die anderen Schüler des Gymnasiums und den Haufen Senioren, die das schon seit Ewigkeiten machen.

»Ach, Hummelchen.« Bernadette, meine Mama, wird ganz rührselig und knuddelt mich. Seit einigen Monaten hat sie ständig nahe am Wasser gebaut, was ich mir nicht erklären kann. Alles ist immer so schön, dass man heulen könnte.

»Ach, Mama, nenn mich nicht so.« Warum zum Kaktus müssen sie und Jo sich eigentlich immer ungünstige Spitznamen für mich ausdenken? Ich hatte gehofft, sie akzeptieren, dass ich zu alt für so was bin. Nun hüpft Ella heran, schlingt ihre Arme um meinen Bauch und drückt zu. Gestern hatten wir noch einen Quetschwettbewerb gemacht und sie hatte gewonnen, weil ich das Gleichgewicht verloren habe. Was auch der Grund für meine Verletzung oberhalb der Stirn ist. Eine Wunde, die rot leuchtet.

»Ella, du Plage. Geh mir vom Rockzipfel«, stöhne ich und sie kichert und schaut sich zu meiner Oma um.

Die trägt trotz Hitze ein schwarzes Kleid und ihre neuerdings knalllila Frisur türmt sich auf dem Kopf. Gut, dass ich mich an ihre Schrägheit gewöhnt habe. Im Gegensatz zu manch anderem, der einen Bogen um sie macht. Wie Tara zum Beispiel, die sich vorgestern nicht mal mit dem Fahrrad auf den Hof gewagt hat, während Oma mit einem ziemlich großen Messer Gurken und Salat erntete.

»Guck mal, was ich alles hab«, zeigt mir Ella ihre gesammelten Süßigkeiten. Dafür, dass sie mit ihren sechs Jahren darauf besteht, schon groß zu sein, sind ihr kindische Sachen ziemlich wichtig.

»Super, da kannst du mir ja die Hälfte abgeben.« Ich reiche Mama meine Trompete und schaue mich um. Überall blinken die Lichter von Buden und Fahrgeschäften, und ehe ich michs versehe, muss ich mit Ella ins Kinderkarussell. Was tut man nicht alles, um die Kleinen froh zu machen?

Irgendwann sondere ich mich nach einer Tüte Pommes und einer halben Bratwurst, die ich verputze, von meiner Familie ab, um Julian zu suchen. Wir sind beim Kraken verabredet. Und in meinem Bauch summen jetzt schon Hunderte Bienen, weil ich fest daran glaube, dass es heute passieren wird. Unser erster Kuss.

Neulich wäre es schon fast so weit gewesen. Wir hockten auf einer der frisch gemähten Wiesen in der Sommersonne und picknickten mit Nudelsalat und Cola. Und da gab es einen Moment, in dem ich mich in seinen Arm drehte. Julian hat mich total lange angesehen, hielt sogar die Luft an. Vielleicht bewunderte er, wie hübsch ich an dem Tag war. Meine Locken waren zuvor von Lil zu einer Flechtfrisur verarbeitet worden. Nur wenige Strähnen, die wir herausgezupft hatten, umrahmten mein Gesicht und glänzten in der Sonne. Doch dann, während Julian mir immer näher kam, tuckerte der Traktor mit Jo drauf heran. Gaaanz tolles Timing!

Ich hoffe, heute funkt mir niemand dazwischen. Irgendwann bleibe ich stehen, um mich umzuschauen, und werde beinahe umgerannt. Vor mir erblicke ich das große Festzelt, in dem morgen ein Discoabend stattfinden soll. Links und rechts aufgereiht sind Pommesbuden, ein Dönerstand, es gibt Zuckerwatte und Eis. Laute Musik dringt durch die Gänge, der Kraken ist nicht weit, ich kann seine Tentakel schon durch die Luft sausen sehen. Trotzdem entscheide ich, mir erst mal ein wohlverdientes Eis zu holen.

»Das macht zwei Euro«, meint die Verkäuferin überraschend, und ich muss mich doch sehr wundern. Hieß es nicht, als Mitglied des Festzugs bekommt man so viel Eis, wie man will und das umsonst? Und dazu eine gute Portion Anerkennung? Nur kurz deute ich auf mein Dress. Die dreifarbige Jacke mit den tausend Knöpfen – ich trage sie trotz Knopfallergie – und dazu das schicke Faltenröckchen. Nicht zu vergessen die Kniestrümpfe, nicht gerade neueste Mode, würde Tara sagen.

»Ich bin vom Bläserensemble und habe gerade eine Meisterleistung vollbracht«, versuche ich zu erklären. »Das ist doch was wert, nicht wahr?«

Die Augenbrauen der Frau schieben sich zusammen. »Und ich bin hochbegabt und schreibe gerade an meiner Masterarbeit zum Thema Gewinnoptimierung.« Sie lässt ihre Finger ungeduldig wackeln.

»Aber ich dachte, hier bekomme ich Eis umsonst?« Ich runzle die Stirn und frage mich, ob ich da was falsch verstanden habe.

»Umsonst ist nichts im Leben, nicht mal der Tod«, haut die Eisverkäuferin einfach raus und ich schlucke. »Der kostet nämlich das Leben.«

»Danke für die Information. Also kein Eis geschenkt«, stelle ich fest. Wenn ich mich recht erinnere, kam diese Info von Tara und vermutlich hätte mich ihr seltsames Lächeln warnen sollen.

Ich krame in meiner Jackentasche, zahle mein Eis und schlendere durch die Menge.

Der Kraken dreht sich wie verrückt und ich kann niemanden auf den ersten Blick finden. Irgendwie fühle ich mich ganz schön allein gelassen und beiße in mein Eis. Kurz friert mein Hirn ein und ich entdecke meine Freundin Lil im Verkaufswagen vom Weißen Drachen. Sie winkt wie wild und mein Herz macht einen erfreuten Satz. Endlich jemand, den ich kenne.

»Na, wie lief es?«, fragt sie mich, während...

Erscheint lt. Verlag 27.1.2024
Reihe/Serie Kaktus-Serie
Kaktus-Serie
Illustrationen Stephanie Reis
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Kinderbücher bis 11 Jahre
Schlagworte Alltag • Bauernhof • Chaos • Eifersucht • Familie • Frech • Freundinnen • Freundschaft • Glück • Glücklich • Herz • Humor • Kaktus • kurzweilig • Lästern • Liebe • lustig • Mobbing • Mut • Oma • Probleme • Pubertät • selbstbewusst • Streit • Teenager • Tiere • Trompete • Witz • witzig
ISBN-10 3-522-65578-8 / 3522655788
ISBN-13 978-3-522-65578-1 / 9783522655781
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