Das Mädchen, das in den Wellen verschwand (eBook)

Berührender Fantasyroman mit Elementen koreanischer Mythologie - der New York Times-Bestseller jetzt auf Deutsch

(Autor)

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2023 | 1. Auflage
384 Seiten
Loewe Verlag
978-3-7320-2019-5 (ISBN)
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Zwischen Sturm und Schicksal Jedes Jahr wüten in Minas Heimat tödliche Stürme. Und jedes Jahr wird das schönste Mädchen in die Fluten geworfen. Denn eines Tages, so die Legenden, soll die wahre Braut des Meeresgottes auserwählt werden und den Unwettern ein Ende bereiten. Doch dieses Jahr greift Minas Bruder in das Ritual ein und gerät dabei in Lebensgefahr. Um ihn zu retten, opfert Mina sich freiwillig. Im Reich der Geister stellt sie allerdings fest, dass auf dem Meeresgott ein Fluch liegt. Und ihr nur dreißig Tage bleiben, um ihn zu brechen und die Stürme für immer zu beenden ... Tauche ein in die atmosphärische Fantasywelt dieses New York Times-Bestsellers! Mit dieser fesselnden Geschichte entführt uns Axie Oh in die koreanische Mythologie und eine Welt voller Magie, Wunder und Romantik und erweckt dabei die GeisterweltKoreas für ihre Leser*innen zum Leben. Ein bewegendes Retelling der Sage um Shim Cheong mit Female Empowerment, Abenteuer und ein Highlight für alle Fantasyfans!

Axie Oh ist eine Koreanische Amerikanerin der ersten Generation, geboren in New York City und aufgewachsen in New Jersey. Sie studierte Koreanische Geschichte und Kreatives Schreiben an der University of California San Diego sowie Writing for Young People an der Lesley University. Zu ihren Leidenschaften zählen K-Pop, Anime, Schreibwaren und Milchtee. Axie Oh lebt mit ihrem Hund Toro (benannt nach Totoro) in Las Vegas, Nevada. Sie ist die Autorin mehrerer Jugendbücher, unter anderem von Das Mädchen, das in den Wellen verschwand.

Axie Oh ist eine Koreanische Amerikanerin der ersten Generation, geboren in New York City und aufgewachsen in New Jersey. Sie studierte Koreanische Geschichte und Kreatives Schreiben an der University of California San Diego sowie Writing for Young People an der Lesley University. Zu ihren Leidenschaften zählen K-Pop, Anime, Schreibwaren und Milchtee. Axie Oh lebt mit ihrem Hund Toro (benannt nach Totoro) in Las Vegas, Nevada. Sie ist die Autorin mehrerer Jugendbücher, unter anderem von Das Mädchen, das in den Wellen verschwand.

1

In den Legenden meines Volkes heißt es, dass nur eine wahre Braut des Meeresgottes seinem unersättlichen Zorn ein Ende bereiten kann. Wenn vom Ostmeer her die Stürme der anderen Welt aufziehen, Blitze den Himmel zerreißen und Wasser die Küste sprengt, wird eine Braut auserwählt und ihm geschenkt.

Oder geopfert, je nachdem, wie groß dein Glaube ist.

Jedes Jahr aufs Neue ziehen die Unwetter auf – und jedes Jahr aufs Neue wird ein Mädchen hinaus auf die See gebracht. Unweigerlich frage ich mich, ob Shim Cheong an die Legende von der Braut des Meeresgottes glaubt. Ob sie Trost darin findet, bevor sie sich ihrem Ende stellt.

Wobei es auch möglich ist, dass sie diesen Moment als Anfang betrachtet. Schließlich kann das Schicksal viele Wege einschlagen.

Da wäre zum Beispiel mein eigener – der buchstäbliche Pfad unter meinen Füßen, der sich schmal durch die wasserdurchtränkten Reisfelder zieht. Wenn ich diesem Weg folge, wird er mich letztendlich an den Strand bringen. Wenn ich kehrtmache, führt er mich zurück ins Dorf.

Welche dieser Möglichkeiten ist mein Los? Welche das Schicksal, das ich mit beiden Händen ergreifen werde?

Selbst wenn es zur Wahl stünde, könnte kaum ich selbst die Entscheidung treffen. Denn obwohl ein beträchtlicher Teil von mir sich nach der Sicherheit meines Zuhauses sehnt, ist das Drängen meines Herzens unendlich viel stärker. Es zieht mich hinaus aufs offene Meer, hin zu dem einen Menschen, den ich mehr liebe als jedes Schicksal.

Meinen Bruder Joon.

Blitze zucken durch die Gewitterwolken, zersplittern den geschwärzten Himmel. Eine halbe Sekunde später grollt über den Reisfeldern lauter Donner.

Der Pfad endet, wo die Erde auf den Sand trifft. Ich ziehe die durchweichten Sandalen aus und werfe sie mir über die Schulter. Trotz der Sturzflut entdecke ich das Boot, das von den Wellen hin und her geworfen wird. Es handelt sich um eine kleine, ausgehöhlte Nussschale mit einem einzelnen Mast, die Platz für etwa acht Männer bietet – und für eine Braut des Meeresgottes. Schon hat sich das Schiff ein gutes Stück vom Strand entfernt, sein Ziel aber noch nicht erreicht.

Ich raffe meinen vom Regen getränkten Rock und rase auf die tosende See zu.

Als ich mich der ersten Welle entgegenwerfe, dringt ein Schrei aus dem Boot. Sofort werde ich unter Wasser gezogen. Die Eiseskälte raubt mir den Atem. Wie ein Spielball werde ich von der Strömung erst brutal nach links, dann nach rechts geschleudert. Ich kämpfe, will wenigstens mit dem Mund an die Oberfläche, doch die Wellen ergießen sich in und über mich.

Ich bin keine schlechte Schwimmerin, aber ebenso wenig eine besonders gute. Und obwohl ich mich nach Kräften anstrenge, das Boot zu erreichen und zu überleben, fällt es mir ungeheuer schwer. Vielleicht werde ich es nicht schaffen. Ich wünschte, es würde nicht so wehtun – die Wellen, das Salz, das Meer.

»Mina!« Kräftige Hände schließen sich um meine Arme und ziehen mich aus den Fluten. Unsanft lande ich auf dem wogenden Deck des Schiffchens. Vor mir steht mein Bruder, dessen vertraute Züge zu einer düsteren Miene verzogen sind.

»Was hast du dir nur dabei gedacht?«, schreit Joon gegen den heulenden Wind an. »Du hättest ertrinken können!«

Da rammt eine gewaltige Welle das Boot und ich verliere das Gleichgewicht. Joon greift nach meinem Handgelenk, damit ich nicht über Bord geworfen werde.

»Ich bin dir gefolgt!«, rufe ich ebenso laut. »Du solltest nicht hier sein. Krieger dürfen die Braut des Meeresgottes nicht begleiten.« Als ich meinen Bruder nun mustere – sein vom Regen gepeitschtes Gesicht und den trotzigen Ausdruck darauf –, könnte ich in Tränen ausbrechen. Ich will ihn ans Ufer zerren und nie wieder zurückblicken. Wie konnte er sein Leben bloß derart aufs Spiel setzen? »Wenn der Gott bemerkt, dass du hier bist, wirst du sterben!«

Joon zuckt zusammen und späht zum Bug des Schiffs, wo eine schlanke Gestalt steht, deren Haare heftig im Wind wehen.

Shim Cheong.

»Du verstehst das nicht«, sagt Joon. »Ich konnte … ich konnte sie das einfach nicht allein durchstehen lassen.«

Seine Stimme bricht und bestätigt so, was ich schon lange vermutet habe; wovon ich gehofft habe, es wäre nicht wahr. Ich stoße einen leisen Fluch aus, doch Joon bemerkt es nicht einmal. Denn er konzentriert sich mit Leib und Seele allein auf sie.

Die Ältesten erzählen sich, die Göttin der Schöpfung persönlich habe Shim Cheong erschaffen, damit sie die letzte Braut des Meeresgottes wird – diejenige, die all seine Qualen lindert und in unserem Reich eine neue Ära des Friedens einläutet. Ihre Haut sei geschmiedet aus reinsten Perlen. Ihr Haar geknüpft aus dunkelster Nacht. Ihre Lippen gefärbt von Menschenblut.

Vielleicht spricht aus diesem letzten Detail mehr Bitterkeit als Wahrheit.

Ich erinnere mich noch an meine erste Begegnung mit Shim Cheong. Gemeinsam mit Joon stand ich am Fluss. Es war die Nacht des Papierschiffchenfests vor vier Sommern, als ich zwölf und Joon vierzehn war.

In den Küstendörfern ist es Tradition, Wünsche auf Zettel zu schreiben, bevor man daraus sorgfältig kleine Boote faltet, die man dann auf den Fluss setzt. Dem Glauben nach tragen diese Papierschiffchen unsere Wünsche ins Reich der Geister, zu unseren Vorfahren, die dort mit den weniger wichtigen Göttern darüber verhandeln können, ob sie unsere Träume und Sehnsüchte erfüllen.

»Shim Cheong mag das schönste Mädchen im Dorf sein, aber ihr Gesicht ist ein Fluch«, hat Joons Stimme mich an jenem Tag des Fests aufsehen lassen.

Ich folgte seinem Blick zu der Brücke, die den Fluss überspannte. Genau in deren Mitte stand ein Mädchen.

Im Mondlicht, das ihr Gesicht erleuchtete, erinnerte Shim Cheong selbst mehr an eine Göttin als an ein Mädchen. Auch sie hielt ein Papierschiffchen in der Hand, das aus ihren geöffneten Fingern ins Wasser fiel. Während ich zusah, wie das Boot den Fluss hinabschwamm, wunderte ich mich, was eine solche Schönheit sich noch wünschen könnte.

Damals habe ich noch nicht gewusst, dass Shim Cheong bereits dazu ausersehen war, die Braut des Meeresgottes zu werden.

Als ich jetzt im strömenden Regen auf dem Boot stehe und die Donnerschläge mir durch Mark und Bein gehen, fällt mir auf, dass die Männer Abstand zu ihr wahren. Als wäre sie bereits geopfert, getrennt von uns anderen durch ihre überirdische Schönheit. Sie gehört dem Meeresgott. Das war allen im Dorf bewusst, seit sie das entsprechende Alter erreicht hatte.

Ich frage mich, ob sich unser Schicksal innerhalb eines Tages ändern kann. Oder ob es länger dauert, bis uns das eigene Leben gestohlen wird.

Ich frage mich, ob Joon diese Einsamkeit in ihr gespürt hat. Denn seit Shim Cheong zwölf war, seit sie dem Meeresgott versprochen ist, haben alle in ihr jemanden gesehen, der uns eines Tages verlassen würde. Mein Bruder dagegen war und ist der Einzige, der will, dass sie bleibt.

»Mina.« Joon zieht an meinem Arm. »Du musst dich verstecken.«

Ich beobachte, wie Joon auf dem schutzlosen Deck nervös nach einer Möglichkeit sucht, mich zu verbergen. Dass er selbst eine der drei Regeln des Meeresgottes gebrochen hat, mag ihm egal sein, aber um mich macht er sich Sorgen.

Die Regeln sind einfach: Keine Krieger. Keine Frauen – außer der Braut des Meeresgottes. Keine Waffen. Joon hat gegen die erste Regel verstoßen, indem er heute Nacht mitgekommen ist. Ich habe die zweite gebrochen.

Und die dritte. Meine Hand legt sich um das Messer, das unter meiner kurzen Jacke versteckt ist, die Klinge, die einst meiner Ururgroßmutter gehört hat.

Das kleine Schiff muss das Auge des Sturms erreicht haben, denn der Wind hört auf zu heulen, die Wellen schlagen nicht länger auf das Deck und selbst der unermüdliche Regen fällt weniger heftig.

In jeder Richtung ist es dunkel, da die Wolken den Mond verdecken. Ich rücke näher an den Rand des Boots, um über die Kante zu blicken. Ein Blitz zuckt und in seinem Licht sehe ich ihn. Auch die Fischer, deren Schreie von der Nacht verschluckt werden, haben ihn entdeckt.

Unter uns bewegt sich ein gewaltiger silberblauer Drache.

Sein schlangenförmiger Körper umkreist das Boot, sodass die Zacken seines von Schuppen bedeckten Rückens die Wasseroberfläche durchbrechen.

Der Blitz erlischt und wieder legt sich Dunkelheit über alles. Außer dem endlosen Rollen der Wellen ist nichts mehr zu hören. Ich zittere, während mir sämtliche grauenvolle Schicksale durch den Kopf gehen, die uns erwarten könnten – entweder durch Ertrinken oder indem uns der Diener des Meeresgottes verschlingt.

Das Boot ächzt, als der Drache direkt neben dem Rumpf auftaucht. Was soll das? Was hat sich der Meeresgott dabei gedacht, seinen entsetzlichen Diener zu schicken? Stellt er den Mut seiner Braut auf die Probe?

Blinzelnd begreife ich, dass meine Wut den Großteil meiner Angst vertrieben hat. Mein Blick wandert über das Schiff. Shim Cheong steht nach wie vor am Bug, aber sie ist nicht länger allein.

»Joon!«, rufe ich, während sich mein Herz zusammenzieht.

Mein Bruder reißt den Kopf zu mir herum und lässt Shim Cheongs Hand abrupt los.

Hinter ihm schiebt sich fast lautlos der Drache aus den Fluten, sein langer Hals reckt sich in den Himmel. Meerwasser strömt von seinen dunkelblauen Schuppen und Tropfen fallen wie Münzen aufs Deck.

Die schwarzen, unergründlichen Augen des Drachen sind allein auf Shim Cheong gerichtet.

Es ist so weit.

Ich weiß nicht, was nun geschieht, nur dass dies der...

Erscheint lt. Verlag 19.7.2023
Übersetzer Nadine Mannchen
Verlagsort Bindlach
Sprache deutsch
Themenwelt Kinder- / Jugendbuch Jugendbücher ab 12 Jahre
Schlagworte Bücher von Axie Oh • Bücher wie Die sechs Kraniche • Bücher wie Ein Kleid aus Seide und Sternen • Bücher wie Iron Widow • Fantasyabenteuer • Fantasybücher ab 14 Jahren • Fantasy Liebesgeschichte • Fantasy Meerwesen • Koreanische Mythologie Fabeln • New York Times-Bestseller • Sage Shim Cheong Retelling • Unter Wasser Fantasy
ISBN-10 3-7320-2019-3 / 3732020193
ISBN-13 978-3-7320-2019-5 / 9783732020195
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