Schule fertig! Und jetzt? (eBook)

Tugay Capaci

Tugay ist einer der größten YouTuber und Influencer im Bereich Social Media. Allein seinen YouTube-Kanal haben 350.000 Menschen abonniert. Er ist der „YouTube-Guru“ schlechthin und zählt zu den ersten und besten Filmemachern der Branche von Beginn an auf dieser Plattform.

Zu seinen Kunden zählen berühmte Persönlichkeiten, Speaker, Trainer und Coachs im deutschsprachigen Raum. Er verhilft ihnen zu professionellen Videoauftritten, um ihr Kerngeschäft noch besser in Szene zu setzen. Seine Videos werden millionenfach geklickt und erreichen eine enorme Reichweite.

Er lebt in Hamburg und hat zusammen mit seinem Coach und Partner Maik Wasner die Firma OnPointRecords gegründet (onpointrecords.de). Gemeinsam erstellen die beiden kraftvolle Imagefilme und begleiten Menschen vor Ort bis zum fertigen Videoprojekt.

Angenommen, du hättest das Wissen von heute und würdest mit 16 Jahren mit deinem Abschlusszeugnis am Schultor stehen. Was wären deine konkreten Schritte auf deinem neuen Lebensweg?

Ich würde nicht mehr so viel Zeit verschwenden, was ich damals in der Vergangenheit zu viel getan habe. Das heißt, ich gucke hier mal ein bisschen, da mal ein bisschen, ich lasse es auf mich zukommen. Genau hierdurch, das ist meine persönliche Erfahrung, habe ich viel Zeit verloren. Ich bin nicht vorangekommen, nur so stückchenweise. Deswegen würde ich mich viel konsequenter, direkt für eine Richtung entscheiden und dort andocken und Gas geben. Ich würde eine Sache nicht einfach so Larifari machen. Wenn ich mich für etwas entscheide, dann ziehe ich das richtig durch. Falls es nicht passt, kann ich später immer noch sagen: „Alles klar, ich habe es durchgezogen. Aber es ist nicht meine Richtung.“ Es gibt Zeiten im Leben, da triffst du eine gute Entscheidung oder eine schlechte Entscheidung. Du bereust vielleicht die Entscheidung, aber was du immer mitnimmst, ist die Erfahrung.

Du bist Experte für YouTube-Videos und hilfst Menschen, das unter deiner Anleitung auch zu schaffen. Was fasziniert dich an dieser Arbeit?

Eine richtig gute Frage. Ich habe mit YouTube angefangen, weil ich Spaß daran hatte. Da hat Geld noch keine Rolle gespielt. Ich bin aus der Zeit von YouTube, wo es noch nicht einmal möglich war, damit Geld zu verdienen. Wir waren damals die ersten You-Tuber in Deutschland gewesen. Uns konnte man an einer Hand abzählen, vielleicht zehn oder zwanzig Leute. Das war so 2009 und 2010. Wenn du für eine Sache Leidenschaft hast, wenn du Spaß daran hast und dich dafür interessierst, dann fällt es dir leichter, dir das ganze Wissen anzueignen. Ich bin zum Beispiel kein Fan von Mathe, banales Beispiel. Aber wenn ich jetzt Mathe lernen muss, habe ich keinen Spaß daran. Ich muss es tun, aber ich habe keinen Spaß. Aber wenn jemand sagt: „Hey liebe Kinder, heute gibt es einen Kamerakurs.“ Dann bin ich Feuer und Flamme, weil ich Bock darauf habe. Und da sage ich: „Ey geil!“ Und dann frage ich auch noch. „Wie macht man das? Können Sie mir noch mal das und das erklären? Wie dreht man noch mal den Fokus perfekt?“ Und das genau ist der Unterschied. Man muss für eine Sache brennen, um dranzubleiben.

Was schätzen deine Kunden bzw. die Menschen besonders an dir und deiner Arbeit?

Wir haben damals einfach angefangen, weil wir Spaß daran hatten, weil uns das so interessiert hat. Wir wurden immer besser durch Erfahrung, durch negative Erfahrung, durch Feedback. Wir wuchsen von Dreh zu Dreh. Auch heute noch lernen wir immer etwas dazu. Wir führen intensive Gespräche miteinander. Wir, das sind Maik Wasner und ich. Er ist gleichzeitig auch mein Coach. Wir fragen uns oft: „Was unterscheidet unsere Arbeit von anderen Videographen, von anderen Firmen und Leuten, die das auch anbieten?“ Es gibt zigtausend Kameramänner oder zigtausend Buchautoren. Aber was unterscheidet uns da voneinander? Uns war wichtig, dass wir einen Unterschied erschaffen. Bei uns ist es so, dass wir vor Ort Coaching geben. Genau dort, bei den Menschen, die nicht so vertraut sind mit der Kamera oder Angst haben.

Dieses Buch soll jungen Menschen zur Orientierung und Selbstfindung dienen. Welche 3 Fragen würdest du einem jungen Menschen stellen, bevor er seinen Lebensweg antritt?

Ich würde ihn fragen: „Was macht dir Spaß?“ Das wäre wahrscheinlich die erste Frage.

Dann würde ich fragen: „Kannst du dir vorstellen, dieses Hobby - oder dieses, was du so spaßig findest, dein Leben lang zu machen? Kannst du es dir vorstellen?“ Und die dritte Frage wäre: „Kannst du dir vorstellen, deinen Lebensunterhalt damit zu verdienen?“ Wenn er zu allen Punkten ja sagt oder wenn er eine Vision hat, dann würde ich sagen: „Alles klar, go for it. Worauf wartest du?“

Welche Gewohnheiten sollte, deiner Meinung nach, ein junger Mensch entwickeln, um erfolgreich und glücklich zu werden?

Gewohnheiten, die hatte ich nicht immer. Die habe ich mir angeeignet durch Fehler. Durch Fehler, die ich gemacht habe über die Jahre. Ich bin nicht erst seit ein, zwei Jahren im Geschäft. Ich bin seit über zehn Jahren im Geschäft. Das ist eine lange Zeit.

Und deshalb, also durch die Fehler, die ich gemacht habe, habe ich festgestellt, was wirklich effektiv und gut für mich ist. Das ist auf jeden Fall Disziplin, auch an Tagen, wo du keine Lust hast, wo du dich zwingen musst. Du musst den Arsch hochkriegen. Du musst stärker sein. Du musst stärker sein als das Gefühl „Oh, ich habe keinen Bock heute.“

Zweite Sache, was ich mir über die Jahre angeeignet habe: Lüge dich selbst nicht an. Wenn du an einer Sache keinen Spaß hast oder wenn du sie nicht von Herzen machst, dann such dir etwas anderes. Verschwende keine Zeit. Das ist genauso, was Gunnar meinte mit diesen Studien: Die Leute studieren oder machen ihr Abi. Aber wissen gar nicht, wohin danach. Für den Beruf, den du vielleicht irgendwann machen willst, musst du gar nicht studieren. Vielleicht reicht ein kompletter Realschulabschluss. Vielleicht brauchst du gar keinen Abschluss. Es kommt komplett darauf an, was du machen willst.

Was war deine größte Niederlage und damit einhergehend deine schwerste Entscheidung in deinem Leben?

Ich habe ein sehr holpriges Leben gehabt. Mein Leben ist eigentlich eine Achterbahnnummer. Meine Eltern haben sich sehr früh scheiden lassen. Da war ich vier Jahre alt. Danach habe ich bei meiner Mutter gelebt bis zu meinem elften, zwölften Lebensjahr. Meine Mutter ist dann in die Türkei ausgewandert. Und ich bin wieder zurück zu meinem Vater gezogen, beziehungsweise zu meinen Großeltern, da mein Vater viel arbeiten musste.

Natürlich habe ich Fehler gemacht. Natürlich bin ich auf die Fresse gefallen. Ich war hoch verschuldet und hatte mit meinen jungen Jahren 35.000 Euro Schulden an der Backe. Es ist keine Sache, die ich allein zu verantworten hatte. Ich will da nicht weiter darauf eingehen. Viel wichtiger ist, was ich aus dieser Situation gemacht habe. Das ist das Entscheidende. Natürlich war ich down. Natürlich war ich traurig. Ich dachte, mein Leben ist vorbei: „Ich bin so jung und mein Leben ist bereits im Arsch!“ Dann habe ich mir einen Coach gesucht, Maik Wasner. Er lehrt mich sehr vieles. Ich höre zu. Ich höre intensiv zu. Ich versuche, zwischen den Zeilen zu lesen. Meine Schulden habe ich abbezahlt in nur 7 Monaten. Leute, es ist okay zu weinen. Es ist okay zu schreien. Es ist okay, sauer zu sein. Aber es ist nicht okay, den Kopf hängen zu lassen. Das Leben geht weiter. Die Zeit dreht sich, ob mit dir oder ohne dich. So hart es auch klingt.

Was würdest du tun, wenn du alles verlieren würdest?

Egal, wie schlimm die Situation ist: Jeder kommt da raus, egal, wie schlimm es aussieht. Gerade, wenn du denkst, es hat gar keinen Ausweg. Glaube mir, es gibt für alles einen Ausweg. Ich sage immer: „Für jede Tür gibt es einen Schlüssel. Für jede Tür auf dieser Welt gibt es den passenden Schlüssel.“

Das, was ich habe und das, was mir keiner wegnehmen kann, ist mein Kopf. Und mit dem Kopf würde ich einfach vorangehen. Der Tugay von damals würde den Kopf in den Sand stecken und rumheulen und sagen: „Alles ist Scheiße. Ich bin doch so ein Lieber. Warum ich? Was habe ich nur getan?“ Bei dem heutigen Stand würde ich einfach feststellen: Ich kann mit diesen ganzen Sachen umgehen. Ich weiß genau, wie was funktioniert. Und was ich noch kann, ich kann gut reden. Ich kann mich selbst verkaufen. Wir hatten letztens ein Interview mit Meikel Araya. Der sagt das...