Liliane Susewind - So springt man nicht mit Pferden um (eBook)
240 Seiten
Fischer Sauerländer Verlag
978-3-7336-0775-3 (ISBN)
Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein.
Tanya Stewner wurde 1974 im Bergischen Land geboren und begann bereits mit zehn Jahren, Geschichten zu schreiben. Sie studierte Literaturübersetzen, Englisch und Literaturwissenschaften in Düsseldorf, Wuppertal und London und widmet sich inzwischen ganz der Schriftstellerei. Ihre Trilogie über die Elfe »Hummelbi« hat unzählige Fans, und ihre Kinderbuchserie »Liliane Susewind« ist ein Welterfolg, der fürs Kino verfilmt wurde. Die Autorin lebt mit ihrer Familie am Rhein. Eva Schöffmann-Davidov, Jahrgang 1973, ist eine der renommiertesten Kinder- und Jugendbuchillustratorinnen Deutschlands. Nach ihrem Studium an der Fachhochschule für Gestaltung in Augsburg machte sie sich in der Kinder- und Jugendliteratur schnell einen Namen und gewann im Lauf ihrer Karriere zahlreiche Preise für ihre Gestaltungen. Als Fachhochschuldozentin gab sie ihr Wissen und ihre Erfahrung auch an junge Künstler*innen weiter. Heute illustriert sie Kinderbuchserien und Jugendbücher unter anderem von Bestsellerautor*innen wie Kerstin Gier oder Tanya Stewner. Die Illustratorin lebt mit ihrer Familie in Augsburg.
Schulanfang
Lilli stand vor dem Spiegel und versuchte, ihre widerspenstigen rostroten Locken glattzukämmen. An diesem Morgen erinnerte ihr Haar wieder einmal an einen wild gewordenen Wischmopp. Und das, obwohl heute nach sechs Wochen Sommerferien die Schule wieder anfing und Lilli zur Abwechslung gern einmal hübsch ausgesehen hätte.
»Wohin gehen wir denn?«, bellte Lillis kleiner weißer Hund Bonsai und wedelte erwartungsvoll mit dem Schwanz.
Lilli zupfte an einer besonders aufmüpfigen Strähne herum. »Ich gehe in die Schule«, erwiderte sie.
»Ohne mich?« Bonsai ließ die zotteligen Ohren hängen.
»Ja, tut mir leid.« Lilli blickte ihren Hund, der seit mehr als drei Jahren ihr treuer Begleiter war, entschuldigend an. Dass sie ihn verstehen konnte, war für sie das Selbstverständlichste von der Welt. Denn Lilli hatte eine besondere Gabe: Sie konnte mit Tieren sprechen.
»Das Frühstück ist fertig!«, drang die Stimme von Lillis Vater herauf, und Lilli machte sich auf den Weg nach unten in die Küche. Dort war ihr Vater gerade damit beschäftigt, Brötchen aus dem Ofen zu holen. »Hallo Schatz!«, rief er. Ihre Mutter saß versteckt hinter der Zeitung und grummelte: »Morgen.« Lillis Oma, die ebenfalls bei ihnen lebte, gab ihrer Enkelin einen Begrüßungskuss auf die Nasenspitze. Lillis Vater stellte währenddessen eine Vase mit roten Dahlien, die er offenbar gerade im Garten gepflückt hatte, auf den Tisch. »Die Blumen lassen allesamt die Köpfe hängen«, stellte er besorgt fest. »Der Sommer war einfach zu heiß und es hat zu wenig geregnet. Die Natur und alle Pflanzen haben enorm darunter gelitten.«
Lilli setzte sich an den Tisch und legte die Hände um die Stängel, um den halbvertrockneten Blumen ein bisschen zu helfen. Die Dahlien waren allerdings ein schwerer Fall – ihre Köpfe hingen weiterhin traurig nach unten.
Ihr Vater beobachtete Lilli, seufzte und wechselte das Thema. »Ist Jesahja auch aufgestanden?«
Noch bevor Lilli antworten konnte, kam Jesahja schon hereinspaziert. Er war frisch geduscht und sah wie immer umwerfend aus. Sein dunkles Haar glänzte, da es noch feucht war, und seine schönen braunen Augen blitzten Lilli an. Lilli grinste und verspürte einen gewissen Stolz darauf, dass der hübscheste Junge der Schule ihr bester Freund war. Jesahja wohnte zurzeit sogar bei ihnen! Er war vorübergehend in das Zimmer neben Lillis eingezogen, da seine Eltern sich auf Geschäftsreise in China befanden.
Jesahja begrüßte nun alle und wollte sich gerade an den Frühstückstisch setzen, da sprang eine orange getigerte Katze auf seinen Stuhl. Mit miesepetrigem Gesicht blickte sie Jesahja an und maunzte: »Sie möchten doch wohl nicht etwa Ihre morgendliche Nahrungsaufnahme beginnen, ohne sich zuvor um meine Beköstigung gekümmert zu haben?« Gereizt schlug ihr Schwanz auf den Stuhl. »Ist es denn so schwierig, sich einzuprägen, an wen stets zuerst gedacht werden sollte?«
Die Katze gehörte Jesahja und wohnte momentan ebenfalls bei den Susewinds. Obwohl sie sich prächtig mit Bonsai verstand, war es manchmal gar nicht so leicht, die kleine Lady im Haus zu haben. Denn diese Katze war etwas ganz Besonderes. Sie betrachtete sich selbst als die »Crème de la crème der Schnurrherrschaften von Welt«, und deshalb trug sie den vornehmen Namen Frau von Schmidt.
Lilli übersetzte Jesahja nun, was die Katze verlangte, denn er verstand das Tier natürlich nicht. Er hatte lediglich ein Maunzen gehört. Jesahja kannte Frau von Schmidt aber so gut, dass er ahnte, worüber sie sich beschwerte. Bevor Lilli zu Ende übersetzt hatte, holte er schon eine Dose Katzenfutter aus dem Schrank. Frau von Schmidt sprang leichtfüßig vom Stuhl, strich um seine Beine und beobachtete, was er tat. »Nein, nicht diese Dose!«, zeterte sie gleich darauf. »Danach ist mir heute gar nicht. Mir wäre eher nach Mäusebraten.«
»Was hat sie zu meckern?« Jesahja schaute Lilli fragend an. »Will sie etwa schon wieder Mäusebraten?«
Lilli nickte und konnte sich ein Lachen kaum verkneifen. Frau von Schmidt hatte diesen Wunsch schon öfter geäußert. Aber da es kein Katzenfutter mit Mäusefleisch gab, hatte die getigerte Dame ihren Willen ausnahmsweise nicht durchsetzen können. Vor ein paar Tagen war Lillis Vater jedoch auf die Idee gekommen, der Katze einfach einmal Bonsais Hundefutter anzubieten. Dies hatten sie getan, und Frau von Schmidt war von der Mahlzeit, die sie für Mäusebraten hielt, außerordentlich begeistert gewesen.
Jesahja schüttelte nun den Kopf. »Es ist nicht gesund für Katzen, wenn sie zu oft Hundefutter fressen!«
Lilli wusste, dass er recht hatte. Sie räusperte sich und sagte zu Frau von Schmidt: »Bitte, Madame, würden Sie gütigerweise in Erwägung ziehen, Ihr normales Futter zu verzehren?« Lilli versuchte im Gespräch mit der Katze stets, sich so gewählt wie möglich auszudrücken. »Das würde ich Ihnen sehr empfehlen. Ihr Fell scheint durch Ihr gewöhnliches Mahl nämlich enorm an Leuchtkraft zu gewinnen«, fügte sie hinzu und brachte es kaum fertig, dabei ein ernstes Gesicht zu machen, denn Jesahja brach gerade in Gelächter aus.
»Oh, tatsächlich?«, miaute die Katze und strich sich entzückt mit der Pfote über ihren hübschen, orangefarbenen Pelz. »Nun, in diesem Falle würde ich meine übliche Beköstigung ausnahmsweise akzeptieren.«
Lilli übersetzte, und Jesahja füllte Frau von Schmidts Napf kichernd mit Katzenfutter. Als Bonsai das sah, tapste er näher und kläffte: »Kannst du mir auch was von Schmidtis Essen geben? Ich will auch leuchten!«
Lilli musste lachen. Kaum hatte sie gelacht, richteten die Dahlien in der Vase wie von Geisterhand die Köpfe auf.
»Na, also!«, rief Lillis Oma. »Geht doch!«
»Sehr schön, Schatz«, lobte auch Lillis Vater. Inzwischen war es für alle in der Familie etwas ganz Normales, dass Lilli nicht nur mit Tieren sprechen konnte, sondern auch eine besondere Wirkung auf Pflanzen hatte. Blumen, Sträucher oder Bäume begannen durch Lillis Anwesenheit oder eine Berührung von ihr zu wachsen oder zu blühen – und der Effekt verstärkte sich um ein Vielfaches, wenn Lilli lachte.
Alle frühstückten nun ausgiebig. Frau von Schmidt beglückwünschte Bonsai während des Fressens zu seinem »fürstlichen Mäusebraten« und vermutete, dass dieser bestimmt äußerst schmackhaft sei. Leise fügte sie hinzu: »Wie es scheint, verhilft er jedoch zu keinerlei Leuchtkraft. Wirklich schade für Sie.« Selbstzufrieden reckte sie die Nase in die Höhe.
Bonsai reagierte nicht auf ihre Bemerkung. Das lag daran, dass Hundisch und Katzisch völlig unterschiedliche Sprachen waren und Bonsai Frau von Schmidt ohne Lillis Übersetzung nicht verstand. Lilli schwieg allerdings, da sie sich in diesem Fall lieber nicht weiter einmischen wollte.
Schließlich machten Lilli und Jesahja sich auf den Weg zur Schule. Lilli merkte, dass sie nervös war. Sechs Wochen lang waren sie nicht dort gewesen! Als sie vor dem Schulgebäude ankamen, stürzten gleich einige Jungs auf Jesahja zu und begrüßten ihn lautstark. Sie waren, so wie Jesahja, eine Klasse über Lilli und scherzten und lachten in rauem Ton. Während Jesahja nun mit ihnen sprach, wirkte er viel schroffer als sonst, und plötzlich fühlte Lilli sich fehl am Platz. Wohl oder übel beschloss sie, sich nach irgendjemandem aus ihrer eigenen Klasse umzusehen. Doch kaum hatte sie sich umgedreht, rief Jesahja ihr nach: »Wir sehen uns in der Pause!«
Seine Freunde verstummten und musterten Lilli. Natürlich wussten sie, dass Jesahja mit Lilli befreundet war, aber über einen solch »uncoolen« Spruch schienen sie sich dennoch zu wundern. Jesahja machte das offensichtlich nichts aus. Verschmitzt lächelte er Lilli an.
Lilli konnte nicht anders als ebenso »uncool« zurückzustrahlen. Sie war froh, einen Freund wie Jesahja zu haben. Denn sie wusste nur allzu gut, wie es war, allein zu sein. Sie erinnerte sich noch genau, wie sie vor ein paar Monaten neu in diese Schule gekommen war und wie sich anfangs niemand mit ihr hatte anfreunden wollen. Schuld daran waren vor allem Trixi Korks und ihre Clique gewesen, die ihr vom ersten Tag an schlimm zugesetzt hatten. Niemand aus der Klasse hatte sich mit den Mädchen anlegen und Lilli beistehen wollen. Inzwischen gab es die Clique allerdings nicht mehr, und Trixi stand ohne ihre Freundinnen da. In den Sommerferien hatte Lilli dann herausgefunden, dass Trixi und ihre Schwester Trina von ihrer Mutter misshandelt wurden. Das Jugendamt hatte daraufhin dafür gesorgt, dass die beiden zu ihrer Oma zogen, wo sie es besser haben sollten. Lilli fragte sich nun, ob Trixi überhaupt noch in ihrer Klasse war …
Im nächsten Augenblick wurde ihre Frage schon beantwortet: Trixi kam über die Straße auf sie zu! Lilli wappnete sich innerlich. Bisher waren Begegnungen mit Trixi immer alles andere als angenehm gewesen. Aber sie sah verändert aus. Ihr Gesichtsausdruck, der normalerweise angestrengt und verbissen wirkte, schien weicher – als sei ihr ein schlimm entzündeter Zahn gezogen worden. Trixi ging wortlos an Lilli vorüber und ignorierte sie.
Es klingelte. Fünf vor acht! Lilli wollte gerade das Schulgebäude betreten, da rief jemand: »Kuckuck!« Lilli drehte sich um. Da stand Bonsai!
»Was machst du denn hier?«, stieß sie verdutzt hervor.
Bonsai wedelte mit dem Schwanz. »Ich bin mitgekommen … damit ich auch hier bin«, antwortete er.
Lilli kniete sich neben ihn. »Aber du kannst nicht mit in die Schule kommen!«
»Doch! War ganz leicht! Immer dem Lilliduft nach …«
»Hunde gehen nicht in die Schule.« Lilli schüttelte den Kopf. »Bitte lauf wieder nach Hause,...
Erscheint lt. Verlag | 2.6.2024 |
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Reihe/Serie | Liliane Susewind ab 8 | Liliane Susewind ab 8 |
Illustrationen | Eva Schöffmann-Davidov |
Verlagsort | Frankfurt am Main |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Kinderbücher bis 11 Jahre |
Schlagworte | Abenteuer • Doktor Dolittle • Familie • Freundschaft und Liebe • Geldsorgen • Jesahja • lesbische Mütter • Lilli • Pferdeflüsterer • Pferdeflüsterin • Phantasie und Fantasy • Phantsaie und Fantasy • Reiterhof • Reitturnier • Schule und Ferien • Springreiten • Tier-Dolmetscherin • Tiere • Tierkommunikation • Tierquälerei • Wolke |
ISBN-10 | 3-7336-0775-9 / 3733607759 |
ISBN-13 | 978-3-7336-0775-3 / 9783733607753 |
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