Doppelgänger-Agentur, Band 1: Double Crush (Humorvolle New-Adult-Romance für alle Fans von Kiss Me Once) (eBook)
448 Seiten
Ravensburger Buchverlag
978-3-473-51205-8 (ISBN)
Nina MacKay begann ihre schriftstellerische Karriere auf der Online-Plattform Wattpad, wo sie mehrere Preise für ihre Geschichten gewann. Bis heute schreibt sie humorvolle Romane für Jugendliche und junge Erwachsene. Im realen Leben arbeitet sie als Marketing Managerin. Außerhalb ihrer Arbeitszeiten erträumt sie sich eigene Welten und führt imaginäre Interviews mit ihren Buchfiguren. Vorzugsweise mit literweise Kaffee im Gepäck.
Nina MacKay begann ihre schriftstellerische Karriere auf der Online-Plattform Wattpad, wo sie mehrere Preise für ihre Geschichten gewann. Bis heute schreibt sie humorvolle Romane für Jugendliche und junge Erwachsene. Im realen Leben arbeitet sie als Marketing Managerin. Außerhalb ihrer Arbeitszeiten erträumt sie sich eigene Welten und führt imaginäre Interviews mit ihren Buchfiguren. Vorzugsweise mit literweise Kaffee im Gepäck.
ALLES IM LEBEN HAT SEINEN PREIS, HEISST ES. NUR WAS WIE VIEL KOSTET, DAS SAGEN SIE EINEM NICHT.
Draußen vor dem Gerichtsgebäude erwartete mich anstelle der Pressemeute, die ich mir in allen Farben und mit Blitzlichtgewitter ausgemalt hatte, nur Sawyer. Sawyer war immer zur Stelle.
»Wie ist es gelaufen?« Mit den Händen in den Hosentaschen seiner Jeans blinzelte er mich erwartungsvoll an, während ich noch meiner Anwältin zum Abschied winkte.
Ich blies mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Es auszusprechen, fühlte sich fast schlimmer an, als es vom Richter zu hören. Also schwieg ich ein paar Sekunden und schaute Sawyer stattdessen dabei zu, wie er an seiner Lederkette mit der Schildkröte herumspielte. Schräg hinter ihm hatte die Justitia auf ihrem Steinpodest ihr Schwert erhoben, dessen Schatten direkt in meine Richtung wies.
Unter uns erklomm eine ganze Familie die Steinstufen zur Höhle der bissigen Staatsanwälte, und ich nutzte die Ablenkung, um Sawyer noch nicht antworten zu müssen. Alle von ihnen hatten dunkle Haare, in denen sich die Sonne brach, und waren mit dichten Augenbrauen gesegnet. Wie eine dunkle Welle – und erstaunlich geschmeidig – pflügten sie über die Stufen. Hinter der Großfamilie entdeckte ich tatsächlich zwei Paparazzi, die ihnen nachjagten. Kein gänzlich ungewohnter Anblick in L.A. Mein Blick huschte erneut zu der steinernen Justitia mit ihrer Augenbinde, dem Schwert und der Waage am Ende der Treppe. Alles in mir fühlte sich taub an. Als hätte mir der Richter den Sinn des Lebens gestohlen. Das Einzige, für das ich morgens aufstand.
Die Celebrity-Familie hatte uns mittlerweile fast erreicht. Sicherlich irgendein Reality-Sternchen, das ich schon irgendwann mal über einen Bildschirm hatte flimmern sehen und das nun vermutlich irgendwen verklagte oder selbst verklagt wurde und den Gerichtsspaß samt Familienanhang durchzog. Bloß in echt erkannte man sie ja nie. Die Frau mit der Glitzer-Sonnenbrille, die ganz offensichtlich die Clanchefin sein musste, geriet neben mir ins Straucheln.
»Vorsicht!« Automatisch streckte ich beide Hände aus, um sie zu stützen. Dadurch sank sie nur ein Stück ein, statt kopfüber auf die Stufen zu knallen. Ich lächelte sie an. »Das war knapp.«
Die goldenen Ohrringe schwankten, als sich die Frau, die mit absoluter Sicherheit ein Hollywoodstar sein musste, aufrichtete. Aus der Nähe war es eindeutig. Eine A Plus. Eigentlich hatte ich ein ebenso freundliches Lächeln und vielleicht sogar ein Dankeschön erwartet, doch im nächsten Moment zogen sich ihre tiefdunklen Augenbrauen zusammen. Kaum einen Wimpernschlag später stieß sie mich unfreundlich von sich weg. »Steh nicht so dumm im Weg rum. Mach Platz!«
Autsch. Passierte das gerade tatsächlich? Mein Knöchel knackte, als ich so elegant wie ein Seehund in Slow-Motion zur Seite taumelte und seitlich auf der Steintreppe aufprallte. Noch im selben Moment schoss ein heißglühender Schmerz durch meinen Hüftknochen. Na super.
»Das … das waren die Kasobians, oder?« Sawyer half mir auf, starrte dabei jedoch in Richtung Gerichtseingang, wo sich eben die dunkelhaarige Meute samt Paparazzi hineindrückte.
»Die Sterne sind also heute wirklich gegen mich«, stellte ich fest, zog dann den Haargummi aus meinem Pferdeschwanz, der sich sowieso schon halb gelöst hatte. Autsch. Es dauerte einen Moment, bis der Schmerz in meiner Hüfte verebbte. Bloß schien es meinen Knöchel härter getroffen zu haben. »Sogar dieses Hollywoodsternchen.«
»Ach, Kolly … und das, obwohl du sicher auf ein Selfie mit den Kasobians gehofft hast. Chance vertan.« Sawyer sah mich mit so viel gespieltem Mitleid an, dass ich einfach lachen musste.
»Genau. Für meinen Insta-Fame.« Ich ging leicht in die Knie, was mein Knöchel nur unter Protest hinnahm. »Das hätte zwanzig Millionen Likes gegeben. Wie konnte ich das verpassen?« Aber im Prinzip hatte Sawyer recht, wenn auch auf einer anderen Ebene. Warum bloß war mir keine eloquente Erwiderung eingefallen, als sie mich von sich gestoßen hatte? Wahrscheinlich würde mir der beste Konter aller Zeiten erst heute Abend im Bett wie eine Neon-Reklametafel ins Gesicht leuchten. Wie immer.
Sawyer strich sich durch die Seite seiner braunen Haare, die er etwas wuscheliger trug als zu unseren Schulzeiten. Seine gelockten Ponyfransen hatten seine Augenbrauen schon seit März verschluckt. Ganz und gar. »Komm schon, hack dich einfach in ihr Instagram-Profil, lösch alle Bilder und lade stattdessen eine neunteilige Anleitung zum Anlegen eines Gurkenbeets hoch. Easy peasy, lemon squeezy.«
Ich sog die Unterlippe hinter meine Vorderzähne. Es war Zeit, die Bombe platzen zu lassen. »Ich werde diesen Sommer gar nichts mehr hacken oder programmieren können. Noch nicht mal einen klitzekleinen Code schreiben, laut dem Jugendrichter. Dafür aber einhundert Sozialstunden ableisten.«
»Nein!« Sawyer riss die Augen auf. »Und wer hackt sich jetzt ins Collegenetzwerk und trägt die Noten für meine Hausarbeit ein?«
»Ich schon mal nicht, tut mir leid.« Bedauernd hob ich beide Schultern. Dabei wusste Sawyer ganz genau, dass sich meine Antwort auf diese Frage sowieso jedes Mal auf gemein reimte. Selbst ohne diese Geiselhaft meines Programmiertalents durch das Gericht von L.A. Unsägliche Worte wie »Terrorverdacht« waren im Gerichtssaal gefallen … »Sie werden mir sogar den Sommer über ein Tracking-Armband verpassen. Mit einem eingebauten Jammer. Damit sie jeden meiner Schritte online nachvollziehen können.« Oder besser gesagt: blockieren konnten.
»Ach, hör auf zu jammern. Für mich ist das viel schlimmer als für dich, Kolly. Wie konntest du mir das antun?« Sawyers Gesichtsausdruck brachte mich nun doch wieder zum Lächeln. Wie er da auf seinem Schildkröten-Anhänger herumkaute.
Meine Finger wanderten zu meiner eigenen Halskette, an der ein Mini-Zauberwürfel hing. Genau das Richtige für Situationen wie diese, in der ich meine Hände beschäftigen musste. Aber wir würden diesen kleinen Rückschlag beide überstehen. Glücklicherweise war ich in meinem IT-Studium meinen Kursen weit voraus und musste somit den Sommer über nichts lernen oder programmieren.
»Brauchst du eine Papiertüte oder vielleicht diese neue Entspannungs-App mit den Delfinen und der Gänseblümchenwiese? Die darf ich vermutlich gerade noch so runterladen.« Beim Gedanken an die letzten Worte des Richters schnaubte ich.
»Nein, Kolly, im Ernst, das mit dem Tracking-Armband ist ein Scherz, oder? Ich meine, sie haben dich doch als Heranwachsende verurteilt? Du wirst erst im Herbst einundzwanzig. Niemand bekommt so eine harte Strafe, bloß weil er sich kurz mal in einen Regierungscomputer gehackt hat, um herauszufinden, ob die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser rechten Krawallpartei auf einen Link in einer Fake-Mail klicken würden.« Sawyer schüttelte seinen braunen Wuschelhaarkopf.
Am liebsten hätte ich eine Hand ausgestreckt, um an seinen Spitzen zu zwirbeln.
»Hörst du dir eigentlich selbst beim Reden zu?« Ich schob meine Kapuze über die Träger meines Rucksacks und begann humpelnd den Abstieg. Mein Knöchel schmerzte immer noch so sehr, dass ich krampfhaft die Lippen aufeinanderpresste. »Aber es war schon geil, oder? Ein angemessener Gegenschlag auf ihren Antrag, die Ehe für alle abzuschaffen. Stell dir vor, wie doof sie geschaut haben, als sämtliche ihrer Webseiten auf einen Schlag wegen zu viel Traffic zusammengebrochen sind. Und nicht zu vergessen: all die schwarzen Seiten, die ihre Faxgeräte ausgespuckt haben, bis der Toner leer war, sozusagen als Zugabe.«
Grinsend blies Sawyer die Backen auf. »Wer ist auch so rückständig, hat keine ordentliche Firewall und sendet einen Großteil der Dokumente per Fax aus Angst vor Infiltration?«
Nach ein paar Schritten ließ der Schmerz in meinem Knöchel ein wenig nach. »So schnell werden die keine Anträge und Widersprüche mehr gegen aktuelle Gesetze faxen.« Ich hielt Sawyer eine Faust hin, und er drückte seine dagegen.
»Egal, wie hacke du bist, Kolly ist Hacker!«
»Hacktivisten!«
Sawyer liebte dieses Ritual zwischen uns, und ich würde es so lange durchziehen, wie es ihm Freude bereitete.
»Weißt du, ich hab bereits einen Plan, wie ich dieses Tracking-Armband austrickse.«
»Ja?« Zweifelnd sah Sawyer zu mir auf und warf dann einen Blick zurück auf Justitia. »Hältst du das für eine gute Idee?«
»Allerdings. Irgendwie hab ich mich bisher überall vorbeigemogelt.« Und das galt nicht nur für Firewalls. »Aber jetzt ist erst mal Zeit für einen Kaffee«, beschloss ich für uns beide, bevor mein bester Freund, der mehr der kreative Ideengeber als ein Hacker war, sich noch total überschätzte und mir gut gemeinte Ratschläge erteilte. »Ich lade dich ein.«
»Das, was du Kaffee nennst, ist mehr Sahne und Karamellsirup, was praktisch jede Kaffeebohne auf dem Kontinent beleidigt und dann auch noch so teuer ist wie ein ganzes Reihenhaus in West-Adams, aber gut. Ich trinke einen Kaffee und du dein heißes Flavor-Wasser mit Sahne.«
Gespielt empört boxte ich ihm in die Seite, woraufhin mein Knöchel vehement protestierte, doch ich ignorierte den Schmerz. »Seit du begriffen hast, dass ich mich nicht mehr in dein Smartphone hacken kann, bekommst du ein ganz neues Selbstbewusstsein, oder?«
Sawyer kickte einen Stein aus dem Weg, als wir durch den Minipark am Gericht schlenderten. »Also wirst du den ganzen Sommer bis zum Semesterstart in der Double-Agentur deiner Mom rumsitzen, ohne programmieren zu können?«
»Jap. Wie letzten...
Erscheint lt. Verlag | 2.11.2023 |
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Reihe/Serie | Doppelgänger Agentur | Doppelgänger-Agentur |
Mitarbeit |
Cover Design: Andrea Janas |
Verlagsort | Ravensburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | ab 14 Jahren • Buch • Bücher • für Mädchen • Geschenk • Geschenkidee • humorvoll • Jugend-Buch • Kiss me once • Lesen • Liebe • Liebes-Geschichte • Literatur • Love-Story • New Adult • Roman • Romance • Romantic Comedy • Romantische Komödie • romcom • Sexy • Young Adult |
ISBN-10 | 3-473-51205-2 / 3473512052 |
ISBN-13 | 978-3-473-51205-8 / 9783473512058 |
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