School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe (eBook)

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2024 | 1. Auflage
448 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51225-6 (ISBN)

Lese- und Medienproben

School of Myth & Magic, Band 1: Der Kuss der Nixe -  Jennifer Alice Jager
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Nixen gibt es wirklich - und sie sind gefährlich. So wurde es Devin ihr Leben lang eingetrichtert. Als sie ihren Schwarm Tyler aus Versehen zu tief in den Badesee lockt und so ins Krankenhaus befördert, begreift Devin, dass in ihr selbst Nixen-Kräfte schlummern. Um sie zu kontrollieren, soll sie die geheime 'School of Myth & Magic' besuchen, zusammen mit Hexen, Drachen, Vampiren und einem sehr charmanten Faun. Doch etwas - oder jemand - mit dunklen Absichten ist ihr an die Schule gefolgt. Band 1 der romantischen Fantasy-Reihe *** Leseprobe *** 'Sag mir, warum du ihn angegriffen hast', verlangte ich. 'Angegriffen?' Herablassung lag in seiner Stimme. 'Wen? Du musst schon genauer werden. Ich schaue sie mir nicht an.' Ich legte die Stirn in Falten. 'Du schaust dir wen nicht an?' Er rückte näher an mich heran - so nah, dass ich nicht anders konnte, als ihm direkt ins Gesicht zu blicken und die Narbe zu sehen, die ihn zeichnete. Was auch immer mit ihm geschehen war, musste unglaublich schmerzhaft gewesen sein. Das war es vielleicht immer noch, so frisch, wie die Verletzung aussah - beinahe, als wäre sie ihm gerade erst zugefügt worden. Ganz unbewusst hob ich die Hand, verspürte den Drang die Narbe zu berühren und zu ertasten, ob ich die Magie unter meinen Fingerkuppen spüren konnte. 'Meine Opfer', sagte er leise.

Jennifer Alice Jager veröffentlicht seit 2014 Bücher für Jugendliche und Erwachsene. Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung gab sie Zeichenunterricht, stellte ihre Bilder in Galerien aus und zog später nach Japan, wo sie ihren Hang zum Schreiben erst richtig entdeckte. Zurück in ihrer Heimat, widmete sie sich bald hauptberuflich dem Schreiben. In ihrer Freizeit zeichnet sie noch immer, liest Bücher aus jedem Genre und widmet sich ihren geliebten Tieren.

Jennifer Alice Jager veröffentlicht seit 2014 Bücher für Jugendliche und Erwachsene. Nach Abschluss ihrer schulischen Ausbildung gab sie Zeichenunterricht, stellte ihre Bilder in Galerien aus und zog später nach Japan, wo sie ihren Hang zum Schreiben erst richtig entdeckte. Zurück in ihrer Heimat, widmete sie sich bald hauptberuflich dem Schreiben. In ihrer Freizeit zeichnet sie noch immer, liest Bücher aus jedem Genre und widmet sich ihren geliebten Tieren.

1


Ein nicht ganz so perfekter Tag


Es war einer der heißesten Tage des Sommers, mein neuer Bikini in schillernden Grüntönen stand mir ausgesprochen gut und mein Geburtstag war dieses Jahr auf einen Samstag gefallen. Es war also alles perfekt und so, wie es sein sollte.

Ich tippte ein schnelles Bis gleich in den Gruppenchat, warf mein Handy aufs Bett und mich gleich daneben. So konnte ich mehr oder weniger bequem in meine Shorts schlüpfen. Noch im Liegen streckte ich mich, fischte mein Tanktop von der Nachttischlampe und stülpte es mir über.

In nicht einmal einer halben Stunde würden mich Isla und die anderen zu unserem Ausflug an den See abholen. Auch Tyler hatte zugesagt. Wirklich glauben konnte ich das noch nicht. Mit elf oder zwölf, als ich noch Zahnspange, Flechtzöpfe und Hornbrille getragen hatte, war ich total in ihn verschossen gewesen. Wir hatten denselben Heimweg und für mich war er wie ein Beschützer gewesen, hinter dem ich mich vor dem bissigen Nachbarshund verstecken konnte. Mittlerweile beschränkten sich unsere Begegnungen auf den Schulflur und meine Verliebtheit war verflogen. Dennoch zauberte der Gedanke daran, dass er meinen Geburtstag mit mir feiern wollte, ein Lächeln auf meine Lippen.

Mir fiel der Lipgloss ein, den mir Isla geschenkt hatte. Ich kugelte wie eine Sushirolle auf Abwegen vom Bett und landete vor dem Schreibtisch, wo die wenigen Schminkutensilien, die ich besaß, vor einem mit Fotos, Schmuck und Konzertkarten zugekleisterten Spiegel lagen. Darunter befand sich auch der gesuchte Lipgloss und ich betupfte meine Lippen damit.

Normalerweise war ich nicht der Typ für Make-up. Dieses übertrieben farbenfrohe Hochglanzpink schien zudem so gar nicht zu meinen mischbraun-blond-brünetten Haaren zu passen. Doch Isla zuliebe machte ich gern eine Ausnahme. Spätestens im Wasser wäre ich alles wieder los.

Ich band mir einen Pferdeschwanz, was beinahe ein Ding der Unmöglichkeit war, weil kein Haargummi der Welt genug Grip besaß, um meine widerspenstige Mähne im Zaum zu halten. Natürlich lösten sich sofort ein paar besonders eigenwillige Strähnen, baumelten vor meinem Gesicht und blieben an meinen Lippen kleben. Ich versuchte sie wegzupusten, was es nur noch schlimmer machte.

Genervt verdrehte ich die Augen. Als Geburtstagsfrühstück hatte ich mir die Pancakes meiner Granny gewünscht und keine Haare mit Erdbeer-Lipgloss-Geschmack, aber meine gute Laune wollte ich mir davon nicht vermiesen lassen. Wenn das alles war, was an meinem Siebzehnten schiefging, konnte ich den Tag immer noch problemlos unter der Kategorie Perfekt abheften.

Ich befreite meine Haare vom Lipgloss und fischte unterdessen nach meiner Kette, die ich am Abend vor dem Spiegel abgelegt hatte. Allerdings fasste ich ins Leere. Die Kette war nicht da.

»Wo zum …!?« Ich suchte den Tisch ab, durchwühlte alles, ging in die Hocke und schaute nach, ob sie runtergefallen war. Unter dem Tisch war allerdings nichts weiter zu sehen als ein paar Staubmäuse, eine zerknüllte Socke und Popcorn – was auch immer das unter meinem Schreibtisch zu suchen hatte.

Mir kam in den Sinn, dass ich die Kette auch im Bad abgelegt haben könnte. Wenn ich nicht immer mit den Gedanken woanders wäre, würde mein Leben um so vieles leichter sein.

Ich stopfte Badetuch, Sonnencreme und Handy in eine Tasche, hängte sie mir über die Schulter und warf noch einen Blick in das angrenzende Bad. Von meiner Kette fehlte jede Spur.

»War ja klar«, murrte ich, aber auch das konnte mir den Tag nicht verderben. Irgendwann würde die Kette schon wieder auftauchen.

Ich verließ mein Zimmer, ging die schmale Treppe nach unten und überwand die letzten Stufen mit einem Satz. Gekonnt wie eine Reckturnerin landete ich auf beiden Füßen und vollzog eine tiefe Verbeugung.

Dad entging der Lärm natürlich nicht und er streckte den Kopf aus dem Nebenzimmer. Staub lag ihm auf der Nase und ein Bleistift steckte hinter seinem Ohr. Der Werkzeuggürtel um seine Hüfte deutete ebenfalls darauf hin, dass er mal wieder im Renovierungswahn war.

Er musterte meine knappe Sommerbekleidung, die kaum den Bikini verdeckte. »Wenn du dich so anziehst, solltest du dich auch wie eine Erwachsene verhalten und eine Stufe nach der anderen nehmen.«

»Passt schon, erwachsen werden wird völlig überbewertet«, sagte ich und winkte ab. »Nette Begrüßung übrigens, dafür, dass ich heute Geburtstag habe.«

Ich schob mich an ihm vorbei und betrat das kleine, dunkle Zimmer in seinem Rücken. So vollgestopft mit Dads Werkzeug, den Kisten, Regalen und Möbeln wirkte es mehr wie eine Rumpelkammer und weniger wie der urige Wohnraum, den ich kannte.

»Du willst das wirklich durchziehen?«, fragte ich ein wenig wehmütig. Ich strich mit dem Finger über den staubigen Kaminsims, bis hin zu dem Foto von Granny mit mir als Kind im Arm. Um meinen Hals war die Kette zu sehen, nach der ich gerade gesucht hatte. Ein dreieckiger Metallanhänger mit einem darin eingelassenen schwarzen Edelstein, höchstens ein paar Dollar wert und trotzdem mein wertvollster Besitz, weil ich die Kette von Granny hatte. Und nun hatte ich sie verlegt.

»Es ist jetzt zwei Jahre her«, sagte Dad leise und einfühlsam. Offenbar entging ihm nicht, wie mich die Gedanken an Granny runterzogen.

Mein Blick wanderte zu dem blau-grünen Unterwassergemälde an der Wand über dem Kamin. Ich machte einen Schritt zurück, um es in seiner vollen Größe betrachten zu können. Dad trat an meine Seite.

Genau wie das Wesen auf diesem düsteren Bild hatte Granny immer die Seemonster beschrieben, die in all ihren Geschichten vorkamen. Teils Fisch, teils Mensch, mit Schuppenhaut, Reißzähnen und Klauen. Gefährlich, aber auch anmutig, Ehrfurcht einflößend und vor allem wunderschön. Sie war nicht müde geworden, von ihnen zu erzählen und mich vor ihnen zu warnen. In ihren letzten Lebensjahren waren sie für Granny zur Realität geworden. Sie hatte wirklich daran geglaubt, dass diese Wesen existierten, in den Untiefen lauerten und nur darauf warteten, unschuldige Menschen in ihre Fänge zu kriegen. Wäre sie noch am Leben, hätte sie alles darangesetzt, mich von einem Ausflug zum Badesee abzuhalten.

»Du hast ja recht«, sagte ich einsichtig. »Es wird Zeit, dass etwas mit diesem Zimmer passiert, und du kannst ein Büro gut gebrauchen.«

»Ich kann auch an einem anderen Tag loslegen«, schlug er vor.

»Nein, ist schon gut«, wiegelte ich ab. »Ich bin gleich weg, also hast du niemanden an der Backe, der sich über den Lärm beschwert.«

Er nickte zufrieden. »In der Küche wartet übrigens eine Überraschung auf dich.«

Meine Augen weiteten sich. »Hast du etwa …?«

»Ich habe es zumindest versucht.« Er schmunzelte leicht verlegen.

Ich eilte an ihm vorbei zur Küche und dort standen sie – wie gemalt, belegt mit Früchten und mit einem Klecks Orangenmarmelade obendrauf. Genau wie Granny sie mir immer gemacht hatte: die leckersten Pancakes der Welt.

Erst jetzt begriff ich, dass der Staub auf Dads Nase in Wirklichkeit Mehl war. Der Berg an dreckigem Geschirr in der Spüle wies darauf hin, dass er sich völlig damit übernommen hatte, die Pancakes nach Grannys Rezept zuzubereiten. Wahrscheinlich würde ich eine erschreckend hohe Anzahl an Fehlschlägen im Mülleimer finden.

Dad trat hinter mir in die Küche und legte eine Hand auf meine Schulter. »Freust du dich?«

»Und wie!« Ich wandte mich ihm zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

»Herrgott, was hast du da auf den Lippen?«, beschwerte er sich. »Honig?«

Ich lachte, während er sich die Rückstände des Lipgloss abwischte. Als ich erneut die Lippen spitzte, schob er mich zum Tisch.

»Du bist so ein Spielverderber«, maulte ich.

»Und du benimmst dich wie ein kleines Kind.«

Ich grinste breit. »Ich bin jetzt in einem Alter, in dem ich mir meinen jugendlichen Leichtsinn bewahren muss.«

»Ja klar«, höhnte er.

»Was denn? Man wird nicht jünger!«

»Du bist so ein Scherzkeks.« Er steckte eine Kerze in die Pancakes und zündete sie an. »Wünsch dir was.«

Nachdem es gerade um Küsse ging, war mein Wunsch schnell gefunden. Einmal Tyler so nahe kommen … das wäre es. Sozusagen als Abschluss unserer gemeinsamen Schulzeit, bevor wir nächstes Jahr auf verschiedene Colleges gehen würden. Ich schloss die Augen und pustete die Kerze aus.

Keine zwanzig Minuten später hupte es vor dem Haus. Ich nahm den letzten Bissen Pancake und sprang auf. »Bis später!«, rief ich Dad mit vollem Mund zu.

Er war wieder im Nebenzimmer verschwunden und maß dort die Wände aus. »Genieß den Tag!«

»Das habe ich fest vor.«

Als ich die Tür öffnete, schlug mir augenblicklich die Hitze entgegen. Ich musste meine Augen mit der Hand schützen, weil die Sonne so stark blendete.

Ein Vorteil unseres Reihenhauses in einer ruhigen Seitenstraße in Soho, Birmingham, war, dass es selbst im Hochsommer immer schön kühl blieb. Der Nachteil war die Größe. Die Räume waren beengt, der Flur und die Treppe so schmal, dass keine zwei Personen nebeneinanderlaufen konnten. Ein Grund mehr, Grannys altes Zimmer neu herzurichten. Wir brauchten den Platz.

»Happy Birthday, Süße!«, hallten mir die Stimmen von Isla und den anderen entgegen.

Ich senkte die Hand vor meinen Augen und sah, dass es Konfetti regnete.

Gleich vor der Treppe zum Haus, halb auf dem Bürgersteig, stand ein ziemlich...

Erscheint lt. Verlag 28.3.2024
Reihe/Serie School of Myth & Magic
School of Myth & Magic
School of Myth & Magic
Mitarbeit Cover Design: Isabelle Hirtz
Verlagsort Ravensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Buch • Bücher • Geschenk • Geschenkidee • Lesen • Literatur
ISBN-10 3-473-51225-7 / 3473512257
ISBN-13 978-3-473-51225-6 / 9783473512256
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