Das war doch ganz normal. (eBook)

Nicht etwa weggeschickt, in ein Heim. Nein, schlimmer. Ich musste zuhause bleiben.

Sami Duymaz (Herausgeber)

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
672 Seiten
tredition (Verlag)
978-3-384-00358-4 (ISBN)

Lese- und Medienproben

Das war doch ganz normal. -  Samuel Samiris
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Eine ergreifende Autobiografie, die die Schattenseiten der Kindheit offenbart. In 'Das war doch ganz normal' gewährt Samuel Samiris tiefe Einblicke in seine bewegende Lebensgeschichte. Mit aufrüttelnder Offenheit erzählt er von einer Kindheit, in der tragische, lustige und traurige Momente zu einem komplexen Geflecht verschmelzen. Hinter der vermeintlichen Normalität seiner Familie verbirgt sich eine düstere Realität, die Samuel in diesem Buch schonungslos enthüllt. Geprägt von Gewalt, Misshandlung und sexuellem Missbrauch, wurde seine Kindheit von unerträglichem Leid überschattet. Die Mutter, die eigentlich Liebe und Fürsorge vermitteln sollte, nutzte ihn für ihre eigenen grausamen Zwecke aus. Diese außergewöhnliche Biografie erzählt von einem Mann, der trotz aller Hindernisse den Mut und die Kraft fand, sich aus den finsteren Gedanken seiner Vergangenheit zu befreien. Samuel Samiris schildert die dramatischen Ereignisse, die sein Leben prägten, und seine unermüdliche Suche nach einem besseren Morgen. 'Hinweis: Dieses Buch enthält tiefgründige Gedanken und beschreibt die Verspieltheit als Überlebensmechanismus. Es richtet sich an Leser, die bereit sind, sich mit den psychischen Herausforderungen von Kindheitstraumata auseinanderzusetzen, und die dabei die Stärke des menschlichen Geistes und seine unantastbare Würde erkennen möchten.' 'Doch es kam alles anders als erwartet.' Erleben Sie die unvorhergesehene Wendung in dieser bewegenden Geschichte.

Samuel Samiris Schreibt vorsichtshalber unter einem Pseudonym. Sein Traumata verarbeitet er in all seinen Büchern, die alle nach und nach veröffentlicht werden. Andere sich darin spiegeln können und lernen mit einem ähnlichen Schicksal umzugehen. Seine Erlebnisse sind hart und haben ein Lebenslang an ihn gezerrt. Doch mit Hilfe der Psyche und der Selbstreflexion kann er heute über so vieles schreiben. Dies schreiben über das erlebte hilft Samuel Samiris alles aufzuarbeiten. So ist er heute ein sehr starker Mensch der vor nichts mehr Angst hat.

Samuel Samiris Schreibt vorsichtshalber unter einem Pseudonym. Sein Traumata verarbeitet er in all seinen Büchern, die alle nach und nach veröffentlicht werden. Andere sich darin spiegeln können und lernen mit einem ähnlichen Schicksal umzugehen. Seine Erlebnisse sind hart und haben ein Lebenslang an ihn gezerrt. Doch mit Hilfe der Psyche und der Selbstreflexion kann er heute über so vieles schreiben. Dies schreiben über das erlebte hilft Samuel Samiris alles aufzuarbeiten. So ist er heute ein sehr starker Mensch der vor nichts mehr Angst hat.

Das war doch ganz normal.

Meine Kindheitserinnerungen und einiger deren Geschichten begann in Neckargartach.

Ich sehe noch immer, vor dem geistigen Auge, das Kraftwerk, das auf der anderen Flussseite vom Neckar steht.

Es ist einige hundert Meter von den Sozialbauten entfernt. Es erschien dennoch groß und mächtig, für meine kleine Welt, die ich erst kennenlerne.

War ein Kind und gesund, wie jedes andere.

Alles bestens.

Ich hatte bald die ersten Freunde und Freundinnen und eine davon hieß Petra. Sie wohnte mir gegenüber in einem gleichen Sozialbau wie in dem, wo ich wohnte. Dies hatte nur zwei Stockwerk und unter unserer Wohnung waren Lagerräume und Garagen.

Ich wohnte damals mit meiner Schwester Susi dort. Etwas später kam mein Bruder Manfred und dann 1971 Max dazu.

Meine Schwester Susi ist ein Jahr älter als ich und hat nur genervt. Ständig war sie am Petzen. Sie war leider immer schneller als ich. Das war auch oft ihr Glück, aber hatte ich sie wirklich mal am Kragen, schrie sie los wie eine Sirene und bevor ich mich auslassen konnte war Mutter längst da und verpasste mir sofort eine.

„Mädchen schlägt man nicht.“

Das hatte meine liebe Schwester schnell für sich entdeckt und so übte sie das gerne mal.

Dazu muss ich nichts weiter sagen, denn das sagt schon vieles über sie aus.

Doch dazu später mehr. Denn ich war ja bei Petra.

Petra empfand ich genauso zickig. In so jemanden wollt ich mich nicht verlieben, doch es war nur niemand anderes da. Das änderte sich jedoch schnell, als ich in den Kindergarten kam.

Doch Petra hatte mir aber auch mal geholfen und zickte nicht nur rum. Als ich mit meinen kleinen (für mich Großen) Lastwagen von Henschel auf der Straße spielte und ihn vor mir her schob. Als ich damals einen großen Stein mit meinen Henschel LKW überfuhr, kippte der Kipper nach hinten. So kippten meine Hände nach unten und fiel hin. Leider mit der Stirn auf den großen spitzen Stein, den ich überfahren hatte.

Jetzt hatte ich eine schmerzhafte Platzwunde am Kopf, die sofort stark zu bluten begann. Petra führte mich gleich zu meiner Mutter. Ich hatte schon Angst, denn meine Mutter mochte solche Verletzungen nicht gerne sehen. Denn meist war die Kleidung dreckig.

Damals wusch man seine Wäsche mit dem Waschbrett. Keine leichte Sache und stärkte die Arme der Frauen. Sie war überrascht, aber auch erschrocken und wohl besorgt um mich. Zu meiner Erleichterung bekam ich keine Schelte, obwohl mein Gesicht voller Blut war.

Später erfuhr ich, dass mein Vater Duymaz durch alle roten Ampeln gefahren war, um mich schnell ins Krankenhaus zu bringen. Mein Vater war ein schlanker Mann südländischer Herkunft und meist fröhlich. Obwohl er Türke war, erzog er uns nach westlichen Werten. Das bedeutete, dass er keinen großen Wert auf den Islam legte und uns alle Freiheiten ließ. Daher haben wir nie die türkische Sprache gelernt.

Als mein Vater ankam, beruhigte er meine Mutter und sagte, dass es nicht so schlimm sei und alles wieder gut werden würde, während mir das Blut noch immer über die Stirn floss. Die Platzwunde wurde später kurz genäht und dann war alles vorbei.

Petra war mir noch in einer anderen Angelegenheit, in Erinnerung geblieben.

Es war mein Geburtstag, als ich kurz im Kindergarten war. Dort war normalerweise eine sehr hübsche und liebevolle junge Frau, deren Namen mir gerade entfallen ist, aber sie war meine erste Liebe. Sie verkörperte genau das Bild, das sich kleine Jungs von einer lieben Kindergärtnerin vorstellt. Als ich später erfuhr, dass sie heiratet, verstand ich die Welt nicht mehr, aber ich musste wie gewohnt alles akzeptieren.

Eines Tages war sie plötzlich nicht mehr da. Höchstwahrscheinlich wegen ihrer Hochzeit. Doch es gab einen Ersatz für Jeanne.

Ah, jetzt erinnere ich mich wieder, ihr Name war Jeanne.

Der Ersatz hatte deutlich weniger Geduld und so kam es dazu, dass ich mit den anderen Kindern den Raum verlassen und in einen anderen Raum gehen muss. Leider war mein kleines Matchboxauto vom Fensterbrett hinter die Heizung gefallen und steckte dort fest. Ich quälte mich, um es mit meinen Ärmchen wieder herauszuholen. In diesem Moment kam die Kindergärtnerin zurück und drohte mir erneut, endlich mitzukommen, sonst würde etwas passieren.

Damals konnte mir kaum jemand angst machen. Nicht bei solch einer Mutter, wie es meine war. Dennoch brauchte ich etwas Zeit, um das Spielzeug hinter der Heizung hervorzuholen. Ich hatte es fast geschafft, als die neue Kindergärtnerin auftauchte und sehr gereizt reagierte. Dies war für mich damals unerklärlich, und sie riss mich mit einem Ruck von der kleinen Bank am Fenster, auf der ich gestanden hatte. Ich dachte, das wäre nicht möglich, aber mein Arm wurde durch den Ruck hinter der Wand und der Heizung hervorgezogen. Das tat ein wenig weh, aber es störte mich nicht weiter.

Dann gab sie mir einen Schlag auf den Hinterkopf, sodass ich nach vorne beschleunigte und den Halt verlor. Ich fiel gegen die Waschwand mit dem Waschlappenhalter, mit den Metalhäkchen und konnt nicht nach unten fallen, da ich einen Metallhaken im Kopf hatte, der mich am Fallen hinderte. Der Kindergarten befand sich auf dem gleichen Balkon, auf dem wir wohnten.

Jetzt veränderte sich das Gesicht der Kindergärtnerin schlagartig von Ärger zu einer Hilflosigkeit, mit einem flehenden Ausdruck.

Mein Blut lief wieder mal herunter, aber das war ich gewohnt. Es tat nicht weh. Ich genoss den Anblick ihres wandelnden Gesichts, das langsam aber sicher immer weinerlicher wird.

Dann kam die hektische Frage auf, wer meine Mutter informiert und wie man sie am besten besänftigen könne. Doch das war bei meiner Mutter undenkbar. In diesem Moment ist mir klar, was auf die liebe Kindergärtnerin zukommen würde, den ich kannte meine Mutter nur allzu gut. Ehrlich gesagt war mir das zuvor nicht so bewusst. Doch das änderte sich, als eine weitere Person meine Mutter im Flur informiert. Sie ging sofort zur Begutachtung und nach einer gründlichen Untersuchung der Situation (halbwegs eine Sekunde lang) schlug sie auf die Kindergärtnerin wütend ein und sie musste mit großer Mühe zurückgehalten werden. Was sich als sehr schwierig erwies.

Keiner traute sich dazwischen zugehen. Sobald meine Mutter genug Zeit hatte, sich handschriftlich zu erklären, ging sie wieder fort und nahm mich mit, während mein Vater herbeieilte.

Auf der rechten Seite meiner Stirn hatte ich eine weitere kleine Narbe. Insgesamt hatte ich eine in der Mitte und jeweils zwei auf der linken und rechten Seite. So hatte ich immer etwas zu erzählen.

Das war der zweite Moment, in dem ich stolz auf meine Mutter war.

Der erste war der Tag, an dem ich vom Kindergarten einmal nach Hause kam und meine Mutter mir die Tür vorsichtig öffnetet. Sie setzte sich sofort auf den Boden in der kleinen Wohnküche. Diese Sozialbauten waren alle gleich aufgebaut: Wohnküche, Schlafzimmer, Kinderzimmer und eine Toilette. Ein Badezimmer galt damals als Luxus, daher mussten wir uns mit einer Zinkwanne begnügen, die genug Platz für zwei Kleinkinder bot. Die Zinkwanne wurde aber auch zum Wäschewaschen verwendet, weshalb das Waschbrett meistens in der Nähe war.

Ich kam damals vom Kindergarten und in der kleinen Wohnung lag damals überall durchsichtiges Papier herum, das ich nicht zuordnen konnt. Heute weiß ich, dass es buntes Papier war, das man unteranderem zum Drachenbau benötigt.

Und dazwischen sah ich meine Mutter, die sich große Mühe gegeben hat, einen Drachen zu bauen.

Jetzt war ich tief gerührt, dass meine Mutter dies alles für mich tat. Ihre Freude über das Bauen eines Drachens überstrahlte alles. Es war gut sichtbar und das brachte mich zum Nachdenken. War das die Freude über den Drachen oder ist die Freude wegen mir?

Sie zeigte mir, wie man einen Drachen baut, und erklärte mir jeden Schritt.

Ich folgte der Einladung meiner Mutter und setzte mich dazu, um selbst kleine Schleifen für den Drachenschwanz zu basteln. Nach einiger Zeit des Klebens und Schneidens war er tatsächlich fertig und wunderschön anzusehen.

Er war bunt und ich war sehr stolz darauf. Meine Mutter sagte zu mir: „Komm jetzt mit nach draußen, wir lassen den Drachen steigen.“ Dieser Moment war großartig, aber irgendwie unheimlich, denn so kannte ich sie nicht.

Es war ein warmer Sommertag im August. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass mich meine Mutter auf eine seltsam liebe Weise berührte, indem sie all das schöne und liebe für mich tat.

Ich spürte, dass auch sie auf sich stolz war.

Mit meiner heutigen Erfahrung hätte mir das zu denken geben, denn sie war mindestens genauso glücklich wie ich.

War es, weil sie sich für mich freut?

Doch meine eigene Freude war größer, als mein Misstrauen.

Ich fragte meine Mutter, warum sie das gebastelt hat, und sie sagte rührend und mit lieber stimme.

Nah für dich.

Du...

Erscheint lt. Verlag 16.8.2023
Verlagsort Ahrensburg
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Bilderbücher
Schlagworte Autobiografie • Bewältigung • Empathie • Heilung • Hoffnung • innerer Stärke • Inspiration • Kindheitstraumata • Menschlicher Geist • Missbrauch • Psychische Gesundheit • psychologische Prozesse. • Resilienz • Selbsthilfe • Transformation • Überlebensmechanismen
ISBN-10 3-384-00358-6 / 3384003586
ISBN-13 978-3-384-00358-4 / 9783384003584
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