Die Glücksbäckerei - Das magische Rezeptbuch (eBook)
352 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0751-7 (ISBN)
Kathryn Littlewood ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Comedian, lebt in New York, USA, arbeitet oft in Los Angeles - und hat eine ebenso große Schwäche für Pain au chocolat wie für Kinderbücher. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin, aber eine fürchterliche Bäckerin, und gibt zu, dass ihr noch nie ein Kuchen geglückt ist. Essen tut sie ihn dennoch für ihr Leben gern!
Kathryn Littlewood ist Schriftstellerin, Schauspielerin und Comedian, lebt in New York, USA, arbeitet oft in Los Angeles – und hat eine ebenso große Schwäche für Pain au chocolat wie für Kinderbücher. Sie ist eine leidenschaftliche Köchin, aber eine fürchterliche Bäckerin, und gibt zu, dass ihr noch nie ein Kuchen geglückt ist. Essen tut sie ihn dennoch für ihr Leben gern! Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg. Eva Riekert ist nach längerer Verlagstätigkeit als freischaffende Übersetzerin und Lektorin, vor allem in den Bereichen Kinder- und Jugendliteratur und Junge Erwachsene, tätig. Sie lebt in der Nähe von Husum. Für ihre Übersetzung von »Als die Welt uns gehörte« von Liz Kessler wurde sie mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2023 (Jugendjury) ausgezeichnet.
Kapitel 1
Calamity Falls
Zwei Jahre vergingen, in denen Rose ganz schön viele größere und kleinere Katastrophen in Calamity Falls miterlebte – und beobachten konnte, wie ihre Eltern sie alle stillschweigend behoben.
Als Mr Rook anfing, in den Gärten von Nachbarn zu schlafwandeln, machte ihm Polly einen Schwung Tiefschlaf-Snickerdoodles. Dazu hatte sie eine ihrer riesigen Rührschüsseln mit Mehl, braunem Zucker, Eiern, Zimt und dem Gähnen eines Wiesels gefüllt, das Albert mühevoll eingefangen hatte. Mr Rook aß die Plätzchen und schlafwandelte nie wieder.
Als der dicke Mr Wadsworth in einem Brunnenschacht stecken blieb und die Feuerwehr ihn nicht herausziehen konnte, fing Albert den Schweif einer Wolke in einem der bläulichen Einmachgläser ein, und Polly backte daraus Weiße Wolkenmakronen.
»Ich glaube zwar kaum, dass in dieser Situation süßes Gebäck angebracht ist, Mrs Glyck!«, rief Mr Wadsworth, als sie eine Schachtel der Plätzchen hinunterließen, »aber die Dinger sind ja so lecker!« Er verschlang zwei Dutzend davon. Danach war es für ihn kein Problem mehr, aus dem Brunnen zu klettern – er schwebte praktisch empor.
Und als Mrs Rizzle, die ältliche Opernsängerin, plötzlich zu heiser war, um die Generalprobe zu dem Musical Oklahoma! im Theater von Calamity Falls durchzustehen, machte Polly Singsang-Ingwer-Cookies. Dazu musste Rose auf dem Markt Ingwerknollen holen, und Albert musste das Lied einer Nachtigall einfangen – natürlich nachts.
In Deutschland.
Albert hatte gewöhnlich nichts gegen solche gewagten Abenteuer einzuwenden – abgesehen von dem einen Mal, als ein Bienenstich benötigt wurde … Gewöhnlich brachte er jedes Mal noch zusätzliche Dinge mit, und diese Zutaten wurden sorgfältig etikettiert, in den bläulichen Einmachgläsern verstaut und in einer geheimen Kammer in der Glücksbäckerei versteckt. Hier würde sie niemals jemand finden – es sei denn, derjenige wusste genau, wonach er suchen musste.
Rose hatte die Aufgabe, die weniger gefährlichen Zutaten zu holen – Eier, Mehl, Milch, Nüsse. Die einzigen Notfälle, für die Rose zuständig war, wurden von ihrer kleinen dreijährigen Schwester verursacht.
Am Morgen des dreizehnten Juli erwachte Rose von dem Scheppern der Metallschüsseln, die auf dem gefliesten Küchenboden landeten. Das Getöse hallte so heftig durchs Haus, dass sich einem normalen Menschen die Nackenhaare gesträubt hätten. Rose verdrehte nur die Augen.
»Rose!«, rief ihre Mutter. »Kannst du nach unten in die Küche kommen?«
Rose schleppte sich aus dem Bett und stolperte noch im Nachthemd die Holztreppe hinunter.
Die Küche der Familie Glyck war zufällig gleichzeitig auch die Backstube der Glücksbäckerei, die Roses Eltern in dem sonnigen Vorderzimmer betrieben, das auf eine belebte Straße von Calamity Falls hinausging. Wo bei anderen Familien ein Sofa und der Fernseher standen, hatte Familie Glyck eine Ladentheke für all die Backwaren mit einer Kasse darauf – sowie einige Bistrotische und -stühle für die Kundschaft.
Polly Glyck stand in der Küche mitten in einem Chaos aus umgekippten Rührschüsseln, kleinen Mehlhügeln, einem umgefallenen Sack Zucker und den leuchtend gelben Dottern von zwölf aufgeschlagenen Eiern. Weißes Kuchenmehl wirbelte durch die Luft wie ein Schneegestöber.
Roses kleine Schwester Nella Glyck saß mitten auf dem Fußboden, ihre Polaroidkamera um den Hals, die Wangen mit rohem Ei beschmiert. Sie grinste vergnügt und machte ein Foto von dem Durcheinander.
»Pimpinella Glyck«, sagte Polly zu der Kleinen. »Du kommst durch die Küche gerannt und schmeißt einfach alle Zutaten für die Mohnmuffins um, die ich backen wollte. Du weißt doch, dass die Leute auf unsere Mohnmuffins warten. Und jetzt bekommen sie keine.«
Nella verzog kurz verlegen das Gesicht, dann grinste sie breit und rannte aus der Küche. Sie war noch zu klein, um sich länger als eine Minute wegen irgendetwas zu schämen.
Polly rang die Hände und lachte. »Sie hat Glück, dass sie so niedlich ist.«
Rose blickte sich bestürzt in dem Durcheinander um. »Soll ich beim Aufwischen helfen?«
»Nein, dabei soll mir dein Vater helfen. Aber«, sagte sie vorsichtig und reichte Rose eine Liste, die sie auf die Rückseite eines Umschlags gekritzelt hatte, »du könntest in die Stadt fahren und diese Zutaten besorgen.« Sie warf noch mal einen Blick auf die Schweinerei auf dem Boden. »Es ist ziemlich dringend.«
»Klar, Mom«, sagte Rose und fügte sich seufzend in ihr Schicksal, mal wieder den Laufburschen für die Familie spielen zu müssen.
»Ach!«, rief Polly. »Das hätte ich fast vergessen.« Sie nestelte die Silberkette von ihrem Hals und reichte sie Rose. An der Kette baumelte etwas, das Rose immer für einen gewöhnlichen Anhänger gehalten hatte. Bei genauerem Hinsehen war es jedoch ein silberner Schlüssel in Form eines winzigen Schneebesens oder Quirls.
»Geh zum Schlüsseldienst und lass einen Nachschlüssel davon machen. Wir werden ihn brauchen. Das ist sehr, sehr wichtig, Rosmarin.«
Rose untersuchte den Schlüssel. Er war wunderschön und feingliedrig – wie eine Spinne, die die Beine aneinandergelegt hatte. Rose wusste, dass ihre Mutter den Schlüssel ständig trug wie einen Talisman, hatte jedoch immer angenommen, dass dieser Anhänger einfach nur eines der außergewöhnlichen Schmuckstücke war, die ihre Mutter liebte, wie zum Beispiel die Schmetterlingsbrosche mit einer Flügelspanne von fünfzehn Zentimetern oder die Anstecknadel, die wie ein Hut aussah.
»Und wenn du fertig bist, kannst du dir bei Stetson einen Donut holen. Wenn ich auch nicht verstehe, was du an den Dingern findest. Sie taugen nichts.«
Im Grunde verabscheute Rose Stetsons Donuts. Sie waren zu trocken und zu krümelig und schmeckten ein bisschen nach Hustensaft – aber was konnte man schon erwarten von Donuts, die es in einem Laden mit dem Namen Stetsons Donuts und Automobilwerkstatt gab? Und dennoch – ein Besuch dort bedeutete, fünfundsiebzig Cent in die ausgestreckte Hand von Devin Stetson drücken zu dürfen.
Devin Stetson, der wie sie zwölf Jahre alt war, wenn er auch viel älter wirkte, der bei den Tenören des Gemeindechores in Calamity Falls sang, der sandfarbene Haare hatte, die ihm in die Augen fielen, und der einen gerissenen Keilriemen reparieren konnte.
Jedes Mal, wenn er auf dem Schulkorridor an ihr vorbeikam, suchte sie einen Grund, um auf ihre Schuhe zu starren. Um die Wahrheit zu sagen, das Einzige, das sie im richtigen Leben jemals zu ihm gesagt hatte, war: Danke für den Donut. Aber in ihrer Phantasie waren sie schon auf seinem Moped am Fluss entlanggebraust, hatten mitten auf einer Wiese gepicknickt, sich gegenseitig Gedichte vorgelesen, sich vom langen Gras die Gesichter kitzeln lassen, und sie hatten sich im Herbst unter einer Straßenlaterne geküsst. Vielleicht konnte sie ja heute eines der Dinge, die sie im richtigen Leben mit Devin Stetson unbedingt machen wollte, auf ihrer Liste abhaken. Oder auch nicht. Was sollte er schließlich mit einer Bäckerin?
Rose machte kehrt, um zum Anziehen hinaufzugehen.
»Ach, und noch was!«, rief Polly schon wieder hinter ihr her. »Nimm deinen kleinen Bruder mit.«
Rose blickte an dem Chaos auf dem Küchenboden vorbei durch die Hintertür in den Garten, wo ihr jüngerer Bruder, Basil Glyck, wie wild auf dem riesigen Trampolin herumhüpfte und dabei vor Begeisterung laute Schreie ausstieß. Er war noch im Schlafanzug.
Rose stöhnte. Die Einkäufe vorne im Korb ihres Fahrrads zu befördern war schwer genug, aber Basil von Laden zu Laden zu schleppen machte die ganze Unternehmung noch zehnmal schwieriger.
1. Borzinis Nussladen: 1 Pfund Mohnsamen
Rose und Basil lehnten ihre Fahrräder an die Stuckfassade von Borzinis Nussladen und traten ein. Borzinis Nussladen war nicht zu übersehen. Es war der einzige Laden in Calamity Falls, der wie eine Erdnuss aussah.
Basil marschierte schnurstracks zu einer Tonne mit Mr Borzinis feinsten importierten äthiopischen Macadamianüssen, schob die Arme hinein und warf Dutzende von Nüssen in die Luft. Rose starrte ihren Bruder böse an, der wie ein aufgeregter Jongleur umhersprang und versuchte, die Nüsse mit dem Mund aufzufangen, ehe sie dann doch auf den Boden fielen.
Mit seinen neun Jahren sah Basil bereits aus, als würde er auf die Bühne eines Comedyclubs gehören. Ein lockiger Wust rotblonder Haare stand wild um seinen Kopf, und seine rundlichen, sommersprossigen Wangen nahmen fast das ganze Gesicht ein. Seine rötlichen Brauen über den Augen gaben ihm den Anschein, als sei er ständig in Aufregung.
»Basil, warum machst du das?«, fragte Rose.
»Ich hab gesehen, wie Tymo das mal mit Popcorn gemacht hat. Er hat fast alle Pops mit dem Mund aufgefangen.«
Tymo war ihr großer Bruder, der Älteste der Glyck-Kinder, und er hatte ein Gesicht, bei dessen Anblick alle dahinschmolzen. Sein welliges Haar war rot und seine durchdringenden Augen grau wie die eines sibirischen Huskys. Er war fünfzehn und betrieb jede nur mögliche Sportart, und wenn er auch nicht überall der Größte war, so war er doch immer der Bestaussehende. Er war ganz genau der Junge, der eine Handvoll Popcorn in die Luft warf und mit dem Mund auffing, ohne dass auch nur ein Krümel danebenging. Das Einzige, was...
Erscheint lt. Verlag | 2.5.2024 |
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Reihe/Serie | Glücksbäckerei | Glücksbäckerei |
Illustrationen | Eva Schöffmann-Davidov |
Übersetzer | Eva Riekert |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Backbuch • Bestseller-Serie • Familie • Fantasy für Kinder • Freundschaft • für 10 jährige • Geheimnis • Kinderbuch ab 10 • Kinderbuchreihe • Kinderbuchserie • Kuchen • Lieblingsbuch für Mädchen • Mädchengeschichten • Magie • Magische Geschichten • Magische Kräfte • Magischer Realismus • Muffins • Plätzchen • Plätzchen-Tag • tanya stewner bücher • Torte • Weihnachtsgeschenke für Kinder • Weihnachtsgeschenk für Mädchen • Zauberei • Zaubergeschichten |
ISBN-10 | 3-7336-0751-1 / 3733607511 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0751-7 / 9783733607517 |
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