Das Vermächtnis der Schokomagie (Schokomagie 2) (eBook)
272 Seiten
arsEdition GmbH (Verlag)
978-3-8458-5268-3 (ISBN)
Mareike Allnoch wurde 1996 in Bad Pyrmont geboren. Seit sie denken kann, ist sie vernarrt in Bücher. Irgendwann reichte ihr das Abtauchen in fremde Lesewelten jedoch nicht mehr und sie begann, eigene Geschichten zu schreiben. Wahre Magie liegt für sie zwischen zwei Buchdeckeln. Wenn sie nicht gerade schreibt, liest oder einer neuen Romanidee hinterherjagt, plant sie ihre nächsten Reiseziele, an die sie irgendwann auch ihre Leser entführen kann. Sie liebt gutes Essen, Zeit mit Freunden und Familie und gemütliche Filmabende auf der Couch.
Kapitel 1
Scheiß auf alles, scheiß auf jeden, sei ein Einhorn und pups durchs Leben!
»Ich vermiss dich so«, säuselte ich ins Telefon und malte gedanklich kleine rosa Herzchen in die Luft.
»Nein, ich vermiss dich noch viel mehr«, flüsterte Louis am anderen Ende der Leitung, und allein der Klang seiner Stimme bescherte mir eine Gänsehaut.
Ich kicherte wie eine Verrückte, die zu viel Brausepulver gegessen hatte, und wickelte eine Haarsträhne um meinen Finger, während ich wie ein Breitmaulfrosch vor mich hin grinste.
»Nein, stimmt gar nicht, ich vermiss dich noch viel, viiiiel mehr …«
»O mein Gott, ich muss gleich kotzen. Fehlt nur noch, dass hier ein vor Glück furzendes Einhorn vorbeischwebt. Ich glaub, da hinten zeichnet sich schon ein Regenbogen am Horizont ab«, drang die Stimme meiner besten Freundin Liz vage, wie durch Watte (immerhin schwebte ich auf Wolke sieben und war dort oben nur sehr schlecht zu erreichen) an mein Ohr, da ich mich einzig und allein auf Louis konzentrieren konnte.
Ich seufzte tief und schwer verliebt ins Telefon.
Ach, Lou fehlte mir so … Ich konnte es kaum erwarten, dass die Franzosen vor Beginn der deutschen Herbstferien für zwei Wochen nach München kamen.
Meine Gedanken schweiften ab. Noch immer fiel es mir schwer, zu realisieren, wie sehr sich mein Leben in so kurzer Zeit verändert hatte. Plötzlich hatte ich nicht nur einen Freund (der noch dazu der Sohn des französischen Präsidenten war!) – nein, ich besaß seit meinem vierzehnten Geburtstag vor wenigen Monaten auch noch die Gabe, beim Geruch von Kakao in die Zukunft zu blicken! Das musste man sich mal auf der Zunge zergehen lassen – oder besser gesagt, in der Nase!
Man konnte es sich in etwa so vorstellen, als würde sich vor meinem geistigen Auge plötzlich eine Wolke auftun, die nur ich sah und in der undeutliche Zukunftsbilder an mir vorbeizogen. Mittlerweile hatte ich mich fast daran gewöhnt. Zumindest flippte ich nicht mehr aus, sobald ich irgendwo auch nur eine Schokoladentafel sah oder den Geruch von Kakao wahrnahm. Zu Beginn hatte es mich jedoch regelrecht in den Wahnsinn getrieben, wenn diese wirren Bilder wie ein Kinofilm vor meinem inneren Auge flimmerten.
Angefangen hatte alles damit, dass meine Oma mir vor zwei Jahren auf ihrem Sterbebett verraten hatte, dass ich eine Duftseherin war. Da die Gabe jedoch mehrere Generationen willkürlich übersprang, waren Oma Leni und ich die Einzigen aus unserer Familie, die über dieses magische Talent verfügten. Noch dazu hatte Oma mir einen geheimnisvollen Ring vermacht, in den eine Kakaobohne eingraviert war und den ich seit damals immer an einer Kette um meinen Hals trug. Später hatte sich herauskristallisiert, dass er mich vor dem Einfluss anderer Duftseher und Duftseherinnen beschützte.
Ausgerechnet bei unserem Schüleraustausch in Paris waren Liz und ich den Hintergründen meiner Gabe mehr auf die Spur gekommen. Und wir hatten sogar Louis’ Vater – Präsident von Frankreich und Duftseher – vor einer Intrige gerettet.
Verrückt, oder?
»Mila, bist du noch da?«, fragte Louis, und ich besann mich wieder auf mein Telefonat mit ihm.
Während wir uns gegenseitig weiterhin beteuerten, wie sehr wir uns auf die gemeinsame Zeit freuten, hatte Liz irgendwann die Nase voll davon.
»Darf ich mal?«, fragte sie und rupfte mir das Handy aus der Hand.
»Ey«, sagte ich empört, doch Liz war schneller als ich.
»Hallo Louis, hier ist Liz. Du weißt schon, das Mädel mit den coolen Klamotten und dem unfassbar guten Geschmack. Es tut mir sehr leid, dass ich euer Geturtel jetzt unterbrechen muss. Aber da ich hier offensichtlich die Einzige bin, deren Gehirn noch einwandfrei funktioniert und nicht total mit Kaugummi verklebt ist, hier eine kleine Erinnerung: Wir haben jetzt Schule. Au revoir!«
Und damit legte sie auf und reichte mir mein Smartphone zurück.
»Das war nicht nett!«, maulte ich und sah meine beste Freundin finster an.
»Aber notwendig«, kommentierte Liz in ihrer typisch liebenswürdigen Art. »Sei froh, dass ich dein Handy nicht in den nächsten Busch geworfen habe. Mir scheint nämlich, dass du alles um dich herum vergisst, wenn du mit Louis sprichst.«
»Stimmt gar nicht«, widersprach ich wie ein bockiges Kleinkind und verschränkte meine Arme vor der Brust. Insgeheim musste ich mir jedoch eingestehen, dass ich Liz tatsächlich während des Telefonats total ausgeblendet hatte. Immer wenn ich an Louis dachte (vor allem an sein blondes Wuschelhaar und die blauen Augen!), machte mein Herz einen Hüpfer, und ein leicht dümmliches Grinsen legte sich auch jetzt auf meine Lippen. Man musste mir allerdings zugutehalten, dass ich Louis schon seit über zwei Monaten nicht mehr gesehen hatte. Als frisch Verliebte war das eine richtige Qual. Und Skypen oder WhatsApp-Videoanrufe waren einfach nicht dasselbe …
Liz musterte mich mit einer Mischung aus Faszination und Fassungslosigkeit. »Pass auf, dass dein Lächeln nicht einfriert, sonst kannst du die Mundwinkel gar nicht mehr bewegen. Wäre wirklich schrecklich, wenn du nur noch wie diese gruselige Grinsekatze aus Alice im Wunderland rumläufst.«
»Haha, sehr witzig«, sagte ich.
Liz zog die Augenbrauen hoch und betrachtete mich vielsagend. »Hast du nicht etwas vergessen?«
»Nö, was denn?«
In meinen Gedanken sah ich Louis und mich Händchen haltend durch München laufen … Hach! Dafür benötigte es nicht mal eine Kakaowolke, dass die Bilder wie ein Film vor mir abliefen. Ich überlegte mir, was ich Lou alles zeigen wollte. Auf jeden Fall den Englischen Garten, den Marienplatz, das Schloss Nymphenburg …
Liz’ stechender Blick holte mich zurück ins Hier und Jetzt. Demonstrativ sah sie auf ihre Armbanduhr.
»Dass wir in – Moment – zehn Minuten unsere Matheklausur schreiben? Dafür wirkst du gerade erstaunlich gelassen.«
Als endlich die Bedeutung ihrer Worte in mein Gehirn gesickert war, fuhr mir der Schreck durch die Glieder. Heiliger Bimbam! Wie hatte ich bloß vergessen können, dass wir heute Mathe schrieben? Das war mir ja noch nie passiert!
Ich musste Liz gerade so schockiert anstarren wie ein einäugiges Alien. Na ja, oder wie die Grinsekatze höchstpersönlich.
Sie verdrehte die Augen und fasste mich energisch bei der Hand, als es in meiner Nase verdächtig zu kribbeln begann und ich zugleich den Duft von Kakao wahrnahm. Verdammt. Wo kam der denn jetzt auf einmal her? Ich ließ meinen Blick über den Schulhof schweifen und erspähte unsere Direktorin, Frau Pumpernickel, die gerade herzhaft in einen Schokoladenriegel biss. Und wieso musste sich ausgerechnet jetzt auch noch mein Heuschnupfen bemerkbar machen? Pollenallergie und Kakaowahrsagerei waren keine sonderlich wünschenswerte Kombination. Ob daraus irgendwann so was wie eine Kreuzallergie entstehen konnte? Ich nieste laut, zeitgleich stob eine gigantische Kakaowolke auf.
Vor mir sah ich einen Jungen, der aus dem Schulbus stieg, den Blick konzentriert nach vorne gerichtet. Dabei übersah er jedoch das Mädchen, das sich ihm von rechts in einem Affenzahn auf einem Skateboard näherte. O Gott, die beiden würden jeden Moment zusammenkrachen! Mein Herz machte vor lauter Entsetzen einen Satz.
Der Kakaonebel lichtete sich und ich scannte eilig meine Umgebung ab. Tatsächlich, dort vorne stieg ein Junge aus dem Schulbus, die Kakaowolke hatte nicht gelogen! Und das Mädchen aus meiner Vision war auch nicht mehr weit.
»Haaaalt!«, schrie ich dem Jungen aus Leibeskräften entgegen. »Pass auf, wo du hinläufst!«
Der Junge war so erschrocken darüber, dass er zwar zur Seite sprang und somit auch der Skateboarderin auswich, doch stattdessen war er in einen Kaugummi getreten, der am Boden klebte.
»Igitt!«, schimpfte er, als sich lange weiße Fäden unter seinen nagelneu aussehenden Sneakers entlangzogen. Er warf mir einen grimmigen Blick zu, bevor er schließlich in zügigen Schritten auf das Schulgebäude zueilte. Wahrscheinlich wollte er nur möglichst schnell von mir wegkommen.
Frustriert ließ ich die Schultern hängen.
»War das eben wieder eine Vision?«, fragte Liz aufgeregt, doch ich kam nicht dazu, zu antworten, da sich eine weitere Kakaowolke vor mir auftürmte.
Mir fiel vor lauter Schreck fast das Handy aus der Hand, als das Gesicht von Madame Pompidou vor meinem inneren Auge auftauchte. Noch immer konnte ich es nicht fassen, dass die Köchin des Élysée-Palastes uns im Sommer allesamt reingelegt und insgeheim gemeinsame Sache mit dem finsteren französischen Premierminister Jacques Dubois gemacht hatte. Wobei ich letzten Endes ja sogar feststellen musste, dass Madame Pompidou einen noch viel größeren Sprung in der Schüssel hatte als Monobrauen-Jacques. Und das wollte was heißen.
Das Bild wurde klarer. Feuerrotes Haar fiel Madame Pompidou in kräftigen Wellen über die Schultern und ihre Lippen waren in einem knalligen Orange geschminkt. Plötzlich schien es, als würde Madame Pompidou mir ihr Gesicht direkt zuwenden und ihre Lippen teilten sich zu einem unheilvollen Grinsen.
»Mila«, wisperte sie, und ich dachte schon, mein Herz würde jeden Moment stehenbleiben. Hatte sie gerade wirklich meinen Namen gesagt?
»Wir werden uns wiedersehen, Mila«, flüsterte sie, während sich die Härchen an meinem Unterarm aufstellten. Und das lag keinesfalls an den Temperaturen, denn obwohl wir schon Oktober hatten, war es für diese Jahreszeit ungewöhnlich mild.
Auf einmal streckte Madame Pompidou ihre Hand nach mir aus. Diese Bewegung wirkte so real, dass ich ein panisches »Nein!« schrie...
Erscheint lt. Verlag | 23.10.2023 |
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Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch |
ISBN-10 | 3-8458-5268-2 / 3845852682 |
ISBN-13 | 978-3-8458-5268-3 / 9783845852683 |
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