Prinz Oak bezahlt bitter für seinen Betrug. Gefangen im eisigen Norden und an den Willen einer ungeheuerlichen neuen Königin gebunden, muss er sich ganz auf seinen Charme und sein Kalkül verlassen, um zu überleben. Währenddessen setzen Hochkönig Cardan und Hochkönigin Jude alles daran, den gefangenen Prinzen zurückzuholen. Und Oak selbst sieht sich mit einer schwierigen Entscheidung konfrontiert: Soll er versuchen, das Vertrauen des Mädchens zurückzugewinnen, das er schon immer geliebt hat? Oder soll er Elfenheim gegenüber loyal bleiben und verraten, wie ihre Regentschaft beendet werden kann? Selbst wenn es Suren das Leben kosten könnte ...
Als ein neuer Krieg heraufzieht und Verrat von allen Seiten droht, reichen Oaks strategisches Geschick und seine Intelligenz nicht aus, um alle, die ihm etwas bedeuten, vor dem Tod zu bewahren. Es bleibt nur die Frage, wen er dem Untergang weihen wird ...
Die mit Spannung erwartete Fortsetzung der »Elfenerbe«-Reihe von #1-New-York-Times-Bestsellerautorin Holly Black!
Alle Bände der »Elfenerbe«-Reihe:
Elfenerbe - Der gestohlene Thron (Band 1)
Elfenerbe - Der gefangene Prinz (Band 2)
Holly Black ist eine Nr.-1-New-York-Times-Bestsellerautorin von Fantasy-Büchern, darunter die Romane über Elfenheim, »Coldtown«, »Die Spiderwick Geheimnisse«, ihr Debüt für Erwachsene, »Book of Night«, sowie ein Artuslegende-Bilderbuch namens »Sir Morien«.?Sie stand auf der Shortlist für den »Eisner Award« und den »Lodestar Award« und wurde mit dem »Mythopoeic Award«, einem »Nebula« und einem »Newbery Honor« ausgezeichnet. Ihre Bücher wurden weltweit in 32 Sprachen übersetzt und verfilmt. Derzeit lebt sie mit ihrem Mann und ihrem Sohn in Neuengland in einem Haus mit einer geheimen Bibliothek. Mehr über die Autorin online unter blackholly.com.
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Die Kälte im Verlies nagt an Oaks Knochen und der Eisengestank kratzt im Hals. Das Zaumzeug drückt gegen seine Wangen und erinnert ihn daran, dass er an einen Gehorsam gefesselt ist, der ihn fester ankettet als alle Riegel und Schlösser. Doch am meisten setzt ihm das Grauen vor dem, was als Nächstes passieren wird, zu – ein so unermessliches Grauen, dass er sich wünscht, es würde endlich geschehen, damit er sich nicht mehr davor fürchten muss.
Am Morgen, nachdem er in seine Zelle im steinernen Verlies unterhalb der Eisnadelzitadelle am ehemaligen Hof der Zähne gesperrt worden war, brachte ein Diener eine mit Kaninchenfell gesäumte Decke. Oak wusste nicht, wie er diese Freundlichkeit deuten sollte. Und selbst wenn er die Decke eng um seinen Körper schlingt, ist ihm selten warm.
Zweimal täglich bekommt er etwas zu essen. Auf dem Wasser liegt oft Raureif. Die Suppe ist heiß genug, dass ihm eine knappe Stunde lang halbwegs warm ist. Während sich die Tage hinziehen, befürchtet er nicht mehr, dass seine Folter aufgeschoben wird, wie man sich einen besonders köstlichen Bissen auf dem Teller bis zuletzt aufspart, sondern dass er schlicht und einfach in Vergessenheit geraten ist.
Einmal glaubte er, Wrens Schatten erkannt zu haben, als sie ihn mit einem gewissen Abstand beobachtete. Er rief ihren Namen, bekam jedoch keine Antwort. Vielleicht war sie gar nicht da gewesen. Das Eisen brachte seine Gedanken durcheinander, und vielleicht sah er nur, was er in seiner Verzweiflung sehen wollte.
Seit sie ihn ins Verlies sperren ließ, hat sie nicht mit ihm gesprochen. Nicht einmal, um das Zaumzeug zu nutzen und ihn herumzukommandieren. Nicht einmal, um ihn mit Häme zu überschütten.
Hin und wieder schreit er in der Dunkelheit, einfach, um sich daran zu erinnern, dass er es kann.
Das Verlies ist dafür gebaut, Schreie zu verschlucken. Niemand kommt.
Heute brüllt er sich heiser und sinkt anschließend an der Wand hinunter. Er wünschte, er könnte sich selbst eine Geschichte erzählen, doch er kann sich nicht einreden, er sei ein mutiger Prinz, der einen Rückschlag auf seiner waghalsigen Mission erlitten habe. Noch nicht einmal, er sei jener stürmische Liebhaber, der unter einem schlechten Stern steht, als der er sich in der Vergangenheit so oft ausgegeben hat. Er sieht sich nicht einmal mehr als den treuen Bruder und Sohn, den er beim Aufbruch aus Elfenheim verkörpern wollte.
Was auch immer er sein mag, ein Held ist er jedenfalls nicht.
Als ein Wachtposten durch den Gang stapft, reißt es Oak auf die Hufe. Ein Falke. Straun. Der Prinz hat eben schon gehört, wie er sich am Tor beklagt hat, ohne dass ihm bewusst war, wie weit seine Stimme trägt. Straun ist ehrgeizig, gelangweilt vom öden Wachdienst und begierig, sich vor der neuen Königin zu beweisen.
Vor Wren, von deren Schönheit Straun in den höchsten Tönen schwärmt.
Oak hasst Straun.
»Du da«, sagt der Falke im Näherkommen. »Schweig, bevor ich dich zum Schweigen bringe.«
Ah, denkt Oak. Vor lauter Langeweile wünscht er sich, dass irgendetwas passiert.
»Ich bemühe mich nur um eine authentische Atmosphäre in diesem Verlies«, erwidert Oak. »Was ist ein Ort wie dieser ohne das Geschrei der Gefolterten?«
»Du Sohn des Verräters bildest dir wer weiß was ein, dabei hast du keine Ahnung von Folter«, sagt Straun und tritt mit dem Stiefelabsatz gegen die Gitterstäbe, bis sie klirren. »Aber bald. Bald wirst du wissen, wie das ist. Spar dir lieber dein Geschrei.«
Sohn des Verräters. Interessant. Also ist er nicht nur gelangweilt, sondern kann noch dazu Madoc nicht leiden.
Oak geht so nah an die Gitterstäbe heran, dass er die Hitze des Eisens spürt. »Will Wren mich also bestrafen?«
»Unsere Königin hat Wichtigeres zu tun«, schnaubt Straun. »Sie ist in den Steinwald gegangen, um die Trollkönige aufzuwecken.«
Verblüfft starrt Oak ihn an.
Der Falke grinst. »Aber mach dir keine Sorgen. Die Sturmvettel ist hiergeblieben. Vielleicht lässt sie dich ja holen. Ihre Bestrafungen sind legendär.« Mit diesen Worten geht er zum Tor zurück.
Wütend und verzweifelt sackt Oak auf dem kalten Boden zusammen.
Du musst ausbrechen. Der Gedanke trifft ihn mit voller Kraft. Du musst eine Möglichkeit finden.
Einfach ist das nicht. Die Eisenstäbe verbrennen ihn. Das Schloss ist nicht leicht zu knacken, einmal hat er es mit einer Gabel versucht. Erreicht hat er nur, dass eine Zacke abgebrochen ist und sein Essen fortan mit einem Löffel geliefert wurde.
Es ist also nicht leicht, zu flüchten. Außerdem besucht Wren ihn ja vielleicht doch noch, trotz allem.
Als Oak auf dem Steinboden seiner Zelle aufwacht, schwirrt ihm der Kopf und sein Atem dampft in der kalten Luft. Er blinzelt verwirrt, noch halb im Traum. Da er von so viel Eisen umgeben ist, schläft er nur selten so tief, aber heute Nacht ist er nicht davon aufgewacht.
Eine riesige hoch aufsteigende Woge der Magie überschwemmt die Zitadelle von Süden her und geht mit einer unmissverständlichen Macht nieder. Anschließend bebt die Erde, als würde etwas Gewaltiges auf ihr verschoben.
In dem Moment fällt Oak ein, dass der Steinwald südlich der Zitadelle liegt. Das Beben rührt nicht daher, dass etwas über der Erde bewegt wird, sondern dass etwas ausgeworfen wird. Wren hat es geschafft. Sie hat die Trollkönige aus ihrem unterirdischen Gefängnis erlöst.
Damit hat sie einen uralten Fluch aufgelöst, der so alt war, dass er in Oaks Augen mit dem Weltgefüge verwoben ist, unerbittlich wie Meer und Himmel.
Er kann förmlich hören, wie die Felsen bersten, die sie gefangen gehalten haben. Wie sich die Risse spinnwebenförmig von beiden Felsen gleichzeitig in zwei Richtungen ausbreiten. Magische Kraft fließt in Wellen von diesen Zwillingszentren – so intensiv, dass die Bäume in ihrer Nähe zersplittern und ihre mit Raureif überzogenen blauen Früchte im Schnee verstreut werden.
Auch die beiden uralten Trollkönige sieht Oak vor sich, wie sie aus der Erde emporsteigen und sich zum ersten Mal seit Jahrhunderten recken und strecken. Riesengroße Gestalten, die alles abschütteln, das in ihrem Schlaf auf ihnen gewachsen ist. Erde und Gras, kleine Bäume und Steine regnen von ihren Schultern.
Wren hat es geschafft.
Und da das eigentlich unmöglich sein sollte, kann der Prinz sich nicht vorstellen, was sie als Nächstes tun könnte.
Und da er wahrscheinlich nicht wieder einschlafen kann, praktiziert Oak die Übungen, die Geist ihm vor langer Zeit beigebracht hat, damit er weiterüben konnte, wenn er in der Welt der Sterblichen feststeckte.
Stell dir vor, du hättest eine Waffe. Das war in Vivis zweiter Wohnung gewesen, auf ihrem kleinen Balkon. Drinnen machten Vivi und Taryn großes Tamtam um Leander, der gerade anfing zu krabbeln. Geist hatte sich nach Oaks Training erkundigt und seine Ausreden nicht gelten lassen, er sei doch erst elf, müsse zur Schule gehen und könne nicht einfach ein Langschwert auf dem Rasen schwingen, den sie sich mit ihren Nachbarn teilten, die das beunruhigen könnte.
Ach, echt jetzt!, hatte Oak lachend gesagt, weil er glaubte, der Spion mache nur Quatsch.
Aber Geist zauberte aus dem Nichts die Illusion eines Schwertes hervor, dessen Heft mit Efeu verziert war. Es war so überzeugend, dass Oak genau hinsehen musste, um festzustellen, dass es nicht echt war. Du bist an der Reihe, Prinz.
Es hatte Oak sogar gefallen, sein eigenes Schwert zu gestalten. Es war groß und schwarz mit einem leuchtend roten, mit Dämonenfratzen übersäten Griff. Es sah aus wie das Schwert eines Kämpfers in einem Anime, das er gesehen hatte, und er fühlte sich cool damit, es in Händen zu halten.
Geist hatte angesichts von Oaks Schwert gelächelt, aber gelacht hatte er nicht. Anschließend hatte er eine Übungsserie hingelegt und Oak aufgefordert, es ihm nachzutun. Er hatte den Prinzen gebeten, ihn nicht länger mit seinem Decknamen als Spion anzureden, sondern mit Garrett, weil sie nun Freunde waren.
Das kannst du immer machen, hatte Geist – Garrett – zu ihm gesagt. Wenn du sonst nichts hast.
Nichts, womit er trainieren konnte, hatte er vermutlich gemeint. Obwohl Oak jetzt gerade tatsächlich sonst nichts hatte.
Das Training wärmt ihn halbwegs, bis er sich nicht mehr ganz so unwohl fühlt, als er die Decke um seine Schultern schlingt.
Seit drei Wochen wird der Prinz der Strichliste zufolge, die er in den Staub unter der einsamen Bank gezogen hat, hier gefangen gehalten. Lange genug, um über jeden Fehler ins Grübeln zu kommen, den er auf seiner unglückseligen Mission begangen hat. Lange genug, um endlos zu überdenken, was er im Sumpf hätte anders machen sollen, nachdem die Distelhexe ihn mit ihrer rauen Stimme angesprochen hatte: Wusstest du denn nicht, Prinz der Füchse, was du schon hattest? Was für eine süße Narretei, Melliths Herz zu suchen, wenn es doch neben dir herläuft.
Bei der Erinnerung steht Oak auf, tigert durch die Zelle und lässt seine Hufe rastlos über den schwarzen Steinboden klappern. Er hätte ihr die Wahrheit sagen müssen. Er hätte es ihr sagen und mit den Folgen leben sollen.
Stattdessen hatte er sich eingeredet, er würde sie schützen, indem er das Geheimnis ihrer Herkunft für sich behielt – aber stimmte das wirklich? Oder war es nicht vielmehr so, dass er sie manipuliert hatte, so wie er sein Leben lang alle manipuliert hatte? Dass er genau darin besonders gut war – in...
Erscheint lt. Verlag | 26.6.2024 |
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Reihe/Serie | Die ELFENERBE-Reihe |
Übersetzer | Anne Brauner |
Zusatzinfo | Mit Farbschnitt |
Sprache | deutsch |
Original-Titel | A Novel of Elfhame: The Prisoner's Throne (Oak Duology #2) |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | 2024 • ab 14 • Booktok • court of the sun • Das Reich der sieben Höfe • Die rote Königin • eBooks • Elfenfantasy • Elfenkönig • elfenkrone • Elfhame • enemies to lovers • Fantasy • fantasybooktok • Grisha • High Fantasy • Jugendbuch • Leigh Bardugo • lexi ryan • Magisterium • mit Farbschnitt • Neuerscheinung • Nr. 1 Bestseller • Nr. 1 New York Times Bestseller • Prinz der Elfen • Romantasy • Sarah J. Maas • Shadow and Bone • slowburn • slowburnromance • spiegel bestseller • The Cruel Prince • The Folk of the Air • the prisoner's throne deutsch • The Stolen Heir • tiktok made me buy it • Victoria Aveyard • Young Adult |
ISBN-10 | 3-641-30342-7 / 3641303427 |
ISBN-13 | 978-3-641-30342-6 / 9783641303426 |
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