Fanny und Leo -  Julia Kramer-Wiesgrill

Fanny und Leo (eBook)

Das geheimnisvolle Insektenbuch
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2023 | 1. Auflage
224 Seiten
Francke-Buch (Verlag)
978-3-96362-784-2 (ISBN)
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Fannys Vater ist Förster, aber nicht nur deswegen verbringt sie ihre freie Zeit so gerne im Wald. Sie liebt alles, was krabbelt, mehr als vier Beine hat oder fliegt, und ist ein wandelndes Insektenlexikon. Eines Tages begegnet sie im Wald Leo und seinem Hund Gustav. Er ist neu in der Stadt und Fanny mag ihn sofort. Spontan beschließen sie, zusammen mit Fannys Freunden Laura und Philipp am Bach einen Unterschlupf zu bauen - ein richtiges Geheimversteck! Eigentlich haben sie damit mehr als genug zu tun, aber dann entdeckt Fanny in einem alten Insektenbuch aus der Bibliothek einen faszinierenden Brief. Die Schreiberin lebt mit ihren Kindern in einer Hütte im Wald - so richtig in echt! Fanny ist fasziniert und will unbedingt mehr erfahren. Zusammen mit Leo setzt sie alles daran, die Besitzerin des Briefes ausfindig zu machen. Doch das ist schwieriger als gedacht ...

Julia Kramer-Wiesgrill ist verheiratet und Mutter von drei Kindern. Neben ihrer schriftstellerischen Tätigkeit engagiert sie sich ehrenamtlich in ihrer Gemeinde als Referentin, Moderatorin und Musikerin. Im Jahr 2020 startete sie den Blog »Gott im Alltag begegnen«. Sie lebt mit ihrer Familie in Hall in Tirol. www.juliakramer.jimdofree.com Instagram: julia.kramer.w

4. Kapitel

Am nächsten Tag entdecke ich Leo auf dem Pausenhof in der Schule und gehe zu ihm. Er ist eine Klasse unter mir, darum ist mir bisher noch nicht aufgefallen, dass er neu an unserer Schule ist. Wir unterhalten uns unter der großen Eiche und beobachten einen Blaps, einen großen schwarzen Käfer, wie er langsam ins Gebüsch krabbelt. Bestimmt werden wir in Zukunft öfter die Pause zusammen verbringen, vielleicht auch mit Laura und Philipp. Die Zwillinge sind in meiner Parallelklasse und müssen heute leider für einen Test lernen.

Nach dem Mittagessen zu Hause packe ich meine Steine und ein paar Stücke Kuchen in meinen Rucksack. Dann mach ich mich mit dem Fahrrad auf den Weg zu Leo, um gemeinsam mit ihm zum Basteltreffen in die Bücherei zu fahren. Clara kann leider doch nicht mitkommen, weil sie bei einem wichtigen Termin mit Papa dabei sein muss.

Ich nehme wieder die Abkürzung am schmalen Feldweg, der neben dem Bach hinunterführt.

Das Wasser rauscht und ein paar Vögel singen. Ich genieße es, dass ich jetzt wieder mit meinem Mountainbike überall hinfahren kann, seit der Schnee geschmolzen ist.

Leo und Gustav warten schon beim Sportplatz auf mich.

»Hallo, Leo! Hallo, Gustav! Ich schließ noch schnell mein Fahrrad ab, dann können wir los!«, rufe ich, als ich langsam auf die beiden zurolle.

Im Bus ist zum Glück wenig los und Gustav sitzt brav neben Leo. Wir müssen nicht weit fahren und sind schon bald da.

Die Bibliothek ist ein ganz besonderer Ort, denn es ist keine gewöhnliche Bücherei. Anna, die Bibliothekarin, hat das Haus von ihrem Vater geerbt, der eine große private Büchersammlung hatte. Das Haus hat wunderschöne große Räume und einen alten Obstgarten. Anna hat vor ein paar Jahren die Idee gehabt, eine öffentliche Bücherei daraus zu machen, und die Leute im Ort haben sie dabei unterstützt. Ich komme oft hierher. Bei Anna ist jeder willkommen und bekommt eine Tasse Tee und das passende Buch. Ich liebe es, mit ihr in der Küche zu sitzen oder ihr beim Einsortieren der Bücher zu helfen. Außerdem war sie mit meiner Mama befreundet, und wenn ich meine Mama vermisse, fahre ich zu Anna in die Bibliothek.

Leo staunt, als er das Haus sieht: »Das ist ja fast ein Schloss!«

»Warte ab, bis du es von innen siehst! Es ist gigantisch und gleichzeitig total gemütlich!« Grinsend öffne ich die große Eingangstür und rufe: »Anna! Wir sind da!«

Anna steckt den Kopf aus der Küche. »Hallo, Fanny! Kommt rein! Ich wasch gerade noch ein paar Steine ab. Ihr könnt mir helfen!« Sie wischt sich ihre Hände an einem Tuch ab und mustert Leo freundlich. »Hallo, ich bin Anna«, stellt sie sich lächelnd vor.

»Ich bin Leo und das ist Gustav. Ich hoffe, es ist okay, dass ich ihn mitgebracht habe?«, fragt Leo dann doch etwas unsicher.

»Na klar! Das ist kein Problem. Hallo, Gustav!«, sagt sie und wuschelt ihm kurz durchs Fell. »Ich freue mich, dass ihr da seid! Helft ihr mir bei den letzten Vorbereitungen? In einer halben Stunde kommen die anderen.«

Leo und ich trocknen die Steine ab, während Anna ein Tuch auf den großen Tisch legt und verschiedene Bastelmaterialien in die Mitte stellt. Gustav bekommt eine Schale mit Wasser und legt sich unter den Tisch, nachdem er ein paar Schlucke daraus getrunken hat.

Anna stemmt die Hände in die Hüfte und betrachtet nachdenklich den Tisch. »Wollt ihr zwei noch ein paar Zweige vom Ginster abschneiden und in diese Vase stellen?«

»Wie sieht denn Ginster aus?«, fragt Leo mit gerunzelter Stirn.

»Das ist der Strauch mit den gelben Blüten dahinten an der Gartenmauer. Der erste, der im Frühling blüht«, erklärt Anna und zeigt aus dem Fenster.

»Ist es okay, wenn wir Gustav in den Garten lassen, während wir Besuch haben? Ich bin nicht sicher, ob vielleicht jemand Angst vor Hunden hat.« Anna sieht ihn fragend an.

»Das macht Gustav bestimmt nichts aus«, meint Leo, ruft Gustav zu sich und die beiden folgen mir in den Garten.

Ich zeige Leo die verschiedenen Bereiche: die Apfelbäume, den Kräutergarten, den Pavillon und die Bienenstöcke.

»Das ist echt ein toller Garten zum Spielen!«, staunt Leo.

Wir suchen ein paar besonders schöne Zweige am Baum aus, die wir auf den Tisch stellen können.

Als wir die Gäste kommen hören, gehen Leo und ich wieder rein und sehen vier Frauen und fünf Kinder in der Küche stehen.

»Ich habe einen Kuchen gebacken!«, sagt gerade eine Frau und hält Anna einen Teller mit abgedeckter Alufolie hin. Sie trägt ein Kopftuch und lächelt freundlich.

»Vielen Dank, Rima! Wisst ihr was? Wir gehen zuerst in den Wintergarten, trinken Kaffee, essen Kuchen und lernen alle Neuen kennen. Und danach basteln wir zusammen!«, schlägt Anna vor und geht voran.

Die Frauen setzen sich in die Sofaecke und wir Kinder nehmen auf dem schönen Perserteppich in der Pflanzenecke Platz. Der Raum ist schön hell, weil er eine riesige Glasfront mit Blick auf den Apfelgarten und auch ein Glasdach hat. Im Winter sitze ich besonders gerne hier, denn dann stehen hier ganz viele Pflanzen, denen es draußen zu kalt ist. Jetzt im Frühling sind sie auch noch da, weshalb die Pflanzenecke einem Dschungel gleicht.

Ich trage ein Tablett mit Saftgläsern und stelle es auf den Hocker in die Mitte, um den sich die Kinder alle im Kreis gesetzt haben.

»Das ist wie bei meiner Oma in Syrien«, sagt Mariam, ein etwa 8-jähriges Mädchen. »Da haben wir auch immer auf ihrem Teppich gesessen.« Ihre Augen strahlen bei der Erinnerung an ihre Oma.

Anna bringt uns noch einen Teller mit Kuchen und wir genießen unser Picknick im Wintergarten.

Neben mir sitzt Rania, sie ist wie Leo auch zum ersten Mal da. Rania ist genauso alt wie ich und hilft ihrer Mutter oft mit ihren jüngeren Geschwistern. Auch jetzt schielt sie immer wieder mit einem Auge zu den beiden hinüber.

Leo unterhält sich mit dem einzigen anderen Jungen in der Gruppe, der nur ein Jahr jünger ist als er. Sie mögen das gleiche Computerspiel. Farid ist noch nicht lange hier und sein Deutsch ist noch nicht so gut. Aber dabei kann Leo ihm ja helfen.

Die Frauen können gar nicht mehr aufhören zu quatschen, aber uns Kindern wird langsam langweilig, nachdem wir unseren Kuchen aufgegessen haben.

»Können wir mit dem Basteln anfangen, Anna? Oder können wir in den Garten gehen?«, frage ich.

»Wir beginnen jetzt mit dem Basteln! Wer mag, kann ja seinen Kaffee oder Tee mitnehmen und reden können wir neben dem Basteln auch«, entscheidet Anna und erhebt sich mit Elan aus ihrem Stuhl.

Also machen wir uns auf in die gemütliche Küche, wo rund um den großen Tisch alle Platz haben.

Anna zeigt uns, was man mit den Steinen alles machen kann: Wer mag, kann sie in Figuren auf ein Stück Pappkarton kleben, sodass ein Bild entsteht. Dazu braucht man flache Steine in den unterschiedlichsten Formen. Anna zeigt uns das Steinbild einer Blume und das von einem Fußabdruck. Das finde ich besonders cool.

Anna hat auch einen Bibelvers daneben geschrieben: »Denn ich, der HERR, dein Gott, stehe dir bei, wohin du auch gehst!« (Josua 1,9). Das ist wirklich ein schöner Vers. Gerade dann, wenn man aus einem fremden Land kommt und sich einsam fühlt, ist es schön zu wissen, dass Gott mitgeht. Gott sorgt und kümmert sich um jeden Menschen. Besonders auch um Geflüchtete, da bin ich mir ganz sicher.

Anna hat auch Bastelfarben auf den Tisch gestellt, sodass wir die Steine anmalen können. Wir dürfen alles verwenden, was da ist, und unserer Fantasie freien Lauf lassen.

Bald sind wir alle in unsere Arbeit vertieft und es entstehen die unterschiedlichsten Kunstwerke. Leo und Farid versuchen, jeweils einen höheren Turm zu bauen als der andere. Dazu stapeln sie die Steine von groß nach klein aufeinander und kleben sie aneinander fest. Dafür müssen sie aber erst die richtigen finden, die auch gut aufeinanderpassen. Es sieht so aus, als würde Farids Turm gewinnen.

Rania und ich machen Steinbilder. Ich versuche es mit einem Baum. Dafür zeichne ich den Stamm und die Äste und klebe kleine Steine als Blätter rundherum. Unter das Bild möchte ich dann auch noch einen Bibelvers schreiben, aber da muss ich erst noch mal nachschauen, was dazu passt. Ich erinnere mich an einen Psalm, den ich mal gelesen habe, in dem es um Bäume ging. Aber ich kann mich leider nicht erinnern, welcher das war. Neben den Baum zeichne ich noch ein paar Käfer.

Rania bastelt Annas Bild mit dem Fuß nach. Der Vers dazu hat ihr so gut gefallen, dass sie ihn von Annas Bild abschreibt.

Anna klebt kleine Steine auf einen dicken Karton und malt Flügel und Beine dazu, damit daraus Bienen werden.

»Mein Opa hatte ganz viele Bienenstöcke in Aleppo«, erzählt Rania traurig. »Aber jetzt sind alle kaputt. Dabei brauchen wir die Bienen doch für die Olivenbäume!«

»Wir können für die Bienen beten. Gott kümmert sich auch um Tiere und Insekten!«, tröstet Anna sie voller Überzeugung.

»Ich mag es, wie du über Gott redest«, sagt Rania jetzt lächelnd. »So wenige Leute hier reden über Gott!«

Ich bin ein bisschen verwirrt. Heißt der Gott der Muslime nicht Allah? Oder ist das vielleicht nur ein anderer Name für denselben Gott? Na ja, Gott wird schon wissen, ob er gemeint ist. Egal, wie er genannt wird.

Und vielleicht lernt Rania ja auch noch Jesus kennen. Der...

Erscheint lt. Verlag 1.8.2023
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch
ISBN-10 3-96362-784-0 / 3963627840
ISBN-13 978-3-96362-784-2 / 9783963627842
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