Beseelt von Hoffnung (Seday Academy 10) (eBook)
343 Seiten
Impress (Verlag)
978-3-646-60774-1 (ISBN)
Nach ihrem Studium fand sich die lesesüchtige Mathematikerin Karin Kratt in der Bankenbranche wieder. Doch so sehr sie Zahlen auch zu schätzen weiß, die Macht von Buchstaben begeistert sie weitaus mehr. Seit ihrer Teenagerzeit nutzt sie jede freie Minute, um ihre Ideen auf Papier zu bannen. Träume, die auf Streifzügen durch die südhessischen Wälder entstehen oder beim Herumtoben mit ihren drei ebenfalls lese- und fantasiebegeisterten Kids.
Nach ihrem Studium fand sich die lesesüchtige Mathematikerin Karin Kratt in der Bankenbranche wieder. Doch so sehr sie Zahlen auch zu schätzen weiß, die Macht von Buchstaben begeistert sie weitaus mehr. Seit ihrer Teenagerzeit nutzt sie jede freie Minute, um ihre Ideen auf Papier zu bannen. Träume, die auf Streifzügen durch die südhessischen Wälder entstehen oder beim Herumtoben mit ihren drei ebenfalls lese- und fantasiebegeisterten Kids.
Kapitel 1
Colorado, Cheyenne Mountain Operation Center
Es war dunkel, doch es herrschte keine erdrückende Finsternis. Es war kalt, aber nicht auf eine erbarmungslos eisige Weise. Es war leer und doch gab es so viel mehr als nur das Nichts. Es war … unbeschreiblich.
»Cey, verdammt, atme!«
Eine Stimme, nah und gleichzeitig unendlich fern. Ein Licht, warm und golden. Ein Gefühl, als würden sich Hände rhythmisch auf einen Brustkorb pressen, auf einen Körper, der einst ihr gehört hatte …?
»Atme!«
Gedanken formten und verloren sich wieder, ohne einen Sinn zu ergeben. Aber sie gehorchte und holte tief Luft. Würgte, erbrach Wasser, keuchte und erbrach sich erneut.
»Na endlich!« Tiefe Erleichterung verstärkte den chinesischen Akzent, der für gewöhnlich weit weniger ausgeprägt war. Keine Ahnung, woher sie das plötzlich wusste. Jemand half ihr vom Boden in eine sitzende Position auf, hielt sie von hinten und stützte ihren Oberkörper, während ein weiterer Krampf das letzte Wasser aus ihrer Lunge beförderte. Gierig sog sie die Luft ein und Finger strichen ihr fürsorglich die langen, nassen Haarsträhnen aus der Stirn.
Sie blinzelte, sah in das Gesicht eines vor ihr knienden jungen Mannes, dessen Augen nicht in einem typisch fröhlichen, verschmitzten Blauton schimmerten, sondern sich vor lauter Sorge in eine deutlich dunklere Nuance verfärbt hatten. Derjenige, der direkt neben ihm kniete, blickte sie mindestens genauso besorgt an.
»Schwesterlein, du hättest es keineswegs ganz so nervenaufreibend machen müssen. Ich dachte schon fast -« Er unterbrach sich selbst, musterte sie noch intensiver als zuvor. Und obwohl er sie keineswegs berührte, fühlte es sich an, als würde er sie sachte antippen.
Ein winziger geistiger Schubs – und urplötzlich war alles wieder da. Die Erinnerung daran, wer sie selbst war, an die verzweifelten Versuche, ihrer grausamen Vergangenheit zu entfliehen und ihr zukünftiges Schicksal nicht von unbarmherzigen Psychopathen bestimmen zu lassen. Sie erinnerte sich an Cheyenne Mountain und die mörderische Falle, in die EvolutionGenius sie gelockt hatte. An den unterirdischen Raum und die gewaltigen Fluten aus dem Wassersilo, denen ihre Freunde und sie nur hätten entkommen können, wenn sie einen von ihnen opferten …
»Nathan. Sahim. Lee.« Statt weiterhin gekrümmt dazusitzen, richtete Cey sich schlagartig auf. Ihr bestürzter Blick streifte die rissige Decke, die grau verputzten Wände und das Gitter im Fußboden, und fokussierte sich dann auf die Personen in ihrer Nähe. Hastig zählte sie durch. Wer war da und wer fehlte, wer –
»Es geht allen gut.« Die Hand eines dunkelhäutigen Mannes senkte sich beruhigend auf ihre Schulter. Xyen. Voller Sanftheit strich sein Daumen über ihren Hals. »Du bist als Letzte wieder zu dir gekommen.« Ein weiteres Mal liebkoste er sie unendlich zärtlich, bevor er sich fragend an seinen Freund Lee wandte, der sich gerade hinter Cey vom Fußboden erhob.
»Das wird schon wieder«, verkündete der Arzt das ewige Seday’sche Optimismusprinzip. »Gebt ihr noch einen Moment. Bald werden wir wieder Mühe haben sie zu bremsen, wenn sie mit gezücktem Schwert davonstürzen will.«
»Danke für die Vorwarnung, dann nutze ich das lieber schändlich aus«, erklärte Nathan und zog Cey in eine enge, stürmische Umarmung. »Meine Güte, du hast uns echt einen riesigen Schrecken eingejagt«, murmelte er, das Gesicht in ihren Haaren vergraben.
»Hey, ich will auch! Und ich habe ältere Rechte!« Sahims Arme schlangen sich nun ebenfalls um sie und beinahe hätte Cey der Versuchung nicht widerstehen können, sich an ihren Bruder und Nathan zu schmiegen und nichts weiter zu tun, als zu atmen. Als voller Faszination und Erstaunen wahrzunehmen, was sie gerade bis in die letzte Faser ihres Seins verspürte – sie lebte! Sie. Lebte.
Noch konnte sie sich jedoch nicht vollkommen bewusst darauf konzentrieren, auf dieses merkwürdige neue Wissen und Empfinden.
Ihr Blick zuckte zurück zu der geöffneten Tür zu ihrer Linken. Nikara stand dort zusammen mit Seven und Gael. Die bunte Punkfrisur des Dämonenanführers hatte ziemlich gelitten, sämtliche rot-blau-grüne Strähnen klebten platt an seinem Schädel. Er lächelte aber, als er ihren Blick auffing.
Six und Three hatten sich in der gegenüberliegenden Ecke an die Wand gelehnt und unterhielten sich leise. Auch sie nickten ihr lächelnd zu und einer knappen Begutachtung nach zu urteilen, waren die beiden ebenfalls unversehrt, so wie Xyen das behauptet hatte.
Aber wo zum Himmel steckten Rush und Jay? Hatten diese beiden vielleicht doch versucht, den Preis für das Überleben der Gruppe zu zahlen?
»Sch, sch. Sie sehen sich lediglich in den nächsten Räumen um. Nicht aufregen, Schwesterlein.« Sahims Geist strich behutsam über ihren hinweg, aber Ceys Herz hämmerte nur umso stärker. Es war zwar unfassbar schön zu hören und grenzte an ein Wunder, dass alle soweit wohlauf waren. Aber was dachte sich Jay bloß dabei, in diesem Komplex voller tödlicher Überraschungen herumzustreunen? Mit ausschließlich einem einzigen weiteren Seday an seiner Seite?
Cey stand auf und machte einen solch hastigen Schritt nach vorne, dass ihr prompt schwindelig wurde. Und kaum, dass die schwarzen Pünktchen wieder aus ihrem Gesichtsfeld wichen, traf sie ein eindeutig mahnender Blick von Lee. »Mach langsam!«, sagte er und es klang nicht im Mindesten wie eine Bitte.
»Hm, sind wohl schon beim Mit-dem-Schwert-losstürmen-Punkt angekommen«, bemerkte Nathan mit einem schiefen Grinsen und drängte sich erneut an ihre Seite.
Ceys Finger hatten sich tatsächlich bereits um den Griff ihres Schwertes gelegt. Weil sie inzwischen jedoch bemerkt hatte, dass sich Jays und Rushs Präsenzen tatsächlich nur wenige Meter von ihnen entfernt bewegten und das obendrein auf eine sehr bedachtsame statt leichtsinnige Art und Weise, nahm sie sich die Zeit für eine letzte Frage.
»Was ist passiert?«
»Du meinst, warum wir nicht ertrunken sind?« Sahim, der sie nicht für eine einzige Sekunde aus den Augen ließ, zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Der Raum war vollständig überflutet. Es gab keinen Ausweg. Doch dann hat sich die Schleuse plötzlich wieder verriegelt und die Tür ist aufgeglitten, ohne sich erneut zu schließen.« Er zeigte auf den offenen Durchgang zu dem Raum, in dem für sie beinahe alles geendet hätte. »Das Wasser ist hierher abgeflossen, durch das Gitter.« Jetzt deutete Sahim zu Boden. »Jay, Xyen und ich waren noch bei Bewusstsein. Lee und die anderen sind auch schnell wieder zu sich gekommen. Nur du hast ja unbedingt als Erste Wasser inhalieren -«
Auch dieses Mal vollendete ihr Bruder den Satz nicht, sondern biss sich stattdessen auf die Zunge. Cey fühlte sich mies, denn Sahims Furcht, sie zu verlieren, musste gigantisch gewesen sein.
Und erst recht fühlte sie sich mies, weil sie ihren Freunden gesagt hatte, gegen das Unausweichliche anzukämpfen wäre in ihrer Situation ein Fehler. Weil sie, die doch in all den Jahren niemals aufgegeben hatte, es akzeptiert hatte, dass es vorbei war, dass es jemand anderes sein würde, der EvolutionGenius und Zachriel zur Strecke brachte. Dabei hätte sie nur noch einige wenige Sekunden länger durchhalten müssen, bis Lieutenant Anderson, Callan und seine Gruppe die Kontrolle über die Computersteuerung des Wassersilos zurückerobert hatten und sie retteten.
»Nein, Schwesterlein«, widersprach Sahim sanft, der ihren Gedanken aufmerksam gefolgt war. »Callan oder dem restlichen Team verdanken wir unsere Rettung genauso wenig wie Lieutenant Anderson oder sonst jemandem vom menschlichen Militär. Es bleibt nur einer, der dafür verantwortlich sein kann. Und deswegen brauchst du dir auch keine Vorwürfe zu machen! Du hast richtig entschieden. EvolutionGenius’ Vorgehen ergibt nicht den geringsten Sinn!«
Das tat es wirklich nicht. Warum sollte dieser gestörte Kerl versuchen, sie alle zu ertränken, nur um sie dann im letzten Moment doch zu verschonen? Das war genauso idiotisch wie Killerroboter auf sie zu hetzen, die aber plötzlich trotz Hightech-Ausrüstung daneben ballerten.
Cey musste unweigerlich daran denken, wie Sahim und sie Jay gegen den Metallkoloss auf waghalsige Art und Weise zur Hilfe geeilt waren. Was hatte ihr Bruder nach der Konfrontation gesagt? Es ist echt strange! Eigentlich dürften wir nicht mehr im Diesseits weilen, Cey. Der Roboter muss uns mit all seinen Sensoren einfach registriert haben, als wir zu Jay gerannt sind. Wir haben jedoch noch nicht mal einen kleinen Kratzer abbekommen. Was bedeuten würde … er hat absichtlich vorbeigeschossen.
Nikara und Jay hatte der Roboter jedoch sehr wohl treffen wollen. Und der Graf war EvolutionGenius’ beschissenem Pfeil ebenfalls nicht entkommen. Der Mann, der seit seiner Jugend mit Astan befreundet gewesen war, war nicht minder brutal und gewissenlos wie ihr dunkler Schöpfer selbst, da machte Cey sich nichts vor. Doch genau wie Astan oder Zachriel war auch er sehr intelligent und handelte nicht einfach willkürlich. Wenn sein Vorgehen also einen bestimmten Zweck verfolgte … konnte das nur einer sein.
Ceys Augen blitzten entschlossen auf. Sie musste unbedingt zu Jay und Rush! Denn wenn sie sich nicht vollkommen irrte, würden die beiden einen weiteren Hinterhalt von EvolutionGenius eher überstehen, wenn sie bei ihnen war. Cey ging los – nicht so hastig wie zuvor, aber dennoch zügig – und Sahim folgte ihr seufzend. »Lektion Null«, murmelte er. »War ja irgendwie...
Erscheint lt. Verlag | 15.6.2023 |
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Reihe/Serie | Seday Academy | Seday Academy |
Verlagsort | Hamburg |
Sprache | deutsch |
Themenwelt | Kinder- / Jugendbuch ► Jugendbücher ab 12 Jahre |
Schlagworte | Buch Liebesroman • Fantasy Liebesromane • Fantasy Liebesromane Erwachsene • fantasy romance deutsch • impress ebooks • new adult bücher • Romantasy Bücher • romantische Fantasy Bücher • Young Adult Bücher • Zeitgenössische Liebesromane |
ISBN-10 | 3-646-60774-2 / 3646607742 |
ISBN-13 | 978-3-646-60774-1 / 9783646607741 |
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